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Spyker kauft Saab

Die Gerüchteküche brodelte weiter, auch nachdem General Motos vor fünf Wochen die Abwicklung der schwedischen Automarke Saab bekannt gab. Und gestern Abend kam dann der von vielen erhoffte Bescheid: Die kleine holländische Edelmarke Spyker hat genug Geld in Form von Krediten zusammengekratzt, dass man GM ein akzeptables Angebot für die Marke Saab, inklusive Fabrik in Trollhättan, machen konnte.

Bemerkenswert ist dabei, dass die bürgerliche schwedische Regierung, die eigentlich aus Prinzip gegen staatliche Hilfen ist, über die europäische Investmentbank dann doch Kreditgarantien in Höhe von 400 Millionen Euro machte. Dass Spyker das Geld nicht auf dem freien Markt zusammenbekam, zeigt für wie unsicher die Zukunft eines eigenständigen Saab gehalten wird.

Doch zunächst herrscht Freude bei Politikern und Beschäftigten. Saab wird also – solange es gut geht – weiter Autos produzieren und verkaufen, das neue Modell des 9-5 steht in den Startlöchern.

Mehr zum Thema auch bei ZEIT und SpOn.

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Goldkäfer

Gestern Abend fand die jährliche Verleihung des Guldbagge (“Goldkäfer”) statt – des wichtigsten schwedischen Filmpreises, vergeben vom schwedischen Filminstitut.

2009 war ein sehr erfolgreiches Filmjahr für schwedische Filme und die guten Besucherzahlen haben Geld in die filmfördernden Institutionen gebracht. Verdanken ist das nicht nur, aber auch nicht zu geringen Anteilen der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson. Deren erster Teil, Män som hatar kvinnor, hat denn auch den Goldkäfer für den besten Film eingeheimst. Zusätzlich wurde Hauptdarstellerin Noomi Rapace als beste weibliche Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Letzteres war keine Überraschung. Dass die Jury jedoch auch beim besten Film ganz auf die Linie des Publikums einschwenkte, anstatt einen der starken Konkurrenten wie I taket lyser stjärnor oder Flickan zu belohnen, erntete ein wenig Kritik. Als bester ausländischer Film wurde der schon viel gerühmte deutsche Film Das weiße Band ausgezeichnet, den ich hoffentlich bald zu sehen bekomme.

Heute Abend werde ich jedoch erst einmal den letzten Teil der Millennium-Trilogie im Kino anschauen: Luftslottet som sprängdes (“Das gesprengte Luftschloss”). Für den scheint der deutsche Titel und Kinostart noch nicht festzustehen, aber in zwei Wochen läuft der zweite Teil (Flickan som lekte med elden, wörtlich “Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte”) unter dem Titel Verdammnis in Deutschland an.

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Weg mit dem Biosprit!

Vor einiger Zeit schrieb ich zum Thema klimatsmart:

Was das Auto angeht, liegt einiges im Argen. Man hat nämlich jahrelang auf den "Biokraftstoffâ€? Ethanol gesetzt und den steuerlich mehrfach begünstigten Begriff "Umweltautoâ€? (Miljöbil) auf seltsame Weise definiert. So kommt es zum Beispiel, dass ein Volvo Diesel mit unter 5 Litern Verbrauch kein Umweltauto ist, während der Benziner mit 75% mehr Verbrauch eines ist – weil man ihn auch mit Ethanol betanken kann. Man kann mit einem solchen "Umweltautoâ€? allerdings unkontrolliert und ausschließlich fossiles Benzin tanken und trotzdem die Prämie beim Einkauf, die niedrigere Steuer und die Befreiungen von der City-Maut in Stockholm und von Parkgebühren einstreichen.

