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Ohly: Nein danke!

Ich danke recht herzlich für die Einladung, aber ich finde nicht, dass ich ein naher Angehöriger bin, und lehne die Monarchie als Institution ab. Deshalb wäre es wohl falsch, teilzunehmen.

Lars Ohly, Parteichef der schwedischen Linken, gestern anlässlich seiner Einladung zur anstehenden Hochzeit von Kronprinzessin Victoria.

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Daniel Westling verlobt

Diese Überschrift ist heute eher selten. Man liest stattdessen Dinge wie

  • Victoria endlich mit ihrem Daniel verlobt.
  • “Jetzt heiraten wir!”
  • Victoria: Jetzt wollen wir eine eigene Familie.

    Es geht also um die schwedische Kronprinzessin, die bald unter die Haube kommt. Klatsch und Königshaus interessieren mich zwar eigentlich nicht die Bohne. Trotzdem kann man anhand des Zirkus, der darum gemacht wird, sicherlich noch einiges über die Einstellung der Schweden zu ihren Monarchen lernen und schreiben.
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NO WE CAN'T

Seit gestern ist Barack Obama Präsident der USA und natürlich ist die heutige Ausgabe von Dagens Nyheter, Schwedens größter Tageszeitung, davon dominiert. Passend zu Obamas Wahlslogan “Yes, we can” hat die Republikanska Föreningen heute die ganze Seite drei mit dieser Anzeige geschaltet.

Sie zeigt einen eher düster dreinblickenden Schwarzen in schwedischer Uniform unter der Überschrift “NO WE CAN’T”. Die Botschaft ist eindeutig: Schweden hat eine völlig veraltete Methode, sein Staatsoberhaupt zu bestimmen und es ist an der Zeit, die Monarchie abzuschaffen.

Aus Schweden eine Republik zu machen, ist erklärtes Ziel der Republikanska Föreningen

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Wort der Woche: Lunginflammation

Man kann es wohl erraten, dass lunginflammation das schwedische Wort für “Lungenentzündung” ist. Keine Sorge, ich habe keine, sondern René Descartes – vor gut 350 Jahren. Er starb daran im Februar 1650 in Stockholm. Und das kam so.

Königin Kristina, die Tochter des schon mindestens einmal hier erwähnten Gustav II. Adolf, des Architekten des Großreichs Schweden im 17. Jahrhundert, war an der Macht. Sie förderte die Uni Uppsala – unter anderem landete die Unibibliothek von Würzburg als Beute nach dem Dreißigjährigen Krieg hier in Uppsala – und ihren verschwenderischen Hof schmückte sie mit Künstlern und Gelehrten.

Nach einem längeren Briefwechsel mit Descartes lud sie ihn im Herbst 1649 zu sich nach Stockholm ein. Ob er bei dieser “Einladung” so viel Wahl hatte, sei dahingestellt. Auf jeden Fall bekamen ihm die kalte Umgebung und die von ihr geforderten frühmorgendlichen Sitzungen mit der Königin nicht. Nach nur wenigen Monaten starb Descartes an der erwähnten Lungenentzündung.

Dass sie im protestantischen Schweden später die Krone niederlegte, um sich mitsamt Staatskasse im Rom dem Papst zu unterwerfen, dafür ist sie jedoch allemal mehr bekannt, als dafür, Descartes auf dem Gewissen zu haben.

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Kritik am König

Das Verhältnis der Schweden zu ihrem Monarchen lässt sich nicht in wenige Worte fassen. Manche wollen ihn abschaffen, oder zumindest der Tochter das Amt ersparen. Andere belächeln König Carl Gustav, haben Mitleid mit ihm, aber finden das Ganze doch irgendwie sympathisch. Wieder andere finden Monarchie durchweg prima.

