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RIP Radio Schweden

“Radio Schweden”, die deutsche Redaktion der schwedischen öffentlich-rechtlichen Radioanstalt SR, wird abgeschafft. Sehr schade, aber auch irgendwie verständlich.

Vielleicht ist ja an der Zeit, meine Bloggerei über schwedische Nachrichten wieder aufzunehmen. Oder gibt es anderswo eine Alternative, die ich nicht kenne?

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Grösster anzunehmender Fehler

Peinlich, FAZ! “Stefan Löfven von den Schwedendemokraten”

http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-schweden-knappe-mehrheit-bringt-probleme-13153724.html (mittlerweile geändert)

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Öppet arkiv

Eigentlich ist es verwunderlich, dass wir Gebührenzahler hinnehmen, dass die öffentlich rechtlich produzierten Fernsehprogramme der letzten Jahrzehnte nicht jedem zugänglich sind. Ja, es ist eine technische Herausforderung und ja, Urheberrecht ist kompliziert. Trotzdem.

Dass SVT jetzt einen Schritt in die richtige Richtung lanciert ist daher sehr erfreulich. Auf www.oppetarkiv.se findet man Fernsehklassiker wie Fem myror är fler än fyra elefanter (“Fünf Ameisen sind mehr als vier Elefanten”) von 1977, die fest zum Kulturschatz gehören. Referenzen zu solchen Programmen gehören zu den wenigen Dingen, bei denen ich als nicht hier aufgewachsener immer noch selten mitreden kann. Zeit, aufzuholen!

Zu Beginn sind 500 Sunden Material zugänglich undes soll monatlich um weitere 50, bis auf bald 10.000 Stunden anwachsen.

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Anders Borg im Interview

Heute morgen im Zug kam ich endlich dazu, mir das Samstagsinterview mit Anders Borg anzuhören, das schon an Ostern gesendet wurde. Anders Borg ist schwedischer Finanzminister und einer der populärsten Politiker des Landes. Dass Schweden relativ gut durch die internationalen Finanz- und Wirtschaftsturbulenzen gekommen ist, wird ihm zugutegehalten, auch wenn die Reformen nach der schwedischen Krise Anfang der Neunziger wohl eine größere Rolle gespielt haben. Das Lördagsintervju, meist mit Thomas Ramberg als Fragesteller, ist sehr hörenswert, weil er gut vorbereitet ist, unbequeme Fragen stellt und nicht locker lässt, bis auch eine echte Antwort kommt.

Wer Schwedisch versteht, bekommt aus dieser halben Stunde ein sehr gutes Bild wie die öffentliche Diskussion um die zu hohe Arbeitslosigkeit und Schwedens Lage verglichen mit Europa und der Welt hierzulande geführt wird. Auch Deutschland wird mehrmals als Vergleich herangezogen. Anhören geht unter obigem Link oder direkt per MP3-Download.

[Lyssna: Ekots lördagsintervju med Anders Borg](http://sverigesradio.se/topsy/ljudfil/3867969.m4a)

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Wort der Woche: Hen

Wie wir alle wissen ist Schweden in Sachen Gleichberechtigung relativ weit vorne in der Welt. Das gilt sowohl für allerlei praktische Regelungen als auch für das Bewusstsein um Geschlechterrollen, das bei vielen angekommen ist. Denn nur wer die typischen Verhaltensmuster und Erwartungen bei sich und anderen erkennt, kann dazu Stellung beziehen.

Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist könsneutral, “geschlechtsneutral”. Gesetze und Bestimmungen zum Beispiel sollen natürlich so formuliert sein, dass sie unabhängig davon sind, ob die Beteiligten ein Y-Chromosom haben oder nicht; das Prinzip streckt sich aber viel weiter. Denn was immer wir lesen oder hören, sobald von “ihr” oder “ihm” die Rede ist, schwingt das individuelle Bild vom eigenen und dem anderen Geschlecht mit. Dies möchte man als Schreibender in gewissen Situationen vielleicht bewusst vermeiden. (Dazu kommt, dass “Geschlecht” bei weitem keine so klar getrennte rosa beziehungsweise hellblaue Sache ist, wie sich die meisten das vorstellen.)

