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Forsmark-Bericht sorgt für Wirbel

Gut möglich, dass ich euch mit dem Thema Forsmark langweile, liebe Leser, aber da müssen wir durch. Zur Erinnerung: Im Juli gab es im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark an der Ostseeküste von Uppland einen ernsten Zwischenfall und seitdem ist der Meiler mit weiteren Pannen und Abschaltungen nicht mehr aus den Medien verschwunden. Alle bisherigen Artikel dazu findet man hier.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Aufarbeitung und Analyse des damaligen Zwischenfalls eher im Stillen verlaufen würde und man davon wenig mitbekommen würde. Doch seit gestern sorgt ein interner Bericht für Schlagzeilen, der “eine langanhaltende Verschlechterung der Sicherheitskultur bei der Firma” als eigentliche Ursache ausmacht.

An Konkreten Missständen wird aufgeführt, dass

  • nach einer Alkoholkontrolle der Mitarbeiter über 10% nach Hause geschickt werden mussten,
  • es eine Häufung von Arbeitsunfällen mit beinahe tödlichem Ausgang gab,
  • die Mängel, die zum Zwischenfall im Juli führten, im Vorfeld hätten entdeckt werden können,
  • die Ausrichtung der Betreiber auf immer höhere Stromproduktion der Grund für die schlechte Befolgung der Sicherheitsvorschriften sind. Das sind harte Anschuldigungen, die jetzt den Verteidigungsausschuss und die Staatsanwaltschaft beschäftigen werden. Neben der Anzeige der Verantwortlichen werden auch die Rufe nach dem Rücktritt des Chefs laut. Vielleicht wachen ja jetzt ein paar Leute auf, sowohl in der Bevölkerung als auch bei Entscheidern. [Kernenergie gehört ins Technikmuseum](http://www.zeit.de/2004/32/Kernenergie?page=all). Weiterführende Links: [Deutsch](http://www.sr.se/cgi-bin/International/nyhetssidor/artikel.asp?ProgramID=2108&Nyheter=&format=1&artikel=1174015), [Englisch](http://www.thelocal.se/6246/20070130/), [Schwedisch](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1171817), [Schwedisch](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1173435), [Schwedisch](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1174342).
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Palme-Preis an Kofi Annan

Olof Palme wäre heute 80 Jahre alt geworden, wenn er nicht ermordet worden wäre. Die Stiftung zu seinem Gedenken hat heute bekannt gegeben, dass der zugehörige jährliche Preis an den zum Jahreswechsel ausgeschiedenen UN-Generalsekretär Kofi Annan und an Mossaad Mohamed Ali aus dem Sudan vergeben wird (S), weil sie “engagierte und hingebungsvolle Arbeit für Menschenrechte, Frieden und Sicherheit geleistet haben”.

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Hausfrauen auf dem Vormarsch?

Wie schon einmal erwähnt, ist in Schweden der Begriff “Hausfrau” fast schon eine Beleidigung, denn dass Frauen genauso am Arbeitsmarkt teilhaben wie Männer, ist eine Selbstverständlichkeit und gehört zum allgemeinen Verständnis von Gleichberechtigung.

Nun gibt es aber auch in Schweden Bestrebungen, das traditionelle Familienbild zu stärken, allen voran bei den Christdemokraten. Da diese mittlerweile eine der vier Regierungsparteien sind, kommt jetzt folgender Vorschlag, mit dem sie schon in den (mäßig erfolgreichen) Wahlkampf gezogen sind:

Eltern, die ihre Kleinkinder zu Hause betreuen wollen, können dafür vom kommenden Jahr an staatliche Unterstützung beziehen. [...] Das sogenannte Betreuungsgeld wird sich auf umgerechnet 330 Euro netto im Monat belaufen. Es ist in erster Linie für Eltern bestimmt, die über die reguläre Elternzeit hinaus bei ihrem Kleinkind bleiben wollen.

Ich halte das für einen Schritt in die falsche Richtung und fände das Geld für zusätzliche Kinderbetreuung besser angewandt, denn auch in Schweden ist die nicht perfekt, wenn auch wohl um Längen besser als in Deutschland.

Vielleicht gibt es in Schweden ja bald wieder “Hausfrauen”.

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Bildtblog

Als hätte er sich meine Kritik zu Herzen genommen, hat der schwedische Außenminister Carl Bildt neben seinem englischen gestern auch einen Blog eröffnet, in dem er auf Schwedisch schreibt.

Der Titel des Blogs ist Alla dessa dagar (“Alle diese Tage”) und ist laut eigener Aussage von einem Buch des ehemaligen Finanzministers Kjell-Olof Feldt übernommen. In den vier Einträgen seit gestern erzählt Bildt von der samstäglichen Gedenkfeier in Stockholm zur Befreiung von Auschwitz, davon wie die kommende Woche für ihn ablaufen wird und er kommentiert eine Wirtschaftsstudie, die Schweden Mängel im Dienstleistungssektor bescheinigt.

Man darf gespannt sein, wie lange die Kommentarmöglichkeit bestehen bleibt und wie sich die Seite entwickelt.

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Merkels Brief?

