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Schlagzeilen

Die Überschriften der Internetseite von Dagens Nyheter, Schwedens größter Tageszeitung, von gerade jetzt, halb zehn morgens. Manche mit kurzer Erklärung oder Kommentar.

Berlins Flughäfen heute gesperrt

Kritisierte Türme werden vielleicht weniger hoch als geplant
Da geht es um die geplanten “Türme Thors” am nördlichen Ende der Vasastan Stockholms, an der Grenze zu Solna.

Camorra-Anführer in Italien festgenommen

Malmö-FF-Fans vor die Tür gesetzt

Zahl der Ambulanzeinsätze steigt
Das war ein heißes Thema in den letzten Wochen, nachdem ein junger Mann starb, weil sein Notruf abgewiegelt wurde und kein Krankenwagen kam.

500.000 erkaufen sich Schnellspur zur Gesundheitsversorgung
In Schweden ist die Krankenversicherung ansonsten ja steuerfinanziert.

“Über 1.000 Menschen in Syrien getötet”

Wachmänner boten hinausgeworfenem 20-jährigen Prügelei an

Mehr Zwangsausweisungen aus Schweden

Er darf nicht mehr Ehrenbürger sein
Dazu Bild von Hitler. Es geht um Amstetten in Österreich.

Es ist Zeit, die schändliche schwedische Anzeigenzensur loszuwerden
Ein Utspel der beiden großen Boulevardblätter, die ganz gerne mehr Glücksspielwerbung machen wollen. Schweden hat ein Monopol in diesem Bereich, ähnlich Deutschland.

Er versuchte, Polizisten zu überfahren

Breite Unterstützung für Christine Lagarde als IMF-Chefin

Scheidung häufig bei Fernpendlern

“Fakten sind bekannt geworden”
Der König und seine Skandale und Verwicklungen mit zwielichtigen Gestalten mal wieder.

Der kleinste Hund belegt Spitzenplatz
Ja, man sieht immer mehr Chihuahuas in der U-Bahn.

Mann wieder freigelassen nach Tod des 23-järhrigen

Keine Stellungnahme von Ministerin
Die USA haben unerlaubt Schweden ausspioniert (ach!) und die Regierung wusste das angeblich.

Junge aus Karussell geflogen

Twitter kauft die App TweetDeck

HQ eröffnet Jagd auf 2,5 Milliarden
HQ ist ein Finanzkonzern, um den es seit längerem Querelen und Skandale gibt.

Wahrscheinlich verlängerter Libyen-Einsatz

Mann “eierte” seine Plagegeister
Lasst eurer Phantasie freien Lauf!

Så besserst du die Urlaubskasse auf

Mehr Ivorianer dürfen bleiben

Verunreinigtes Hundefutter wurde in Schweden verkauft

Rotgrüne Minderheitsregierung im Westen

Baumfäller muss 45.000 an Strafe zahlen

Für sexuelle Übergriffe an Kindern verurteilt

Er übernimmt die schweren Aufträge
Über Sean Penn.

Wegen Machtmissbrauchs angeklagt
Über Julia Tymosjenko.

Ein Weg, Pädophilen zu helfen

So wirkt sich das Wetter auf die Verkäufe von Geschäften aus

Mann wegen Menschenraub festgenommen

Viele haben es schwerer, sich ihr Haus zu leisten

Oprahs Abschiedsshow

Der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern nimmt ab

Djokovic glaubt an Söderling
Tennis.

Blitze töten 40 in Bangladesh

“Er verbreitet Gerüchte”
Der Ex-Minister und ehemals hochrangige Sozialdemokrat Bodström hat ein “Enthüllungsbuch” über die innerparteilichen Machtspiele geschrieben.

Das heißeste Land für Fond-Experten
Angeblich die USA.

“Spermaprobe passt zu IMF-Chef”

Kannst du deinen Dylan?

Trauerstimmung in Gubbängen
Ein Speedway-Fahrer ist gestorben.

Kernschmelze in drei japanischen Reaktoren
Das kommt jetzt erst! Ziemlich weit unten.

Toter Elch vor Tierarztklinik

Forschung an Patienten muss zunehmen, der Gesundheit zuliebe

Kein deutsches Flugzeug im See
1943 sahen Zeugen einen Absturz, der nie belegt wurde.

Abhängige bekommen Spritzen gratis

Moestafa El Kabir versenkte den Tiergarten
Mehr Sport. Wahrscheinlich Fußball.

