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Årets sommarvärdar

Ich verbringe zur Zeit meine diversen Laufrunden und Rad- und Zugfahrten mit den diesjährigen Sommarpratare in den Ohren. Wie üblich kann man sich die Sendungen als MP3 herunterladen und ich kann allen, die Schwedisch verstehen, bisher folgende besonders ans Herz legen:

  • Mark Levengood ist mit seiner milden Art und Humor immer hörenswert. Er erzählt wie es dazu kam, dass er ein stattliches Ansehen im Stockholmer Schärengarten von einem ihm zunächst fremden Esoteriker geschenkt bekam.
  • Jason Diakité, besser bekannt als Rapper Timbuktu erzählt seinen Werdegang, ganz ohne Selbstverherrlichung.
  • Maria Wetterstrand war bis vor kurzem Parteichefin der schwedischen Grünen und hat sich gerade trotz ihrer jungen Jahre ganz aus der Politik zurückgezogen. Ihr Programm fand ich sehr hörenswert, nicht nur wegen des interessanten Musikgeschmacks – ihr erstes Lied war “Hier kommt Alex” von den Toten Hosen.
  • Ville Virtanen ist Finne mit schwedischen Wurzeln und gibt einen Einblick in die teilweise dunkle finnische Mentalität, gegenüber der Schweden geradezu als überschwänglich herüberkommen.
  • Sylvia Schwaag Serger ist halb Chinesin, halb Amerikanerin und halb Deutsche. In beeindruckend deutschakzentfreiem Skånska erzählt sie ihre Geschichte und findet gute Worte für die Erfahrungen, die man als Einwanderer in Schweden macht. Und spielt so einige “Höhepunkte” deutscher Musik der 80er.
  • Jonas Jonasson ist der Autor des Hundertjährigen.
  • Dilsa Demirbag-Sten kam als Kind mit ihren Eltern aus dem türkischen Teil Kurdistans nach Schweden und ist heute erfolgreiche Journalistin und Autorin. Ihr gelingt es, von Gewalt und Missbrauch zu erzählen und gleichzeitig gängige Vorurteile, beiderseits der Integrationsdebatte, zu entkräften. Sehr hörenswert!
  • Ann Petrén ist Schauspielerin und schlägt eine Bresche für mehr Zeit zur Reflexion.
  • Carl Bildt, ehemals schwedischer Staatschef und heute Außenminister, zeigt sich einmal mehr als Sympath mit Selbstdistanz und eröffnet mit der Geschichte, wie er dazu überredet wurde, den schwedischen Beitrag zum Schlagerfestival von 1987 aufzunehmen (Video bei YouTube). Später im Programm lernt man ein wenig über die Geschichte Zentralasiens.
  • Fredrik Gertten ist Dokumentarfilmer und stand vor zwei Jahren im Rampenlicht als der amerikanische Obstriese Dole seinen Film Bananas!* stoppen wollte und ihn verklagte. Interessante Einblicke in eine David gegen Goliath-Geschichte.
  • Babben Larsson kommt von Gotland, was man deutlich hört. Jeder kennt hierzulande Babben, die Komikerin. Denkt euch Anke Engelke in runder, unverblümter und vom Lande.
  • Kjerstin Dellert ist 85 Jahre, Opernsängerin und hat in den letzten 30 Jahren den Confidencen beim Ulriksdals Slott, 5 Minuten Spaziergang von wo wir wohnen, als Theater aufgebaut. Erfrischend, dieser alten Dame zuzuhören, wie sie fröhlich ihren Wasserfall an Anekdoten (Bergmann bis Wagner) und Lebensweisheiten loswird.
  • Olof Wretling kennt man von der Humorgruppe Klungan, die unter anderem Ingen bor i skogen gemacht hat und die wir auch schon live im Dansens Hus gesehen haben. Eine von Olofs Rollen ist Katla, der im Programm die Musik auflegt. Reinhören!
  • Alice Bah Kuhnke ist ein typischer Fall von Prominenter, die man als Einwanderer nicht kennt, denn sie war in den frühen Neunzigern Fernsehmoderatorin und hat sich dann von der Kamera verabschiedet. Heute arbeitet sie mit Umwelt-, FairTrade- und Nachhaltigkeitsfragen und erinnert in konkreten Beispielen daran, was wir so alles besser machen könnten.
  • Owe Wikström ist Professor in Religionspsychologie. Das klingt, zumindest in meinen Ohren, zunächst wenig vielversprechend, doch ich irrte und konnte Owes Betrachtungen zu unserem Umgang mit Leben und Tod einiges abgewinnen.
  • Yukiko Duke ist Halb-Japanerin, Journalistin, TV-Moderator und Übersetzering, die unter anderem Haruki Murakamis Bücher ins Schwedische bringt. In ihrem Sommarprogramm erzählt sie von kulturellen Unterschieden, Atombomben und vom Tsunami und seinen Folgen seit er aus den hiesigen Medien verschwunden ist.
  • Håkan Juholt ist der neue Chef Schwedens größter Partei, den Sozialdemokraten. Ich war überrascht von der milden Stimme des kräftigen Schnauzbartträgers, von dem ich bisher nur gelesen hatte. Inhaltlich fand ich seine Stunde jedoch eher schwach und habe weitergeklickt als er seine Tirade von Elvis hielt.
  • Vicky von der Lancken ist Kulturproduzentin und hatte ein ziemlich bewegtes Leben, von dem sie einige Geschichten erzählt.
  • Ich kann mir denken, dass das Programm von Rapper Daniel Adams-Ray das kontroverseste diesen Jahres ist. Er erzählt von seiner Schulzeit in einer typischen “Problem-Schule” mit hohem Einwandereranteil, wobei das schwedische System und die Gesellschaft eher weniger gut wegkommen, und verteidigt Graffiti gegenüber Stockholms “Null-Toleranz-Poltik”.
  • Johan Wester ist Schauspieler und Komiker, bekannt aus HippHipp! und der schwedischen Aufführung von Monty Pythons Spamalot. Sehr unterhaltsam, aber kein Muss.
  • Cecilia Uddén ist vielfach ausgezeichnete Journalistin und Korrespondentin des Schwedischen Rundfunks, nicht zuletzt im nahen Osten. Wer sich ein wenig für den arabischen Frühling interessiert, sollte unbedingt reinhören.
  • Githa Nørby ist eine der bekanntesten dänischen Schauspielerinnen, unter anderem wegen der Fersehserie Matator, die in den 80ern auch im deutschen Fernshen lief. Sie gibt sich gute Mühe, “Skandinavisch” zu sprechen und ist problemlos zu verstehen.
  • Leif GW Persson ist so etwas wie der schwedische Eduard Zimmerman, allerdings echter Kriminologe und zusätzlich Krimi-Autor.
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Schlagzeilen