Neben dem moralischen Problem, die Erträge unserer Böden zu verfeuern anstatt zu essen, kamen in den letzten Jahren auch Zweifel daran auf, ob die einfache Rechnung stimmt, dass Biokraftstoffe beinahe CO2-neutral sind, weil sie beim Verbrennen nur das freigeben, was sie beim Wachsen aufgenommen haben. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass das schwedische Ethanol-Programm in den letzten zehn Jahren 20 Millionen Tonnen mehr CO2 verursacht hat als wenn man die Autos mit fossilem Benzin betankt hätte. Das kommt vor allem durch die Abholzung von Wäldern, um Flächen für die Energiepflanzen zu gewinnen.

Da es also offenbar nicht nur nichts bringt, sondern sogar schädlich ist, Autos mit “Bio”-Kraftstoffen zu tanken und weil außerdem alle landwirtschaftlich nutzbaren Flächen der Welt nicht reichen, die Autoflotte zu versorgen, sollte man mit diesem Umsinn schnellstens aufhören. Doch es gibt bisher keine politische Initiative in Schweden, die andauernden Subventionen für diese “Umweltautos” abzuschaffen. Stattdessen wächst ihr Anteil weiterhin. Nicht gerade klimatsmart.

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Vorratsdaten vs. IPRED

Die EU-Richtlinie IPRED ist in Schweden seit letztem Jahr in Kraft und hat kurzzeitig für einen Einbruch im Tausch von Musik und Filmen über das Internet gesorgt. Vereinfacht gesagt sorgt IPRED dafür, dass Musik- und Filmindustrie von Internetanbietern die Personalien von Nutzern verlangen können, wenn sie behaupten, diese hätte ihre Urheberrechte verletzt.

Interessanterweise ist die Vorratsdatenspeicherung, also die EU-Richtlinie, dass die Verbindungsdaten von Kommunikation eine gewisse Zeit lang gespeichert werden müssen, noch nicht in schwedisches Recht umgesetzt. Internet-Provider brauchen die Daten, die man per IPRED von ihnen verlangen kann, also gar nicht erst zu speichern.

Eine spannende Wende hat der ehemals staatliche Netzbetreiber TeliaSonera dieser Tage in die Argumentation gebracht, indem er sich weigert, einer IPRED-Forderung nachzukommen, gerade weil dies dem Schutz der Privatsphäre des Kunden nach den Regeln der Vorratsdatenspeicherung widerspräche. TeliaSonera greift also dem schwedischen Gesetzgeber voraus und findet, die Vorratsdatenspeicherung in Schweden schon gilt, auch wenn sie noch nicht in lokales Recht umgesetzt ist.

Das Verfahren ist in Berufung und sein Ausgang könnte das IPRED-Gesetz schlicht unwirksam machen.

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Öl-Pipeline

Studenten der technischen Uni Chalmers in Göteborg haben einer 50 Jahre alten Forderung neuen Nachdruck verliehen und die Brauerei von Pripps (gehört zu Carlsberg) im 100 Kilometer südliche gelegenen Falkenberg gestürmt.

Das Anliegen: Der Bau einer Pipeline für Bier von der Brauerei zur Hochschule.

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Umwelthauptstadt Stockholm

Wie schon erwähnt ist Stockholm Umwelthauptstadt 2010 und hat diesen Titel, den es nächstes Jahr an Hamburg abtritt, dieser Tage offiziell angetreten.

Radio Schweden schreibt dazu:

Ein Expertengremium der EU hat Umweltindikatoren wie Klimaschutz, nachhaltiger Stadtverkehr, öffentlich zugängliche Plätze und Parks, Luftqualität und Lärm getestet. Auch Abfallproduktion, Wasserverbrauch, Abwasserbehandlung und nachhaltige Landnutzung waren Kriterien bei der Vergabe des Titels Europas Umwelthauptstadt. Offenbar gefiel dem Auswahlkomitee das, was es sah und maß. Nicht zuletzt das Ziel der Stadt, bis zum Jahr 2050 ganz ohne fossile Brennstoffe auszukommen.

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Erfolg der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft

Noch ist es nicht vorbei, das halbe Jahr schwedische EU-Ratspräsidentschaft. Doch für die Weihnachtswoche steht so gut wie nichts mehr auf dem Programm und es ist Zeit, die Arbeit der Regierung Reinfeldt zu bewerten.