Serbische Entschuldigung für Kriegsfernsehen

Arabischer Frühling war Publikumsmagnet

Regierung will erweitertes Rauchverbot

“Die ganze Mannschaft war gedopt”

Ich finde diese Liste recht aufschlussreich. Zum einen ist da trotz des seriösen Anscheins von DN viel Boulevard dabei. Persönliche Schicksale, Verbrechen, Prominenz. Aber eben auch die wichtigeren Themen und das alles in einer undurchschaubaren Reihenfolge, die sich im Laufe der Stunden ziemlich schnell ändert.

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Grüne gegen "alternativen" Hokuspokus

Meines Wissens ist es auch bei den deutschen Grünen ein Problem, dass sich da allerhand Esoteriker und Anhänger “alternativer” Medizin tummeln. Ein aktuelles Utspel der hiesigen Miljöpartiet thematisiert dies als Glaubwürdigkeitsproblem für die Partei und ruft dazu auf, generell den durch wissenschaftliche Methoden gewonnenen Erkenntnissen Vorrang zu geben. Bei der Klimaveränderung sei man diesbezüglich Vorreiter gewesen, in anderen Bereichen gebe es jedoch geradezu gefährliche Ignoranz in den eigenen Reihen. Wie zum Beispiel die grünen Regionalpolitiker, die sich für “Zonentherapie”, “orthomolekulare Psychologie” oder “Homöopathie” im Gesundheitswesen stark machen und damit potentiell Menschen schaden.

Mit dem anhaltenden Aufschwung der grünen Parteien nimmt auch die Notwendigkeit zu, da genauer hinzuschauen.

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Der Aufzug ist tot!

Der Katarinahissen, der Aufzug vom Slussen zum Restaurant Gondolen und der Plattform darüber, sticht aus der Wand von Södermalm hervor und ist ein echtes Wahrzeichen der Stadt. Schließlich ist er 130 Jahre alt, in der heutigen Form immerhin schon 75. Jetzt ist der Mechanismus angeblich unreparierbar kaputt und der Betrieb deshalb eingestellt – vielleicht für immer. Denn obwohl die Konstruktion denkmalgeschützt ist und auch nach dem großen Umbau des Slussen noch stehen wird, ist es fraglich, ob sie einen neuen Aufzug aushält.

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Aus den Nachrichten

Nachwahlen in Västra Götaland und Örebro. Bei der Wahl letztes Jahr gab es ein paar Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenzählung. Inkorrekte Stellvertreterstimmen wurden angenommen, Vorabstimmen nicht mitgezählt und einige konnten nicht abstimmen. Die Mathematiker der Wahlbehörde schauen in solchen Fällen genau, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass diese Stimmen das Ergebnis der Wahl hätten ändern können. In einem Wahlkreis und der Region um Göteborg wurde deshalb gestern neu gewählt. Das Ergebnis ändert nichts an der nationalen Politik, in der Regionalverwaltung konnten die Sozialdemokraten den Moderaten jedoch ein paar Prozentpunkte abluchsen; auch in Örebro gewann (S). Das hat nicht zuletzt Symbolcharakter, denn es war die erste Wahl des frisch gebackenen S-Parteichefs Håkan Juholt.

Wildschweinplage. Nicht nur der Fuchsbandwurm macht sich in Schweden breit, auch die Zahl der Wildschweine nimmt stark zu. 2003 gab es rund 750 Unfälle mit Wildschweinen, letztes Jahr um die 2500. Dass sie auch in bewohnte Gebiete vordringen, wird nicht gerne gesehen und man kommt mit der Jagd (70.000 letztes Jahr) nicht nach. In den 70ern waren die Tiere in Schweden ausgerottet und der heutige Stamm kommt von wenigen, aus einem Gehege ausgebüchsten Tieren.

Die Nazi-Verbindungen von Königin Silvias Vater sind schon länger im Gespräch und die Kritik richtete sich vor allem dagegen, dass man das Thema am liebsten totschweigen wollte. Berichte, dass der Vater im Rahmen der “Arisierung” 1939 eine jüdische Fabrik übernahm, sorgen jetzt doch dafür, dass man die Sache vom Hof aus offiziell untersuchen und die Ergebnisse veröffentlichen will.

