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Gekauftes Examen getilgt

Ein kurzer Nachtrag zu Arbeitsminister Littorin und seinem wertlosen Examen: Entgegen früherer Aussagen, nach denen er keinen Grund sehe, den “Master” aus seinem Lebenslauf auf den Webseiten der schwedischen Regierung zu entfernen, hat er ebendies jetzt doch getan.

Dass er lieber eine Debatte hätte, “die sich mit aktuellen Dingen beschäftigt anstatt damit, was vor zehn Jahren war”, kann man verstehen, schließlich hat er damit indirekt zugegeben, dass es kein “echter” Abschluss war. Man hat auch bei der Universität in Lund nachgefragt und herausgefunden, dass Littorin mit 115 Studienpunkten nicht einmal sein Kandidatexamen (entspricht einem Bachelor) fertig hatte, das eigentlich Voraussetzung für einen Master ist.

Meine Meinung: Das Ganze ist ein triftiger Rücktrittsgrund, gerade weil er sich als Arbeitsmarktminister nur noch sehr unglaubwürdig gegen Betrügereien bei Abschlüssen einsetzen kann.

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Rauchverbot im Freien?

Ich finde ja, dass das zu weit geht: In Östersund überlegt man, das Rauchen in der Fußgängerzone, also im Freien, zu verbieten.

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Der Europa-Vertrag

Ich bin ja doch sehr gespannt, was morgen und übermorgen beim Treffen der EU-Staatschefs herauskommt. Das interessiert mich viel mehr als der G8-Gipfel neulich. Den neuen Vertrag, der vor allem die Entscheidungsprozesse innerhalb der Gemeinschaft reformieren soll und den allen voran die deutsche Kanzlerin anstrebt, hat zwar noch keiner zu Gesicht bekommen, aber nach allem, was man lesen konnte, bin ich eher positiv eingestellt.

Im schwedischen Parlament wurde in den letzten Tagen auch darüber debattiert und wie erwartet kam Kritik von den EU-kritischen Linken und Grünen. Schweden steht aber weitgehend hinter dem deutschen Vorhaben, auch wenn das Parlament heute noch einmal die beiden schon erwähnten Bedingungen bekräftigt hat: Keine zusätzlichen Hürden für die Aufnahme neuer Länder und kein Passus über illegale Einwanderung. Das würde zu unnötiger Diskriminierung führen. Man munkelt aber, dass beides im Sinne Schwedens erfüllt werden wird.

Und denen, die neue Referenda fordern, sei in Erinnerung gerufen, wie die EU anfing (sehr lesenswerter Text):

»Das alles spielte abseits der Öffentlichkeit«, erinnert sich Philippe de Schoutheete, der damals als junger Diplomat im belgischen Außenministerium arbeitete. »Ein gemeinsamer Binnenmarkt mit Deutschland – diese Idee hätte in Belgien oder Holland wahrscheinlich kein einziges Referendum passiert.« Nur die weitsichtigen Beobachter merken, was geschieht. »Niemals in der Geschichte der Menschheit ging eine so wichtige Entwicklung, vorangetrieben von einer Handvoll Leute, so unbemerkt vonstatten«, erinnerte sich später der britische Premier Winston Churchill. Tatsächlich werden die wichtigen Entscheidungen in kleinen Kreisen getroffen. Bürgerbeteiligung, Demokratiedefizite? Darüber denkt kaum jemand nach.

Letzteres mag man beklagen, oder – wie ich – froh sein, dass es dazu kam. Wir haben unsere Vertreter schließlich gewählt, damit sie Entscheidungen in unserem Namen treffen können.

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Computertherapie

Radio Schweden schreibt:

Das schwedische Gesundheitssystem brüstet sich gern mit seiner Pflegegarantie, doch für den psychisch angeschlagenen Patienten können 30 bzw. 90 Tage [Wartezeit] lang sein. Nun zeigt eine neue Studie, dass sich Phobien und Depressionen genauso gut am Computer behandeln lassen.

Ich finde die Idee gar nicht so abwegig. Ob das auch bei Internetsüchtigen funktioniert?

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Weniger Vertrauen in Forscher

Einer Meinungsumfrage von Vetenskap & Allmänhet zufolge nimmt das Vertrauen der Schweden in die Wissenschaftler des Landes ab. Eine Auswahl an Ergebnissen:

  • 48 Prozent der 3000 Befragten haben “viel” oder “ziemlich großes” Vertrauen in Forscher.
  • Dieser Wert ist von fast 70 Prozent zu Anfang des Jahrzehnts gesunken.
  • Er korreliert stark mit dem Ausbildungsgrad der Befragten und Parlamentarier zeigen ein viel höheres Vertrauen in Forscher.
  • Medizin, Technik und Naturwissenschaften sind vertrauenswürdiger als Gesellschafts- und Humanwissenschaften.
  • Lehrer, Polizisten und das Personal im Gesundheitswesen genießen grösseres Vertrauen als Forscher. Die Graphen in der [PDF-Datei](http://www.v-a.se/dokument/allmanheten/vetenskapen_i_samhallet_resultat_fran_som_2006/download/) zur Studie zeigen noch eine Reihe weiterer interessanter Zusammenhänge und sollten auch ohne große Schwedischkenntnisse zusammenreimbar sein. Wenn man davon ausgeht, dass Astronomie unter “Weltraumforschung” eingeordnet wird, so halten nur 26 Prozent der Schweden mein Gebiet für wichtig, im Gegensatz zu beispielsweise Krebs- und Umweltforschung (über 90%). Das steht in gewissem Widerspruch zur eigenen Erfahrung, wie etwa populärwissenschaftliche Vorträge aufgenommen werden oder wie häufig Themen in den Medien auftauchen. Astronomie interessiert die Leute und ist ein viel dankbareres als andere Forschungsfelder, wenn es darum geht, die eigene Forschung “unters Volk” zu bringen. Letzteres ist übrigens ganz offiziell eine der drei grundlegenden Aufgaben eines Forschers in Schweden, neben dem Forschen selbst und dem Unterrichten.
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Nummernschilder vorne

Man fragt sich ja irgendwie, warum es das nicht schon lange gibt: Nummernschilder vorne an Motorrädern, damit die Fahrer derselben nicht mehr ungeschoren durch Radarkontrollen kommen.