Kritik an den wenigen Dingen, die der König noch machen darf, hört man immer wieder. Zwei aktuelle Beispiele: Carl XVI. Gustav darf Orden nicht nur verleihen, sondern auch entscheiden, wer einen bekommt. Und er tut das nicht in der einzig akzeptierten Weise, nämlich an Männer und Frauen gleichermaßen. Von den 1600 Medaillen, die er in seiner Amtszeit vergeben hat, gingen nur 20 Prozent an Frauen. Je höher die Auszeichnung, desto weniger weibliche Träger. Es wird diskutiert, dem König dieses Privileg zu entziehen.

Eine andere Aufgabe des Monarchen ist es, dem sogenannten “außenpolitischen Rat” vorzusitzen. Genau das kritisiert jetzt ein alter Hase der schwedischen Außenpolitik in seinem Buch:

Das Außenministerium vergeudet Ressourcen, nur um dem Rat gerecht zu werden. Außerdem sollten wir als Anhänger der konstitutionellen Monarchie, diese Regierungsform verfeinern. Das bedeutet, dass der König eine rein repräsentative Rolle hat.

Der Autor Lars Danielsson ist jedoch Sozialdemokrat und zudem immer noch arg in der Kritik wegen seiner langsamen Reaktion beim Tsunami in Thailand vor einigen Jahren. Deshalb wird in dieser Legislaturperiode wohl alles beim Alten bleiben.

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Wort der Woche: Grundlagsutredningen

Schweden hat keine Verfassung, sondern vier Grundgesetze. Eines davon kann in Verbindung mit einem anderen, das jetzt kein Grundgesetz mehr ist, aber trotzdem “Verfassung” genannt werden. Spannend, nicht?

Von vorne: Die vier schwedischen Grundgesetze heißen successionsordningen, regeringsformen, tryckfrihetsförordningen und yttrandefrihetsgrundlagen. Das erste regelt, wie man unschwer am Namen erkennt, die Nachfolge im Königshaus und ist heute das älteste der Grundgesetze (1810). Erst 1980 wurden Frauen auf dem Thron erlaubt und damit Victoria zur Kronprinzessin.

Im Gegensatz dazu ist die “Freiheit zur (Meinungs-) Äußerung” erst seit 1992 Grundgesetz und bildet das Radio-, Fernseh- und Internetkomplement zur “Druckfreiheitsverordnung”, in der wiederum neben der Pressefreiheit auch das Öffentlichkeitsprinzip steht. Die erste tryckfrihetsförordning gab es 1766 und in ihrer heutigen Form gilt sie seit 1949.

Das für die Organisation des schwedischen Staates wichtigste Grundgesetz ist die regeringsformen. Wahlen, die Rolle der Regierung und des Parlaments, der Gesetzgebungsprozess und das Verhältnis zwischen den drei Gewalten des Staates sind hier geregelt. Zusammen mit der “Reichstagsordnung”, die die Arbeit des Parlaments regelt, aber kein Grundgesetz mehr ist, kann man deshalb die “Regierungsform” auch schwedische Verfassung nennen. Die heutige Form gilt seit 1974 und erst kurz davor war das Zweikammerparlament durch eine einzelne Kammer ersetzt worden. Die alte “Verfassung” war von 1809 und damit vor ihrer Abschaffung eine der ältesten in Kraft. Der König hatte darin formell noch politische Macht.

Um eines der Grundgesetze zu ändern braucht es in Schweden zwei gleichlautende Parlamentsbeschlüsse, zwischen denen eine Wahl liegen muss. Auch außerhalb der großen Neuordnungen von 1809 und 1974 gab es immer wieder Veränderungen. 1993 wurde zum Beispiel die Legislaturperiode von drei auf vier Jahre verlängert und die Personenwahl ermöglicht.

Im Juli 2004 wurde eine neue grundlagsutredning beschlossen, also eine “Untersuchung des Grundgesetzes”. Gemeint ist nur die Regierungsform und der Auftrag des eingesetzten unabhängigen Komitees ist, bis Ende nächsten Jahres Vorschläge auszuarbeiten, “wie die Volkssouveränität vertieft und gestärkt werden, wie das Vertrauen des Volkes in das Funktionieren des demokratischen Systems vergrößert werden und wie die Wahlbeteiligung erhöht werden kann” (Übersetzung eines Teils des offiziellen Auftrags). Letzteres ist eine hohes Ziel, liegt doch die Beteiligung bei schwedischen Wahlen meist ein gutes Stück über 80 Prozent – für andere Länder wäre das ein Traumwert, für Schweden ist es eine Verringerung von über 90 Prozent in den Siebzigern und Achtzigern.

