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Zensur auf Regierungsrechnern

Auf den Rechnern der schwedischen Regierung wurde ein Filter installiert, der es unmöglich machen soll, von dort “unanständige” Internetseiten aufzurufen. Es geht um Pornographie, Gewalt und rassistische Inhalte.

Kann mir jetzt bitte jemand erklären, wie sich der Gesetzgeber ein vollständiges Bild von vielleicht regulierungsbedürftigen Inhalten machen soll, wenn jemand anders – wer bestimmt, was unanständig ist? – für ihn entscheidet, was er zu sehen bekommt und was nicht? Sich selbst zu zensieren, halte ich für einen der größeren Böcke, den die jetzige Regierung geschossen hat.

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Böses Flaschenwasser

Das finde ich einen sehr sinnvollen Rat, den der schwedische Umweltminister da gibt, nämlich kein Flaschenwasser zu trinken. Zusätzlich zum Umwelt- und Klimaargument kommt noch, dass man so der Absurdität entgegenwirkt, dass immer mehr Menschen ihr Wasser, das grundlegendste aller Lebensmittel, von Coca-Cola (Bonaqua) oder Nestlé kaufen.

Meiner Erfahrung nach wird in Schweden aber sehr viel Leitungswasser getrunken, das ist der Regelfall. Sogar Säfte kauft man oft im Konzentrat, das man zu Hause mit Wasser aus dem Hahn auffüllt.

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Friidrott

Von mehreren Seiten habe ich heute schon gehört, dass Leute am Arbeitsplatz gerade lieber die Leichtathletik-WM übers Internet ansehen, als etwas Sinnvolles zu tun. Anscheinend sind Schweden in irgendwelchen Finalrunden und das scheint mehr Leute zu interessieren als ich Sportbanause nachvollziehen kann.

Immerhin habe ich gerade erfahren, dass die WM in Osaka stattfindet und dass die einzige Sportlerlin, die mir namentlich ein Begriff ist, Carolina Klüft, auch dabei ist.

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Mickyschuft

In gewisser Weise ist es verständlich, dass eine Konsensgesellschaft anfällig gegenüber harsch auftretenden Akteuren ist, trotzdem ist es ein hässliches Spiel.

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Schwedische Entwicklungshilfe

Das Thema, ob und wie die reichen Länder der Welt den ärmeren Entwicklungshilfe zukommen lassen sollen, ist kein einfaches. Es gibt Stimmen aus Empfängerländern, die die Hilfe komplett abschaffen wollen, weil sie zusammengenommen mehr Schaden anrichte als Gutes tue. Das gilt insbesondere für die zahlreichen kleine Akteure, die nicht selten durch ihre unkoordinierten aber spektakulären Einzelaktionen, die sie zum Überleben brauchen, die langfristigen Projekte der Großen am “Markt” konterkarieren.

Schweden unterstützt nicht nur die Entwicklungshilfeprojekte der EU und der UNO, sondern hat auch eine eigene Behörde, SIDA genannt, die bilaterale Projekte in zahlreichen Ländern finanziert. Ein knappes Prozent des schwedischen Bruttovolkseinkommens geht in Entwicklungshilfe, eine der weltweit höchsten Ziffern. Deutschland gibt anteilsmäßig nur ein Drittel dessen, in absoluten Zahlen ist das natürlich immer noch das dreifache der 25 Milliarden Kronen aus Schweden. (Zahlen von 2005: D, S)

Die gegenwärtige bürgerliche Regierung hat – im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen – die Entwicklungshilfe nicht gekürzt und sorgt nun mit einem Plan für Gesprächsstoff, den es schon zu Zeiten der Sozialdemokraten gab. Die Anzahl der unterstützten Länder soll drastisch verringert werden und das Geld effektiver eingesetzt werden. Ein relativ kleines Land wie Schweden könne nicht überall seine Finger im Spiel haben, wenn man jeweils gute Arbeit tun will.

Knapp vierzig Länder sollen “gestrichen” werden und zwei Milliarden Kronen umverteilt. Die dieser Tage von der zuständigen Ministerin vorgelegte Auswahl richtete sich nach der Arbeit für Menschenrechte, danach, dass man nur wenigen Ländern in Konfliktregionen hilft, in denen man einen ordentlichen Beitrag leisten kann, und dass man in den Ländern bleibt, die wenig Hilfe aus anderen Quellen bekommen. Länder wie Südafrika, Chile, Peru, Indien und China (ganze Liste) werden also bald keine direkte Entwicklungshilfe aus Schweden mehr bekommen.

Im Allgemeinen kommt Zuspruch zum Prinzip, auf Qualität statt auf Quantität zu setzen, aber der Prozess, wie die Länder letztendlich ausgewählt wurden, war undurchsichtig und erntet Kritik.

