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Ordnung in die Räder

In Uppsala am Bahnhof gibt es seit jeher ein Meer an Fahrrädern. Das ist natürlich gut so, dass viele dieses Verkehrsmittel benutzen und dass Uppsala eine fahrradfreundliche Stadt ist. Ich radele selbst täglich etwa 15 Minuten zur Arbeit.

Am Bahnhof wird zur Zeit aber gebaut und das sorgt für Irritation sowohl bei den Radlern, die zeitweise noch weniger als die schon immer zu kleine Fläche zur Verfügung haben, als auch bei den Arbeitern und der Verwaltung, weil als Konsequenz natürlich die Leute ihre Räder huller om buller abstellen.

Traditionell werden die Räder dort aber eher anarchistisch geparkt.

So drückt es Radio Schweden aus, wenn es über die Pläne für kostenpflichtige Fahrradplätze schreibt. Für mich klingt das Vorhaben, endlich die “Unordnung” mit den Rädern loszuwerden, typisch nach Spießbürgertum und ich finde, dass diese Unordnung ihren Charme hat. Ein winziges Stück Anarchie im ansonsten wohlgeordneten und durchorganisierten Schweden. Man sieht sogar oft Touristen, die den Fahrradparkplatz in Uppsala fotografieren.

Außerdem würde mich nicht wundern, wenn die kostenpflichtigen Parkplätze keine Nutzer finden würden. Sorgt man nicht dafür, dass es auch genug freie Plätze nahe am Bahnhof gibt, wird sich das Chaos wohl nur vergrößern, weil dann wieder außerhalb der vorgesehenen Flächen geparkt wird.

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Nichts passiert?

Es ist selten, dass in Schweden etwas Größeres passiert. Das ist natürlich gut so, denn dass die großen Tageszeitungen ihre Seiten mit irgendeiner Kriminalgeschichte füllen müssen, oder damit, dass das Jugendherbergsschiff in Stockholm wieder an seinem Platz liegt, ist ein gutes Indiz dafür, dass alles in allem die Dinge im Land ihren üblichen Weg gehen und funktionieren. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten.

Aber selbst wenn man aufgeblasene Pseudonachrichten wie die, dass der schwedische Staatschef bei der Ankunft zum Staatsbesuch in China im T-Shirt über den roten Teppich lief, ignoriert, bleiben nicht selten ein paar Meldungen übrig, die an sich nicht übermäßig wichtig, aber im größeren Zusammenhang interessant sind. Zum Beispiel, dass als Folge der schwedischen Großzügigkeit bei der Aufnahme irakischer Flüchtlinge der Chef der Kommune Södertälje, bekannt als “little Baghdad”, vor dem amerikanischen Kongress spricht und die hiesige Situation erläutert.

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Pernod Ricard kauft Vin & Sprit

Wie angekündigt setzt die bürgerliche Regierung ihre Privatisierungspolitik fort. Der Alkoholproduzent Vin & Sprit, zu dem unter anderem die Vodka-Marke Absolut gehört, stand von Anfang an auf der Verkaufsliste und gestern wurde bekannt gegeben, dass der französische Konzern Pernod Ricard der Meistbietende war und 55 Milliarden Kronen (knapp 6 Milliarden Euro) in die schwedische Staatskasse fließen lassen wird.

Der Preis wird von den schwedischen Medien und Politikern als erfreulich hoch kommentiert. Mit dem Geld sollen Schulden zurückgezahlt werden und die dadurch entstehenden Zinserleichterungen sollen den schwedischen Haushalt mit gut einer Milliarde jährlich entlasten. Das sei mehr Geld als der Gewinn von Vin & Sprit und deshalb sei es ein gutes Geschäft für den Staat, dessen Aufgabe es nicht sei, große Unternehmen zu führen und Alkohol herzustellen. So die Argumentation der Regierung.

In diesem Fall bin ich eher geneigt zuzustimmen als wenn mit Steuergeldern aufgebaute Ressourcen verscherbelt werden, wie es zum Beispiel bei Schulen oder im Gesundheitssystem der Fall ist. Es gibt Bereiche, in denen die Bürger und damit der Staat ein starkes Interesse haben, einen “Konkurs” zu vermeiden.

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Licht aus um 8

Die Earth Hour ist ein internationaler Aufruf, heute Abend um 8 Uhr für eine Stunde alle elektrischen Geräte und das Licht auszuschalten, um ein Zeichen gegen die Erderwärmung zu setzen. Ursprünglich in Australien vor einem Jahr gestartet, gab es im Dezember eine deutsche Nachahmung unter dem Motto Licht aus.

Ich weiß nicht, wie sehr der Aufruf für heute in Deutschland wahrgenommen wird, aber hier in Schweden berichten die großen Zeitungen darüber und auch der König wird um 8 Uhr die Lichter im Schloß ausknipsen.

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Preis für "Virtuelles Wasser"

Tagesschau.de schreibt über den Engländer Allen, der die Auszeichnung “Stockholmer Wasserpreis 2008” für seine Methode, den Gesamtwasserverbrauch zur Herstellung von Lebensmitteln und Produkten zu errechnen, erhalten wird. Mehr dazu auch in der deutschen Pressemitteilung des Stockholmer Internationalen Wasserinstitues.

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Schweden im Tschad und anderswo

So unterschiedlich die Einzelheiten sein mögen, das schwedische Militär hat in den letzten zehn Jahren den gleichen Wandel im Aufgabengebiet mitgemacht wie die Bundeswehr. Ging es bis in die Neunziger primär darum, eine sowjetische Invasion zurückzuschlagen, gibt es heute starken politischen Willen, die Streitkräfte aktiv an internationalen Einsätzen teilnehmen zu lassen.

