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Aufruhr unter Naturfotografen

Vor knapp zwei Wochen schrieb Gunnar Glöersen einen Blogeintrag beim Jägerverband, in dem er die Echtheit einiger Naturbilder von Terje Hellesø anzweifelte, die Luchse und andere Raubtiere zeigten. Sein Argument basierte nicht auf technischen Details in den Bildern, sondern auf seiner eigenen Erfahrung aus jahrelanger Arbeit mit Raubtieren, aufgrund derer er es für so gut wie unmöglich erachtete, dass der Fotograf an den angegebenen Orten so viel Glück hatte, die Tiere so oft vor die Linse zu bekommen.

Der Beitrag entpuppte sich als Stich ins Wespennest, denn Terje Hellesø ist einer der bekannteren Naturfotografen im Land, hat lange in dem Metier gearbeitet, wurde 2010 zum Naturfotograf des Jahres ernannt und ist einer der wenigen, die davon leben können. So kam es zu heftigen Reaktionen von anderen Fotografen, die Terje Hellesø zur Seite sprangen. Schließlich gehört Bildmanipulation ohne darauf hinzuweisen zu den schlimmsten Vergehen in diesen Kreisen und dass eine der Frontfiguren bewusst und systematisch täuschen würde, konnte sich keiner vorstellen.

Eine Rolle in der Debatte mit hunderten Kommentaren spielte auch, dass die Fälschungsvorwürfe von Jägern kamen und es wurden dabei allerlei Vorurteile zwischen vermeintlich naturliebenden Fotografen und schießwütigen Jägern sichtbar. Doch handfeste Beweise gab es zunächst keine und mit den Aussagen von Frau Hellesø und anderen, die bezeugten, die rohen Bilder in der Kamera gesehen zu haben, war die Naturfotogemeinschat kurz davor, die Sache beiseite zu legen, als Leute aus dem Internetforum Flashback sich detektivisch auf die Suche machten und in den Weiten des Netzes die Originale der Tierfotos fanden, die Hellesø in seinen Montagen verwendet hatte – Beispiel hier, mehr Links in der Zusammenfassung auf Flashback.

Damit war plötzlich glaubhaft bewiesen, dass Terje Hellesø nicht nur seine Fotos manipuliert hatte, inklusive eines der Gewinnerbilder des Naturfotograf 2010, sondern dazu recht plump die Bilder von anderen verwendet hatte. Es folgten Geständnis, tragische Radiointerviews und Schock unter Freunden und Fotografen. Schadenfreude und Parodien, die Luchse in allerei Bilder hineinmontierten, ließen auch nicht auf sich warten. Zusätzlich wurde die Geschichte von den Medien aufgegriffen und war eine Schlagzeile wert.

Mittlerweile erwägen diverse Naturfotovereine, Hellesø auszuschließen, und er ist wegen Betrugs angezeigt, denn seine behaupteten Sichtungen, nicht zuletzt des als Schadtier geltenden Marderhunds, führten zu unnötigen Maßnahmen der Regionalverwaltungen, die Bestände neu zu vermessen.

Über Hellesøs Motive kann man nur mutmaßen. Dass der Druck auf einem erfolgreichen Fotografen, sich selbst immer wieder zu übertreffen, hoch ist, kann ich mir jedoch schon vorstellen und sehe ihn eher als tragische denn verachtenswerte Figur in diesem Drama. Was mir dagen nicht ganz einleuchtet ist die Leichtgläubigkeit mit der die Naturfotogemeinschaft die Fälschungen jahrelang akzeptiert hat, denn im Nachhinein erscheinen sie ziemlich amateurhaft ausgeführt. Reputation schützt scheinbar vor Kritik – bis jemand von außerhalb des gewohnten Kreises daherkommt und nachfragt.

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Regnbåge

Regenbogen

Ja, den hatten wir schon einmal, ist aber lange her und passt gerade so gut.

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Aus den Nachrichten

Nachwahlen in Västra Götaland und Örebro. Bei der Wahl letztes Jahr gab es ein paar Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenzählung. Inkorrekte Stellvertreterstimmen wurden angenommen, Vorabstimmen nicht mitgezählt und einige konnten nicht abstimmen. Die Mathematiker der Wahlbehörde schauen in solchen Fällen genau, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass diese Stimmen das Ergebnis der Wahl hätten ändern können. In einem Wahlkreis und der Region um Göteborg wurde deshalb gestern neu gewählt. Das Ergebnis ändert nichts an der nationalen Politik, in der Regionalverwaltung konnten die Sozialdemokraten den Moderaten jedoch ein paar Prozentpunkte abluchsen; auch in Örebro gewann (S). Das hat nicht zuletzt Symbolcharakter, denn es war die erste Wahl des frisch gebackenen S-Parteichefs Håkan Juholt.

