Der schwedische Außenminister Carl Bildt schreibt weiterhin fleißig in
sein Blog. Er kommentiert dort vor
allem seinen Tagesablauf, aber auch die Medienberichte über ihn selbst.
Bildts Blog hatte in den drei Monaten, die es besteht, rund eine Million
Besucher und war auch hier schon öfter
Thema.
Die meisten von Bildts regelmäßigen Einträgen bekommen eine mittlere
zweistellige Anzahl an Kommentaren – über hundert Kommentare sind aber
auch keine Seltenheit. Nach eigener Aussage kümmert er sich alleine um
das Blog und hat keine Hilfe bei der Sichtung und Moderation der
Kommentare. So kam es auch, dass sich vor einem Monat zu einem Beitrag
über die neue palästinensische
Regierung
Kommentatoren einfanden, die Aussagen von sich gaben, die klar
volksverhetzend sind. Unter anderem wird zum Völkermord an den
Palästinensern aufgerufen.
Ein schwedischer Blogger hat sich auf das Thema eingeschossen und Bildt
deswegen
angezeigt.
Auch nach schwedischem Recht hat der Betreiber einer
Diskussionsplattform die Pflicht, volksverhetzende Texte zu entfernen.
Nach über einem Monat sind die fraglichen Kommentare jedoch immer noch
zu sehen. Prinzipiell könnte Bildt dafür eine Gefängnisstrafe bekommen.
Die Anzeige hat es mittlerweile in die Boulevardpresse
geschafft und im heutigen
Samstagsinterview von Sveriges Radio
(Real-Stream,
MP3 –
19MB)
brachte der Reporter Bildt gehörig in Bedrängnis, als er das Thema
ansprach. Bildt versuchte, sich damit herauszureden, dass eine Löschung
der Kommentare nicht mehr viel bewirke, da sie ja mittlerweile in den
Archiven der Suchmaschinen zu finden seien. Auf die Frage, ob es
angebracht sei, auf der Seite des schwedischen Außenministers
volksverhetzende Aussagen zu finden, wusste er dann aber keine gute
Antwort mehr. Er habe Kommentare ohne vorherige Registrierung inzwischen
abgeschaltet, aber sich bei wordpress.com anzumelden ist keine Kunst und
erleichtert allenfalls den vorübergehenden Ausschluss einzelner
Kommentatoren.
Ich sehe voll und ganz ein, dass Bildt selbst nicht dazu kommt, alle
Kommentare zu lesen und fände es auch sehr schade, wenn er die harte
Lösung wählen und die Kommentarfunktion deaktivieren würde. Man könnte
jedoch annehmen, dass er in seiner Position jemanden beauftragen könnte,
auf die Kommentare ein Auge zu haben oder sie sogar zu moderieren.
Nachtrag, 25.04.07, 08:05: Das Interview gibt es mittlerweile auch als
MP3. Link ist oben eingefügt.