Die Überschriften der Internetseite von Dagens Nyheter, Schwedens größter Tageszeitung, von gerade jetzt, halb zehn morgens. Manche mit kurzer Erklärung oder Kommentar.

Berlins Flughäfen heute gesperrt

Kritisierte Türme werden vielleicht weniger hoch als geplant
Da geht es um die geplanten “Türme Thors” am nördlichen Ende der Vasastan Stockholms, an der Grenze zu Solna.

Camorra-Anführer in Italien festgenommen

Malmö-FF-Fans vor die Tür gesetzt

Zahl der Ambulanzeinsätze steigt
Das war ein heißes Thema in den letzten Wochen, nachdem ein junger Mann starb, weil sein Notruf abgewiegelt wurde und kein Krankenwagen kam.

500.000 erkaufen sich Schnellspur zur Gesundheitsversorgung
In Schweden ist die Krankenversicherung ansonsten ja steuerfinanziert.

“Über 1.000 Menschen in Syrien getötet”

Wachmänner boten hinausgeworfenem 20-jährigen Prügelei an

Mehr Zwangsausweisungen aus Schweden

Er darf nicht mehr Ehrenbürger sein
Dazu Bild von Hitler. Es geht um Amstetten in Österreich.

Es ist Zeit, die schändliche schwedische Anzeigenzensur loszuwerden
Ein Utspel der beiden großen Boulevardblätter, die ganz gerne mehr Glücksspielwerbung machen wollen. Schweden hat ein Monopol in diesem Bereich, ähnlich Deutschland.

