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Keine männliche Lucia, bitte!

Lucia ist in Schweden, was der Nikolaus in Deutschland. Na ja, zumindest haben beide Feste gemeinsam, dass eine Person mit kirchlichem Hintergrund der Anlass ist, dass es mit Kindern zu tun hat, dass ein paar Wochen vor Weihnachten gefeiert wird und dass das jeweils andere im eigenen Land weitgehend unbekannt ist.

Gestern war wieder einmal Lucia und man sah schon in den Tagen davor allerlei kerzentragende junge Menschen singend in den Straßen. Eine interessante Anekdote hat sich in diesem Zusammenhang in Motala am See Vättern zugetragen. Die Schüler wählten wie üblich, wer die diesjährige Lucia der Schule werden solle. Und die Wahl fiel auf einen Jungen. Die Rektorin (!) fand das jedoch nicht in Ordnung und bestimmte, dass die Lucia weiblich zu sein hat.

Und weil man sich in Schweden der Ungleichbehandlung der Geschlechter von klein auf bewusster ist als anderswo und weil aktiv versucht wird, die klassischen Geschlechterrollen aufzubrechen, schaffte es diese Geschichte in die landesweiten Medien. Die Facebook-Gruppe Lasst den Jungen Lucia werden! hat knapp zehntausend Mitglieder.

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Wort der Woche: Julkalendern

Eine der wichtigsten schwedischen Weihnachtstraditionen – nicht nur für Kinder – ist Julkalendern i Sveriges Television, also der Weihnachtskalender des schwedischen Fernsehens. Seit 1960 gibt es diesen und einige der Serien sind zu echten Klassikern geworden, die man auf DVD bekommt und die in einigen Jahren anstatt eines neuen Kalenders gesendet werden – Sunes Jul und Ture Sventon oder die Teskedsgumman sind Beispiele dafür und lassen schwedische Augen funkeln, wenn man sie erwähnt.

Eine Liste mit allen alten Kalendern hat die Wikipedia. Der diesjährige heißt Med skägget i brevlådan (“Mit dem Bart im Briefkasten”) und ist von und mit Anders & Måns. Die beiden sind seit langem für ihre Radio- und Fernsehprogramme mit absurdem Humor bekannt und einfach großartig. Der erste Abschnitt des Julkalendern von gestern Abend war dementsprechend gut und ich werde wohl weitergucken. Auf der Webseite kann man auch übers Netz sehen (Links in der rechten Spalte klicken).

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Katt: Nej! Fisk: Ja!

Esst schwedischen Fisch, keine Katzen! [Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=DoQE4Q9U_pE), via [DonDahlmann@Twitter](http://twitter.com/DonDahlmann/status/1032527177)

Der englische Schluss lässt vermuten, dass mit dem Spot im Ausland für schwedischen Fisch geworben wird. Das ist konsistent [damit](http://www.fiket.de/2008/11/02/bedroht-aber-nicht-mehr-so-sehr/), dass schwedischer Fisch vor allem exportiert wird, weil er hierzulande gemieden wird.
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Anders F Rönnblom - Det är inte snön som faller

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=qqxRbWUiS40)

Ein echtes Stück schwedischer Kultur, passend zum ersten Advent.
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Stromausfall ⇒ Schneeballschlacht

Es war ein wenig gespenstisch, im positiven Sinn, gestern Abend nach Hause zu kommen. In Flogsta, dem Studentenviertel in dem ich lebe, war der Strom ausgefallen. Keine Straßenbeleuchtung, Kerzenschein aus den Fenstern und wegen des vielen Schnees trotzdem nicht dunkel. Menschen auf den Wegen, die ansonsten vor ihren Computern gesessen wären. Was ich leider nicht mitbekommen habe, sondern in der Lokalzeitung lese: In den Stunden bis der Strom zurückkehrte entwickelte sich in Flogsta eine Schneeballschlacht mit etwa 300 Leuten. Toll.

