Tagged with news

Warnhinweise auf schwedischem Bier

Auf Dosen mit Bier, Cider oder Mischgetränken wird es ab Herbst Warnhinweise geben. Darauf haben sich die Mitglieder der Branchenorganisation Sveriges Bryggerier geeinigt. Die Texte sollen aus einer der Fragen Schwanger? Unter 18? Im Verkehr? Auf der Arbeit? bestehen, die jeweils mit Verzichte auf Alkohol! beantwortet werden.

Etwas ähnliches meine ich neulich schon gesehen zu haben, aber sehr klein gedruckt und in keiner Weise den prominenten Aufdrucken auf Zigarettenschachteln ähnlich.

Tagged , ,

Pirate Bay auf Kinderpornoliste?

Es gibt in Schweden eine Liste mit Internetseiten, die die Polizei erstellt und auf der Seiten mit kinderpornographischen Inhalten landen. Diese Liste wird dann an schwedische Internet-Provider verteilt, die sich freiwillig dazu verpflichten, Surfer auf eine Warnungsseite umzuleiten, wenn sie eine der fraglichen Seiten aufrufen wollen. Gestern Abend kam die Meldung, dass die Polizei damit drohe, die Pirate Bay, eine beliebte schwedische Seite zum Austausch von Dateien über das Internet, auf diese Liste zu setzen und sie damit einem Großteil von Schweden unzugänglich zu machen. Angeblich sei dort Kinderpornographie erhältlich.

Pirate Bay Logo

Die Macher weisen das scharf zurück und merken an, dass die Polizei nicht mit ihnen in Kontakt war – eine selbstverständliche Maßnahme, die zur wirklichen Entfernung der fraglichen Inhalte, so es sie denn auf der Pirate Bay gibt, geführt hätte, anstatt mit einer technisch leicht zu umgehenden Sperre hunderttausende von Benutzern zu gängeln. Man habe immer umgehend auf Hinweise aus der aktiven Benutzerschaft reagiert, wenn versucht wurde, solche illegalen Inhalte über die Seiten der Pirate Bay zu vertreiben.

Schon wird vermutet, dass dieses Mittel zur Zensur ein weiterer taktischer Angriff gegen die politisch ungeliebte Seite ist, und dass der gleiche Staatsanwalt verantwortlich ist wie für die Razzia vor einem Jahr. Diese hat bis heute zu keiner Anklage geführt und die Hinweise auf Einflussnahme amerikanischer Lobbyorganisationen auf die schwedische Politik wurden meines Wissens nie entkräftet.

Jemanden der Mithilfe zur Verbreitung von Kinderpornos zu bezichtigen, ist eine ziemlich gute Methode, ihn zu diskreditieren. Gleichzeitig ein Mittel zur Zensur einzusetzen, das man kaum kritisieren kann, ohne sich selbst des Vorwurfs auszusetzen, “auf der falschen Seite” zu stehen, ist ebenfalls nicht ungeschickt. Ob es wohl eine unabhängige Kontrolle der Liste gibt, die Missbrauch ausschließt?

Weiterführende Links in Fundreihenfolge:

Nachtrag, 070710: Man hat sich dann doch gegen die Aufnahme der Pirate Bay auf die Sperrliste entschieden. Das fragliche Material, von dem allerdings weder den Betreibern noch der Öffentlichkeit bekannt war, worum es genau ging, sei mittlerweile entfernt worden.

Tagged , , , ,

Erfolgreiche Wellenkraft

Ein Pilotprojekt zur Energiegewinnung aus Wellen an der schwedischen Westküste war über Erwarten erfolgreich. Forscher aus Uppsala hatten in Zusammenarbeit mit dem Engergieriesen Vattenfall Bojen im Wasser platziert, deren Befestigungskabel am Boden einen Generator antreibt, wenn sie nach oben gedrückt wird.

Die Technik soll weiter gefördert werden und beim Einsatz an raueren als den schwedischen Küsten ähnlich viel Strom produzieren können wie Windkraft. Natürlich erst “in Zukunft” und vielleicht hat man das über die Jahre von zu vielen Methoden gehört, als dass man gleich in Jubel ausbrechen würde.

(via)

Tagged , , ,

Offene Einkommen von Abgeordneten

Tagesschau.de schreibt

Bundestagsabgeordnete müssen künftig öffentlich darüber informieren, wieviel Geld sie nebenher verdienen und woher dieses Geld kommt. Das hat das Bundesverfassungsgericht entschieden. Die Karlsruher Richter lehnten die Klage von neun Abgeordneten gegen die 2005 verschärfte und seit Januar geltende Transparenzregelung ab.

