Vorhin wurde bekannt gegeben, dass Umeå 2014 europäische Kulturhauptstadt wird. Der letzte Mitbewerber war Lund im Süden Schwedens.
Vorhin wurde bekannt gegeben, dass Umeå 2014 europäische Kulturhauptstadt wird. Der letzte Mitbewerber war Lund im Süden Schwedens.
Es liegt mir fern, das Preissystem der Deutschen Bahn zu loben. Auch sei gesagt, dass man in der Regel zu vernünftigen Preisen in Schweden Zug fahren kann. Die ehemals staatliche SJ hat sich jedoch ein besonders schlaues System einfallen lassen, die Ticketpreise festzusetzen: Je beliebter ein Zug ist, desto teurer die Fahrkarte. Der Preis steigt also mit der Zeit, je mehr Leute schon den gleichen Zug gebucht haben. Das hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass flexible Reisende überlastete Züge automatisch meiden und dass andere besser ausgelastet werden. Neben der offensichtlichen, dass sich früh buchen und Zeiten vergleichen lohnt, ergeben sich noch zwei interessante Folgen:
Der WWF hat die Arbeit der Ostseeanrainer mit dem stark belasteten Gewässer verglichen und Deutschland kommt am besten weg. Als einziges Land bekommt es die “Note B”. Schweden liegt mit Finnland, Polen und Dänemark im Mittelfeld und die östlichsten Anrainer bekommen das schlechteste Zeugnis ausgestellt.
Positiv an Deutschland sei die Zusammenarbeit der Behörden für Wasser und Küste und die fortschrittliche und weit fortgeschrittene Planung, was die Ausweisung geeigneter Gebiete für Windkraft, Seefahrtsrouten und Seekabel angeht. In Schweden sei man zwar gut bei der Küstenplanung, aber es mangele auf dem Wasser und an der Abstimmung der beiden.
Generell brauche es mehr Zusammenarbeit der Länder, weshalb Alexander Stubb, heute finnischer Außenminister, vom WWF den Baltic Leadership Award dafür bekommt, die EU-Strategie für die Ostsee initiiert zu haben.
Heute morgen war in der Zeitung ein interessanter Vorstoß zu lesen: Milko, eine im Vergleich zum Platzhirsch Arla zwar recht kleine, aber in ganz Mittelschweden aktive Molkereigenossenschaft, will ab kommender Woche den Liter Milch um eine Krone (etwa 10 Euro-Cent) verteuern und diese ohne Abzüge den Milchbauern zukommen lassen. Weil bisher nur etwa 1,20 kr pro Liter bei den Bauern ankommen, soll dies einen großen Unterschied machen und den im letzten Jahr gesunkenen Preisen und Marginalen entgegenwirken.
Die großen Handelsketten (ICA, Coop etc.) akzeptieren das, ohne dass die Bauern dafür erst auf die Straße gehen mussten. Laut Umfragen sind auch über 90 Prozent der schwedischen Verbraucher bereit, die eine Krone mehr auf den Tisch zu legen, wenn sie den Bauern zugute kommt.
Ich habe hier schon öfter meinen positiven Eindruck geschildert, dass es in Schweden ungewöhnlich, fast verpönt ist, beim Essenseinkauf auf jeden Cent zu achten, weil man sich der schädlichen Wirkung dieses Handelns bewusst ist. Deshalb bleibt zu hoffen, dass Milko wegen der Preiserhöhung nicht die Kunden weglaufen. Das ist zudem unwahrscheinlich, weil nur die ganz großen Lebensmittelgeschäfte Milch von mehr als einer (der lokal dominierenden) Molkerei im Angebot haben. Auch wenn ich gerne würde, kann ich deshalb die Milko-Aktion leider nicht durch meine “Verbraucher-Macht” unterstützen.
In so gut wie allen schwedischen Universitätsstädten herrscht zum Semesterbeginn akuter Wohnungsmangel, so dass gependelt, gezeltet und in Turnhallen übernachtet werden muss. Das hat mindestens drei Gründe.
Das schwedische Radio berichtet heute von bisher geheimen Dokumenten, die offen legen, dass die USA in den Neunzigern vorhatten, Pol Pot, den Anführer der Roten Khmer in Kambodja, in einem anderen dritten Land wegen Völkermord anzuklagen. Schweden wurde angefragt, lehnte aber ab. Kurz darauf erübrigte sich die Frage durch Pot Pots Tod.
Nachtrag: SR-Artikel auf Deutsch
Wie schon mehrmals vorab erwähnt, hat Schweden mit der Regierung hinter Premierminister Fredrik Reinfeldt vorgestern die EU-Ratspräsidentschaft für das kommende halbe Jahr übernommen. Zur Feier im Stockholmer Freilichtmuseum Skansen kam Kommissionspräsident Barroso und natürlich auch seine schwedische Vize Margot Wallström.
Nicolas Sarkozy und Fredrik Reinfeldt (Foto: Gunnar Seijbold/ Regeringskansliet)
Heute ist Frankreichs Präsident Sarkozy zu Gast und die Pressekonferenz
mit ihm und Reinfeldt kann man auf der Homepage der schwedischen
Ratspräsidentschaft ansehen: www.se2009.eu
Ich wurde den Eindruck nicht los, dass sich Sarkozy immer noch als der
heimliche Chef sieht.
