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Mehr Bücher

Schweden mögen Bücher. Die Verkaufszahlen des Buchhandels steigen seit Jahren kontinuierlich auf zuletzt 80 Mio. Bücher pro Jahr (S). Das macht mehr als acht Stück pro Kopf und somit doppelt so viel wie in Deutschland.

Preis und Verfügbarkeit spielen eine große Rolle dabei. Bücher gibt es über Kioske und Pocket-Shops an jeder Ecke und bei Büchern ist Schweden ausnahmsweise einmal ein Billigland. Die Mehrwertsteuer auf Bücher (und Zeitungen und Konzerte) liegt nämlich, anstatt der üblichen 25%, nur bei 6%. Eine gute Sache.

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Kanelbullar

Kanelbullar

Typisch schwedisches Fikagebäck aus Hefeteig und mit viel Zimt. Ich kenne einige Einwandererkollegen, die sie nicht mehr sehen können. :-)

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Wort der Woche: Nämenvafan

Eine kleine Warnung gleich zu Beginn: Es geht heute um Schimpfworte. Wer Ausdrücke, die man normalerweise eher selten geschrieben sieht, lieber nicht zu Gesicht bekommt, kann ja jetzt einfach aufhören zu lesen.

Wie also fluchen Schweden?

Ohne das wirklich sprachwissenschaftlich belegen zu können, behaupte ich, dass schwedische Flüche weniger fäkal sind als Deutsche (Scheiße) und dafür häufiger den Teufel ins Spiel bringen. Djävul nennt sich dieser auf Schwedisch, oft aber auch djävel oder jävel. Als einzelner Ausruf, ist Jävlar! in häufigem Gebrauch und kann auch adjektivisch verwendet werden, dann auch einmal mit Scheiße: Jävla skit! würde man am besten mit Verdammte Scheiße! übersetzen. Abgeschwächte Formen, also wenn man eigentlich jävla sagen möchte, aber sich nicht wirklich traut, sind jadra, jäkla oder sogar järnspik (Eisennagel), dem der deutsche Scheibenkleister nahe kommt.

Der Gehörnte hat einen weiteren gebräuchlichen Namen, der aber nur als Substantiv durchgeht: Fan. Das spricht sich mit herrlich langem a und ist in der Verwendung etwas stärker als jävel. Häufige Ausdrücke sind Fan också! (Verdammt nochmal!) und Vad fan!? (Was zum Teufel!?). Letzteres lässt sich noch weiter ausschmücken zu Nein, aber was zum Teufel!? (Nej, men vad fan!?), was sich wiederum verkürzen lässt zu nämenvafan, dem heutigen Wort der Woche.

Fasen ist ein weiterer Spitzname des Teufels und auch Satan! hört man manchmal. Alleine anhand der Namensvielfalt sieht man, welche dominante Rolle der Teufel in schwedischen Flüchen einnimmt. Zu Pfui Teufel! gibt es die direkte und häufig gebrauchte Entsprechung Fy Fan! und wo der Teufel ist, ist die Hölle nicht weit: helvete bzw. för i helvete! gehören ebenso zu den beliebteren Flüchen.

Ich denke nicht, dass man in Schweden generell mehr flucht als anderswo und es ist hier natürlich ebenso roh, wie in Deutschland. Deswegen gibt es neben järnspik noch andere Ersatzflüche, die schwächer sind als die Originale. Tusan! zum Beispiel kommt von tusen jävlar (tausend Teufel) und vielleicht ist verflixt ist ein passendes deutsches Äquivalent dafür. Dann gibt es noch attans, sablar (Säbel, angeblich aber eine Vermischung von satan und jävlar) und (fy) sjuttion, was schlicht die Zahl Siebzehn ist und deshalb kein sehr hartes Schimpfwort. Am anderen Ende der Skala findet sich natürlich auch die Klasse Wörter, die als Schimpfwort so stark sind, dass man sie am besten vermeidet: Fitta zum Beispiel, das sich durchaus korrekt mit Fotze übersetzen ließe, wenn man das denn wollte.

Es gibt sicherlich noch zahlreiche weitere Varianten, auch regionale, an Schimpfwörtern und Flüchen, doch ich glaube, dass die geläufigsten schwedischen Schimpfworte damit abgedeckt sind. Wem noch etwas einfällt, der kann es ja in die Kommentare schreiben.

Alle bisherigen Worte der Woche.

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Schwedisches Fast Food: Max

![Max Logo](/pic/logo_max.gif)

Vorweg und damit mich keiner missversteht: Schnelles Essen ist eigentlich ein Unding und alles Negative, das man über McDonald’s und ähnliche Schnellgaststätten hört und liest, ist wohl eher wahr als falsch. Hin und wieder zieht es mich aber doch dorthin und dank des vielen Zuckers, Fettes und anderer glücklichmachender Stoffe genieße ich es dann sogar.

