Ich bin für eine gemeinsame Außenpolitik Europas und sehe auch die Notwendigkeit von Eingreiftruppen für Krisensituationen ein. Dass der skandinavische Beitrag sich jedoch Nordic Battle Group (S, E) nennt, bereitet mir ein gewisses Unbehagen.
Das schwedische Militär steigt bei ihrer Server-Infrastruktur von Windows auf Linux um. Sehr schön.
Der schwedische Verteidigungsminister (!) Mikael Odenberg will mehr abhören. Telefone und Internetverkehr – alles was über die Landesgrenzen hereinkommt oder hinausgeht. Ohne Gerichtsbeschluss und konkretes Verdachtsmoment. Und mit Nutzung der militärischen Infrastruktur. Natürlich nur, um Verbrecher und Terroristen zu fangen.
Ich kann hier nur wiederholen, was andere schon tausend Mal und viel besser formuliert haben. Der Paradigmenwechsel, dass jetzt jeder verdächtig ist und vorsichtshalber abgehört werden soll, ist abgrundtief falsch. Sonst ist “1984” bald nicht mehr gruselig.
Mehr auf deutsch, englisch oder schwedisch.
Schweden wird von Nicht-Europäern recht häufig mit der Schweiz verwechselt. Abgesehen davon, dass die Landesnamen gleich anfangen (auch im Englischen) und dass beide eher kleine Länder sind, was die Bevölkerung angeht, gibt es eine weitere Gemeinsamkeit: die lange Tradition, politisch neutral zu sein.
Das gilt nicht nur für Kriege, sondern auch Bündnisse: Schweden ist nicht in der NATO. Allerdings arbeitet man seit 1994 im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden mit der NATO zusammen und unterstützt auch aktiv die NATO-Einsätze im Kosovo und in Afghanistan.
Das Verhältnis von Schweden zur NATO führt immer wieder zu Diskussionen, schließlich hat Schweden das Dilemma, dass man Truppen unter NATO-Kommando hat und dieses Engagement auch positiv sieht, als Nicht-Mitglied jedoch bei Entscheidungen außen vor ist. Ein Beitritt wird jedoch zur Zeit von keiner starken politischen Kraft angestrebt.
Eine neue Meldung (S), dass die Allianz plant, Schweden zur Teilnahme an der internationalen Eingreiftruppe einzuladen, sorgt gerade für Gesprächsstoff. Die Regierung will den Vorschlag “in positivem Licht prüfen” und auch die oppositionellen Sozialdemokraten signalisieren keine prinzipielle Ablehnung.
Mink ist das schwedische Wort für den “Nerz”, das mit dem Marder verwandte Tier, das wegen seines Pelzes so begehrt ist. In zweierlei Zusammenhang ist der Nerz in Schweden erwähnenswert.
Zum einen werden die Tiere auf Farmen gezüchtet und reißen von dort gelegentlich aus. Die Wildpopulation wurde und wird durch die größeren Zuchttiere vermehrt und ist ein Problem für andere Tierarten, darunter einige Vogelarten. Wilde Nerze werden daher als Schädlinge betrachtet und mit Fallen gejagt. Als ob das nicht reichen würde, gibt es selbsternannte Tierschüzter, die Nerzfarmen besonders schlimm finden und deshalb dort einbrechen und die Tiere freilassen. Einen Gefallen tut man ihnen damit aber nicht, wie Meldungen (S) von haufenweise überfahrenen Nerzen kurz nach einer solchen “Befreiungsaktion” zeigen.
Der zweite Punkt hat mit U-Booten zu tun. Russischen U-Booten. Diese tummelten (S) sich in den 80ern nämlich in der Ostsee und verletzten schwedische Gewässer. Das versetzte das schwedische Militär in helle Aufregung und es kam sogar zu U-Bootjagden, bei denen auch mal versehentlich ein altes Wrack mit Unterwasserminen angegriffen wurde. Ein russisches U-Boot kam tatsächlich in schwedische Hände, aber nur weil es auf Grund gelaufen war.
Ein Warnsystem wurde aufgebaut, das U-Boote an deren Geräuschen erkennen sollte – und hier kommt der Nerz wieder ins Spiel. Denn auch dieser macht Geräusche im Wasser, die wiederum ähnlich genug sind, um mit einem U-Boot verwechselt zu werden. Man hört ab und zu Scherze, wie die schwedische Marine Nerze jagte, wieviele falsche Alarme aber tatsächlich von Nerzen ausgelöst wurden, ist mir nicht bekannt.
Nachtrag: Kaum hat man darüber geschrieben, kommt die Nachricht (S), dass heute Nacht Einbrecher in Schonen 1000 Nerze freigelassen haben, die jedoch zum Großteil von Besitzer wieder eingefangen werden konnten.
In Schweden gibt es noch die Wehrpflicht – zumindest in der Theorie. Praktisch werden nur 10% eines Jahrgangs eingezogen und das sind vor allem diejenigen, die wollen. Bislang wurde noch jeder gemustert, aber auch das soll ab nächstem Jahr aus Kostengründen wegfallen (E). Ein einfacher Fragebogen soll die ungesunden und unmotivierten von vornherein aussortieren und beide Seiten sind glücklich.
Im zweiten Weltkrieg hatten die Deutschen Norwegen eingenommen und Trondheim zu einem wichtigen Stützpunkt erkoren. Zwei U-Boot-Werften wurden errichtet. Die kleine Insel Munkholmen vor Trondheim liegt strategisch gut und deshalb wurden sechs Kanonen darauf gebaut. Für mehr Urlaubsbilder aus Trondheim von letzter Woche, bitte hier entlang.
Hans Blix wurde der breiten Öffentlichkeit als UNO-Waffeninspektor im Zusammenhang mit der Suche nach Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen bekannt. Zur Erinnerung: Er fand keine, die USA glaubten das nicht und nutzten dies als Vorwand, den Irak anzugreifen, wo sie bis heute keine solchen Waffen gefunden wurden.
Hans Blix stammt aus Uppsala und hat hier auch studiert. Letztes Jahr hatte ich Gelegenheit, ihm bei einem Vortrag zuzuhören, bei dem unter anderem das Bild links entstand. Der sehr lesenswerte Text der damaligen Rede kann immer noch hier (pdf, englisch) heruntergeladen werden.
In einem aktuellen Bericht, den er heute der UNO übergeben wird (S), gibt er 60 Vorschläge zur weltweiten Abrüstung mit Schwerpunkt auf der Kernwaffenfrage. Er kritisiert erneut die USA und fordert sie auf, den Kernwaffenteststopp-Vertrag zu unterzeichnen. Außerdem schlägt er eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten vor.