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Raser auch zwischen Blitzern aufspüren?

Letztes Jahr wurden in Schweden 700 neue Radargeräte – jeweils gut sichtbar und mit Ankündigung – an schwedischen Straßen aufgestellt und es heißt, dass Leute tatsächlich langsamer fahren. So weit, so gut. Zufrieden scheint man damit aber nicht zu sein, denn es handele sich natürlich um eine Punktmessung und Autofahrer merken sich die Stellen der Geräte. Deshalb kommt jetzt der Vorschlag, “intelligente” Blitzer einzusetzen, die auch die Geschwindigkeit zwischen zwei Messgeräten mit einbeziehen.

Sonderlich intelligent ist das nicht einmal, denn wenn man die Zeit misst, die ein Fahrer für eine gewisse Strecke gebraucht hat, weiß man natürlich seine Durchschnittsgeschwindigkeit. Liegt diese über dem Limit, kann man den Strafzettel schicken. Das sei gerecht, habe jedoch noch das juristische Problem, dass in Schweden bisher der Fahrer und nicht der Fahrzeughalter verantwortlich sei und man nicht ausschließen könne, dass der Fahrer zwischen den beiden Messpunkten gewechselt habe.

Das halte ich für Unsinn, denn es dürfte sehr schwer sein, trotz Anhaltens und Fahrerwechsels auf eine Durchschittsgeschwindigkeit über dem Limit zu kommen. Außerdem ist es ein viel größeres Problem, dass man mit diesem System die Autos von vornherein identifizieren muss. Woher soll sonst das zweite Blitzgerät wissen, wann ein Wagen beim vorigen vorbeikam. Es würde also wieder auf Nummernschilderkennung hinauslaufen, die ja schon bei der Maut in Stockholm erfolgreich funktioniert. Selbst wenn zu Anfang versichert würde, dass außer bei Rasers nicht gespeichert werde, wer wann wo gefahren ist, wecken anfallende Daten jedoch immer Begehrlichkeiten bei Strafverfolgern – es sei nur an die Daten der LKW-Maut in Deutschland erinnert – und schon ist man einen Schritt weiter bei der grundlosen und umfassenden Überwachung allen Verkehrs.

Zu guter Letzt gibt das Vägverket selbst die beste Begründung, warum man die Geschwindigkeit zwischen Radargeräten nicht zu kennen braucht: Kontrollmessungen zeigen nämlich, dass dort nur 2 km/h schneller gefahren wird als an den Blitzern selbst.

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Bald keine Sektenschulen mehr?

Staat und Gesellschaft haben ein berechtigtes Interesse daran, für eine gute Schulbildung aller zu sorgen. Dazu gehört auch die Erziehung zum selbständigen Denken, weltanschauliche Neutralität und vernünftiger Unterricht in den Naturwissenschaften. Genau diese Punkte sehen nicht wenige, mich eingeschlossen, in religiösen “freien” Schulen unzureichend erfüllt.

Denn solche gibt es auch im ansonsten recht atheistischen Schweden und obwohl sie staatlichen Kontrollen unterliegen, sind Kontrollen sporadisch und angekündigt. Das beste Beispiel ist hier in Upppsala: Livets Ord, die extremchristliche Freikirche. Es gibt glaubwürdige Berichte, dass in deren Schule Kinder stark indoktriniert werden und jede Kritik von außen (und innen) buchstäblich verteufelt wird.

Es ist zwar wahrscheinlich, dass schwedische Politiker eher muslimische Schulen meinen, wenn sie laut darüber nachdenken, das Schulgesetz zu verschärfen, trotzdem ist der Vorschlag sehr zu begrüßen:

Der Minister [will] sektiererischen Religionsgemeinschaften aller Konfessionen die Möglichkeit nehmen eigene Schulen zu gründen. Bei einer Abstimmung im Parlament über eine solche Gesetzesänderung hätte Björklund neben den Stimmen seiner eigenen Partei, den Liberalen, auch die der Sozialdemokraten hinter sich.

Nachtrag 070802: DN widmet heute auch einen Leitartikel dem Thema und argumentiert ebenso gegen die freien Schulen. Die zugehörige Karikatur findet sich leider nicht online: Sie zeigt ein Klassenzimmer, in dem die Lehrerin fragt, wer denn das Leben auf der Erde erschaffen hat – ein Kind antwortet “Ulf?”. Damit ist Ulf Ekman gemeint, Gründer und von den Mitgliedern verehrter Chef von Livets Ord. Gleichzeitig wird natürlich auf die dort verbreitete kreationistische Weltsicht hingewiesen.

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Citymaut wieder eingeführt

Ab heute gilt sie wieder, die Maut für die Innenstadt von Stockholm. Je nach Tageszeit kostet eine Ein- oder Ausfahrt aus der Stadt zwischen zehn und zwanzig Kronen (gut ein bis zwei Euro), jedoch zusammen nicht mehr als sechzig Kronen pro Tag. Der Juli, Feiertage und der Tag davor sind ausgenommen, also auch Samstage und die Tage, an denen schon der afton (Vorabend) eines Feiertag wichtig ist, zum Beispiel Weihnachten und Mittsommer. Umweltautos sind bis Ende des Jahres befreit und ausländische Autos brauchen auch nicht zu zahlen.