In Schweden gibt es zusätzlich zu den internationalen Platzhirschen auch eine einheimische Alternative: Max. Gerade hat am Marktplatz von Uppsala eine neue Filiale eröffnet. Das Essen dort wird auch von Hamburgern und Pommes dominiert, aber es gibt ein paar kleine Unterschiede:

  • Für Getränke bekommt man nur den Becher ausgehändigt, den man dann selbst am Automaten mit dem befüllt, was man möchte – mit oder ohne Eis. Ein Nachschank ist meines Wissens nicht inbegriffen, wird aber wohl stillschweigend toleriert.
  • Es gibt eine Kaffeestation, bei der man sich kostenlos bedienen kann – eine Reverenz an die schwedische Kaffeekultur.
  • Es gibt permanent mehr Beilagen zur Auswahl: Pommes, Möhrchen, Zwiebelringe, Kartoffelgratin …
  • Das ist sicher subjektiv, aber ich finde, das Essen ist besser. Das Brot ist weniger labberig. Die verschiedenen Teile eines Burgers sind geschmacklich unterscheidbar. Paradox veranlagte Menschen, die auf “gesundes Essen” wert legen, aber trotzdem in ein Schnellrestaurant gehen, finden fettarme und ballaststoffreiche Produkte, die mit dem recht bekannten [*Schlüsselloch*](http://www.slv.se/templates/SLV_Page____11290.aspx) (S) markiert sind.

    Max macht nur ein knappes Drittel des Umsatzes von McDonald’s, aber während letzterer erstmals Restaurants schließt und ansonsten stagniert, kann Max [20% Wachstum](http://www.thelocal.se/article.php?ID=4713&date=20060828) (E) aufweisen.
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Wort der Woche: Kräftskiva

![Krebse](/pic/kraftor.jpg) Krebse einer *Kräftskiva*.

Die zweite Augusthälfte ist in Schweden die Zeit der “Krebsfeste”, die sowohl im privaten Rahmen als auch größer und etwas offizieller stattfinden können. Kräftor sind Krebse, genauer gesagt Fluss- bzw. Signalkrebse, wie sie auch in den schwedischen Seen vorkommen. Das Wort skiva^1^ bedeutet eigentlich “Scheibe” (Brot, CD, etc.), ist aber auch die etwas veraltetete Bezeichnung für ein Festessen – deswegen kräftskiva. Die Saison beginnt immer noch mit der kräftpremiär am zweiten Augustmittwoch, auch wenn heutzutage der Fang der Krebse vor diesem Datum nicht mehr verboten ist.

Die Tiere werden bis zu 20cm groß und bekommen ihre rote Farbe erst beim Kochen. Der Dill im Kochwasser spielt eine wichtige geschmackliche Rolle. Man isst vor allem den Schwanz, die Klauen und, wenn man sorgfältig sein will und das Wohlschmeckende vom Rest unterscheiden kann, auch Teile des Rumpfes. Alles muss zuerst aus seiner harten Schale befreit werden, was ein wenig Übung erfordert oder zumindest jemanden, der es einmal vormacht. Es gibt auch spezielle kurze, kräftige^2^ Messer, die aber nicht wirklich notwendig sind.

Die Ausbeute an Essen pro Tier ist nicht gerade hoch und es braucht viele, um satt zu werden. Beilagen, meist nur Brot, spielen eine untergeordnete Rolle. Oft kauft man fertig gekochte Krebse, die mitsamt Sud in einer Schale tiefgefroren sind und nur noch aufgetaut werden müssen, oder allenfalls kurz aufgekocht.

Kräftskivor sind meist recht informell und gute Eisbrecher, denn abgesehen vom unabdingbaren Bier und snaps (Aquavit) ist es fast unmöglich zu vermeiden, dass einem beim Zerlegen und Essen der Krebse einmal etwas abrutscht, durch die Gegend fliegt oder dass man sein Gegenüber mit Wasserresten vollspritzt, die sich im Innern verbargen. Alberne Partyhüte gehören zu einer kräftskiva, auch zu den etwas formelleren, bei denen Leute Anzug tragen. Passende Dekoration sind Lampions mit Mondmotiv, denn der Augustmond (S) hat eine besonders romantische Bedeutung in Schweden. Zum einen steht er bei Vollmond recht nahe am Horizont, was ihn größer und rötlich erscheinen lässt, zum anderen ist jetzt die Zeit, in der es nachts wieder richtig dunkel wird, man wieder Sterne sieht und den Mond stärker wahrnimmt.

Die kräftsäsong ist eine angenehme Zeit, aber gleichzeitig der letzte Höhepunkt des Sommers. Eine gewisse Melancholie ist spürbar, dass der Sommer vorbei ist, der Herbst vor der Tür steht und dass es acht oder neun Monate dauern wird bis das Wetter es wieder erlaubt, mehr als nötig im Freien zu sein.

[1] Skiva spricht man schiwa oder chiwa mit “ch” wie in “Tuch”.
[2] Achtung, Wortspiel!