Deutschland hat etwa 10.000 Soldaten im Ausland, vor allem auf dem Balkan und in Afghanistan. Schweden zeigt mit rund 1.000 Soldaten ein, auf die Bevölkerung gerechnet, ähnlich starkes Engagement und stellt zusätzlich mit 2.300 Soldaten den Großteil der Nordic Battlegroup, der noch bis Mitte des Jahres “diensthabenden” EU-Kampftruppe für schnelle Einsätze.

Einen kleinen, aber wichtigen Teil der im Ausland stationierten schwedischen Militärs machen Beobachter aus, die sich in jeweils kleiner Anzahl auf ein Dutzend Länder verteilen. Mit je 350 Soldaten sind dagegen die schwedischen Truppen im Kosovo und in Afghanistan zahlenmäßig am stärksten. Seit kurzem sind auch 200 Schweden im Tschad, wo sie im Rahmen der EUFOR für die Sicherheit der Flüchtlinge aus Darfur sorgen und als erste vor Ort die Ankunft der weiteren, vor allem französischen, Truppen vorbereiten soll.

Die Länge dieses Einsatzes war ursprünglich bis Ende Juni begrenzt, was in den letzten Wochen für einige Diskussionen und Kritik sowohl innerhalb der Regierung als auch von der Opposition sorgte. Letztere sprach sich stark für eine Verlängerung des Einsatzes aus, während die Regierung Kostengründe dagegen hielt. Da aber mittlerweile der Sudan die geplante schwedische Beteiligung an UN-Truppen im Land abgelehnt hat, stehen jetzt genug Ressourcen für die Verlängerung zur Verfügung. Die 200 Schweden bleiben also bis (mindestens) Ende August im Tschad.

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Kurzmeldungen

Ein paar Einzeiler mit schwedischen Nachrichten aus den letzten Tagen:

  • Internetanbieter können in Zukunft gerichtlich dazu gezwungen werden, IP-Adressen herauszugeben, die zum unerlaubten Herunterladen von Musik- und Filmmaterial aus dem Internet benutzt worden sind. Link
  • Es gibt kaum deutsche Titel auf dem schwedischen Buchmarkt. Link
  • Heute Nacht hat es in weiten Teilen Südschwedens noch einmal kräftig geschneit und es entstanden dementsprechende Verkehrsprobleme. Angeblich soll auch Uppsala heute noch einmal weiß werden. Link
  • Schweden soll hauptverantwortlich sein für die Ausformung der zukünftigen Strategie der europäischen Union im Bereich Arbeit und Entwicklung. Link
  • Potenzmittel wie Viagra dürfen nicht von der Krankenkasse subventioniert werden, dafür gibt es bald Sexspielzeug in der Apotheke. Link1 Link2

  • Schweden will bei der internationalen Entwicklung des Grid-Computing führend mitspielen und zusätzliche Forschungsgelder für das “Superwebb” bereitstellen. Link

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IAEA über Forsmark

Wie angekündigt war vor kurzem die Atomenergiebehörde IAEA in Schweden, um den Pannenreaktor Forsmark und die dortigen Abläufe vor dem Hintergrund des Störfalls vom Sommer 2006 zu untersuchen.

Radio Schweden fasst den Bericht zusammen und schreibt:

Auf der einen Seite scheint die IAEA-Kommission zufrieden zu sein mit der Arbeit, die die Kraftwerksleitung seit dem Störfall im Jahr 2006 geleistet hat. [...] Auf der anderen Seite erntet die Leitung des Kernkraftwerkes doch ziemlich harsche Kritik. Wie sie und das Personal sich vor und während des Störfalls vor zwei Jahren verhalten hätten, das sei schon sehr fahrlässig gewesen.

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Doch lieber in der EU?

Würden in Deutschland Politiker den Austritt aus der EU verlangen, würde man sie auslachen. In Schweden ist die Skepsis größer, der Beitritt kam Mitte der 90er nach einem knappen Volksentscheid zustande und die Währungsunion wurde 2003 abgelehnt. Bis vor anderthalb Jahren wurde die sozialdemokratische Minderheitsregierung von zwei Parteien gestützt, zu deren offiziellem Programm es gehörte, den Austritt aus der EU anzustreben. Nämlich von der Linkspartei und den Grünen, die man – sofern man die deutschen Begriffe anwenden kann – eher als “Fundis” denn als “Realos” bezeichnen würde.

Unter eben diesen Grünen ist gerade ein innerparteilicher Streit darüber ausgebrochen, dass die Vorsitzende Maria Wetterstrand findet, dass es doch besser sei, in der EU zu bleiben. Vor allem die Klimapolitik der EU habe sie zum Umdenken bewegt. Der Vorschlag, die Austrittsforderung zu streichen, wurde schon mehrmals auf Parteitagen von den Mitgliedern abgelehnt, aber bis zum Herbst soll ein neuer Anlauf gemacht werden. Viele sehen den EU-Austritt als einen der Grundpfeiler der Politik der schwedischen Grünen, sowohl bei den Mitgliedern als auch den Wählern.

Die Europapolitik ist übrigens einer der wenigen, aber ein wichtiger Punkt, bei dem ich die bürgerliche Regierung der Opposition vorziehe.

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Radio Schweden bekommt Humor?

Wer hätt’s gedacht? Dass man auf Radio Schweden, dem deutschprachigen Teil des schwedischen Rundfunks, einmal nicht nur trockene, oft direkt übersetzte Kurzmeldungen zu lesen bekommt, sondern auch einmal ein witzig-ironisches Stück aus distanzierter Perspektive über eine typisch schwedische Diskussion. Gerne mehr davon.

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