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Gerade Zahlen retten Leben

So ganz folgen kann ich der Argumentation wohl nicht, aber das schwedische Straßenamt geht davon aus, dass Vierzig bis Fünfzig Unfalltote pro Jahr vermieden (S) werden können, weil man jetzt auch Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 40, 60, 80, 100 und 120 km/h erlaubt. Bisher gab es nur die ungeraden Vielfachen von Zehn mit maximal 110 km/h. Von der Anhebung der Höchstgeschwindigkeit hätte ich eher den gegenteiligen Effekt erwartet.

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Kernkraft weiterhin populär

Die zahlreichen Mängel an schwedischen Kernkraftwerken in der letzten Zeit, scheinen die Schweden keineswegs zu stören. Eine neue Umfrage (S, pdf) zeigt, dass nur 17% der Befragten für einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Kernenergie sind. Ein Drittel spricht sich sogar für einen Ausbau aus. Fast die Hälfte der Schweden will die bestehenden Kraftwerke weiterlaufen lassen, bis sie aus wirtschaftlichen oder Sicherheitsgründen abgeschaltet werden.

Einer der befragten wird mit dem Satz zitiert, Kernkraft sei billig, sicher und relativ sauber. Dass ersteres nicht stimmt zeigen die Vorfälle der letzten Monate. Billig ist Kernkraft nur wegen staatlicher Subventionen geworden und nur, wenn die Kosten für Uranförderung, Wasser und Abfall nicht mit eingerechnet werden. Zum wiederholten Mal sei dieser Artikel empfohlen.

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MAN, Volkswagen und Scania

Weil es Anfang des Jahres mit dem direkten Übernahmeangebot für den schwedischen LKW-Bauer Scania nicht geklappt hat, haben MAN und Volkswagen sich jetzt einfach genug Aktien gekauft, um eine Mehrheit von 50,1% zu haben.

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Überwachung vertagen?

Es tut sich etwas bei den Überwachungsplänen der schwedischen Regierung. Ein der eigenen IT-Experten der Regierung meldet sich zu Wort und zweifelt (S) die technische Trennung von In- und Auslandskommunikation an. Die FRA, die Radioanstalt der schwedischen Armee, die die geplanten Überwachungen durchführen soll, darf aber nicht im Inland abhören. Sowohl bei Internet- als auch Telefonverbindungen sei wegen der globalen Vernetzung die Trennung von In- und Ausland schlicht unmöglich.

Außerdem besteht die reelle Chance (S), dass die Opposition eine Vertagung des geplanten Gesetzes um ein Jahr erzwingt. Sechzig der 349 Parlamentarier sind dazu nötig und die Linkspartei strebt dies zusammen mit den Grünen an. Auch Thomas Bodström von den Sozialdemokraten spricht sich für den Aufschub der Abhörpläne aus, damit das Thema mehr Leuten bewusst werde. Das ist insofern überraschend, dass Bodström als ehemaliger Innenminister bei vielen Synonym für die Einschränkung von Freiheitsrechten war – ganz ähnlich Herrn Schily in Deutschland.

Nachtrag: Der Nachbar Finnland zeigt sich ebenfalls besorgt (S) über die schwedischen Abhörpläne, schließlich geht viel von der finnischen Kommunikation mit dem Rest der Welt via Schweden. In Finnland ist die Vertraulichkeit von Kommunikation stark geschützt und die Netzbetreiber sind sogar gesetzlich verpflichtet, sicherzustellen, dass die angebotenen Fernmeldedienste nicht abgehört werden.

Schade, dass Finnisch so schwer ist.

Nachtrag, 12.3.07, 23:40: Die Sozialdemokraten sind auf die Linie der Grünen und der Linkspartei eingeschwenkt (S) und streben die einjährige Vertagung an, um eine ordentliche Prüfung zu ermöglichen, bevor per Gesetz Tatsachen geschaffen werden. Gute Neuigkeiten.

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Nicht einfach zusehen

Radio Schweden schreibt:

Schwedens Regierung bereitet ein Gesetz vor, das Zeugen von Straftaten zum Eingreifen verpflichtet. Hintergrund ist die zunehmende Zahl unprovozierter Gewalttaten, bei denen in vielen Fällen Zeugen nachgewiesenermaßen tatenlos zusehen. Mit der neuen Regelung sollen Menschen verpflichtet werden, Hilfe zu holen, ohne sich dabei jedoch selbst in Gefahr bringen zu müssen.

Es ist natürlich schade, dass man so etwas überhaupt per Gesetz regeln muss, aber vielleicht muss man den nicht vorhandenen inneren Impuls zu helfen ja wirklich durch eine Pflicht von außen ersetzen.