Er versuchte, Polizisten zu überfahren

Breite Unterstützung für Christine Lagarde als IMF-Chefin

Scheidung häufig bei Fernpendlern

“Fakten sind bekannt geworden”
Der König und seine Skandale und Verwicklungen mit zwielichtigen Gestalten mal wieder.

Der kleinste Hund belegt Spitzenplatz
Ja, man sieht immer mehr Chihuahuas in der U-Bahn.

Mann wieder freigelassen nach Tod des 23-järhrigen

Keine Stellungnahme von Ministerin
Die USA haben unerlaubt Schweden ausspioniert (ach!) und die Regierung wusste das angeblich.

Junge aus Karussell geflogen

Twitter kauft die App TweetDeck

HQ eröffnet Jagd auf 2,5 Milliarden
HQ ist ein Finanzkonzern, um den es seit längerem Querelen und Skandale gibt.

Wahrscheinlich verlängerter Libyen-Einsatz

Mann “eierte” seine Plagegeister
Lasst eurer Phantasie freien Lauf!

Så besserst du die Urlaubskasse auf

Mehr Ivorianer dürfen bleiben

Verunreinigtes Hundefutter wurde in Schweden verkauft

Rotgrüne Minderheitsregierung im Westen

Baumfäller muss 45.000 an Strafe zahlen

Für sexuelle Übergriffe an Kindern verurteilt

Er übernimmt die schweren Aufträge
Über Sean Penn.

Wegen Machtmissbrauchs angeklagt
Über Julia Tymosjenko.

Ein Weg, Pädophilen zu helfen

So wirkt sich das Wetter auf die Verkäufe von Geschäften aus

Mann wegen Menschenraub festgenommen

Viele haben es schwerer, sich ihr Haus zu leisten

Oprahs Abschiedsshow

Der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern nimmt ab

Djokovic glaubt an Söderling
Tennis.

Blitze töten 40 in Bangladesh

“Er verbreitet Gerüchte”
Der Ex-Minister und ehemals hochrangige Sozialdemokrat Bodström hat ein “Enthüllungsbuch” über die innerparteilichen Machtspiele geschrieben.

Das heißeste Land für Fond-Experten
Angeblich die USA.

“Spermaprobe passt zu IMF-Chef”

Kannst du deinen Dylan?

Trauerstimmung in Gubbängen
Ein Speedway-Fahrer ist gestorben.

Kernschmelze in drei japanischen Reaktoren
Das kommt jetzt erst! Ziemlich weit unten.

Toter Elch vor Tierarztklinik

Forschung an Patienten muss zunehmen, der Gesundheit zuliebe

Kein deutsches Flugzeug im See
1943 sahen Zeugen einen Absturz, der nie belegt wurde.

Abhängige bekommen Spritzen gratis

Moestafa El Kabir versenkte den Tiergarten
Mehr Sport. Wahrscheinlich Fußball.

Serbische Entschuldigung für Kriegsfernsehen

Arabischer Frühling war Publikumsmagnet

Regierung will erweitertes Rauchverbot

“Die ganze Mannschaft war gedopt”

Ich finde diese Liste recht aufschlussreich. Zum einen ist da trotz des seriösen Anscheins von DN viel Boulevard dabei. Persönliche Schicksale, Verbrechen, Prominenz. Aber eben auch die wichtigeren Themen und das alles in einer undurchschaubaren Reihenfolge, die sich im Laufe der Stunden ziemlich schnell ändert.

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Keiner wohnt im Wald

Ein kurzer Nachtrag zu schwedischem TV-Humor: Ingen bor i skogen ist einfach großartig. Es gibt nur fünf halbstündige Episoden bisher, aber ich hoffe sehr, dass da noch mehr kommt.

Das gesamte Geschehen spielt in drei mal drei Räumen, deren jeweilige Bewohner man durch Monologe über ihre Lebensphilosophie und ihre Interaktionen miteinander kennenlernt. Nur unten rechts, im Wald, da wohnt keiner.