Der heftige Wind hat sich gelegt doch es soll erst heute im Laufe des Tages aufhören zu schneien. Es liegt etwa ein halber Meter Schnee – so viel wie ich während meiner gut sechs Jahre hier kaum gesehen habe. Uppsala ist kein “Schneeloch”. Schon übermorgen soll es jedoch Tauwetter mit sechs Plusgraden geben. Dann bleibt nur zu hoffen, dass das lange genug anhält, dass die Wege völlig frei werden. Wieder gefrorener Schneematsch ist kein Spaß.

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Patrik 1,5

Vorgestern Abend haben wir Patrik 1,5 gesehen, ein aktueller schwedischer Film von Ella Lemhagen mit Gustaf Skarsgård und Torkel Petersson in den Hauptrollen. Die beiden spielen das schwule Pärchen Göran und Sven, die vom Sozialamt grünes Licht für eine Adoption bekommen haben und gerade in eine vorstadtidyllische Straße mit Einfamilienhäusern gezogen sind.

Als das Sozialamt ihnen dann endlich den anderthalbjährigen “Patrik” anbietet, ist die Freude groß – bis sich herausstellt, dass das Komma verrutscht war und Patrik (Tom Ljungman) ein Fünfzehnjähriger mit krimineller Vorgeschichte ist. Es folgen allerlei Verwicklungen, aber natürlich geht der Film gut aus.

Besonders bemerkenswert fand ich die Darstellung des homosexuellen Paares und der Welt um sie herum. Frei von Schwulenklischees sind Göran und Sven einfach zwei liebende Menschen mit den gleichen Alltagsproblemen, die alle Paare erleben. Es ist ihre Umwelt, die bizarr herüberkommt. Von kleinen Gängeleien bis zu offener Feindseligkeit – ohne unglaubwürdig zu wirken sind es die Nachbarn, die seltsam sind, nicht das schwule Pärchen.

Abgesehen von der vielleicht zu schnellen Wandlung von Patrik zum “guten Jungen” haben wir den Film durchweg genossen und es gibt viel zu lachen. Patrik 1,5 ist bei weitem kein Genrefilm für Schwule, sondern sei jedem, der Schwedisch kann, ans Herz gelegt. Dem Credo Charmantester Film des Herbstes kann ich mich nur anschließen.

Die erfolgreicheren schwedischen Filme schaffen es ja manchmal auch in deutsche Kinos und da Patrik 1,5 hier wohl sehr gut läuft, kann man das auch für diesen Film hoffen.

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Zu viel Personnummer

Heute morgen war ich mal wieder Blut spenden. Es war eine Neue hinter dem Anmeldetresen und sie stutzte als ich mich mit deutschem Führerschein und der schwedischen Aufenthaltsgenehmigung, auf der die allmächtige Personnummer steht, ausweisen wollte. Ihr älterer Kollege erklärte ihr, das sei schon in Ordnung.

Dann suchte sie meine deutsche Personnummer auf dem Führerschein bis ich ihr erklärte, dass es so etwas da nicht gibt, dass das geschichtliche Gründe hat (Nazis, Melderegister, Juden, Missbrauch) und dass das auch seine Vorteile hat. Beide fanden auch gleich, dass es hierzulande manchmal schon zu viel ist mit dieser Nummer, konnten sich aber gleichzeitig überhaupt nicht vorstellen, wie eine Verwaltung ohne funktionieren kann.

Ich ließ sie mit dieser Frage alleine und begab mich in die Hände der nächsten Krankenschwester, um angestochen zu werden.

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Oktoberfest

Da kommt man nichtsahnend abends nach Hause und was findet man hinter dem Briefschlitz? Eine Freikarte zum Oktoberfest in Enköping. Das liegt ein paar (schwedische) Meilen westlich von hier. Dabei war ich doch noch nicht einmal auf dem Original als ich noch in Bayern gelebt habe.

Ich übersetze mal aus der gut zehnseitigen Zeitung, an die die Freikarte geheftet war.

