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Schweden beim G8-Treffen

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Mit einem T-Shirt in der Tasche, das nebenstehenden Aufdruck zeigt, kommt man nicht nach Deutschland. Es handelt sich um das Logo des Piratbyrån, einer Interessenorganisation für den Dateitausch im Internet, und erinnert an die Bedeutung der Musikkassette, die es erstmals vielen Menschen erlaubte, Musik zu vervielfältigen. Wenn man dann noch eine Broschüre des alternativen G8-Gipfels bei sich hat, ist das natürlich noch verdächtiger und man wird in Rostock am Fährhafen an der Einreise gehindert. So erging es zumindest zwei Schweden, die zu eben diesem Treffen fahren wollten.

Diese Geschichte reiht sich ein in andere Berichte in den schwedischen Medien der letzten Tage, in denen über Einzelschicksale von schwedischen Teilnehmern an den Protesten geschrieben wurde. Da gab es noch die ebensowenig rühmliche Geschichte, dass die beiden Sprecher der schwedischen Jungen Grünen über Nacht festgesetzt wurden, weil bei der Durchsuchung des Busses, mit dem sie kamen, schwarze Masken gefunden wurden. Oder eben diese Geschichte.

Ansonsten kann man in der schwedischen Berichterstattung die meisten Informationen finden, die auch in den deutschen Medien Schlagzeilen machen. Das Thema ist verständlicherweise weniger dominant und die schwedische Perspektive sorgt dafür, dass man zum Beispiel erfährt, welches Fabrikat eines der Schnellboote war, mit denen man die Greenpeace-Boote einfing. Ein schwedisches. Von der Freude und Feier über die gelungene friedliche Blockade konnte man heute morgen in DN ebenso lesen wie von den Gerüchten, dass ein in schwarz gekleideter Mann, der zum Steinewerfen aufrief, als Polizist erkannt wurde.

Ich glaube nicht, dass das Bild der Schweden von Deutschland durch die Ereignisse rund um Heiligendamm nachhaltig verschlechtert wird, aber sie werden aufmerksam verfolgt. Von der “Rahmenhandlung” abgesehen, wird natürlich auch das G8-Treffen an sich in den schwedischen Medien behandelt.

Nachtrag, 11.5.07: Telepolis schreibt auch darüber.

Bild: von den Piraten geklaut.

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Fernsehen und Schönheit

Kaum erwähnt man das Fernsehen und dass man das zugehörige Empfangsgerät sehr selten einschaltet, bekommt man auch schon erklärt, warum das eigentlich so ist.

Maltes letzter Punkt, die Verknüpfung von Schönheitsideal und Werbung, erinnert mich an die Plakate, die ich in den letzten Tagen am Straßenrand hier in Uppsala gesehen habe. Sie machen Werbung für irgendeine Pflegeserie und zeigen nackte Menschen in Posen, die die von einigen Menschen als anzüglich angesehenen Körperteile verdecken. Erfrischend ungewöhnlich ist, dass die gezeigten Menschen weitab vom üblichen Schönheitsideal sind. Eine Frau über sechzig. Eine dunkelhäutige, leicht übergewichtige Frau mittleren Alters. Die Fotos sind ästhetisch sehr ansprechend aufgenommen und ein Hingucker. Der Slogan ist etwas in der Art von “Schönheit hat kein Alter”.

Die Idee kann nicht neu sein, trotzdem fand ich das besser als die meisten anderen Werbeplakate, von denen man übrigens in schwedischen Städten weit weniger erschlagen wird als in deutschen.

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Clawfinger - Pingis

([YouTube Direktlink](http://youtube.com/watch?v=TvOvy66PxOg))

[**Anders och Måns**](http://sv.wikipedia.org/wiki/Anders_och_m%C3%A5ns) ist wohl das Witzigste, das ich aus dem schwedischen Fernsehen kenne. Das sagt zwar nicht viel, weil ich kaum fernsehe, aber glaubt mir: Anders und Måns sind fast auf dem Niveau von Monty Python, was den absurden Humor angeht, und gleichzeitig sehr schwedisch. Wenn es nicht so schwer wäre, Humor zu übersetzen, wären sie schon oft Thema hier gewesen. Das obige Video zeigt einen Ausschnitt aus der Sendung und es geht um *Pingis*, also Tischtennis. Die schwedisch-norwegische Rap-Metal-Band *Clawfinger* ist dabei, weil das ja typische Pingis-Musik ist. Sie haben ihren Klassiker [*Nigger*](http://youtube.com/watch?v=IcX9Jq_vMjs) auf *Pingis* umgedichtet und erzählen, dass sie nie gegen *Rage Against The Machine* gewonnen hätten, weil sich die Bälle immer in den Dreadlocks des Sängers verfingen. Ich lag am Boden vor lachen, als ich das zum ersten Mal gesehen habe.
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Wallraff im Callcenter

Günter wallrafft wieder, diesmal in einem Callcenter. Sein Name ist im Schwedischen sprichwörtlich geworden.