Keiner wohnt im
Wald

Anschauen geht via SVT Play oder Piratenbucht.

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Världen i Tyskland och Tyskland i världen

Konflikt ist ein Radioprogram (auch als Podcast) des Schwedischen Rundfunks, das sich wöchentlich mit einem Brennpunkt der Welt beschäftigt. Und war ausführlicher und besser recherchiert als man es sonstwo geboten bekommt. Die heutige Ausgabe mit dem Titel Die Welt in Deutschland und Deutschland in der Welt habe ich zwar selbst noch nicht gehört, freue mich aber schon darauf und kann sie getrost schon jedem ans Herz legen, der die Sprache versteht.

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US-Diplomatie über Schweden

Wer in den letzten Tagen und Wochen nicht den Kopf im Sand hatte, sollte mitbekommen haben, dass den USA zahlreiche diplomatische Berichte abhanden gekommen sind und via WikiLeaks ^*^ unter anderem dem SPIEGEL zugespielt wurden. Was darin alles über die deutsche Politik steht, ist dort ausführlich genug zu lesen; hier soll es um das Bild von Schweden gehen, das die Dokumente aufzeigen.

Zur Zeit sind nur sechs Berichte aus der Stockholmer US-Botschaft ^*^ öffentlich. Wenn man diese Zahl mit dem Verhältnis zur Gesamtzahl extrapoliert, wird es am Ende auf über tausend Stück hinauslaufen. Für Aufmerksamkeit haben hierzulande bisher folgende Details gesorgt:

  • Norwegen hat Schweden mit Hilfe der USA hintergangen. Schweden hätte gerne gesehen, dass Norgwegen die hiesigen JAS Gripen Kampfflugzeuge gekauft hätte anstatt der amerikanischen. Aus einem Bericht geht hervor, dass die USA deshalb die Lieferung eines Radars für den Gripen verzögerten und dass die Norweger insgeheim schon deren Modell gewählt hatten, als sie offiziell noch das schwedische Angebot prüften.
  • Schweden als heimliches NATO-Mitglied. Vor dem Besuch von Reinfeldt in Washington warnte der schwedische Botschafter, dass man ihm nicht öffentlich für die gute Zusammenarbeit in Sicherheitsaspekten danken solle, weil ihm dies daheim Schwierigkeiten machen könne. Etwas unwissend wird da berichtet, die schwedische Regierung belüge mit dem Anschein der Neutralitätspolitik und Bündnisfreiheit ihr Volk, denn Schweden ist – vor allem wegen der EU – schön länger ganz offiziell nicht mehr neutral.
  • Die Beschreibung von Außenminister Bildt als “mittelgewichtiger Hund mit der Attitüde eines großen” (medium size dog with big dog attitude) wurde mit Humor genommen. Bildts eigene Reaktion war, er wisse nicht, von welchem Hund die Rede war, er sei schließlich kein Zoologe. Ein Pudel sei er aber sicher nicht. (“Einen Pudel machen” ist ein Ausdruck im Schwedischen der in etwa “sich Asche aufs Haupt streuen” entspricht.) Ansonsten kam Carl Bildt ziemlich gut weg, es wurde explizit gewarnt, dass man sich auf Trefen mit ihm sehr gut vorbereiten müsse, weil er sehr belesen sei, gute Kontakte habe und sein Gegenüber gern teste.
  • Im Zusammenhang mit einem Skandal, der in Norwegen anfing und in dem es um die Überwachung von Bürgern seitens der Botschaften in beiden Ländern geht, kam heraus, dass die schwedische Regierung sehr wohl von diesen Aktivitäten wusste.
  • Ein Bericht handelt davon, wie Schweden genug kritische Fragen stellte und sich nicht einfach abspeisen ließ, als die CIA 2006 ihre geheimen Flüge mit Gefangen via Schweden durchführte. Dies führte zur Einstellung der Flüge.
  • Es wurde vorgeschlagen ^*^, dass Schwedens Kommunikationsinfrastruktur, zum Beispiel das Glasfasernetz von TeliaSonera, auf die Liste mit für die USA kritischer Infrastruktur zu setzen, weil Schweden ein wichtiger Knoten sei und die USA mit dem Baltikum und Russland verbinde. Außerdem auf die Liste solle eine schwedische Pharmafabrik, die ein wichtiges Mittel zur Hilfe bei einem Nuklearunfall herstelle.
  • Zuletzt in der bisherigen Liste gibt es noch den Bericht ^*^ über ein Treffen von Oppositionschefin Mona Sahlin mit der amerikanischen Botschaft, in dem sie um Schützenhilfe bei der Meinungsbildung bat und sich als starke Unterstützerin für den Militäreinsatz in Afghanistan gab.