Der ach so geheime Brief von Angela Merkel an Fredrik Reinfeldt ist angeblich aufgetaucht (S). Der Inhalt (E, pdf) ist wie erwartet harmlos. Etwas suspekt finde ich, dass die Seite europaportalen.se nicht angibt, wie sie den Brief bekommen hat und dass der als “Translation” markierte Text sprachlich so schlecht übersetzt ist.

Europaportalen.se scheint jedoch eine seriöse Seite zu Neuigkeiten aus der EU zu sein und gehört einigen der schwedischen Gewerkschaften.

Nachtrag, 26. Jan: Ich hatte doch glatt vergessen, das PDF mit dem eigentlichen Brief zu verlinken. Das ist jetzt oben nachgeholt. Die Unaufmerksamkeit schiebe ich auf meine fiese Erkältung.

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Segways für die Polizei

Das Bild in diesem Artikel (S) sagt eigentlich alles. Die schwedische Polizei hat testweise vier Segways angeschafft und sie in Polizeifarben angemalt. Sie sollen für Bombenspezialisten bereitstehen, die sich mit schwerer Schutzkleidung und Ausrüstung bewegen müssen.

Ich würde ja gern einmal so ein Ding fahren.

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Merkels geheimer Brief

Deutschland hat seit Anfang des Jahres den Ratsvorsitz der EU inne und man will, wie angekündigt, der EU-Verfassung neues Leben einhauchen. Zu diesem Zweck ging jetzt Schreiben an die Regierungschefs der EU, angeblich um die Vorgehensweise zu erläutern und die angestrebte Diskussion in Gang zu setzen.

Normalerweise dringt die direkte Kommunikation zwischen Staaten nicht an die Öffentlichkeit, in Schweden gibt es jedoch das Öffentlichkeitsprinzip. Dieses sorgt nicht zum ersten Mal für Irritationen beim schwedischen Umgang mit der EU. Wenn EU-Dokumente, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, in Schweden öffentlich werden, ist man darüber andernorts nicht gerade glücklich.

Merkels oben genannter Brief wurde auf Nachfrage der Medien dann auch nicht ausgehändigt und soll von der Regierung als geheim eingestuft (S) werden, um die Herausgabe zu verhindern.

Ich finde das Öffentlichkeitsprinzip toll, sehe aber auch ein, dass man Politikern die Gelegenheit geben sollte, Dinge vorzubereiten, bevor sie sie der öffentlichen Diskussion preisgeben. Ob die Geheimhaltung dieses Briefen nun nötig ist, oder ob sie zur anhaltenden Skepsis der Schweden gegenüber der EU beiträgt, ist wohl schwer zu sagen.

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Schwedischer Preis für Das Leben der Anderen

Der SR schreibt:

Der deutsche Film „Das Leben der anderen" ist in Schweden als „Bester ausländischer Film" ausgezeichnet worden. [...] „Das Leben der anderen" ist der erfolgreichste deutsche Film in Schweden seit „Good Bye, Lenin".

Vielleicht sollte ich mir den endlich einmal ansehen.

Bester schwedischer Film wurde Förortsungar (S) von Peter Holthausen und Pontus Sjöman.

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Der Wechsel bei den Sozialdemokraten

Nach der Wahlschlappe der Sozialdemokraten im Herbst, kündigte der Parteichef und nach zehn Jahren im Amt ausgeschiedener Ministerpräsident Göran Persson auch seinen Rücktritt von der Parteispitze an. Seitdem steht die Frage im Raum, wer ihn beerben und die Opposition für die nächsten knapp vier Jahre führen wird.

Wie sich in den letzten Wochen schon angedeutet hat, wird es wohl auf Mona Sahlin hinauslaufen. Gestern, am Abend nach dem Göran Persson seine letzte Debatte im Parlament gehalten hatte, sagte sie zu (S), dass sie das Amt übernehmen würde.

Sahlin war schon vor dem Aufstieg Göran Perssons vor elf Jahren Spitzenkandidatin und wäre wohl auch Ministerpräsidentin geworden, wenn sie nicht über die Toblerone-Affäre gestolpert wäre.

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Erst Kazaa, dann Skype, jetzt Joost

Kazaa war (ist?) eine sehr bekannte und populäre Plattform zum Austausch von Dateien über das Internet (Peer-to-Peer) und wurde vom Schweden Niklas Zennström und von Janus Friis aus Dänemark in Leben gerufen. Noch bekannter wurden sie durch Skype, einen der Pioniere der Internettelefonie, den die beiden ebenfalls ins Leben riefen.

Mit dem Verkauf von Skype an eBay für etwa zwei Milliarden Euro vor gut einem Jahr wurden sie auch richtig reich. Jetzt scheint ihr neuestes Projekt an die Öffentlichkeit zu dringen. Es wird berichtet (E), dass die beiden eine Plattform mit Namen Joost in der Mache haben, die sich auf das Streamen von Fernsehinhalten konzentrieren soll. Man darf gespannt sein, was die Unterschiede zu YouTube und Co. sein werden und ob sie an frühere Erfolge anknüpfen können oder gar ein weiteres Feld der klassischen Kommunikation revolutionieren.

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