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Statistiken, Statistiker und Vergleiche

Wieder einmal ZEIT-Lektüre am Frühstückstisch. In diesem Artikel fragt sich Susanne Gaschke, ob es gerechtfertigt ist, Deutschland mit “kleinen” Ländern wie Schweden zu vergleichen, wie es oft getan wird. Zwei Hauptaussagen hat der Text und beide halte ich für richtig:

  • Die Selbstwahrnehmung der Deutschen entspricht nicht der Größe und dem Einfluss des Landes. Deutschland ist groß und erfolgreich, ob man das nun mag oder nicht. Auch aus persönlicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass ich das anders sah, bevor ich das Land eine Weile verließ. Irgendwie war es angenehmer, Deutschland als unwichtig zu betrachten.
  • Die Verhältnisse und Lösungen aus “Vorbildländern” werden oft aus dem Zusammenhang gerissen und sind nicht ohne weiteres übertragbar. Gewachsene Strukturen lassen sich nicht einfach durch eine Regeländerung kopieren. Jetzt aber die Gretchenfrage: Was haben die beiden Aussagen miteinander zu tun? Scheitern die Vergleiche mit anderen Ländern, *weil* Deutschland größer ist, wie Frau Gaschke es suggeriert? Oder spielt die Größe eine untergeordnete Rolle gegenüber anderen Unterschieden, wenn man zwei Länder vergleicht? Ich sehe ja ein, dass die Anzahl der zu organisierenden Menschen eine Rolle spielt, wenn man eine Gruppe mit 80 und eine mit 80 Millionen hat. Aber zwischen Schweden und Deutschland als Beispiel ist es nur ein Faktor 9 in der Bevölkerungszahl – nicht einmal eine Größenordnung. Auch in Schweden findet sich zu jeder Meinung jemand, der sie vertritt, und der relative (!) Einfluss von Interessensgruppen sollte auch gleich bleiben. Mir fällt kein offensichtlicher Grund ein, warum Gesellschaften nicht zumindest über einen Faktor zehn nach oben und unten gut skalieren sollten. Angeschnitten hatten wir das Thema [hier](http://www.fiket.de/2007/01/22/ueberall-ist-es-besser/) schon einmal und ich werde auch die Statistiker in Stockholm fragen, bei denen ich bald einen Vortrag geben werde. Ein Verein von Statistikern und Statistikinteressierten hat nämlich gestern angefragt, ob ich ihnen nicht etwas zu Statistik in der Astronomie erzählen kann. Kann ich schon, ich befürchte aber fast, dass die Menschen, die Statistik als Selbstzweck sehen, unsere doch eher pragmatische Herangehensweise befremdlich finden werden.
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Kleine Korrekturen

Schweden fallen doch noch einmal andere Dinge auf, wenn sie einen Artikel wie diesen zu lesen bekommen.

  • Das da auf dem Schild, liebe ZEIT, ist kein Elch:

    Kein Elch

  • Aus Stockholm kommen die Kriminalromane von Mankell, Nesser und Edwardsson nicht, sondern aus Skåne, Uppsala beziehungsweise Göteborg.

  • Leif GW Persson wird nicht wirklich “Giwi” genannt, allenfalls nach den Initialen “GW”, aber dann mit “e” anstatt “i” gesprochen. Und seine Popularität und sein Einfluss sind ziemlich übertrieben.
  • Wie konnten die Autoren den Mord an Anna Lindh vor dreieinhalb Jahren vergessen? Der hat wirklich hohe Wellen geschlagen und unter anderem dafür gesorgt, dass heute nicht mehr nur König und Premierminister Leibwächter haben.

  • Auch wenn der Artikel mehrere richtige Punkte anspricht, bleibt die Frage, ob sich ein ähnlicher Artikel – mit anderen Beispielen – genauso für andere Länder schreiben ließe, oder ob es ein spezifisch schwedisches Thema ist. Wahrscheinlich ist ersteres der Fall.

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Noch einmal "Kriminalität"

Ein kleiner Nachtrag zu vorgestern.

Es scheint, als ob sich zumindest die schwedischen Richter den populistischen Forderungen von Politikern widersetzen. Eine Untersuchung ergab, dass sehr oft Strafen verhängt werden, die im unteren Bereich des möglichen Maßes liegen. Natürlich findet das die Justizministerin gleich gar nicht gut. (S)

Ein weiteres schönes Beispiel für übertriebene Wortwahl fand ich hier. Da ist von einer “Klotterattack” die Rede, also einem Graffiti-Angriff! Dramatisch, nicht? Die drei Sprayer, die den Marktplatz hier in Uppsala aufpeppen wollten, wurden auch gleich verhaftet. Klotter ist wohl eines der wenigen Worte, die im Schwedischen härter klingen als im Deutschen.

Fabian macht sich auch Gedanken zum Thema und ich stimme ihm voll zu, dass man sich oft wie in einem permanenten Sommerloch vorkommt. Vielleicht liegt es daran, dass ich nach fünf Jahren immer noch aufmerksam die deutschen Nachrichten verfolge.