Finnland hat gestern Abend im Finale der Eishockey-WM Schweden mit 6:1 geschlagen. Die Zwischenstände, die der Busfahrer auf dem Weg vom Flughafen per Lautsprecher mitteilte, sorgten für lautstarke Freude des einzigen Finnen an Bord und dies wiederum für Schmunzeln aller anderen.

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Wort der Woche: Dvärgbandmask

Dvärg-band-mask, wörtlich Zwergbandwurm, ist der schwedische Name für den Fuchsbandwurm, jenen Parasiten, der Füchse (oder Hunde, Katzen…) als Wirt benutzt und der auf dem Kontinent so gut wie allgegenwärtig ist und in seltenen Fällen auch Menschen befällt.

Dieses Untierchen macht zur Zeit Schlagzeilen in Schweden, denn es wurden zwei (!) verwurmte Füchse gefunden. Das mag sich banal anhören angesichts dessen, dass in etwa der Hälfte der deutschen Füchse der Wurm ist. Doch Schweden war bisher frei von dieser Plage und man versucht jetzt mit Hilfe von Kot sammelnden Jägern die Ausbreitung zu bestimmen (man schätzt etwa ein Prozent der Füchse) und einzudämmen.

Wer schon einmal mit Hund nach Schweden wollte, weiß bestimmt, dass es eine Pflicht zur Entwurmung der Haustiere gibt. Diese Sonderregelung innerhalb der EU könnte bald fallen. Schließlich ist sie schwer zu rechtfertigen, wenn der Fuchsbandwurm in Schweden heimisch ist.

Dass ein rein hypothetisches Risiko – in der gesamten EU erkranken jährlich nur etwa fünfzig Menschen – hierzulande allgemeine Aufmerksamkeit erregt, ist ein schönes Beispiel für den hohen symbolischen Stellenwert, den die Natur bei den Menschen hat, auch wenn natürlich beiweitem nicht jeder ein Friluftsmänniska ist. Es ist deshalb völlig normal, dass Zeitungen Doppelseiten zum Lebenszyklus des Dvärgbandmasks bringen und Leuten versichern, dass man auch in Zukunft ruhig seine Beeren und Pilze pflücken gehen kann.

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Nachtrag

Was ist in den letzten Wochen in Schweden wissenswertes passiert? Die Politik betreffend blieb bei mir vor allem hängen, dass Premierminister Reinfeldt geglückt ist, was er gleich nach der Wahl andeutete: Er wollte über den bürgerlichen Block, dessen Vierparteienkoalition Schweden trotz parlamentarischer Minderheit regiert, hinaus gehen und sich mit den Grünen zu bestimmten Punkten einigen. Dies wird verständlicherweise sowohl von seinen kleineren Koalitionspartnern als auch von den Sozialdemokraten ungern gesehen, denn es ist ein Schritt in Richtung einer Blau-Grünen Koalition in der Zukunft.

Das erste große Thema, bei dem jetzt fünf (!) Parteien gemeinsam die Richtung angeben, ist die Einwanderungspolitik, die mit dem Einzug der ausländerfeindlichen “Schwedendemokraten” ins schwedische Parlament besondere Aktualität bekam. Reinfeldt beweist hier Mut und nähert sich nicht dem rechten Rand des konservativen Spektrums an, wie es zum Beispiel in Dänemark der Fall war und ist, sondern nimmt für den Rest der Legislaturperiode den Schwedendemokraten jegliche Möglichkeit zur Einflussnahme in ihrer Herzensangelegenheit, indem er mit den Grünen eine weiterhin offene und progressive Einwanderungspolitik betreibt. Kudos.

In anderen Bereichen haben die knappen Verhältnisse im schwedischen Reichstag seit der Wahl für einige überraschende Ergebnisse gesorgt. Diverse Abstimmungen, die nach der Sitzverteilung eigentlich hätten einen gewissen Ausgang nehmen sollen, kippten, weil Abgeordnete auf den falschen Knopf drückten, unabgemeldet fehlten oder zur falschen Zeit auf der Toilette waren. Außerdem funktioniert das Ausgleichssystem, nach dem abwesende Abgeordnete der Parteien gegeneinander aufgerechnet werden, anscheinend nicht immer zuverlässig. Es herrscht also mehr Spannung im Parlament als zuvor.

