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Butter für Norwegen

Es ist ziemlich absurd, dass in Norwegen, dem reichsten Land Europas (der Welt?), zu Weihnachten die Butter ausgeht. Ursachen scheinen erhöhter Bedarf – mehr Fett und weniger Kohlehydrate sind im Trend, auch in Schweden – und schlechte Planung beim norwegischen Quasimonopolisten zu sein. Außerdem nimmt sich Norwegen als Nicht-EU-Land die Freiheit, die eigene Landwirtschaft mit Zöllen auf Importe zu schützen, was den Nachschub weiter erschwert.

Diese Zölle sind auch der Grund, warum jetzt tatsächlich Schweden im Nachbarland verhaftet werden, weil sie Butter schmuggeln. Bei über 30 Euro pro Pfund ist das lukrativ. Wenigstens können Schweden jetzt schadenfroh sein und einen gewissen Ausgleich dafür verspüren, dass sie dem Nachbarn und ehemaliger “Provinz” heute wirtschaftlich unterlegen sind und nicht selten für die einfacheren Arbeiten dort herangezogen werden, die kein Norweger mehr machen will. Immerhin hat man hier ordentliches Weihnachtsgebäck.

Wer die neue Flugverbindung Oslo – Karlstad nutzt, bekommt jetzt ein Kilo Butter geschenkt.

Nachtrag: Jetzt auch auf tagesschau.de

(irgendwie auch via fefe )

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Wort der Woche: Blodpudding

Zu den Prinzipien der Hausmannskost gehört immer, dass alles Essbare, das sich am geschlachteten Tier finden lässt, auch verwendet wird – auch das Blut. Im südlichsten Schweden wird aus letzterem wie in Deutschland Blutwurst gemacht. Im restlichen Schweden ist dagegen der “Blutpudding” gebräuchlicher.

Dabei wird das Blut mit Roggenmehl, Milch, Speck/Fett und Sirup vermischt und mit Majoran, Pfeffer und Zwiebeln gewürzt. Der Teig wird dann in einer Form im Wasserbad gebacken, bis er fest ist und die typische dunkelrot-braune Farbe erhält und einige Zeit haltbar ist. Das Rezept war überall ein wenig anders, aber heute macht kaum noch jemand selbst Blodpudding, sondern man kauft industriell gefertigten. Dieser ist durchaus eine beliebte Speise, weil billig, nahrhaft und schnell zuzubereiten. Man findet ihn in jedem schwedischen Supermarkt.

Man isst den Blodpudding nicht kalt, sondern schneidet den Klumpen in Scheiben, die man in der Pfanne anbrät. Je nach Geschmack kann man ihn innen saftig und rot belassen oder so weit durchbraten, dass man vergisst, dass es sich um Blut handelt. Schweden sind natürlich auch so weit von der Bauerngesellschaft entfernt, dass Blut essen nicht jedermanns Sache ist. Die üblichsten Beilagen sind knusprig gebratener Speck und Preiselbeeren, doch es gibt allerlei Varianten. Auch Äpfel oder Kartoffeln und Kohl passen zum Blodpudding.

Im Restaurant wird man Blutpudding nur sehr selten antreffen. Wer ihn also noch nicht probiert hat, dem sei beim nächsten Schwedenaufenthalt der Zugang zu einer Pfanne empfohlen. Mir schmeckt er jedenfalls – aber ich bin ja auch “vom Land” und mit frischer Blutwurst aufgewachsen.

Zum Abschluss noch der Link zur Bildersuche für den optischen Eindruck.

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Eine Krone mehr für Milch

Heute morgen war in der Zeitung ein interessanter Vorstoß zu lesen: Milko, eine im Vergleich zum Platzhirsch Arla zwar recht kleine, aber in ganz Mittelschweden aktive Molkereigenossenschaft, will ab kommender Woche den Liter Milch um eine Krone (etwa 10 Euro-Cent) verteuern und diese ohne Abzüge den Milchbauern zukommen lassen. Weil bisher nur etwa 1,20 kr pro Liter bei den Bauern ankommen, soll dies einen großen Unterschied machen und den im letzten Jahr gesunkenen Preisen und Marginalen entgegenwirken.