Hier in Schweden könnte ich das Gehalt jedes Abgeordneten einfach im Netz nachschlagen – genauso wie das aller anderen Schweden. Man mag sich darüber uneinig sein, ob das bei “Normalbürgern” nun gut oder schlecht ist, für Parlamentarier finde ich aber es fast notwendig, schließlich sollte man bei Staatsdienern zumindest wissen, welche anderen Interessen und Verpflichtungen sie haben.

Tagged , ,

Subventionierte Arbeit für Einwanderer

Ab sofort gibt es in Schweden kräftige Lohnsubventionen für Einwanderer, die gerade ihre Aufenthaltsgenehmigung bekommen haben. Bei den sogenannten Einstiegsjobs ersetzt der Staat einem Arbeitgeber ein halbes Jahr lang 75 Prozent des Lohns. Der Anreiz soll so groß sein, dass auch Leute mit noch geringen Sprachkenntnissen eingestellt werden, und das halbe Jahr sei lang genug, sich unersetzlich zu machen.

Ich halte das für eine sehr sinnvolle Sache. Arbeit ist einer der wichtigsten Integrationsfaktoren und die beste Möglichkeit, schnell in Kontakt mit Einheimischen zu kommen. Das ist auch nicht im Widerspruch zum Sprachkurs für Einwanderer, sondern ein ideales Komplement. Nicht zuletzt wegen der weiterhin offenen Aufnahme von irakischen Flüchtlingen (20.000 werden dieses Jahr erwartet) und der guten Wirtschaftslage, könnte das Geld kaum besser angelegt sein.

Mehr dazu hier oder hier.

Tagged , , , ,

Härterer Schwimmunterricht

Der schwedische Schulminister Jan Björklund will die Anforderungen an den Schwimmunterricht in Schulen verschärfen. Jedes Kind soll mindestens 200 Meter schwimmen können und man hofft, damit eine zweistellige Prozentzahl der jährlich etwa hundert Ertrinkenden zu retten.

Nicht zuletzt denkt man dabei an Einwanderer und deren Kinder, die keine Schwimmerfahrung mitbringen und zusammen mit typisch schwedischen Wasserratten ins kühle Nass springen. Auch wenn dieses Bild einen Klischeealarm bei mir auslöst, spricht bei dem vielen Wasser in Schweden wohl nichts dagegen, dass jeder schwimmen kann, wenn er aus der Schule kommt.

Tagged , , ,

Mehr "Umweltautos" in Schweden

Die Meldung klingt ja an sich prima: In ersten Halbjahr dieses Jahres wurden in Schweden 23.000 Umweltautos verkauft. Das entspricht einem Zuwachs von 25 Prozent und damit sind 15 Prozent aller Neuwagen Umweltautos. Damit sei man europaweit Spitzenreiter, was die Reduzierung der Treibhausgasemission bei Neufahrzeugen angeht und die Politik feiert den Erfolg von Maßnahmen wie der steuerliche Besserstellung, der City-Maut in Stockholm, die nicht für solche Autos gilt, und der einmalige Prämie von umgerechnet 1100 Euro beim Kauf eines Umweltautos.

So weit, so gut. Aber was meint man mit “Umweltauto”? Die genauen Regeln variieren regional, so hat zum Beispiel Stockholm seine eigene Definition, aber generell gibt es fünf Möglichkeiten:

  1. Herkömmliche Autos mit geringem Verbrauch.
  2. Autos mit Motoren, die neben Benzin auch Ethanol verbrennen können.
  3. Gasautos, die entweder mit Biogas oder fossilem betrieben werden, dabei aber immer noch 20 Prozent effizienter sind als normale Autos.
  4. Hybridwagen, also die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor, wobei letzterer beim Bremsen die Batterie wieder auflädt.
  1. Elektroautos. In Schweden sind vor allem Ethanolautos populär und es gibt wohl eine gute Versorgung mit “E85” an den Tankstellen. Generell, finde ich, dass man unterscheiden sollte zwischen *weniger* Kraftstoff und *anderem* Kraftstoff. Natürlich ist es gut, weniger zu Verbrauchen, sei es mit besseren Motoren und/oder in Kombination mit Hybridantrieb. Skeptischer bin ich, wenn es darum geht, fossile durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Ich bin nämlich nicht davon überzeugt, dass die Produktion von Treibstoff aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen wirklich umweltfreundlich ist. Die schwedische Ethanolfabrik in Norrköping verwendet beispielsweise Getreide. Weltweit spielen Mais und Zuckerrohr eine wichtige Rolle. Dass in Mexiko heute [Menschen hungern](http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24543/1.html), weil auch in USA mehr Bioalkohol verbrannt wird, ist nur ein Beispiel. Der hohe Flächen- und Wasserverbrauch sind ebenso ein Faktor wie die allgemeinen Probleme mit intensiver Landwirtschaft. Wenn negativen Folgen schon jetzt sichtbar werden, wenn der Gesamtanteil der Biokraftstoffe klein ist, sollte man dann nicht den Mangel an *flüssiger Energie* – denn darum geht es hier vor allem – dadurch angehen, dass man vorrangig weniger davon benutzt? Reine Elektroautos haben einen zu schlechten Ruf und man kann damit sicher mehr als nur [Sportwagen](http://www.zeit.de/2007/13/Elektroauto?page=all) bauen. *Nachtrag, 0707032240:* Ich habe neulich ja schon einmal [über Umweltautos geschrieben](http://www.fiket.de/2006/12/15/mehr-umweltautos-oder-nicht/).
Tagged , , , , ,

Wochenrückblick

Eine kleine Auswahl an Nachrichten der letzten Woche.

  • Über den Fehmarnbelt wird eine Brücke gebaut. Die 18 km zwischen dem deutschen Puttgarden und dem dänischen Rødby hat man auf der Vogelfluglinie bisher per Fähre zurückgegelgt. Wenn ich mich nicht irre, wird die bis 2018 geplante Brücke damit länger als die über den Öresund.
  • Die schwedischen Christdemokraten hatten Parteitag und es zeigte sich, dass selbst dort die Abtreibungsgegner, die in letzter Zeit sehr laut waren, in der Minderheit sind und in der Partei keine Unterstützung für eine Verschärfung der recht liberalen schwedischen Abtreibungsgesetze finden.
  • Es werden neue Untersuchungen gegen Außenminister Carl Bildt und seine wirtschaftlichen Interessen angestrebt.
  • Starker Regen in Mittel- und Südschweden hat für die üblichen Probleme gesorgt, aber wirklich dramatisch war es wohl nicht.
  • Malmö darf die geplanten 58 Überwachungskameras in der Innenstadt nicht aufstellen. Ein Gericht entschied, dass der Eingriff in die persönliche Integrität der Bürger schwerer wiegt als die Verbrechensprävention. Eine erfreuliche Entscheidung, wie man sie eher selten hört.
  • Was tut eine Regierung, wenn – wegen der eigenen Reformen, die die Beiträge für die Arbeitslosenversicherung erhöht und die Auszahlungen gesenkt haben – plötzlich weniger Leute Mitglied der A-Kassen sind? Man schlägt vor, die Mitgliedschaft zur Pflicht zu machen, anstatt die eigene Politik zu überdenken.

  • Hier in Uppsala ist gerade die schwedische Radfahrmeisterschaft. Durch Zufall bin ich vorhin einen Teil der Strecke geradelt, aber keiner der Wartenden feuerte mich an.

Tagged , , , ,

Voruntersuchung gegen Bildts Blog

Es ist kein guter Tag für die bürgerliche Regierung Schwedens. Neben dem Skandal um Littorin hat jetzt noch der Staatsanwalt bekannt gegeben, dass er eine Voruntersuchung gegen das Blog des Außenministers Carl Bildt einleitet, weil er die Vorwürfe eines anderen Bloggers für gerechtfertigt hält.

Es geht darum, dass Bildt bis heute volksverhetzende Kommentare auf seinem Blog stehen lässt.

Nachtrag: Bildt kommentiert die Sache in seinem Blog und erklärt, es seien Wohl einige übersehen worden, als in letzter Zeit die 13.000 Kommentare durchgegangen wurden. Es sei vor allem ein Kommentator übersehen worden und dass man andere gelöscht habe, zeige ja die gute Absicht. Alle Kommentare, auf die heute hingewiesen wurde, seinen entfernt worden. Ich mag mich täuschen, aber das klingt nach einer Ausrede. Die fraglichen Kommentare wurden ihm im April sogar in einem Radiointerview unter die Nase gehalten und der anklagende Blogger hat sie zigfach rezitiert und verlinkt. Einer davon steht auch jetzt noch da.

Tagged , ,