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Toter Astronom entdeckt

Im hiesigen Dom wird gerade für eine neue Orgel ein wenig umgebaut. Dabei hat man unter dem Boden eine bislang unbekannte Grabkammer entdeckt. Es wird vermutet, dass es sich um Anders Spole und seine Familie handelt, die im 17. Jahrhundert lebten.

Zu Anders Spole kann ich meinen Brötchengeber zitieren, denn Spole war der “erste richtige Astronom in Uppsala” und außerdem der Großvater von Anders Celsius:

Spole studied mainly at the german Greifswald University, where he received his degree, also including military arts and navigation. He made his “grand tour”, around Europe, in the years 1664-1667 where he met such men as Huygens, Hooke, Boyle, Mercator, Boullieau, Cassini and Riccioli. He was called as professor in astronomy when Lund University was founded and later became professor at Uppsala University in 1679.
He was a succesful teacher, he also published his own text-books, and presided at around 50 disputations. Spole was a competent instrument maker and built an observatory on the top of his house in the centre of Uppsala which, however, was completely destroyed together with his instruments and papers in the great city fire of 1702. He observed the great comet of 1680, where he could observe dust lanes in the tail, and sunspots, which he regarded as the origins of comets. He also made many geographical observations for the Swedish General Map.

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Minister mit wertlosem Examen?

Die neueste Sau, die gerade durchs politische Dorf in Schweden getrieben wird, betrifft Arbeitsmarktminister Sven Otto Littorin. Der MBA, den er in seinem Lebenslauf angibt, wurde im Fernstudium abgelegt und stammt von der Fairfax University in den USA. Dabei scheint es sich um eine Diplomfabrik zu handeln, die anstatt Studienleistungen Geld als Gegenleistung für einen Abschluss verlangt.

Das Högskoleverket würde nach eigener Aussage ein solches Examen in Schweden nicht anerkennen. Ein nettes Detail des Skandals ist, dass Littorin sich weder daran erinnert, wo die “Universität” lag, noch, wer der Betreuer seiner Abschlussarbeit war. Anmerkenswert ist auch noch, dass es ein Blogger war, der den Stein ins Rollen gebracht hat.

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IAEA in Forsmark

Die letztjährigen Vorfälle im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark haben die internationale Atomenergiebehörde IAEA auf den Plan gerufen. Bei einem ersten Besuch gestern einigte man sich darauf, dass nächsten Februar zwölf Kontrolleure die Abläufe und Sicherheitsstandards untersuchen werden.

Das bedeutet, dass der Bericht etwa zwei Jahre nach dem Anlass erscheinen wird. Eilig scheint man es nicht zu haben.

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Kristdemokraterna

Die gegenwärtige schwedische Regierung besteht aus der bürgerlichen Moderatpartiet, der Zentrumspartei, der liberalen Folkpartiet und den Kristdemokraterna (kd). Letztere sind im Gegensatz zum deutschen Pendant keine große Volkspartei, sondern eine kleine ultrakonservative Partei, in der sich die “religiöse Rechte” inklusive evangelikaler Vereinigungen wie Livets Ord versammelt.

Aber die anderen drei brauchen (kd) zum Regieren und immer wieder hört man von Vorhaben, gegen die sich der kleinste der Koalitionsteilnehmer sträubt. Zwei aktuelle Beispiele:

  • Die Regierung will den Schulbeginn im Alter von sechs Jahren obligatorisch machen und damit die Grundschule auf zehn Jahre verlängern. Bisher war das Vorschuljahr freiwillig. Die Christdemokraten zweifeln.
  • Alle Partien des Reichstags, also auch die Oppositionsparteien, sprechen sich mittlerweile für eine geschlechtsneutrale Gesetzgebung beim Thema Ehe aus. In praktischen Belangen sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften zwar schon heute nicht mehr benachteiligt, der neue Gesetzestext würde die letzten semantischen Hürden beseitigen und Homosexuelle könnten in Zukunft “heiraten” und “Ehe schließen” anstatt ihre “Partnerschaft registrieren”. [(kd) bleibt hart dagegen](http://www.sr.se/cgi-bin/ekot/artikel.asp?Artikel=1429905), natürlich mit dem gleichen Nicht-Argument wie G. W. Bush, dass die Ehe als Institution zwischen Mann und Frau geschlossen wird. Das sei eine Regelung wie sie sich hunderte von Jahren lang in Schweden bewährt habe. Richtig viele Freunde scheinen sie sich damit nicht zu machen. Wenn heute Wahl wäre, würden die Christdemokraten [unter der 4%-Sperre](http://www.sr.se/cgi-bin/ekot/artikel.asp?Artikel=1430123) landen und nicht mehr ins Parlament einziehen.
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