Die großen Handelsketten (ICA, Coop etc.) akzeptieren das, ohne dass die Bauern dafür erst auf die Straße gehen mussten. Laut Umfragen sind auch über 90 Prozent der schwedischen Verbraucher bereit, die eine Krone mehr auf den Tisch zu legen, wenn sie den Bauern zugute kommt.

Ich habe hier schon öfter meinen positiven Eindruck geschildert, dass es in Schweden ungewöhnlich, fast verpönt ist, beim Essenseinkauf auf jeden Cent zu achten, weil man sich der schädlichen Wirkung dieses Handelns bewusst ist. Deshalb bleibt zu hoffen, dass Milko wegen der Preiserhöhung nicht die Kunden weglaufen. Das ist zudem unwahrscheinlich, weil nur die ganz großen Lebensmittelgeschäfte Milch von mehr als einer (der lokal dominierenden) Molkerei im Angebot haben. Auch wenn ich gerne würde, kann ich deshalb die Milko-Aktion leider nicht durch meine “Verbraucher-Macht” unterstützen.

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Was ändert sich 2009? Teil 3

Es folgt die Teil 3 der Liste (PDF) mit neuen Gesetzen und veränderten Regeln in Schweden, samt meinem Senf dazu. Teil 1, Teil 2.

  • **Ausbildungsministerium** - *Neuer Lehrplan für “Schwedisch für Einwanderer” (SFI)*. Die Zielsetzungen für die einzelnen Kurse (A-D) wurden konkretisiert. SFI bekommt ständig Kritik ab, aber meines Wissens ist es im Vergleich zu anderen Ländern “traumhaft gut”. - *Zinsen für Studienkredite.* Der Zinssatz erhöht sich um 0,4 auf 2,5 Prozent. Schwedische Studenten bekommen im Gegensatz zu deutschen nur einen kleinen Teil des “Bafög” geschenkt und zahlen oft jahrzehntelang zurück. Natürlich ist die Abhängigkeit vom Einkommen der Eltern ein großes Manko im deutschen System, aber von Zinsfreiheit und allen möglichen Rabatten können schwedische Studenten nur träumen.
  • - *Ausbildungsbeitrag für Doktoranden*. Der Betrag wird angehoben. Viele Doktoranden sind in ihrem ersten Jahr nicht angestellt, sondern bekommen diese Art von “Lohn”. Das spart den Universitäten Geld und natürlich versuchen Studentengremien, den *Utbildningsbidrag* abzuschaffen. - **Landwirtschaftsministerium** - *Neues Gesetz zum Verkaufsverbot von Pelzen von Katzen und Hunden*. Das Verbot kommt aus einer EU-Verodnung. Ich frage mich, warum Verbraucher vor Katzen- und Hundefellen geschützt werden müssen. - *Veränderungen im Waldschutzgesetz*. Hier geht es sowohl um eine Vereinfachung von Regeln als auch um die Annahme der Definition von “Wald”, die die [FAO](http://de.wikipedia.org/wiki/Ernährungs-_und_Landwirtschaftsorganisation) benutzt. - *Tierschutzkontrollen in staatlicher Regie*. Ab kommendem Jahr unterliegt die Kontrolle der Tierschutzbestimmungen nicht mehr den Kommunen, sondern den *Län* (*landsting*). Sie wird dann auch aus Steuermitteln bezahlt und damit kostenlos für die Eigentümer der Tiere. - **Umweltministerium** - *Umweltschutz in der schwedischen Wirtschaftszone*. Die Wirtschaftszone streckt sich weiter auf See als die Hoheitsgewässer entlang der Küsten. Die neuen Regeln machen deutlicher, wie Umweltschutzgesetze dort angewendet werden sollen. - *Umweltabgabe für Emission von Stickoxiden.* - *Verantwortung der Produzenten für Batterien.* Im Einklang mit EU-Regeln sind in Zukunft die Produzenten für die Entsorgung verantwortlich. Ein Fond dafür und Sanktionen bei Verstößen werden eingeführt. - **Wirtschaftsministerium** - *Fahr- und Ruhezeiten für Zugpersonal im internationalen Zugverkehr.* - *Transportdirektion*. Das ist eine neue Behörde mit Sitz in Norrköping, die die Eisenbahn- und Luftfahrtdirektionen ablöst und auch Teile der Behörden für Straßen- und Seeverkehr übernimmt. - *Neues Konkurrenzgesetz.* Strafen und Berufsverbote bei Preisabsprachen und Kartellbildungen. Wiederum eine Harmonisierung mit EU-weiten Regeln. - *Gesetz über Stromzertifikate – Ausnahmen für Stromintensive Industrien*. - *Beihilfen für Investitionen in Sonnenwärme*. Neuregelung und Zusammenlegung der bisherigen Zuschüsse. Sowohl Privatpersonen als auch Firmen können bis zu einer Obergrenze Beitrag pro installierter Leistung erhalten.
  • *Gesetz über Stromzertifikate – Verteilung und Vorabbescheide*. Hier geht es um Vorteile für Produzenten erneuerbarer Energie, die bisher Wasserkraftanlagen vorbehalten waren.