Sprachlich entsteht hierbei das Problem, mit dem das Schwedische natürlich nicht alleine ist, dass es kein geschlechtsneutrales Pronomen gibt, sondern nur “er” oder “sie”, han eller hon. Es ist zwar nicht falsch, das Pronomen für Dinge, den, auch für Personen zu benutzen, man vermeidet dies aber lieber. Und so kommt es, dass sich jemand das Wörtchen hen als geschlechtsneutrales Personalpronomen ausgedacht hat; Objektform henom, possessiv hens.

Ursrünglich war es wohl nur dafür gedacht, nicht immer han eller hon sagen oder schreiben zu müssen, gewisse Kreise propagieren jedoch, hen auch dann zu benutzen, wenn das Geschlecht der betreffenden Person zwar bekannt ist, aber keine Rolle spielt; also han und hon durch hen zu ersetzen. Als neulich das erste Kinderbuch erschien, das konsequent hen verwendet, machte das Wort den Schritt von Transsexuellen und feministischen Aktivisten ins Rampenlicht und eine ordentliche Debatte brach los.

“Hen verwirrt Kinder!”, meinen die einen. “Lieber als Individuum denn als Geschlecht”, sehen sich andere. “Hen ist als Wort schon vergeben und bedeutet Schleifstein”, rufen die selbsternannten Sprachwächter und der rechte Rand schimpft über die “Geschlechtsextremisten” und “neue Auswüchse an politischer Korrektheit”. Da “Mann sein” und “Frau sein” für viele zum Selbstbild dazu gehört, ist es wohl nicht verwunderlich, dass sich Widerstand dagegen regt, das Geschlecht zur Identitätsstiftung abzuschwächen. Ich persönlich kann mich mit hen durchaus anfreunden.

Wieder andere sehen die humoristische Seite der Diskussion und schaffen eine pragmatische Lösung: Der Henerator ist ein Browser-Plugin, das überall han und hon durch hen ersetzt.

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Rundfunkgebühr wird bald zu Steuer

Angeblich soll der Radiotjänsten i Kiruna, das schwedische Pendant zur deutschen GEZ, in absehbarer Zukunft stillgelegt werden. Der öffentliche Rundfunk soll seine Mittel dann stattdessen über eine Steuer bekommen.

Eine prima Idee, finde ich.

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Estelle

Estelle Silvia Ewa Mary Bernadotte, Herzogin von Östergötland. So wurde heute der Name der gestern geborenen Tochter von Kronprinzessin Viktoria bekannt gegeben.

Nun interessieren mich die Geschichten um das schwedische Königshaus ja herzlich wenig. Doch der starke Kontrast zur alten Heimat, wo gerade schon wieder ein Präsident zurückgetreten ist, macht es einen Gedanken wert, nämlich dass dieses Kind voraussichtlich irgendwann um 2060 Königin wird und damit Schweden für den Großteil des Jahrhunderts seine Staatsoberhäupter vorbestimmt hat. Ob das nun gut oder schlecht ist, bleibt Ansichtssache.

Außerdem kann man sich anhand des Medienrummels, auch abseits des Boulevards, ausmalen, was in den nächsten Jahren auf einen zukommt, wenn man hierzulande Zeitung liest. Das gesamte Heranwachsen wird zur Nachricht werden und wer sich daran stört, wird es schwer haben, sich alldem zu entziehen. Ein Ausweg ist vielleicht, sich stattdessen zu entscheiden, die Art der Berichterstattung, nicht deren Inhalt, spannend zu finden. Immerhin gehören das kollektive Interesse am Königshaus und die diesbezüglich auseinandergehenden Meinungen zu Schweden dazu.

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Rim & Reson

Die Julkalender, also die Weihnachtskalender des schwedischen Fernsehens und Radios, sind nach wie vor eine Institution. Heuer gibt es zusätzlich einen Mini-Kalender für all jene, die mit der überzuckerten Weihnachtsgemütlichkeit nicht so viel anfangen können: Rim & Reson, was sich naheliegend mit Reim & Räson übersetzen lässt, animiert einzelne Comics von bekannten schwedischen Zeichnern zu sehr kurzen Sequenzen. Assar, Rocky, die bitteren Figuren von Nina Hemmingsson und die Collagen von Jan Stenmark sind mit dabei. Sehr schön gelöst finde ich, dass die Figuren auch im neuen Format nicht reden, sondern weiterhin Sprechblasen zu unverständlichem Gemurmel von sich geben. Siehe auch DNs Rezension.

