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Ung och gammal

Jung und
alt

Die beiden Portraits von Linné habe ich neulich in Linnés Hammarby abfotografiert. Das rechte sieht dem auf dem Hundert-Kronen-Schein sehr ähnlich, ist aber nicht dasselbe.

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Linnés Hammarby

Linnés
Hammarby

Das Linné-Jahr anlässlich des 300. Geburtstags des Botanikers ist noch nicht vorbei. Stündlich fährt der eigens eingerichtete Linnébus Touristen, die nicht selten alleine wegen Linné nach Uppsala kommen, zu den wichtigsten Stellen in und außerhalb der Stadt. Dazu gehört zweifelsohne auch Linnés Hammarby, ein alleinstehendes Anwesen 15 Kilometer südöstlich von Uppsala, das Linné für sich und seine Familie kaufte, um der ungesunden Stadt zu entfliehen. Zu sehen gibt es neben dem Wohnhaus (Bild), den Nebengebäuden und dem Garten auch ein kleines Steingebäude in dem Linné seine Sammlungen aufbewahrte, damit sie vor Bränden in der Stadt geschützt waren.

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Seltenheitswert

Ist es nicht erstaunlich, dass Leute in Scharen herbeiströmen, sobald es etwas Seltenes zu sehen gibt? Zum Beispiel die Riesenseerose victoria cruziana, die im Botanischen Garten von Uppsala in einem eigenen Anbau des Gewächshauses lebt. Die Pflanze blüht nur kurze Zeit im Jahr, jede Blüte zwei Nächte lang; die erste Nacht weiß, die zweite rot. Das Haus hat wegen dieses “Spektakels” jedes Jahr längere Öffnungszeiten.

Ob die Allgegenwart Linnés zu seinem 300. Geburtstag das Interesse am Grünen neu geweckt hat, weiß ich nicht, aber alleine gestern Abend waren über fünfzig Leute da, um vergeblich darauf zu warten, dass eine Blüte zwischen den riesigen Blättern auftaucht und sich öffnet.

victoria cruziana mit
Zuschauern

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Ehrendoktoren II

Nach der ersten Runde mit Vorträgen am Morgen, hörte ich gestern nachmittag noch zwei weiteren Menschen zu, die heute ihre Linné-Ehrendoktoren verliehen bekommen.

Da war zuerst der deutsche Kardinal Walter Kasper, laut Begründung einer der international meistbekannten Theologen. Von meiner Ablehnung gegenüber Religion einmal ganz abgesehen, kann ein Theologe natürlich prinzipiell schon Interssantes von sich geben. Leider war dem nicht so bei Herrn Kasper. Neben Name-Dropping von berühmten Philosophen war seine Hauptaussage lediglich, dass es der heutigen Zeit an Vision und Hoffnung mangelt und dass Religion, vor allem natürlich das Christentum, dazu einiges beitragen kann. Das Ganze wurde äußerst verschwurbelt und in fast unverständlichem Englisch über eine Stunde lang vorgetragen. Leute verließen den Saal vorzeitig und ich gönnte mir zwischenzeitlich ein paar Minuten Schlaf. Kasper war der einzige der Redner gestern, der sich nicht für die Einladung und die Möglichkeit zu reden bedankte.

Auch der Ehrendoktor der juristischen Fakultät geht übrigens an einen Deutschen: Christian von Bar, der an der Uni Osnabrück lehrt.

Am späteren Nachmittag gab es dann das schon erwähnte Gespräch zwischen Kofi Annan und Jan Eliasson, die nach beiderseitiger Aussage eine besonders enge Zusammenarbeit aus der Zeit verbindet, als Eliasson Vorsitzender der UN-Vollversammlung war. In dieser Runde war es verzeihlich, dass sich alle gegenseitig Honig um den Mund schmierten. Sinn der Veranstaltung war kein Streitgespräch und auch nicht die Vermittlung von sonderlich viel Information, sondern die Möglichkeit, die entscheidenden Personen selbst ihre Sicht der Dinge erzählen zu lassen.