Die Erwartungen an Schweden sind hoch nach der turbulenten tschechischen Präsidentschaft. Auf der Agenda der nächsten Monate stehen sowohl Themen, die Schweden gern selbst vorantreiben möchte, als auch solche, um die man nicht herumkommt:
Die schwedische Zentralbank hat gestern den Leitzins erneut gesenkt, auf jetzt nur noch 0,25 Prozent. Im Gegensatz dazu hat die EZB sich entschieden, es für den Euro-Raum bei 1,0 Prozent zu belassen.
Die seit Monaten geringen Zinsen sorgen dafür, dass neun von zehn Schweden mit Wohnungs- oder Häuserkrediten die Variante mit beweglichen Zinsen wählen, anstatt sie auf längere Zeit (und auf höherem Niveau) zu binden. 1,7% vor eventuell ausgehandelten Rabatten sorgen in der Tat für mehr Geld in schwedischen Haushaltskassen, aber es wird regelmäßig davor gewarnt, dass die Zinsen auch wieder schnell anwachsen können, wenn sich die Wirtschaftslage verbessert. Es sei also sparen angesagt.
Die schwedische Krone hat durch die Zinssenkung leicht an Wert verloren, sie pendelt aber wie seit ein paar Monaten zwischen 10 und 11 Kronen pro Euro. Unter Druck ist sie laut Medienberichten eher dadurch, dass schwedische Banken viel Geld im Baltikum verliehen haben und dass dort die Wirtschaftskrise starke Auswirkungen hat. Schweden versucht deshalb, die Entwertung der dortigen Währungen (und damit der eigenen) zu verhindern, was zum Beispiel Lettland zu einem starken Sparkurs zwingt, anstatt sich durch die Entwertung Luft verschaffen zu können.
Wer erinnert sich noch an die Nachrichten vom “Staatsbankrott” in Island von vor ein paar Monaten? Seitdem gab es dort einen Regierungswechsel und ein gründliches Überdenken der Einstellung zur EU.
Gestern trafen sich die nordischen Außenminister in Reykjavik und heute liest man in der Zeitung (leider nicht online), dass Island schon nächsten Monat den Antrag zur Mitgliedschaft einreichen will. Dass Schweden dann die EU-Ratspräsidentschaft innehat, ist wohl ein Glücksfall und Außenminister Bildt will diesem Thema hohe Priorität einräumen und Island so schnell wie möglich in die Gemeinschaft holen.
Und es kann wohl wirklich schnell gehen mit Island. Das Land ist zum Beispiel schon in der europäischen Wirtschaftszone und beim Schengen-Abkommen zur Reisefreiheit dabei. Man hofft also, dass Island auf der “Überholspur” beitritt und an den Wartenden Kroatien und Türkei vorbeizieht. Mit der Bevölkerung einer mittleren Großstadt dürfte die Integration nicht allzu schwer fallen und bei den restlichen Mitgliedern auf wenig Widerstand stoßen. Nichtsdestotrotz stehen bei Themen wie dem Fischfang schwierige Verhandlungen an.
Nicht zuletzt durch den Euro, den Island nach den Turbulenzen mit der eigenen Krone jetzt als Landeswährung anstrebt, kann die EU Island Stabilität bieten. Im Ausgleich bringt Island unter anderem die Präsenz in der Arktis mit. Außerdem munkelt man, dass erfolgreiche Verhandlungen mit Island, gerade beim Thema Fischfang, die Stimmung in Norwegen zum kippen bringen könnte, so dass kurz nach der isländischen vielleicht auch die norwegische Mitgliedschaft in der EU ansteht.
Freuen würde mich natürlich beides.
Das gestrige Wahlergebnis bestimmt, wer die 18 schwedischen Sitze im Europaparlament einnehmen wird: Die Sozialdemokraten bekommen 5, die Moderaten 4, die liberale Folkpartiet 3, die Grünen 2 und die Piraten, Zentrumspartei, Linke und Christdemokraten jeweils einen Platz.
Was noch unklar ist, sind die Namen. Ein Großteil der Wähler hat nämlich von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, auf den Stimmzetteln Personen anzukreuzen, und das kann die Reihenfolge der Liste durcheinander werfen. Die Personenstimmen werden zentral ausgezählt und das hat gerade erst begonnen. Der Prozess kann auf der Webseite der Wahlbehörde live mitverfolgt werden.
Auch noch wichtig zu erwähnen ist, dass Schweden zwei zusätzliche Sitze im EU-Parlament bekommen wird, wenn der Lissabon-Vertrag in Kraft tritt, hoffentlich noch dieses Jahr. Aus dem Wahlergebnis folgt, dass diese beiden Sitze den Sozialdemokraten und der Piratenpartei zufallen. Letztere bekommt dann also einen zweiten Sitz. Etwas unklar ist jedoch noch, ob diese beiden Parlamentarier in spe auch schon vor Inkrafttreten des Vertrages als Beobachter ohne Stimmrecht mit nach Brüssel dürfen, oder nicht.