Adolf Hitler war für den Friedensnobelpreis 1939
vorgeschlagen.
Als Begründung steht dort in der Nominierungsdatenbank lediglich, dass
“Hitler der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei
war”. Schockierend, nicht? Denn damals war das Expansionsstreben des “3.
Reichs” schon mehr als offensichtlich, auch wenn es bis zum Kriegsbeginn
zur Zeit der Nominierung noch ein paar Monate dauern sollte. Wie kam es
dazu? Wer nominierte Hitler und warum?
Schweden hatte zwar durchaus seine eignen
Nazis, es
war jedoch der schwedische Sozialdemokrat und Reichtstagsabgeordnete
Erik Brandt, der die
Nominierung beim Nobelkommitee einreichte. Das macht die Sache erst
recht seltsam und man findet im Netz allerlei Spekulationen und
Aussagen
wie
Wir wissen nicht, welche Argumente der Parlamentarier für Hitler ins
Feld führte. [...] [Er muss] etwas verwirrt gewesen sein.
Das war er jedoch keineswegs. Die Nominierung geschah nämlich aus
Protest und als Satire. Brandt war empört, dass zwölf andere schwedische
Reichstagsabgeordnete den britischen Premier Neville Chamberlain für
seinen Beitrag zum Münchner
Abkommen für den
Friedenspreis
vorgeschlagen
hatten. Brandt sah – aus heutiger Sicht völlig richtig – die Gefahr
dieser Appeasement-Politik und argumentierte, dass Chamberlain den
Friedenspreis genauso wenig verdient habe wie Hitler.
Der Nominierungsbrief strotzt vor bitterer Ironie und ist so lesenswert,
dass ich ihn mal eben übersetzt habe:
An das Nobelkommitee des Norske Storting.
Der Unterzeichnete erlaubt sich hiermit höflichst vorzuschlagen, dass
der Friedensnobelpreis des Jahres 1939 Deutschlands Kanzler und Führer
Adolf Hitler zugeteilt werden möge, welcher sich nach Ansicht von
Millionen von Menschen mehr als jeder andere auf der Welt dieser hohen
Auszeichnung verdient gemacht hat.
Aus authentischen Dokumenten geht hervor, dass der Weltfrieden im
September 1938 in großer Gefahr war und dass es nur eine Frage von
Stunden war, bis ein großer europäischer Krieg ausbrechen würde. Die
Person, die in dieser gefährlichen Situation unseren Kontinent vor
dieser furchtbaren Katastrophe gerettet hat, war zweifellos und
vorrangig des deutschen Volkes großer Führer, der im entscheidenden
Moment darauf verzichtete, die Waffen sprechen zu lassen, obgleich er
die absolute Macht besaß, den Weltkrieg zu entfesseln.
Durch seinen glühenden Friedenseifer, zuvor bestens in seinem
berühmten Buch “Mein Kampf” dokumentiert – neben der Bibel das
vielleicht hervorragendste und meistverbreitetste Werk der
Weltliteratur – und durch seine außergewöhnliche Leistung, nur mit
friedlichen Mitteln und ohne Blutvergießen Österreich Deutschland
einzuverleiben, gelang es Adolf Hitler in oben genannter kritischen
Situation, der Gewalt zu entsagen bei der Befreiung seiner Landsleute
im Sudetenland von ihrem Heimweh und bei seinem legitimen Bestreben,
sein Vaterland groß und mächtig zu machen. Es ist sehr wahrscheinlich,
dass Hitler, solange er ungestört von ewiggestrigen Kriegstreibern in
Frieden seine hohen Ziele erfüllen kann, in absehbarer Zeit Europa und
vielleicht die ganze Welt befrieden wird.
Unterdessen finden sich leider immer noch ziemlich viele, die die
Größe in Adolf Hitlers Friedensstreben nicht einzusehen vermögen, und
ich hätte aus Rücksicht auf diese Tatsache die Zeit für noch nicht
reif erachtet, Hitler als Kandidat für Nobels Friedenspreis
hervorzuheben, hätten nicht einige Mitglieder des schwedischen
Parlaments einen weiteren Kandidaten vorgeschlagen, nämlich Englands
Premierminister Neville Chamberlain. Ein solcher Vorschlag kann nicht
durchdacht erscheinen. Denn obwohl es wahr ist, dass Chamberlain durch
seine außerordentliche Rücksicht und Verständnis für Hitlers
Friedensmühen wesentlich zur Erhaltung des Weltfriedens beigetragen
hat, lag letztlich die Entscheidung bei Hitler und nicht bei
Chamberlain! Es ist Adolf Hitler und niemand anderes, dem wir alle
zuforderst dafür zu danken haben, dass in fast ganz Europa noch
Frieden herrscht, und in ihm ruht die Hoffnung auf zukünftigen
Frieden.
Aufgrund der trotzdem unbestreitbaren Verdienste Chamberlains für den
Frieden, könnte es vielleicht gerechtfertigt erscheinen, ihm einen
kleinen Teil des Friedenspreises zuzuteilen, richtiger sollte jedoch
sein, dass kein anderer Name an die Seite dessen Adolf Hitlers
gestellt wird und diesen verdunkelt. Adolf Hitler ist schließlich der
unbestreitbare, gottbegnadete Freiheitskämpfer unserer Zeit, und
Millionen von Menschen blicken zu ihm auf als Friedensfürst der Welt.
Stockholm, 27. Januar 1939
E. G. C. Brandt, Abgeordneter der ersten Kammer des Reichstags
Quelle
Wie noch heute üblich verstand auch damals nicht jeder Ironie und so
löste der Brief, der auch in Tageszeitungen abgedruckt wurde, heftige
Proteste aus. Brandt nahm die Nominierung einen Monat später zurück, tat
sich jedoch bis zu seinem Ausscheiden aus dem Parlament 1943 als
aggressiver Anti-Nazi hervor und brachte Berichte von den Gräueltaten an
Juden in den Reichstag. Erik Gottfrid Christian Brandt starb 1955 im
Alter von 71 Jahren.