2009 wird also eine breite Diskussion über den Bericht und die Vorschläge der grundlagsutredningen stattfinden und dann eventuell in eine Verfassungsänderung münden. Alles in allem ist es aus deutscher, durch die eigene Geschichte der letzten zweihundert Jahre an große Umbrüche gewöhnte Sicht erstaunlich, wie sich große Veränderungen nach und nach in Schweden durchsetzen, ohne dass es einer Revolution oder eines Krieges bedarf.

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Wort der Woche: Midsommarkrisen

Im zweiten Weltkrieg versuchte Schweden, seine selbsterklärte Neutralität zu wahren. Damit meinte man nicht wirklich, neutral zu sein, sondern auf keinen Fall in den Krieg hineingezogen zu werden. Die damalige, wegen des Krieges zusammenberufene Allparteienregierung unter Per Albin Hansson gab zwar den populären Forderungen nach direkter Unterstützung an Nazideutschland nicht nach, machte aber an mehreren Stellen Zugeständnisse.

Am wichtigsten waren wohl die Transporte von Soldaten mit schwedischen Zügen, nachdem Deutschland 1940 Norwegen angegriffen hatte. Ein täglicher Zug über schwedisches Staatsgebiet, der neben deutschen Soldaten auch Munition und Kriegsgerät transportiere, wurde eingerichtet, doch auch das reichte nicht. Am 22. Juni 1941 begann das “Unternehmen Barbarossa”, der Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion, und in dessen Rahmen wollte die Wehrmacht eine ganze Division von Norwegen durch Schweden an die finnische Grenze zu Russland transportieren. Diese Anfrage und darauffolgende Diskussion in der schwedischen Regierung und dem Reichstag nennt man die Mittsommerkrise.

Denn obwohl die bürgerlichen Parteien eher nachgeben wollten, gab es viele Stimmen unter den Sozialdemokraten, die das Maß an Unterstützung für die Deutschen für voll hielten. König Gustav V. war für die Erlaubnis, sowohl um den Konflikt mit Deutschland zu vermeiden, als auch mit dem Gedanken an Hilfe für Finnland. Er mag den Ausschlag gegeben haben, immerhin hat er angeblich mit seinem Abtritt gedroht, sollte das Gesuch der Deutschen abgelehnt werden. Das hätte zu einer Spaltung der schwedischen Gesellschaft führen können. Ob es diese Drohung wirklich gab, ist ungewiss, aber es ist belegt, dass Per Albin Hansson sie in der Argumentation verwendete.

Der Transport wurde als Einzelfall genehmigt und die Division Engelbrecht passierte vom 25. Juni bis 12. Juli Schweden gen Osten, wo die meisten Mitglieder umkamen. Etwas ausführlicher über Schweden während des zweiten Weltkriegs kann man in der Wikipedia lesen und zur midsommarkrisen in der Nationalencyklopedin.

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Wort der Woche: Kalabalik

Kalabalik hat nichts mit Leichen (schw. lik) zu tun, sondern ist ein Lehnwort aus dem Türkischen und bedeutet Unordnung, Chaos, Verwirrung. Einzug ins Schwedische hat das Wort durch Kalabaliken i Bender gehalten.

Was war in Bender, dem heutigen Tighina in Moldavien, passiert? Wie letzte Woche erwähnt, wurde der schwedische König Karl XII. bei seinem Versuch, Russland zu erobern, 1709 in Poltava vernichtend geschlagen. Mit seinen knapp 2000 Mann floh er nach Bender, das zu der Zeit zum Osmanischen Reich gehörte, und er wurde gebührend empfangen.