Die
Gesprächsrunde
(v.l.n.r: Peter Wallensteen, Professor für Friedens- und Konfliktforschung in Uppsala und Moderator des Gesprächs; Kofi Annan; Jan Eliasson; Anna Kläppe, Studentin)

Ein Schwerpunktthema war die von Annan initiierte “responsibility to protect”, die einerseits die internationale Gemeinschaft dazu anhält, nicht tatenlos Verbrechen gegen die Menschlichkeit zuzusehen, und gleichzeitig Regierungen ermahnt, dass sie sich nicht auf ihre staatliche Souveränität berufen können, wenn sie ihr Volk misshandeln, sondern dass sie mit Einmischung von außen zu rechnen haben. Bis dieses Prinzip konsequent angewandt werde, wird jedoch noch einige Zeit vergehen, bedauerte Annan.

Ich habe das Gespräch aufgenommen (MP3, 24MB), mit dem internen Mikrophon des MP3-Players und der vollbesetzten Aula wurde die Audioqualität jedoch leider ziemlich mies. Ich habe wenig Ahnung von Audiobearbeitung, aber wenn sich jemand, der sich damit auskennt, an der Originaldatei (WMA, 33MB) versuchen würde und mir das verbesserte Ergebnis zukommen ließe, würde ich (und alle späteren Hörer) mich natürlich freuen.

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Ehrendoktoren

Von Ehrendoktoren, also Doktortiteln, die man ohne eine entsprechende Arbeit verliehen bekommt, mag man halten, was man will. Die Liste mit Namen, die die Uni Uppsala ausgesucht hat, um ihnen anlässlich der Linnéfeierlichkeiten eben solche Titel zu verleihen, lässt sich jedoch sehen.

Die formelle Verleihung ist morgen, aber heute geben die Empfänger ihre Vorträge. Ich sitze gerade in der Universitätsaula und höre zu.

  • Der erste Redner war Michel Major von der Uni Genf, eine der herausragenden Figuren in der Suche nach Planeten um andere Sterne als die Sonne. Seine Gruppe hat etwa die Hälfte der bisher gut 200 gefundenen Planeten enteckt und zuletzt war er wieder in den Schlagzeilen mit einem Planeten, der nicht viel schwerer als die Erde ist und sich in einem Abstand zu seinem Stern befindet, der prinzipiell flüssiges Wasser erlaubt. Da ich ihm schon vorgestern bei anderer Gelegenheit zugehört hatte, habe ich seinen Vortrag heute ausgelassen.
  • James D. Watson ist als einer der Entdecker der Helix-Struktur der DNA ebenfalls kein Unbekannter und zusammen mit Crick und Wilkins hat er ja auch schon 1962 den Nobelpreis bekommen. Heute sprach er jedoch allgemeiner über Rules for Important Science. Ich kam etwas zu spät, habe aber noch mitbekommen, wie er für den Austausch auch unter konkurrierenden Wissenschaftlern argumentierte und dafür, einen Backup-Plan bereit zu haben, wenn man keinen Erfolg hat. Denn wenn man große Fragen angeht, sei scheitern wahrscheinlich, aber es sei viel besser an einer wichtigen Frage zu scheitern als an einer unwichtigen.
  • Danach sprach Robert A. Weinberg über Krebs und wie er entsteht. Das war ein sehr interessanter und gut gehaltener Vortrag. Ich traue mich kaum, ihn zusammenzufassen, aber glaube, jetzt ein wenig mehr über Krebs zu wissen.
  • Elinor Ostrom spricht gerade über Why Institutional Diversity Is Important but Often Mistaken for Chaos. Sie ist Politikwissenschaftlerin und bei dem Titel des Vortrags war ich doch überrascht, dass sie vor allem über Entwicklungshilfe und Konzepte zur Bewahrung von Naturreservaten in mehreren Teilen der Welt sprach. In ihrem Schlussplädoyer sprach sie sich gegen institutionelle Regulierung und für Eigenverantwortung aus und dafür, die Komplexität von Entscheidungsprozessen nicht als Feind zu sehen, sondern zu versuchen, sie zu verstehen.