Die Maut ist eine Steuer und funktioniert, indem Nummernschilder an den Einfahrtstraßen registriert werden. Man muss selbst aktiv werden, um sicherzustellen, dass man innerhalb von 14 Tagen bezahlt. Dazu kann man den zu zahlenden Betrag im Internet nachschauen und dort auch bezahlen. Bankeinzug und die Bezahlung an Kiosks (Pressbyrån und 7-Eleven) sind auch möglich.

Gleichzeitig mit der Einführung der Maut wird Kritik an der geplanten Umgehung von Stockholm laut. Das Straßenbauamt berücksichtige nicht die zu erwartende Verkehrsverminderung durch die Maut und das Ganze sei eine Verschwendung von 25 Milliarden Kronen Steuergeldern.

Frühere Artikel zum Thema.

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Öl bei Gotland

Hoffentlich finden sie kein Öl hier, dann hätten wir wirkliche Probleme.

So spricht ein alter Mann, dessen Dorf gerade von Kindersoldaten verwüstet wurde, im sehr sehenswerten Film Blood Diamond über Bürgerkrieg und Diamantenhandel in Sierra Leone.

In der Tat scheint Rohstoffreichtum oft eher Fluch als Segen zu sein und mir fiel unweigerlich dieses Zitat ein, als ich las, dass Schweden in der Ostsee bei Gotland Öl fördern will. Nächstes Jahr sollen Probebohrungen stattfinden und man erhofft sich, in absehbarer Zeit zwanzig Prozent des Eigenbedarfs für ebenso viele Jahre decken zu können.

Mit Blick auf den Nachbar Norwegen kann man aber wohl auch für Schweden hoffen, dass es diesen Schicksalsschlag aushält.

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Vattenfall und die Kernkraft

Hab’ ich eigentlich schon erwähnt, wie sehr mich die aktuellen Schlagzeilen über die Pannen in deutschen Kernkraftwerken und die Kritik am schwedischen Betreiber Vattenfall an die Pannenserie in Schweden aus dem letzten Jahr erinnert? Und dass ich mich nicht aufraffen kann, das Geschehen in Deutschland mitzuverfolgen, weil es keine Neuigkeit ist, dass Kernkraftwerke unsicher sind?

Nein? Auch gut.

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Mörderschnecken

Es scheint, dass meine Anstengungen, Schnecken am Leben zu lassen, nicht von allen mitgetragen werden. Wegen des nassen Sommers hat sich in Schweden nämlich die aus Spanien eingeschleppte Mörderschnecke rapide vermehrt und stellt eine Plage für Gartenbesitzer und Landwirte dar.

Den widersprüchlich anmutenden Namen haben die “Mörderschnecken” daher, dass sie auf andere Weichtiere und auch Artgenossen Jagd machen. Außer Enten und angeblich auch Wacholderdrosseln haben die Tiere in Schweden keine natürlichen Feinde. Vielleicht erklärt das ja, dass man die Drosseln dieses Jahr sehr häufig sieht – nicht selten bis zu zwanzig Stück auf den nicht allzu großen Wiesen in meiner Wohngegend.

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Pleite bei Astoria-Kino

Der Fabian kam mir zuvor, den Konkurs des schwedischen Kinobetreibers Astoria zu kommentieren.

Mir bleibt daher nur hinzuzufügen, wie ich erst vorgestern überrascht festgestellt habe, dass das Royal in Uppsala seit letzten Herbst schon zu SF gehört, das damit hier – von zwei sehr kleinen unabhängigen Kinos abgesehen – ein Quasimonopol innehat. Die Lokalzeitung UNT berichtet auch.

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Missstände im Baugewerbe

Radio Schweden schreibt:

Das Amtsgericht Stockholm verkündete an diesem Dienstag ein mit Spannung erwartetes Urteil. Nach dem bisher gröβten schwedischen Kartellbildungs-Prozess muss eine Reihe namhafter Baufirmen nun Strafen in Millionenhöhe zahlen.

und befasst sich außerdem mit der weit verbreiteten Schwarzarbeit.

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Deutscher Minister: Tötet Terrorverdächtige!

oder “Erlaubt Mord an Terrorverdächtigen!”. Mit solchen Schlagzeilen kam das Interview mit dem deutschen Staatsfeind Nr. 1 auch in Schweden an.

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Asyl für irakische Flüchtlinge oder nicht?

Wie hier schon öfter erwähnt, ist Schweden das europäische Land, das die meisten irakischen Flüchtlinge aufnimmt. Anfang des Jahres hatte das Einwanderungsgericht jedoch entschieden, dass im Irak kein bewaffneter Konflikt herrscht und deshalb allein die Tatsache, dass man aus dem Irak kommt, kein Grund sei, Asyl gewährt zu bekommen. Diese Entscheidung hat die Einwanderungsbehörde jetzt in die Tat umgesetzt und einem Iraker Asyl verwehrt, weil er nicht nachweisen konnte, persönlich bedroht zu sein.

Würde man an dieser Praxis festhalten, wären 9000 weitere Flüchtlinge, die in Schweden auf die Gewährung von Asyl warten, betroffen und könnten abgeschoben werden. Der Aufschrei kam prompt. Sowohl Amnesty International als auch das Rote Kreuz und das UNHCR kritisieren die Entscheidung und schwedische Politiker stimmen ein: Die Diskussion über eine Gesetzesänderung ist in Gang gekommen.

Weiß jemand, wie es diesbezüglich gerade in Deutschland aussieht?

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