Wildschweinplage. Nicht nur der Fuchsbandwurm macht sich in Schweden breit, auch die Zahl der Wildschweine nimmt stark zu. 2003 gab es rund 750 Unfälle mit Wildschweinen, letztes Jahr um die 2500. Dass sie auch in bewohnte Gebiete vordringen, wird nicht gerne gesehen und man kommt mit der Jagd (70.000 letztes Jahr) nicht nach. In den 70ern waren die Tiere in Schweden ausgerottet und der heutige Stamm kommt von wenigen, aus einem Gehege ausgebüchsten Tieren.

Die Nazi-Verbindungen von Königin Silvias Vater sind schon länger im Gespräch und die Kritik richtete sich vor allem dagegen, dass man das Thema am liebsten totschweigen wollte. Berichte, dass der Vater im Rahmen der “Arisierung” 1939 eine jüdische Fabrik übernahm, sorgen jetzt doch dafür, dass man die Sache vom Hof aus offiziell untersuchen und die Ergebnisse veröffentlichen will.

Finnland hat gestern Abend im Finale der Eishockey-WM Schweden mit 6:1 geschlagen. Die Zwischenstände, die der Busfahrer auf dem Weg vom Flughafen per Lautsprecher mitteilte, sorgten für lautstarke Freude des einzigen Finnen an Bord und dies wiederum für Schmunzeln aller anderen.

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Vår

Frühling

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Wort der Woche: Dvärgbandmask

Dvärg-band-mask, wörtlich Zwergbandwurm, ist der schwedische Name für den Fuchsbandwurm, jenen Parasiten, der Füchse (oder Hunde, Katzen…) als Wirt benutzt und der auf dem Kontinent so gut wie allgegenwärtig ist und in seltenen Fällen auch Menschen befällt.

Dieses Untierchen macht zur Zeit Schlagzeilen in Schweden, denn es wurden zwei (!) verwurmte Füchse gefunden. Das mag sich banal anhören angesichts dessen, dass in etwa der Hälfte der deutschen Füchse der Wurm ist. Doch Schweden war bisher frei von dieser Plage und man versucht jetzt mit Hilfe von Kot sammelnden Jägern die Ausbreitung zu bestimmen (man schätzt etwa ein Prozent der Füchse) und einzudämmen.

Wer schon einmal mit Hund nach Schweden wollte, weiß bestimmt, dass es eine Pflicht zur Entwurmung der Haustiere gibt. Diese Sonderregelung innerhalb der EU könnte bald fallen. Schließlich ist sie schwer zu rechtfertigen, wenn der Fuchsbandwurm in Schweden heimisch ist.

Dass ein rein hypothetisches Risiko – in der gesamten EU erkranken jährlich nur etwa fünfzig Menschen – hierzulande allgemeine Aufmerksamkeit erregt, ist ein schönes Beispiel für den hohen symbolischen Stellenwert, den die Natur bei den Menschen hat, auch wenn natürlich beiweitem nicht jeder ein Friluftsmänniska ist. Es ist deshalb völlig normal, dass Zeitungen Doppelseiten zum Lebenszyklus des Dvärgbandmasks bringen und Leuten versichern, dass man auch in Zukunft ruhig seine Beeren und Pilze pflücken gehen kann.