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Die ängstlichen Schweden

Wer dies noch nicht getan hat, lese jetzt ganz schnell Angstlust im Sehnsuchtsland, den dritten und letzten Artikel der ZEIT-Reihe Im Norden alles besser?, diesmal über Schweden. Es geht darum, wie Leute in einem der sichersten Länder der Welt eine irrationale Angst vor Kriminalität entwickeln und wie Delikte trotz niedriger und weiter sinkender Zahlen die Medien füllen. Der Palme-Mord und der “Haga-Mann” dienen als Beispiele.

Ich kann die im Artikel beschriebene Stimmung im Prinzip bestätigen und störe mich schon länger daran. Zum Beispiel hatten gestern 11 von 60 Meldungen von SvD Inrikes mit Kriminalität zu tun, meist nicht einmal Mord, sondern Dinge wie Raufereien oder Sachbeschädigung, die trotzdem landesweit berichtet werden. Dazu kamen noch 6 Unfälle oder Unglücke. Ekot berichtete in der Lokalausgabe davon, dass hier in Uppsala jemand beim Stehlen in einem Supermarkt erwischt wurde. Lästig.

Es interessiert mich nicht, wer wen gestern vermöbelt oder umgebracht hat – dazu hat der Rechtsstaat ausreichende und geeignete Mittel zur Hand. Es interessiert mich sehr wohl, wenn ohne vernünftigen Grund die Mittel und Strafen verschärft werden, nur weil Politiker sich nicht trauen, der allgemeinen Ängstlichkeit entgegenzuhalten. Das ist allerdings kein schwedisches Problem allein, sondern gilt in gleichem Maße für Deutschland.

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Finnland

Der zweite Teil der schon erwähnten ZEIT-Serie Im Norden alles besser? geht über Finnland. Es werden wieder einmal vor allem die finnischen Schulen behandelt. Das beschriebene Bild mag stimmen, aber ich fand den Informationsgehalt des Textes nicht sonderlich hoch. Ich weiß fast nichts über Finnland und habe durch die Lektüre auch fast nichts dazugelernt.

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Volksverhetzung auf Carl Bildts Blog

Der schwedische Außenminister Carl Bildt schreibt weiterhin fleißig in sein Blog. Er kommentiert dort vor allem seinen Tagesablauf, aber auch die Medienberichte über ihn selbst. Bildts Blog hatte in den drei Monaten, die es besteht, rund eine Million Besucher und war auch hier schon öfter Thema.

Die meisten von Bildts regelmäßigen Einträgen bekommen eine mittlere zweistellige Anzahl an Kommentaren – über hundert Kommentare sind aber auch keine Seltenheit. Nach eigener Aussage kümmert er sich alleine um das Blog und hat keine Hilfe bei der Sichtung und Moderation der Kommentare. So kam es auch, dass sich vor einem Monat zu einem Beitrag über die neue palästinensische Regierung Kommentatoren einfanden, die Aussagen von sich gaben, die klar volksverhetzend sind. Unter anderem wird zum Völkermord an den Palästinensern aufgerufen.

Ein schwedischer Blogger hat sich auf das Thema eingeschossen und Bildt deswegen angezeigt. Auch nach schwedischem Recht hat der Betreiber einer Diskussionsplattform die Pflicht, volksverhetzende Texte zu entfernen. Nach über einem Monat sind die fraglichen Kommentare jedoch immer noch zu sehen. Prinzipiell könnte Bildt dafür eine Gefängnisstrafe bekommen.

Die Anzeige hat es mittlerweile in die Boulevardpresse geschafft und im heutigen Samstagsinterview von Sveriges Radio (Real-Stream, MP3 – 19MB) brachte der Reporter Bildt gehörig in Bedrängnis, als er das Thema ansprach. Bildt versuchte, sich damit herauszureden, dass eine Löschung der Kommentare nicht mehr viel bewirke, da sie ja mittlerweile in den Archiven der Suchmaschinen zu finden seien. Auf die Frage, ob es angebracht sei, auf der Seite des schwedischen Außenministers volksverhetzende Aussagen zu finden, wusste er dann aber keine gute Antwort mehr. Er habe Kommentare ohne vorherige Registrierung inzwischen abgeschaltet, aber sich bei wordpress.com anzumelden ist keine Kunst und erleichtert allenfalls den vorübergehenden Ausschluss einzelner Kommentatoren.

Ich sehe voll und ganz ein, dass Bildt selbst nicht dazu kommt, alle Kommentare zu lesen und fände es auch sehr schade, wenn er die harte Lösung wählen und die Kommentarfunktion deaktivieren würde. Man könnte jedoch annehmen, dass er in seiner Position jemanden beauftragen könnte, auf die Kommentare ein Auge zu haben oder sie sogar zu moderieren.

Nachtrag, 25.04.07, 08:05: Das Interview gibt es mittlerweile auch als MP3. Link ist oben eingefügt.

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