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Klein, aber relativ groß

Dass kleinere Länder eher selten oben in Statistiken auftauchen, in denen es um absolute Zahlen geht, ist nur natürlich. Ein gutes Beispiel ist die gestern veröffentlichte Liste mit den 500 schnellsten Computern der Welt und selbstverständlich liegen hier die USA vorne.

Deutschland hat sich auf Platz 2 hervorgearbeitet, sowohl was die zusammengenommene Leistung angeht, als auch darin, den zweitschnellsten Rechner zu beherbergen. Heise.de fasst das ausführicher zusammen und relativiert die Zahlen:

Will man die installierte Supercomputerleistung als Maßstab für Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen einer Volkswirtschaft werten, sollte man sie jedoch mit dem nationalen Bruttoeinkommen (BNE) gewichten. In diesem Licht ist jetzt Schweden klarer Spitzenreiter vor den Vereinigten Staaten, gefolgt von Taiwan, Luxemburg und Indien.

Schweden hat also für seine Größe sehr viel Rechenleistung installiert. Der Zuwachs ist recht jung und hat nicht zuletzt mit einem einzelnen neuen System zu tun, das auf Platz 5 der Rangliste steht und von einer nicht weiter spezifizierten “Government Agency” betrieben wird. Mich würde interessieren, was dieser Rechner genau macht; ich habe aber bei einer kurzen Suche keinen Artikel dazu in den schwedischen Medien gefunden.

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Zweimal Vorratsdatenspeicherung

In Deutschland steht die Vorratsdatenspeicherung kurz vor dem Beschluss im Bundestag. Zur Erinnerung: Es geht darum, dass sämtliche Telekommunikationsdaten (nicht die Inhalte) ein halbes Jahr auf Vorrat gespeichert werden sollen. Das betrifft unter anderem Telefongespräche (wer mit wem), Emails und das Surfverhalten aller im Internet.

Es regt sich Protest in letzter Sekunde, eine Verfassungsklage ist schon in Arbeit und dank der Arbeit des AK Vorrat gingen gestern wieder viele auf die Straße, um den Überwachungsstaat zu verhindern. Ein ehrliches Danke an alle Aktiven, die sich dafür einsetzen, dass mein Heimatland während meiner Abwesenheit nicht verhunzt wird.

Auf der gleichen EU-Direktive von 2006 beruht auch der Report der Voruntersuchung für das entsprechende Gesetz in Schweden, der heute bekannt wurde. Radio Schweden schreibt dazu:

Schwedische Telefonkunden [müssen] damit rechnen, dass ihre elektronischen Daten sogar ein ganzes Jahr gelagert werden. [...] Die Polizei [soll] Zugang zu den Daten haben. Weiter sieht der Vorschlag vor, dass die Informationen bei Bedarf an amerikanische Behörden weitergegeben werden dürfen.

Schauerlicherweise ist damit zu rechnen, dass sich in Schweden keine der Parlamentsparteien dagegen stellt, alle Bürger unter Generalverdacht zu stellen, bloß weil es angeblich und unbewiesenermaßen der Terrorismus- und Verbrechensbekämpfung dient. Es war nämlich nicht zuletzt die alte sozialdemokratische Regierung und ihr Justizminister Thomas Bodström, auf deren Mist die umstrittene EU-Direktive gewachsen ist. Und die jetzige bürgerliche Regierung hat sich bisher nicht damit profiliert, die Privatsphäre der Schweden zu schützen.

Bleibt nur noch die Piratenpartei.

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Neuer "Skandal"

Die schwedische Regierung hat wieder einmal einen Skandal mitsamt Rücktritt. Am besten nachzulesen bei Radio Schweden.

Es ist wieder eine Frau, die das Handtuch wirft, nachdem die Abendzeitungen die Sache genüsslich ausgeschlachtet haben. Ob es bei einem Mann das Gleiche gewesen wäre? Ich finde immer noch, dass der Arbeitsmarktminister bessere Gründe hätte, zurückzutreten.

Nachtrag: Und “die Neue” bringt gleich noch ihren eigenen Skandal mit. *seufz*

Nachtrag 2, 071106: Viele kleine Skandale addieren sich zu einem großen und zehren an der Glaubwürdigkeit der regierenden Moderatpartiet.

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SAS in Schwierigkeiten

Die schwedische Fluggesellschaft SAS macht zur Zeit Negativschlagzeilen. Nach zwei Bruchlandungen im September mit dem kleinen Flugzeugtyp Dash 8Q-400 vom kanadischen Flugzeugbauer Bombardier, kam am Samstag noch eine weitere dazu, wieder mit dem gleichen Flugzeugtyp und wieder in Verbindung mit dem Fahrwerk, auch wenn es ein neues Problem zu sein scheint. Zu Schaden kam glücklicherweise wiederum niemand.