    Alles sehr interessant, nicht? Auch wenn viele der Punkte den *Medelsvensson* (“Otto-Normalbürger”) eher nicht betreffen, finde ich das Konzept gut, dass die Regierung einfach alles kurz auflistet, was sich ändert. Man kann dann die für einen selbst relevanten Teile vertiefen. Drei Ministerien fehlen noch, die kommen dann im [vierten und letzten Teil](http://www.fiket.de/2008/12/29/was-aendert-sich-2009-teil-4/).
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Mörderschnecken

Es scheint, dass meine Anstengungen, Schnecken am Leben zu lassen, nicht von allen mitgetragen werden. Wegen des nassen Sommers hat sich in Schweden nämlich die aus Spanien eingeschleppte Mörderschnecke rapide vermehrt und stellt eine Plage für Gartenbesitzer und Landwirte dar.

Den widersprüchlich anmutenden Namen haben die “Mörderschnecken” daher, dass sie auf andere Weichtiere und auch Artgenossen Jagd machen. Außer Enten und angeblich auch Wacholderdrosseln haben die Tiere in Schweden keine natürlichen Feinde. Vielleicht erklärt das ja, dass man die Drosseln dieses Jahr sehr häufig sieht – nicht selten bis zu zwanzig Stück auf den nicht allzu großen Wiesen in meiner Wohngegend.

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Mangelware ökologische Milch

Letzten Oktober schrieb ich, dass ich bei meiner Milch zum Frühstück auf die fettarmere Variante ausweichen musste, weil die ökologische mit 3% Fett nicht mehr verkauft wurde. Daran hat sich seitdem nichts geändert und ökologisch produzierte Milch ist in Schweden wegen der großen Nachfrage weiterhin knapp.

Deswegen will der dänisch-schwedische Molkereikonzern Arla bald dänische Milch nach Schweden importieren. Schwedische Bauern finden das nicht gut und haben natürlich Recht, dass der längere Transport dem ökologischen Gedanken zuwiderläuft. Gleichzeitig stellen viele schwedische Bauern nicht auf Ökoproduktion um. Gründe seien der höhere Flächenbedarf, das finanzielle Risiko und Zweifel daran, dass ökologische Landwirtschaft wirklich besser ist.

Als Laie würde ich vermuten, dass hohe Nachfrage bei geringem Angebot die Preise steigen lässt und somit langfristig dafür sorgt, dass ökologische Produktion auch für Landwirte attraktiver wird.

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Mangel an Ökokühen

Schon gestern habe ich mich beim Einkaufen gefragt, warum es “meine” Milch, also die ökologische mit 3% Fett, nicht mehr zu kaufen gab und ich auf die ökologische Mellanmjölk (wörtlich: “Mittelmilch”; 1.5% Fett) ausweichen musste. Ich gab die Schuld meinem lokalen ICA – zu Unrecht. Der Molkereiriese Arla hat Lieferprobleme, weil die Nachfrage nach Ökomilchprodukten stark wächst und es in Schweden zu wenige Ökokühe gibt. Meine Milch wird es bis nach Weihnachten nicht mehr zu kaufen geben.

Arla will mehr Landwirte zur Ökowirtschaft bringen, unter anderem mit höheren Preisen für die Bauern. Ein guter Trend, finde ich, sowohl von Verbraucher- als auch Produzentenseite, trotz meines eigenen temporären Nachteils.

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