Viel des oben genannten war schon zuvor bekannt, zumindest wurde darüber spekuliert. Wie skandalös die einzelnen Punkte sind hängt jeweils davon ab, wie sehr sich das öffentlich gesagte mit dem deckt, was im Hinterzimmer besprochen wird. Bisher musste sich hierzulande niemand groß verteidigen.

^*^Die Links gehen zu einem Spiegel von wikileaks.ch. Weitere Spiegel-Seiten hier.

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Svensk komedi

Zwei schwedische Humor-Serien wurden uns zuletzt ans Herz gelegt und nach ein paar gesehenen und für gut befundenen Abschnitten kann ich sie gern weiterempfehlen. Die erste nennt sich Starke man, was keiner Übersetzung bedarf. Darin geht es um die Lokalpolitik in der fiktiven Kommune Svinarp und deren inkompetenten “Bürgermeister”, der sich von einem Fehltritt zum nächsten hangelt. Der Humor basiert auf übertriebener Realsatire und balaciert geschickt zwischen Abscheu, Mitleid, Fremdschämen und Tragik. Zu sehen auf SVTPlay.

Die zweite ist schon wenig älter und heißt Grotesco. Dort spielt das gleichnamige Humor-Ensemble recht absurde Sketche, die einzelnen Abschnitte hängen also nicht zusammen. Die erste Folge von 2007 erzählt beispielsweise die dramatische Entwicklung als man in Stockholm bei Tunnelarbeiten ein Portal ins Göteborg der 70er entdeckt und endet damit, dass der Globen durch die Stadt walzt und auf den Sergels Torg kracht. Die neu begonnene zweite Saison gibt es auch auf SVTPlay, die acht Folgen der ersten unter anderem in der Piratenbucht.

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Immer langsam

Die sogenannten Qualitätsmedien zeichnen sich nach den schwedischen Wahlen durch Ungeduld aus. Die Stimmenauszählung läuft noch und die einen bauschen den hypothetischen Fall, dass weniger als 300 Stimmen Unterschied zur vorläufigen Zählung vom Sonntag für eine eigene Mehrheit von Reinfeldts Allianz reichen würden, zu einer ungerechtfertigten Dramatik auf. Sicher, es gibt die Wahlbezirke, in denen es knapp ist so dass ein paar Stimmen ein Mandat zwischen den Blöcken hin und her schieben können. Knappe Bezirke gibt es jedoch statistisch für beide Seiten und warum bloß die einen zu Gunsten gerade der richtigen Allianzpartei umkippen sollten, bleibt unbegründet.

Die ZEIT kommentiert derweil (danke, @toco), was für ein Fehler es ist, dass die Grünen die Einladung Reinfeldts ablehnen und “keine Verantwortung übernehmen”. Dazu kann man wiederum nur sagen, dass so eine Einschätzung völlig verfrüht ist. Hier warten erst einmal alle auf das endgültige Wahlergebnis, das sich bis morgen Vormittag verspäten wird. Deshalb gab es auch noch keine direkte Einladung zu Verhandlungen an die Grünen, die sie hätten ausschlagen können.

Aber irgend etwas muss man ja anscheinend schreiben.

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Streetview-Panik in Deutschland

Was ist denn bitte gerade in Deutschland los? Panikmache wie hier oder hier, bloß weil jemand systematisch fotografiert, was eh jeder Passant zu sehen bekommt und auch Bilder von machen darf?