Sein Ziel war es, dort einen Krieg gegen Russland anzuzetteln, was ihm auch kurzzeitig gelang. Karl XII. und seine Gefolgschaft lebten fürstlich in Bender für mehrere Jahre und er hatte einigen Einfluss im Reich. 1713 wurde er den Türken teuer und lästig und nach beiderseitigen Intrigen wurde er in der Kalabaliken i Bender angegriffen und gefangen genommen. Es sollte bis zum Herbst des folgenden Jahres dauern, bis Karl XII. in einem Gewaltritt durch Europa, verkleidet und mit wenigen Vertrauen, ins damals noch schwedische Stralsund floh.

Die langen Jahre der Abwesenheit wurden von den Nachbarn – darunter Sachsen, Preußen und natürlich Russland, das jetzt auch Finland eroberte – gut genutzt, um weitere Gebiete vom Großreich Schweden abzuzweigen. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis Schweden auf das Kernland reduziert und die Großmachtstellung endgültig vorbei war.

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Wort der Woche: Poltava

Poltava ist nicht wirklich ein schwedisches Wort, sondern eine Stadt in der Ukraine, gut 300 Kilometer südöstlich von Kiev. Die Verbindung zu Schweden liegt 300 Jahre zurück, als der junge schwedische König Karl XII. auf die Idee kam, Rußland zu erobern. Zu dieser Zeit war Schweden eine Großmacht im Ostseeraum. Die Schlacht von Poltava im Jahre 1709 markiert den Wendepunkt des Krieges zugunsten Russlands, an dessen Ende Schweden keine Großmacht mehr war.

Für die Geschichte Osteuropas ist die Schlacht ein wichtiges Ereignis, begründete sie doch unter anderem die jahrhundertelange Herrschaft Russlands über das Gebiet der heutigen Ukraine. “Wie ein Schwede bei Poltava” ist dort noch heute sprichwörtlich für Hilflosigkeit. Wer die Geschichte des stümperhaften Karl XII. in Osteuropa genauer wissen möchte, dem seien die Wikipedia-Artikel zum großen nordischen Krieg und natürlich zur Schlacht von Poltava selbst ans Herz gelegt.

Heute verehren Nationalisten Karl XII. als “Kriegerkönig”, andere nennen ihn schlicht einen Verlierer. Neue Ausgrabungen mit schwedischer Beteiligung sollen diesen Sommer auf dem Schlachtfeld von Poltava beginnen und mehr Licht auf die größte militärische Niederlage der schwedischen Geschichte werfen.

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Prominenz

Menschen, die nur bekannt sind, weil sie bekannt sind, betrachte ich als medialen Spam. Es gibt aber auch Menschen, die zu Recht Aufmerksamkeit genießen und gegenüber denen man eine gewisse Bewunderung nicht zu verhehlen braucht.

Am 25. Mai kommen zwei solche in die Universitätsaula hier in Uppsala, um die Zukunft der internationalen Gemeinschaft zu diskutieren: Kofi Annan und Jan Eliasson.

Beim letzten Besuch von Kofi Annan gab es ein ziemliches Besucherchaos und ich schaffte es nur in einen der kleineren Säle, in den die Rede live per Video übertragen werden sollte. Leider haben die Organisatoren den Ton nicht hinbekommen. Dieses Mal scheinen sie besser zu planen und man muss schon heute die kostenlosen Eintrittskarten abholen. Ich komme gerade von da und falls ein Uppsalabo mitliest: noch bis 16.00 in der Aula, aber ich vermute, dass die Karten vorher ausgehen.

Zwei Tage davor, am 23., ist Carl von Linnés 300. Geburtstag und der Höhepunkt des Linné-Jahres. Der schwedische König und der japanische Kaiser werden in Uppsala erwartet und während letzterer sein Mittagsschläfchen hält, soll ersterer angeblich uns Astronomen einen Besuch abstatten. Ich weiß ja nicht ganz, was ich davon halten soll, aber ein paar Bilder fürs Archiv und für zukünftige Artikel an dieser Stelle würden sicher dabei herausspringen.

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