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Wort der Woche: Hjortron

[![Eine unreife und eine reife Multbeere](/pic/hjortron_s.jpg) Eine unreife und eine reife Multbeere.](/pic/hjortron_l.jpg)

Erwähne hjortron (sprich: juhrtron) in Anwesenheit eines Schweden und er wird wahrscheinlich glänzende Augen bekommen. Hjortron ist eine Beerensorte, die in moos- und sumpfartigen Gegenden in der nördlichen Hälfte Schwedens wächst, oft in den Bergen gerade oberhalb der Baumgrenze. Jetzt ist gerade die Reifezeit und das nebenstehende Bild ist von vor wenigen Tagen. Es zeigt links eine unreife rötliche und daneben die orange-gelbe reife Frucht, die nach dem Foto in meinen Magen wanderte. Wie man sieht, ragen die Beeren an einzelnen Stengeln aus dem Boden und sind deswegen leicht zu finden und zu pflücken.

Der Geschmack ist stark, sehr eigen und naturgemäß schlecht in Worte zu fassen. In Deutschland sind Hjortron meines Wissens weitgehend unbekannt, aber wer genauer auf eine finnische 2-Euro-Münze schaut, findet sie dort. In den einschlägigen Gegenden tragen Schweden (und Finnen und Norweger) gerade eimerweise Hjortron nach Hause und kochen diese ein, oder machen all das, was man mit Beeren so machen kann, auch Likör.

Eine weniger gebräuchlicher Name für Hjortron ist multebär und daher leitet sich der deutsche Name ab: Multbeere, oder auch Moltebeere. Das ließe sich mit “Schmelzbeere” übersetzen und kommt daher, dass reife Hjortron sehr weich sind. Jedes Segment der Beere enthält einen kleinen harten Kern, ähnlich Brombeeren, mit denen sie entfernt verwandt sind. Wer sich für die genauere biologische Einordung interessiert, schaue in den Wikipedia-Artikel.

Nicht nur der Farbe wegen werden Hjortron als das “Gold von Lappland” bezeichnet, denn sie werden als Delikatesse gehandelt und gehören zu den Speisen, zu denen Schweden ein romantisches Verhältnis haben und die ein Essen automatisch zum Festessen machen. Marktpreise in Stockholm liegen um 25 Euro pro Kilo und schwanken von Jahr zu Jahr, weil Hjortron recht wetterempfindlich sind. Trotz des Versuchs, sie zu domestizieren, sind Multbeeren bis heute reine Wildbeeren.

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Stockholm Pride

Seit 1998 gibt es das Schwulen-, Bi- und Transsexuellen-Festival Stockhom Pride, das sich zu einem der größten Festivals in Stockholm gemausert hat und eine volle Woche andauert. Höhepunkt war die heutige Parade (S) quer durch die Innenstadt, an der rund 70 Wagen und 15.000 Menschen teilnahmen und weitere 100.000 zuschauten.

Ganz friedlich ging es jedoch nicht zu und es gab vereinzelte Meldungen von Gewalt (S) gegen Festivalbesucher, auch seitens rechter Gruppierungen. Das Thema Homophobie ist auch sonst in den schwedischen Medien: Probleme mit homophoben Lehrern (S) werden diskutiert und die Sozialdemokraten planen eine internationale Konferenz mit dem Thema “Hassverbrechen, Homophobie und Menschenrechte”.

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Ohne weiteren Kommentar

René schreibt:

R: eine freundiin hat mir mal erzählt, dass in schweden fast 70% aller menschen mindestens Bi sind…
O: naja schweden ist dünn besidelt da muss man nehmen was man kriegt, die nehmen auch elche
R: LOL

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Kleine Unterschiede

Bis auf einige Spezialitäten sind die Unterschiede im Essen zwischen Schweden und Deutschland ziemlich gering, aber es gibt sie. Ein paar Beispiele:

  • Die Butter ist gesalzen. Lecker!
  • Erdnussflips haben Käsegeschmack und machen es noch schwerer, mit ihnen aufzuhören.
  • Yoghurt kommt nicht in kleinen Plastikbechern, sondern in 1L-Tetrapacks.
  • Popcorn ist nicht gezuckert, sondern gesalzen. Das schmeckt sehr gut und ist auch einfacher, selbst zu machen.
  • Kaba heißt O’boy, aber es wird auch der Name der Marke stellvertretend für alle ähnlichen Produkte verwendet.
  • Brot ist gesüßt – ein echter Nachteil.
  • Backpulver und Vanillzucker sind nicht in kleinen Papiertütchen, sondern in wiederverschließbaren größeren Behältern. Das macht es etwas schwieriger, “Mamas Rezepte” zu übertragen.
  • H-Milch gibt es nicht, nur pasteurisierte, die sich etwas mehr als eine Woche hält.

    Was habe ich vergessen? [Mehr zum Thema *Essen und Trinken*](http://www.fiket.de/tag/essentrinken).
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