  • Jane Goodall ist die weltbekannte Affenforscherin, deren Bücher sehr lesenswert sein sollen. Sie grüßte die Zuhörer mit einem “Hallo” auf Schimpansisch, das sie während ihrer Zeit mit Schimpansen benutzt hatte. Nachdem sie kurz erzählte, wie sie dazu kam, mit Menschenaffen zu arbeiten, und einige biologische Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede erwähnt hat, geht sie auf das Sozialsystem ein und erzählt Geschichten aus solchen Gemeinschaften. Starke lebenslange Familienbindungen, die Rangordnung und mit welchen Strategien, abseits von Aggression, ein sozialer Aufstieg angestrebt wird. Ihre Entdeckung, dass Schimpansen Werkzeuge herstellen und benutzen und dass diese Fähigkeiten von älteren in der Gemeinschaft erlernt werden, hat die “Grenze” zwischen Menschen und Affen weiter verwischt. Auch von den schockierenden Erlebnissen, wie dem Bezeugen eines “Krieges” gegen eine andere Gruppe, erzählt sie. Dass die Menschheit nicht so unterschiedlich vom Rest der Tierwelt ist, könne einerseits die Anfänge des Menschen verstehen lernen und bringe automatisch eine weitergehende Verantwortung gegenüber der Umwelt mit. Einige traurige Beispiele dafür werden genannt und sie schließt mit einem sehr emotionalen Plädoyer gegen die Unvernunft und fehlende Weisheit in heutigen Entscheidungsprozessen. Goodall hält den Druck des Geldes für den entscheidenden Faktor und hofft auf eine neue Generation von jungen Menschen, die andere Wege gehen.

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Lehrreiches Geld

Jeder, der schon einmal in Schweden war, weiß wie Carl von Linné aussah – vielleicht ohne zu wissen, dass er es weiß. Der gebräuchlichste schwedische Geldschein im Wert von 100 Kronen (z.Zt. knapp 11 Euro) ist nämlich dem Botaniker gewidmet und dort ist allerlei Interessantes zu sehen.

Vorderseite des
100-Kronen-Scheines

Auf der Vorderseite:
1. Abbildung eines Stichs des wohl bekanntesten Portraits von Linné. 1775 von Alexander Roslin gemalt und hier in Farbe zu besehen.
2. In sehr kleinen Buchstaben ist der Text “OMNIA MIRARI ETIAM TRITISSIMA” zu lesen, eines von Linnés Mottos. Zu Deutsch etwa: “Wundere dich über alles, auch das Alltäglichste”.
3. Eine Skizze des Linné-Gartens in Uppsala.
4. Abbildung von bestäubenden Pflanzen aus Linnés Frühwerk Præludia Sponsaliarum Plantarum von 1729.

Rückseite des
100-Kronen-Scheines

Auf der Rückseite:
7. Zeichnung einer Biene, die eine Blume bestäubt, nach einem Bild des bekannten (Wissenschafts-) Fotografen Lennart Nilsson. Da Linné die Rolle der Biene bei der Befruchtung nie erkannte, steht das Bild für die Weiterentwicklung seiner Arbeit. Der Hintergrund (8) zeigt stilisiert Pollen und Bestäubung. Rechts im Bild (9) sieht man eine Rekonstruktion, wie eine Biene die Blume durch ihre Facettenaugen sieht.

(Quelle für Bild und Information: Sveriges Riksbank. Tack för tillstånd att återpublicera bilderna.)

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Moosglöckchen

Das Moosglöckchen war Carl von Linnés Lieblingsblume und deswegen trägt sie auch dessen Namen: Linnaea borealis L.. Der dritte Teil der wissenschaftlichen Bezeichnung ist immer der Name des Botanikers, der ihn vergeben hat. Linné ist der einzige solche, der mit nur einem Buchstaben abgekürzt wird.

Der standardsprachliche schwedische Name der Blume ist Linnéa und gleichzeitig ein beliebter weiblicher Vorname.

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Linné på spex

Spex-Linné

Linné-Darsteller in der Spex von neulich.

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Celsius, Linné und die Temperaturskala

Neben Carl von Linné, der gerade groß gefeiert wird, ist Anders Celsius der andere bekannte Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts aus Uppsala. Die beiden waren Zeitgenossen. Celsius war Astronom und baute das erste schwedische Observatorium, das heute schräg in die Einkaufsstraße von Uppsala ragt.

