Die Abendzeitung Expressen, eines der beiden schwedischen Pendants zur
BILD-Zeitung, greift erneut Außenminister Carl Bildt an und
berichtet (S), er sei bis Mai
2003 einer der führenden Lobbyisten für den Irakkrieg gewesen und sei
von der Kriegslobby angeheuert worden. Als Belohnung sei ihm ein
hochrangiger Arbeitsplatz im Nachkriegsirak in Aussicht gestellt worden.
Genauer geht es um das “Committee for the Liberation of Iraq” (CLI), das
sich offen für die militärische Intervention im Irak einsetzte und in
Bildt einen der wenigen europäischen Kriegsbefürworter fand, der sich
auch prompt an die Arbeit gemacht habe und in verschiedenen Medien für
den Militäreinsatz argumentierte. Ein Neokonservativer im Umfeld des CLI
wird zitiert, dass Bildt den Irakkrieg als Möglichkeit sah, in die große
Politik zurückzukehren, und dem Weißen Haus seine Zuverlässigkeit zeigen
und herausstellen wollte, dass er nicht zum “Alten Europa” gehörte.
Carl Bildt selbst wertet sein Blog
weiterhin auf, indem er dort auf die Vorwürfe
antwortet
(S) während anderswo noch berichtet wird, er habe noch keine
Stellungnahme abgegeben. Zu Recht fragt er, warum seine damaligen
Zeitungsartikel, die ja offensichtlich kein Geheimnis sind, jetzt als
Skandal dargestellt werden. Dass er gegen das “blutige Regime von Saddam
Hussein” war, sei völlig korrekt. Seine Mitgliedschaft im CLI stellt er
so dar, dass es “ehrenvoll” gewesen sei, sich über den Irak nach dem
Krieg Gedanken zu machen und dass es davon zu wenig gab.
Ob das jetzt ein Skandal ist oder nicht, hängt wohl vor allem vom
jeweiligen Standpunkt zum Irakkrieg ab und wie sehr die schwedische
Bevölkerung, die diesen meines Wissens mehrheitlich ablehnte, einen
Außenminister akzeptiert, der ein so starker Befürworter des Krieges
war.