Titelseite: Enköpings Oktoberfest – ein Geschmack von Bayern. Bierzelt, Troubadoure und Künstler, Disco-Karaoke. Kauf das Tirolerpaket! Tirolerbuffet, Eintritt, ein Bier, ein Jägermeister und ein Tirolerhut.

Seite 3, unübersetzt: Die zwei Tiroler Hans und Heidi – Tiroler Show!

Beweise:

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Das Ganze wäre sicher eine Reise wert, so als Studie zum heutigen Deutschlandbild der Schweden mit vielerlei Fotomöglichkeiten. Leider hab’ ich an diesem Wochenende keine Zeit.

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Bröderna Herreys - Diggi-loo diggi-ley

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=o58_lu_K74o), [mehr über die Brüder Herreys](http://de.wikipedia.org/wiki/Herreys)

Das Schlagerfestival wird erst nach 20 Jahren lustig. Das Video zeigt den schwedischen Beitrag von 1984, der nicht nur gewann, sondern auch heute noch bekannt ist.
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Im Zug

Der Wecker klingelt, es ist fünf Uhr. Wo bin ich? Ach ja, im Bettsofa eines Freundes in Stockholm. Seltsam, dass man es auf solche Weise lösen muss, wenn man den Sechs-Uhr-Zug Richtung Malmö nehmen will und in Uppsala wohnt. Wir fahren zum Bahnhof mit dem letzten Nachtbus, ergreifen eine kostenlose Ausgabe des Svenskan, kaufen Kaffee und Frühstück und steigen in den Zug. Die Hoffnung, dass mich das gebuchte ruhige Abteil von Kindergeschrei verschont, bestätigt sich. Schlafende Leute in den Sitzen der näheren Umgebung. Frühstücken und Zeitung lesen. Einzig interessant ist die Geschichte aus den Dreißigern, als der schwedische König von seinem angeblichen Liebhaber erpresst wurde und der Hof sich dessen mit Hilfe der Gestapo entledigen wollte. Ich packe den Rechner aus und schaue eine Folge Star Trek Voyager. Nur noch anderthalb Staffeln, dann bin ich mit der einzigen mir bislang unbekannten Serie des Star-Trek-Universums durch. Ich lade meine Internet-Karte auf und lese Emails und Neuigkeiten. Elvis Costello und Beck kommen aus den Kopfhörern. Mehr Kaffee aus dem Bordrestaurant. Ich lasse die Woche Revue passieren. Ist etwas Bloggenswertes passiert? Dass ein schwedischer Olympiakommentator meinte, man könne ja kein Mitleid mit deutschen Sportlern haben, weil man nur Hitler denken würde, hat ein paar Wellen geschlagen. Aber ich versuche ja, Sport auf Fiket zu vermeiden. Biologen meinten, dass Schweden genetisch mit den Norddeutschen am meisten gemein haben, viel mehr als mit den Finnen. Die Firma, die die Kästen zum Drücken an Fußgängerampeln in vielen schwedischen Städten herstellt und diese auch exportiert, wird sehr christlich geführt. Gemeinsames Beten am Arbeitsplatz und solche Dinge. Nach eigener Aussage haben sie ein christliches Symbol auf ihr Produkt gedruckt: Die nach oben zeigende Hand meint nicht den Knopf über ihr, sondern Gott. Das vergaßen sie natürlich, beim Verkauf zu erwähnen. Bizarr und beleidigend, finde ich. Natürlich auch amüsant. Neben Tipps und Theorie habe ich im pädagogischen Kurs während der ersten Woche auch ein paar Hintergründe über das schwedische Universitätssystem erfahren. Zum Beispiel dass es recht ambitionierte und konkrete Pläne gibt, Ungerechtigkeiten und Diskriminierung aufgrund Geschlecht, sozialer oder geographischer Herkunft und anderer Faktoren entgegenzuwirken. Ich frage mich, ob meine Alma Mater in Heidelberg Vergleichbares hat und befürchte, dass nicht. In Kürze kommen steigen wir um. Zeit den Knopf zu drücken, auf dem “Publish” steht.

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