Man kennt ihn natürlich am ehesten wegen der allgegenwärtigen Temperaturskala, die er einführte. Etwas weniger bekannt ist, dass Celsius den Gefrierpunkt von Wasser auf 100 Grad setzte und den Siedepunkt auf Null. Erst nach dessen Tod wurde die Skala umgedreht – von Linné.

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Die Linné-Woche

Heute vor 300 Jahren wurde Carl Nilsson Linnaeus alias Carl von Linné in Småland geboren und hier in Uppsala, wo der Botaniker hauptsächlich tätig war, wird das diese Woche mit unzähligen Veranstaltungen gefeiert.

Ein Auszug, aus dem Programm (S, E):

  • Der formelle Teil heute besteht aus einer Kranzniederlegung mit Konzert am Grab von Linné im Dom und anschließender Feier mit Reden und mehr Musik in der imposanten Universitätsaula. Abends dann ein Festessen für geladene Gäste im Schloss.
  • Der Rektor der Uni Uppsala vergibt fleißig Orden und Ehrendoktoren zu Linnés Ehren. Letztere werden zusammen mit der üblichen Frühlingspromotion am Samstag an bekannte internationale Forscher verliehen. Dazu später mehr.
  • In der Unibibliothek Carolina Rediviva hat gestern eine Ausstellung eröffnet, die Originalmanuskripte und Erstauflagen der Werke Linnés zeigt. Eine gute Gelegenheit, nach fünf Jahren in Uppsala endlich einmal einen Blick in das Gebäude zu werfen.
  • Während der ganzen Woche findet ein Festival für Jugendliche in der trädgårdsgatan statt, unter dem Motto “Love is in the air”.
  • Es werden zahlreiche geführte Wanderungen in und um Uppsala angeboten, jeweils mit Botanik als Thema und Linné im Hintergrund.
  • Das Museum Gustavianum hat sein Stockwerk für wechselnde Ausstellungen ebenfalls dem Carl gewidmet und es gibt täglich Führungen auf Schwedisch und Englisch. Morgen um halb zwei wird dort Musik aus dem 18. Jahrhundert gespielt.
  • Auch das Evolutionsmuseum beim botanischen Garten hat eine Ausstellung, ebenso das Upplandsmuseet, das mit Kaos von Linné die Rolle der Ordnung in der heutigen Gesellschaft beleuchtet. Im botanischen Garten selbst gibt es mehrere Ausstellungen und der Linné-Garten hat sich herausgeputzt.
  • Das angrenzende Wohnhaus von Linné und Linnés Hammarby außerhalb der Stadt laden natürlich ebenso auf einen Besuch ein.
  • Auf verschiedenen Marktplätzen in der Stadt finden Theateraufführungen und ein Markt zum 18. Jahrhundert statt. Viele Plätze und Straßen sind mit Blumen geschmückt.
  • Es wurde sogar ein Film gedreht. Der bekannte schwedische Naturfotograf Mattias Klum hat zusammen mit Folke Rydén “*Expedition Linné*” gedreht, einen Dokumentarfilm über die Lust, die Natur zu erforschen. Auf der [Filmhomepage](http://www.expeditionlinne.se/) gibt es einen Trailer zu sehen. Alles in allem also sehr viel zu sehen diese Woche in Uppsala – und ich habe weder Zeit noch Kamera. :( Gut 26 Millionen Kronen sind Uppsala die Feierlichkeiten [wert](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1377410), etwas mehr als die Hälfte davon bezahlt die Universität. Vom Auffrischen der Erinnerung an Linné erhofft man sich sowohl Werbeeffekte als auch ein gesteigertes Interesse für Naturwissenschaften, nicht zuletzt bei Jugendlichen. [Spiegel Online berichtet](http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,484171,00.html) auch und erwähnt einige der Veranstaltungen, die in Deutschland zum Linné-Jubiläum stattfinden. Wofür Linné eigentlich bekannt ist, liest man am besten [in der Wikipedia nach](http://de.wikipedia.org/wiki/Linn%C3%A9#Linn.C3.A9s_Taxonomie).
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