Ich weiss, dass man Videos auf SVTPlay nicht immer aus dem Ausland ansehen kann. Da Rim & Reson eine Eigenproduktion ist, sollte es jedoch funktionieren. Bei der Gelegenheit sei auch auf das Progrämmchen svtget hingewiesen, das es einfacher macht, Videos von SVTPlay herunterzuladen.

Frohe Feiertage allerseits!

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10 Jahre

Heute sind es auf den Tag zehn Jahre, die der schwedische Journalist David Isaak in Eritrea im Gefängnis sitzt. Ohne Anklage oder Verfahren.

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Aufruhr unter Naturfotografen

Vor knapp zwei Wochen schrieb Gunnar Glöersen einen Blogeintrag beim Jägerverband, in dem er die Echtheit einiger Naturbilder von Terje Hellesø anzweifelte, die Luchse und andere Raubtiere zeigten. Sein Argument basierte nicht auf technischen Details in den Bildern, sondern auf seiner eigenen Erfahrung aus jahrelanger Arbeit mit Raubtieren, aufgrund derer er es für so gut wie unmöglich erachtete, dass der Fotograf an den angegebenen Orten so viel Glück hatte, die Tiere so oft vor die Linse zu bekommen.

Der Beitrag entpuppte sich als Stich ins Wespennest, denn Terje Hellesø ist einer der bekannteren Naturfotografen im Land, hat lange in dem Metier gearbeitet, wurde 2010 zum Naturfotograf des Jahres ernannt und ist einer der wenigen, die davon leben können. So kam es zu heftigen Reaktionen von anderen Fotografen, die Terje Hellesø zur Seite sprangen. Schließlich gehört Bildmanipulation ohne darauf hinzuweisen zu den schlimmsten Vergehen in diesen Kreisen und dass eine der Frontfiguren bewusst und systematisch täuschen würde, konnte sich keiner vorstellen.

Eine Rolle in der Debatte mit hunderten Kommentaren spielte auch, dass die Fälschungsvorwürfe von Jägern kamen und es wurden dabei allerlei Vorurteile zwischen vermeintlich naturliebenden Fotografen und schießwütigen Jägern sichtbar. Doch handfeste Beweise gab es zunächst keine und mit den Aussagen von Frau Hellesø und anderen, die bezeugten, die rohen Bilder in der Kamera gesehen zu haben, war die Naturfotogemeinschat kurz davor, die Sache beiseite zu legen, als Leute aus dem Internetforum Flashback sich detektivisch auf die Suche machten und in den Weiten des Netzes die Originale der Tierfotos fanden, die Hellesø in seinen Montagen verwendet hatte – Beispiel hier, mehr Links in der Zusammenfassung auf Flashback.

Damit war plötzlich glaubhaft bewiesen, dass Terje Hellesø nicht nur seine Fotos manipuliert hatte, inklusive eines der Gewinnerbilder des Naturfotograf 2010, sondern dazu recht plump die Bilder von anderen verwendet hatte. Es folgten Geständnis, tragische Radiointerviews und Schock unter Freunden und Fotografen. Schadenfreude und Parodien, die Luchse in allerei Bilder hineinmontierten, ließen auch nicht auf sich warten. Zusätzlich wurde die Geschichte von den Medien aufgegriffen und war eine Schlagzeile wert.

Mittlerweile erwägen diverse Naturfotovereine, Hellesø auszuschließen, und er ist wegen Betrugs angezeigt, denn seine behaupteten Sichtungen, nicht zuletzt des als Schadtier geltenden Marderhunds, führten zu unnötigen Maßnahmen der Regionalverwaltungen, die Bestände neu zu vermessen.

Über Hellesøs Motive kann man nur mutmaßen. Dass der Druck auf einem erfolgreichen Fotografen, sich selbst immer wieder zu übertreffen, hoch ist, kann ich mir jedoch schon vorstellen und sehe ihn eher als tragische denn verachtenswerte Figur in diesem Drama. Was mir dagen nicht ganz einleuchtet ist die Leichtgläubigkeit mit der die Naturfotogemeinschaft die Fälschungen jahrelang akzeptiert hat, denn im Nachhinein erscheinen sie ziemlich amateurhaft ausgeführt. Reputation schützt scheinbar vor Kritik – bis jemand von außerhalb des gewohnten Kreises daherkommt und nachfragt.

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