Ein Hauptthema der letzten Wochen war die Ernennung von Mona Sahlins Nachfolger auf dem Posten des Parteichefs der Sozialdemokraten. Es wurde der bis dato recht unbekannte Håkan Juholt, der jetzt den Auftrag hat, die Partei neu aufzustellen und die Wahl in gut drei Jahren zu gewinnen. Wir werden sehen.

Dann war da noch die Ankündigung, wer auf die neuen Scheine fürs schwedische Geld kommen wird, allesamt Kulturpersönlichkeiten: Astrid Lindgren auf dem 20er, Evert Taube auf dem 50er, Greta Garbo auf dem 100er, Ingmar Bergman auf dem neu einzuführenden 200er, Birgit Nilsson auf dem 500er und Dag Hammarskjöld auf dem 1000er. Außerdem werden die neuen Scheine, die in etwa vier Jahren in Umlauf kommen sollen, kleiner als die alten. Vor allem die geringere Höhe wird geldbeutelfreundlicher.

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Blocket ein Fünfzehntel der schwedischen Wirtschaft

Dass Blocket in Schweden der Platzhirsch der Kleinanzeigen ist, hatten wir schon und auch ich habe dort schon ein paar Mal etwas ge- oder verkauft – zuletzt ein paar Langlaufskier. Dass die Seite allerdings so groß ist, war mit nicht bewusst: Die 212 Milliarden Kronen (≈ 24 Mrd. Euro) Umsatz 2010 machten über 6 Prozent des schwedischen Bruttonationalprodukts aus. Tendenz steigend. Das sind 23.000 Kronen pro Kopf (!), was sicherlich dadurch zustande kommt, dass auch teure Dinge wie Autos dort verkauft werden und den Schnitt anheben.

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Der Bock hat überlebt!

Diesmal brannte er nicht, der Julbock in Gävle. Die Bewachung rund um die Uhr hat Unfug und Schabernack verhindert. Versuche, den Bock aus Stroh “traditionsgemäß” abzufackeln, gab es wohl einige und auch einen spektakulären Entführungsversuch: Per Helikopter sollten die drei Tonnen Stroh gekidnappt und die 160 Kilometer nach Stockholm auf den Stureplan geflogen werden. Der Wachmann ließ sich jedoch trotz des ansehnlichen Bestechungsangebots (umgerechnet 5000 Euro) nicht dazu verleiten, mal kurz wegzusehen.

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Immer weniger Verkehrstote

Es gibt wieder einmal eine Statistik, in der Schweden die Welt anführt: die Anzahl der Verkehrstoten. Im gerade vergangenen Jahr kamen 270 Menschen im schwedischen Straßenverkehr ums Leben. Rechnet man das auf die Größe der Bevölkerung und vergleicht es mit den 4200 Toten in Deutschland, dann liegt das hiesige Niveau bei unter sechzig Prozent des deutschen.

Mögliche Vorbehalte: Vielleicht bringen die Deutschen im Schnitt mehr Kilometer pro Kopf auf den Straßen. Eventuell ist der starke Rückgang (15% zum Vorjahr) ein glücklicher statistischer Ausrutscher.

Die Verkehrsbehörde sieht die Zahlen jedoch als Erfolg der eigenen Strategie mit unter anderem mehr fest installierten und angekündigten Blitzern und mehr Mittenleitplanken auf Straßen, bei denen eine dritte Spur mal der einen, mal der anderen Fahrtrichtungen zur Verfügung steht. Es kann auch am Wetter liegen, denn paradoxerweise hatte gerade der Dezember, der durchgängig Schnee im ganzen Land brachte, besonders wenige Tote. Anscheinend fährt die Mehrheit bei weißen Straßen vernünftiger.

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Assange und Schwedens Definition von Vergewaltigung

Was hat man in den letzten Wochen nicht alles zu lesen bekommen im Zusammenhang mit den Vergewaltigungsvorwürfen an Julian Assange: Fehlinformation in Blogs; Behauptungen, die vermeintlichen Opfer seien unglaubwürdig; Spott auf Twitter, hundertfach weiterverbreitet; von übereifrigen Staatsanwälten in der ZEIT; von angeblichen CIA-Verbindungen einer der Frauen; oder vom feministischen Komplott in der FAZ.

Die taz war unter den ersten, die gegen diese Hysterie anschrieben, und die Sache nüchterner betrachteten. Gestern legte die ZEIT nach mit einem Artikel, den ich so ähnlich auch schreiben wollte, jetzt aber nicht mehr brauche: Safer Sex in Schweden.

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