Das Urteil Europas, sowohl in Medien als auch unter Politikern und Staatswissenschaftlern, scheint einhellig: Schweden hat gute Arbeit geleistet. Man war vorbereitet, professionell und hat die Rolle des ehrlichen Maklers mit Erfolg durchgehalten. Damit hat Schweden bewiesen, dass auch kleine und recht junge Mitgliedsländer die Ratspräsidentschaft effektiv ausfüllen können – nach den Turbulenzen mit dem Vorgänger Tschechien und dem Aktivismus der Franzosen davor, war das eine willkommene Beruhigung.

Wir erinnern uns an den Zustand Europas im Sommer. Das frisch gewählte Parlament nahm gerade Platz, es galt eine neue Kommission aufzustellen, der Vertrag von Lissabon war in der Schwebe und die Finanz- und Wirtschaftskrise war akut.

Unter schwedische Regie sind in den letzten Monaten viele Puzzlesteine an den rechten Platz gerückt worden. Dass der tschechische Präsident Klaus den Lissabon-Vertrag unterschrieb, ist wohl der größte persönliche Erfolg von Fredik Reinfeldt, denn jener drohte mit neuen Forderungen nach Ausnahmeregeln für sein Land die Nachbarn zu brüskieren. “Ohne den da hätte ich nicht unterzeichnet”, soll Klaus auf Reinfeldt deutend gesagt haben, der sich nicht zu Anklagen und Drohungen hinreißen lies, sondern zuhörte und eine Lösung fand.

Schweden hat einerseits Glück gehabt, dass keine unvorhergesehenen Krisen eintrafen, wie etwa der Krieg in Georgien im letzten Jahr. Andererseits nahmen die institutionellen Fragen so viel Platz in Anspruch, dass man die eigene Agenda weniger weit vorantreiben konnte als geplant. Ob man den Schweden deswegen Ideenlosigkeit vorhalten will, oder lieber ihren Willen anerkennt, Eigeninteressen hinter denen der Gemeinschaft zurückzustellen, ist Ansichtssache.

![alttext](/pic/reinfeldt_barroso.jpg) Barroso und Reinfeldt Bild: Gunnar Seijbold/Regeringskansliet

Dass die Besetzung der neuen EU-Kommission, angefangen mit der Wiederwahl des Präsidenten Barrosos, und die Wahl der zwei wichtigen Posten des permanenten Ratsvorsitzenden und des “Außenministers” im neuen EU-System relativ reibungslos über die Bühne gingen, ist ebenfalls ein Verdienst der schwedischen Ratspräsidentschaft, die damit gleichzeitig die letzte ist, in der der jeweilige Regierungschef auch den Ratsvorsitzenden stellt. Die Ernennung von Catherine Ashton und Herman van Rumpuy wurde zwar kritisiert, weil sie hinter verschlossenen Türen stattfand – unpassend für Schweden, das im Allgemeinen für Offenheit plädiert. Doch Reinfeldt verteidigt das Vorgehen, weil amtierende Staatschefs sonst nicht willig gewesen wären zu kandidieren. Die Aufgabe der beiden hohen Beamten ist nicht, eigene Politik zu machen, sondern der Kompromissmaschine EU zu dienen, weshalb die Wahl von weniger bekannten Gesichtern eine kluge ist und ihre Ernennung durch die EU-Staats- und Regierungschefs in keiner Weise undemokratisch.

Doch auch außerhalb der EU-Interna tat sich einiges. Die gemeinsame Strategie für die Ostsee wurde angenommen. Ebenso neue Regeln für die Finanzmärkte und Budgetregeln für die Mitgliedstaaten. Schweden sorgte dafür, dass die EU mit einem gemeinsamen und weitreichenden Angebot zur Klimakonferenz in Kopenhagen kam. Das Scheitern der Konferenz ist nicht Reinfeldt anzulasten.