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Von Adlern und Wölfen

Am Samstag wurden am Seengebiet Mälaren, westlich von Stockholm, die Raubvögel gezählt. Dabei wurden 130 Seeadler und fünf Steinadler gefunden (S). Das bestätigt den positiven Trend der letzten Jahre und man geht davon aus, dass Einwanderung aus Russland und das gute Nahrungsangebot die wichtigsten Gründe dafür sind. Die Alder standen in Schweden lange Zeit vor der Ausrottung, zunächst durch Jagd und später durch Umweltgifte wie DDT, die die Fortpflanzung der Tiere störten.

Auch bei den Wölfen wäre Einwanderung aus dem Osten die Lösung (S) für ein Problem des schwedischen Bestandes: Inzucht. Die Anzahl der Wölfe hat sich zwar erholt, geht aber auf wenige Einzeltiere zurück. Deshalb sei es laut dem Genetiker Tomas Bergström von der Uni Uppsala höchste Zeit, fremde Tiere einzuführen, damit Symptome wie Rückgradprobleme und die geringe Anzahl Nachkommen nicht überhand nehmen.

Etwas mehr zu Wölfen im Artikel von neulich.

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Schokoladenforschung

Auch wenn neulich kaum keiner die schwedische Schokolade besonders lobenswert fand, könnten schon bald schokoladige Neuerungen aus Schweden kommen. Denn schon im Frühjahr soll das weltweit erste Forschungsinstitut für Schokolade in Göteborg eröffnet werden (S).

Ziel der Kooperation zwischen Schokoladenindustrie und den Instituten für Lebensmittel- und Biotechnik und für Oberflächenchemie ist jedoch nicht die geschmackliche Verbesserung von Schokolade. Stattdessen soll zuerst untersucht werden, unter welchen Bedingungen sich der unerwünschte graue Belag auf Schokolade bildet und wie man ihn vermeidet.

In dem Artikel wird auch erwähnt, dass Schweden im Schnitt sieben Kilo Schokolade pro Jahr essen und dass, entgegen meiner Vermutung, es dabei nicht nur um Marabou geht, sondern gerade die hochwertigen teureren Marken die größten Wachstumsraten aufweisen.

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Ausverkauf von Staatsfirmen

Schon vor der Wahl hatte die Truppe aus Reinfeldts “Allianz für Schweden” angekündigt, dass sie plant, einige Staatsfirmen zu privatisieren. Das ist natürlich genau, was man von einer wirtschaftsliberalen Koalition erwartet, die eine sozialistisch angehauchte Mittle-Links-Regierung ablöst. Die Gründe sind sowohl Geld für die (sowieso gut gefüllten) Staatskassen als auch die rein prinzipielle Überzeugung, dass der Staat sich um nichts kümmern solle, was private Eigentümer genauso gut leisten können.

Jetzt liegt der Privatisierungsvorschlag (E) auf dem Tisch. Verkauft werden sollen

  • Vin & Sprit, die Firma hinter ABSOLUT Vodka und zahlreichen kleineren Marken,
  • Vasakronan, eine Immobilienfirma,

  • die Hypothekenbank SBAB

    und die staatlichen Beteiligungen an

  • TeliaSonera, dem schwedisch-finnischen Telekom-Riesen,

  • der Bankengruppe Nordea
  • und an der Börsenfirma **OMX**, die die Börsen in den skandinavischen und baltischen Hauptstädten betreibt. Der Verkauf soll insgesamt etwa 150 Milliarden Kronen (16 Mrd. Euro) eingringen. Die Schweden sind jedoch [mehrheitlich skeptisch](http://www.thelocal.se/6583/20070303/) (E) gegenüber dem Vorschlag. Nur 33% finden den Verkauf gut. Ich verstehe zwar von Volkswirtschaft recht wenig, aber finde, dass es auf den Einzelfall ankommt. Ich sehe keinen guten Grund, dass der Staat selbst Alkohol produziert. Die Kontrolle und Steuermöglichkeit ist durch das *Systembolaget* trotzdem gegeben. Anders sieht es bei der grundlegenden Infrastruktur des Landes aus. Eine Privatisierung des Straßennetzes würde ich zum Beispiel ablehnen und dass der privatisierte europäische Strommarkt mehr Missstände mit sich gebracht hat als gedacht, ist auch keine Neuigkeit. Deswegen ist der Verkauf der 45% Anteile an TeliaSonera wohl der am kritischsten zu beurteilende der obigen Posten.
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Waffenamnestie in Schweden

Ab heute und bis 31. Mai kann in Schweden jeder, der Waffen ohne Lizenz besitzt, diese bei der Polizei abgeben, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Die Abgabe ist anonym und es werden keine Fragen gestellt (S).

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