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Bofink

Buchfink

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Påsk 2011

Aufstehen, es ist Freitag und der erste der Osterfeiertage! Was ist das da draußen? Wolken, wo doch bestes Wetter vorhergesagt ist? Egal, der Plan steht, um halb acht aus dem Haus zu kommen. Seil, Geschirr, Karabiner, Essen, Trinken – check! Raus. An der Bushaltestelle angekommen fängt es an zu regnen. Und wird immer mehr. Handy hervorholen, Wetterbericht noch einmal: strahlender Sonnenschein. Hmmmm. Konferieren, ob wir abblasen sollen. Auf ein zögerliches Nein kommen. Wir fahren. Bus, dann S-Bahn, Richtung Nord-Westen der Hauptstadt. Kungsängen, die Königsaue, ist unser Ziel. Ein guter Kilometer Fußmarsch, dann sind wir da, am Ryssgraven, dem Russengrab, einer der populäreren Kletterklippen um Stockholm. Irgendwann werde ich einmal nachschauen, warum die Stelle so heißt. Nicht zum schmalen Landstreifen zwischen dem fünfundzwanzig Meter hohen Fels und dem Wasser gehen, sondern von hinten oben an den leicht zugänglichen Gipfel. Über die Kante zu schauen, so hoch über dem See, ist weniger gruselig als beim letzten Mal. Geschirr an, Seil aus dem Rucksack, Verankerung bauen. Sich erklären lassen, wie man sich abseilt. Schon schlau, das mit dem französischen Prusikknoten am zweiten Karabiner. Hier scheint es nicht geregnet zu haben, der Stein ist trocken, sehr schön. Und ist das da die erste Stelle blauer Himmel? Abseilen zum Fuß der Klippe. Auf die Kollegen warten und derweil das Buch studieren, in dem alle Klettermöglichkeiten in und um Stockholm beschrieben sind. Über dreihundert Seiten dicht gepackt mit Information hat dieser Stockholmsföraren. Auch nur einen kleinen Teil dessen zu klettern wird Jahre dauern. Schön, am Anfang eines Hobbys zu sein und die großen unentdeckten Möglichkeiten vor sich zu sehen. Für den Anfang eine der einfacheren Kletterrouten aussuchen und sich wieder ins Seil einknoten. Gar nicht so einfach, diese uralten, von den Eiszeiten glattgehobelten Klippen hochzukommen. Als ich mich auf halber Höhe kurz ausruhe und umdrehe zum Aussicht genießen, bricht die Sonne durch die Wolken und schickt ihre wärmenden Strahlen durch die noch ziemlich kalte Luft. In den nächsten Minuten sollte die Wettervorhersage endlich recht bekommen. Bald kommen andere Kletterer dazu und wir haben das Russengrab nicht mehr für uns alleine. Zwei, drei Routen für jeden später ist es Zeit für die Fika; belegte Brote, Äpfel, Bananen und eine Rosinen-Moosbeeren-Nussmischung geben genug Kraft für weitere Anstrengungen. Sich an einem schwereren Aufstieg versuchen. Scheitern. Trotzdem jede Menge Spaß haben bis es an den Nachhauseweg geht. Dort angekommen der anrauschenden Müdigkeit keine Zeit geben, sondern die Laufschuhe an und das Wetter ausnutzen als käme es nie wieder. Knapp zehn Kilometer an dem der drei Gewässer vor unserer Haustür entlang, wo ich seit dem Herbst nicht war, dem Lilla Värtan. Das Einschlafen später am Abend dauert höchstens zehn Sekunden.