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Zwei Professoren weniger

Es war im Februar diesen Jahres, dass der neue Direktor der hiesigen und ältesten nordischen Universität, Anders Hallberg, zwei Mathematikprofessoren das Messer auf die Brust setzte und ihnen die freiwillige Kündigung nahelegte. Ansonsten würden Disziplinarmaßnahmen eingeleitet. Konkrete Vorwürfe wurden nicht vorgelegt.

Anlass waren wohl interne Querelen im mathematischen Institut und die Begründung des Rektors beinhaltete die Illoyalität, sich den Vorgaben zu einer Forschungsrichtung zu beugen. Zuerst kochte nur die interne Gerüchteküche – auch herüber zu uns Astronomen – und es war zum Beispiel davon die Rede, dass Hallberg ein Treffen barsch beendete, weil er auf Schwedisch als Umgangssprache bestand und einer der beiden Betroffenen keine Schwede war.

Langsam wurde die Geschichte bekannt und einer der beiden Professoren kritisierte den Rektor öffentlich. Die Lokalpresse sprang darauf an (siehe Links unten oder diesen Leserbrief eines unserer Astro-Profs) und auch innerhalb des internationaler Mathematikerkreise sorgte die Sache für Empörung. Es zeigte sich nicht nur, dass die Vorwürfe des Rektors wenig Substanz hatten, sondern auch, dass kaum jemand anders das harte und erpresserische Vorgehen gut hieß.

Als ich heute morgen dann in der Zeitung an prominenter Stelle einen Artikel mit der provokanten Überschrift Die Universität Uppsala muss dichtgemacht werden sah, war klar, dass es um diese Geschichte ging. Ein Professor aus Göteborg legt sehr geschickt dar, was eine Universität ausmacht, nämlich die Freiheit, Wissen zu suchen, ohne die Einflussnahme politischer, ideologischer, wirtschaftlicher, religiöser oder sonstiger Mächte.

Zusammen mit einem anderen Fall, in dem nachgewiesen falsche, aber politisch opportune Forschungsergebnisse nicht zu Konsequenzen geführt haben, habe die UU diese Grundsätze verletzt und deshalb nicht mehr verdient, “Universität” genannt zu werden. Sie gehöre geschlossen, denn die Erniedrigung zur Hochschule sei gegenüber den anderen Hochschulen unfair.

Dazu wird es natürlich nicht kommen, aber der Artikel hat ziemlich eingeschlagen und ist als Weckruf sicher gesund. Schade nur, dass es kein Professor aus Uppsala war, der ihn geschrieben hat. Die Wirkung wäre noch stärker gewesen und gleichzeitig wüsste man dann, ob der Rektor Illoyalität wirklich als Kündigungsgrund ansieht.

Hier noch die Artikel aus der Lokalredaktion des schwedischen Rundfunks, die ich im Laufe der Zeit gesammelt, aber dann doch nie im Detail zusammengeschrieben habe:

http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1399776
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1398317
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1356535
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1195920
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?Artikel=1396286
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1404922
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1406203
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1407298
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1410876
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1412576
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?Artikel=1396286
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1445066
http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1472301

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Staatliche Filmzensur

In Deutschland werden die Altersfreigaben bei Filmen von der FSK bestimmt. Es handelt sich also um eine Filmwirtschaft “freiwillig” durchgeführte Kontrolle, die bei Filmen die Indizierung durch den Staat ersetzt hat.

In Schweden gibt es noch die staatliche Filmzensur. Die zuständige Behörde, Statens biografbyrå, ist die weltweit älteste solche und existiert seit 1911. Die frühere Praxis, dass Szenen aus Filmen geschnitten wurden, ist jedoch heutzutage die äußerst seltene Ausnahme und man beschränkt sich auf die Festsetzung der Altersgrenzen. Trotzdem muss immer noch jeder Film vor Veröffentlichung von der Behörde beurteilt und freigegeben werden.

Die Diskussion, die Zensur abzuschaffen, wird wohl seit längerem immer wieder geführt, so auch jetzt. Im Sinne der freien Meinungsäußerung und weil das Gesetz so veraltet ist, sei dies längt überfällig. Auch wenn zwei der vier schwedischen Regierungsparteien für die Abschaffung sind, wird es wohl nicht dazu kommen, weil die Christdemokraten wieder einmal blockieren.

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Elitedenken

Ein schönes Beispiel, wie sehr Schweden vom Klischee des funktionierenden Sozialismus entfernt ist, ist die Idee der “Elitehochschule”, die in Deutschland in den letzten Jahren schon so viel Schaden angerichtet hat und sich auch in Schweden verbreitet. In diesem Zusammenhang sei auch auf den interessanten Text zum Unterschied zwischen Ausbildung und Bildung hingewiesen.

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SuprBay

Die Leute von der schwedischen Pirate Bay lassen SuprNova.org (noch offline) wiederauferstehen, die slowenische Dateitausch-Seite, die vor drei Jahren aufgrund des Drucks von der Musik- und Filmindustrie geschlossen wurde. Mehr hier.

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