Mich braucht man ja normalerweise nicht lange überzeugen, wenn es darum geht, neue Überwachungsmaßnahmen und Eingriffe in die Privatsphäre von Menschen zu kritisieren. Doch bei Streetview verstehe ich es nicht. Hauswände sind doch dazu da, das private vom Öffentlichen zu trennen. Drinnen privat, außen öffentlich. Deswegen darf jeder Tourist in Ruhe seine Fotos in Städten schießen und dieser öffentliche Raum ist auch wert, verteidigt zu werden, unabhängig davon, ob im Internet oder anderswie. Jedenfalls scheint im Medienrummel gerade die taz als einzige Vernünftig geblieben zu sein.

In Schweden gab es damals kurz Diskussionen, bevor Gesichter von Passanten herausgefiltert wurden, generell werden die Straßenbilder jedoch freudig akzeptiert. Hierzulande waren sogar zwei einheimische Firmen schneller als Google.

Nachtrag 100819: Noch einmal die taz: Wie Schweden Streetview feiert.

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Wikileaks in Schweden

Wer trotz der Aufmerksamkeit der letzten Monaten noch nichts von Wikileaks gehört hat, dem sei kurz gesagt, dass es sich dabei um einen Zusammenschluss von Aktivisten handelt, die eine sichere technische Infrastruktur bereitstellen, über die Leute, die Zugang zu internen Dokumenten haben und mit deren Veröffentlichung Missstände aufdecken wollen, selbige anonym ans Licht der Welt bringen können. Der deutsche Wikipedia-Eintrag gibt einen guten Überblick, was die kleine Organisation schon alles erreicht hat. Das bisher beste Interview mit Wikileaks Frontfigur Julian Assange gab es neulich bei TED.

Mit Schweden hat Wikileaks insofern zu tun, als dass sie versuchen, die Jurisdiktionen mehrerer Länder auszunutzen, die starken Schutz für Quellen und investigativen Journalismus in ihren Gesetzen stehen haben. Schweden gehört mit seiner Meddelarfrihet, die hier im Blog schon einmal Wort der Woche war zu diesen Ländern und so kommt es, dass es unter anderem ein kleinerer schwedischer Internetdienstleister (bei mir um die Ecke in Stockholm/Solna) ist, der die ehemals geheimen Dokumente in alle Welt ausliefert.

Dazu gibt es auch gleich Spekulationen, inwieweit dies ein Thema auf politischer Ebene zwischen Schweden und den USA ist. Für letztere wurde Wikileaks nämlich durch das Material zu Irak und Afghanistan etwas mehr als unbequem und man versucht gegen den Boten vorzugehen, anstatt die Missstände zu beheben. Der schwedische Außenminister Bildt will von solchen Gesprächen jedoch nichts wissen.

Gleichzeitig wird angezweifelt, ob der Quellenschutz des schwedischen Grundgesetzes wirklich gilt, bloß weil die Server in Schweden stehen. Wikileaks müsse dafür hierzulande mindestens als Herausgeber anerkannt werden und das entsprechende Stück Papier (utgivnigsbevis) besitzen.

Nichtsdestotrotz finde ich es schön, dass meine Wahlheimat ihren Teil dazu beiträgt, Wikileaks möglich zu machen, das ich für die wichtigste Neuerung der letzten Jahre halte, was das Zusammenspiel von Medien und Politik angeht.

Nachtrag 100814: Julian Assange ist zur Zeit in Schweden und gibt Vorträge und Interviews. Heute war er Titelbild und -geschichte der größten schwedischen Tageszeitung. Nach seiner Aussage sind Schweden und Island die Länder, die Wikileaks am positivsten gegenüberstehen. Dass man Geheimnisaufdecker im Land des Öffentlichkeitsprinzips mag, ist wohl auch nicht ganz überraschend.

Assange hat außerdem angekündigt, dass er bald eine zweimonatliche Kolumne im Aftonbladet schreiben wird.

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Japanische Gourmet-Pilze

Hihi, SpOn schreibt über die japanischen Pilze, die in Schweden entdenkt wurden und für “Aufsehen” unter Pilzexperten gesorgt haben. Die identische Meldung ging vor ein paar Wochen durch die hiesigen Medien. Beide Artikel haben das selbe Bild; mindestens einer jedoch die falsche Quellenangabe dazu.

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