Aufstehen, es ist Samstag und strahlend blauer Himmel. Frühstück, Essen und Trinken zum Mitnehmen vorbereiten. Den Führer für Draußen-Aktivitäten um Stockholm, das Fernglas und das Vogelbuch nicht vergessen. Sich wieder einmal bewusst werden, welch tolle Großstadt dies ist für Freiluftmenschen. Weniger als eine Stunde mit dem öffentlichen Nahverkehr und man ist entweder im Schärengarten, am Bergsteigen oder mitten im naturgeschützten Wald. Es soll in die selbe Richtung gehen wie gestern, nur nicht ganz so weit. Veddesta ist ein eher hässliches Industriegebiet wie es in den Vororten viele gibt, doch direkt dahinter beginnt der Upplandsleden, der Wanderweg, der sich vierhundertzwanzig Kilometer nach Norden, an Uppsala vorbei bis fast nach Gävle erstreckt. Die südlichste Etappe durch Görvälns Naturreservat steht heute an. Kurz zögern ob feste Wanderschuhe angesagt sind oder das genaue Gegenteil, eine flexible zweite Haut zum “barfuß” gehen, aka FiveFingers. Letzteres. Schon im Bus auf die Schuhe angesprochen werden, obwohl ich doch das eher unauffällige braune Modell trage. Dem Fragenden versichern, dass man damit auch laufen gehen kann, aber es langsam angehen lassen sollte. Schließlich sind die meisten Waden und Achillessehnen von Schuhen mit Absätzen weniger Arbeit gewohnt. Zuerst
draussen An der Zielhaltestelle angekommen öffnen sich einem schon bald weite Feuchtwiesen, und Wälder mit Meeren an Buschwindröschen und Leberblümchen. In der Sonne bei wenig Wind kann man fast vergessen, dass es noch unter zehn Grad hat, und es kommt einem seltsam vor, dass die Bäume noch kein Laub haben. Nur an den Birken kann man mit etwas gutem Willen das erste zarte Grün erkennen. Das wird sich jetzt innerhalb von Tagen ändern; die Natur steht vor der Explosion und wird sich beeilen, den kurzen Sommer auszunutzen. Auf dem Weg zur Gåseborg, einer vormittelalterlichen Burgruine hoch über dem See Mälaren sehen wir zwei junge Kreuzottern, die sich auf dem Weg sonnen und sich ins Gebüsch schlängeln als wir näherkommen. Die Spaziergänger mit Hund ein paar hundert Meter weiter warnen wir besser trotzdem. Deren allzu negative Reaktion auf die putzigen Tierchen lässt es uns jedoch fast bereuen. Auf dem weiteren Weg – fünf Stunden inklusive Fika-Pause – wird es eine ansehnliche Liste an Arten werden, die wir zu Gesicht bekommen. Zu den Kreuzottern kamen noch Ringelnattern und Waldeidechsen. Hase und Rehe. Mäusebussard und Fischadler. Schellenten, Gänsegänger, Haubentaucher und Eiderenten. Eichelhäher, Zeisige, Singdrosseln, Buntspechte und Bachstelzen. Nur um ein paar zu nennen. Lustig, dass ich für die meisten Arten nur die schwedischen Namen kannte und eben eine ganze Reihe der deutschen nachschlagen musste. Über Stock und Stein geht es zum Schloss Görväln, wo man auf mehr Spaziergänger trifft. Das Café dort hat jedoch leider zu. Also gleich weiter die letzten Kilometer bis zur S-Bahn-Station und nach Hause. Heute braucht es keine zusätzliche Runde Jogging.

Aufstehen, es ist Sonntag morgen und strahlend blauer Himmel. Kletterzeug packen und auf zu einem neuen Berg, dem Ekoberget östlich der Stadt, zwischen Nacka und Värmdö. Wieder oben anfangen, allerdings mit zwei Mal abseilen um erst an den Ankerplatz zu kommen. Die vierzig Meter über dem Wasser und so steile Klippe, dass man nicht den Boden sieht, machen den Schritt über die Kante zum Nervenkitzel und lassen einen die Ausrüstung lieber doppelt kontrollieren. Doch es geht natürlich alles gut. Unten angekommen wimmelt es von Kletterern. Der Stockholmföraren lügt nicht, wenn er schreibt, dass dies eine der beliebtesten Klippen Stockholms ist. Wir stellen uns als Anfänger ein wenig unbeholfen an und sind etwas im Weg für andere. Doch ein paar nette Worte bringen die Stimmung wieder ins Lot. Ein paar Routen, Hautabschürfungen und blaue Flecken später sitzen wir schon wieder im Bus. Sichtlich braungebrannt nach drei recht intensiven, doch absolut herrlichen Tagen im Freien.

Ich hoffe, Ihr hattet auch gute Osterfeiertage.

Erwähnte Bücher:
Stockholms Friluftsliv von Hjelmstedt, Sundvall und Wåhlin (ISBN 9163179245). Ca 300 Seiten kompakte und schön bebilderte Beschreibungen der wichtigsten Möglichkeiten zum Eislaufen, Skifahren, Wandern, Radfahren, Paddeln, unter andere. Ein Muss für jeden, der hier lebt, oder Urlauber, die mehr als nur die Innenstadt sehen wollen.
Stockholmsföraren von Widerberg und Jelinek (ISBN 9789163332050). Der ultimative (weil als einziger so komplette) Führer für die hunderten Klippen in der Gegend.

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Solförmörkelse

Sonnenfinsternis

Die ~~z.Zt. noch andauernde~~ partielle Sonnenfinsternis, von meinem Balkong in Stockholm fotografiert.

Noch zwei Bilder

Sonnenfinsternis

Sonnenfinsternis

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Gotland

Wie ein Gemälde von van Gogh, diese Algen um Gotland.

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