Das neue Stockholmer Programm setzt die Agenda für die justiz- und innenpolitische Zusammenarbeit in den nächsten Jahren. Ziel ist unter anderem eine einheitlichere Asylpolitik, bessere Behandlung von Flüchtlingen und mehr Rechts- und Datenschutz. Die verstärkte Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik ruft jedoch auch Kritiker auf den Plan. Dazu im Detail ein andermal mehr. Missglückt ist Schweden die Einigung bei grenzüberschreitender Gesundheitsversorgung. Ziel war es, Patienten generell die Behandlung in Nachbarländern zu erlauben und damit auch in diesem Bereich die Beweglichkeit innerhalb der EU zu erhöhen.

Da die Probleme, die das alte System der auf 27 Länder gewachsenen EU bereiteten, mit dem Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages aus der Welt sind, nehmen auch Mitgliedsverhandlungen wieder Fahrt auf. Gleich zu Beginn des Halbjahres nahm Schweden den Mitgliedsantrag von Island an; zum Abschluss übergibt heute Serbien den seinigen in Stockholm. Die EU-Visumspflicht für Reisende aus Serbien, Montenegro und Mazedonien fiel dieser Tage weg.

Ein weiterer diplomatischer Erfolg Schwedens, unter der Regie des lange auf dem Balkan aktiven Außenministers Carl Bildt, war der Vertrag zwischen Slowenien und Kroatien, der deren Grenzkonflikt beilegte und damit letzterem eine wichtige Hürde auf dem Weg in die EU aus dem Weg räumte. Zusätzlich wurden mehrere Kapitel der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien abgeschlossen und ein neues wichtiges (Umwelt) mit der Türkei eröffnet.

Dass Schweden jetzt respektvolles Schulterklopfen aus Europa und den heimischen Medien erntet, scheint also berechtigt und man kann nur hoffen, dass Nachfolger Spanien sich genauso gut schlägt. Fredrik Reinfeldt kehrt zufrieden von der internationalen Bühne nach Hause zurück und beginnt in seiner Weihnachtsrede gleich die Angriffe auf die Opposition. Denn nach dem Super-EU-Jahr 2009 stehen im kommenden schwedische Wahlen an und die Regierungskoalition steht in den Umfragen nicht gut da.

Nachtrag 091231: Jetzt auch ein ähnlicher Artikel bei tagesschau.de

Quellen und Links: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8

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Aus für Saab

Nach monatelangem hin und her und der ausführlichen Diskussion diverser Käufer für die schwedische Automarke Saab kam heute der Bescheid, dass Saab abgewickelt wird. Mehr dazu bei Radio Schweden oder dem Westen.

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4G in Stockholm

Internetzugang über das Mobilfunknetz ist in Schweden wie gesagt bezahlbar, recht gut ausgebaut und wird gerne verwendet. Dass man bei Ericsson schon am Nachfolger für UMTS (3G) arbeitet, war bekannt; die Markteinführung ging jetzt aber doch schnell. Ab morgen früh verkauft Telia in Stockholm nämlich die ersten 4G-Modems, mit denen man im Stadtgebiet mit bis zu 100 Mbit/s und geringeren Latenzen als bei UMTS unterwegs sein kann. Die auch LTE genannte Technik feiert damit ihre Weltpremiere in der schwedischen Hauptstadt.
Nachtrag: Jetzt auch bei Heise zu lesen.

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Erfolg der Impfkampagne

Die Anzahl der Erkrankungen an Schweinegrippe ist zum ersten Mal rückläufig aber weiter auf recht hohem Niveau. Schweden ist international führend, was die Impfkampagne angeht und erntet Lob dafür:

Die Europäische Seuchenschutzagentur ECDC und die europäische Arzneimittelagentur EMEA sprachen Schweden ihr Lob aus für den Umfang und die Durchführung der Impfungen. Von den 10 Millionen bisher geimpften Europäern wohnen 4 Millionen in Schweden.

Damit ist fast die halbe schwedische Bevölkerung geimpft, was sich jetzt eben auch auf die Ausbreitungsrate auswirkt.

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