SAS hat den Flugzeugtyp komplett aus dem Verkehr genommen und in den letzten Tagen deswegen nicht wenige Flüge streichen müssen. Die Kritik richtet sich jedoch vor allem gegen SAS selbst, nicht den Hersteller des Flugzeugs, schließlich haben andere Fluggesellschaften kein Problem mit diesem Flugzeugtyp. Zusätzlich stehen noch Streiks an und man befürchtet einen erheblichen Vertrauensverlust der Kunden, wenn SAS seiner Aufgabe, Leute zuverlässig zu befördern, nur unzureichend nachkommen kann.

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Falsche Hoffnung

Bei Überschriften wie Schweden für legales Opium kann man kurz ins Grübeln kommen, ob die ansonsten auch bei “weichen” Drogen recht strikte Handhabung in Schweden plötzlich eine Kehrtwende erfahren sollte. Der weitere Text handelt dann aber doch von Afghanistan.

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Neuigkeitenblitz

Was hat die schwedischen Nachrichten zuletzt beschäftigt?

  • Die Wohnungskosten in Innenstädten sinken nach jahrelangem starkem Anstieg zum ersten Mal wieder.
  • Die Regierung will endlich etwas gegen religiöse Schulen tun, die mit staatlicher Finanzierung Kinder indoktrinieren. Dazu später mehr.
  • Eheschließung ist in Schweden keine rein staatliche Sache, sondern die Kirche hat auch das Recht dazu. Und weil mit breiter Mehrheit wohl bald ein neues Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe kommt, muss sich die Kirche entscheiden, ob sie dieses Recht abgeben will, oder ob Priester gegen ihren Willen Homosexuelle trauen müssen. Die Diskussion ist lang und zur Zeit scheint es, als ob die Erhaltung des Privilegs schwerer wiegt.
  • Ein Elch ist ins Schwimmbad gefallen.

  • Schwedische Schulen haben Mängel im Unterricht über die EU. Das Thema ist zweifelsohne wichtig und verdient einen guten Platz in der Schule, andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass es hier mehr im Argen liegt als an meiner ehemaligen Schule. Als ich diese vor zehn Jahren verließ, hatte sich mein Geschichtsunterricht kaum über die Gründung der Bundesrepublik hinaus erstreckt. Bayerisches Abitur, ja ja.

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Ericsson warnt

Da meldet der schwedische Telekommunikationsriese Ericsson gestern, dass er dieses Quartal nur fünfeinhalb anstatt über acht Milliarden Kronen Gewinn machen wird, die Börse schiebt Panik und der Aktienkurs fällt um 24 Prozent. Können sich 100 Milliarden Kronen innerhalb von 60 Sekunden in Luft auflösen? Offenbar.

Die Aufregung ist groß bei all denen, die so viel Bares haben, dass sie es in Spielgeld investieren.

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IFPI

Die Leute von der Pirate Bay sind wirklich kreativ dabei, die Musikindustrie immer wieder zu provozieren. Die neueste Webseite ist ifpi.com, auf der bald die International Federation of Pirates Interests als Dachverband an den Start gehen soll.

Der Witz dabei? Das Akronym IFPI steht genauso für die International Federation of the Phonographic Industry, die ifpi.org als Heimadresse hat und die selbsternannten Piraten am liebsten alle im Gefängnis sehen würde.

Nachtrag: Bei Heise erfährt man, dass ifpi.com sogar bis letztes Jahr noch der Phonographic Industry gehörte.

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Kent - Ingenting

[Videolink](http://youtube.com/watch?v=VBDlBfrbWbo)

Das ist die aktuelle Single von [Kent](http://de.wikipedia.org/wiki/Kent_%28Band%29), die zur Zeit Platz Eins der [Hitparade](http://www.sr.se/p3/topplistor/topplistan/) (benutzt man dieses Wort noch?) innehat und durchaus hörbar ist dafür, dass es Kent sind und sie ihrem wiedererkennbaren Klang wie immer treu bleiben.
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Aus alt mach neu, mach alt

Eine der Reformen, auf die die jetzt ein Jahr alte schwedische Regierung immer Wert gelegt hat, betrifft die Immobiliensteuer, schwedisch (und sogar wörtlich) fastighetsskatt. Und zwar soll sie abgeschafft werden, weil sie angeblich als ungerecht empfunden wird.

Nach einiger Diskussion liegt jetzt der Vorschlag auf dem Tisch, die Steuer abzuschaffen und durch eine kommunale Abgabe zu ersetzen. Abgesehen davon, dass Abgaben anstatt Steuern die Besserverdienenden bevorzugen, soll sie mit bis zu 6000 Kronen auch nicht allzu gering ausfallen. Aber die Immobiliensteuer wird abgeschafft.

Der Clou ist jedoch, dass der Lagrådet, die Behörde, die wichtige Gesetzesvorschläge prüft, bevor sie ins Parlament gehen, findet, dass der Begriff “kommunale Immobilienabgabe” nicht zutrifft, weil einerseits die Kommunen keine Gegenleistung erbringen und das Niveau vom Staat festgelegt wird. Zum anderen handelt es sich in der Praxis doch um eine Steuer^1^, weshalb der Lagrådet vorschlägt, die Abgabe doch besser fastighetsskatt zu nennen.

^1^Die Abgabe wächst mit dem Wert des Hauses, ist aber gedeckelt.

(via)

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