Jan Egeland ist Norwegens Antwort auf Hans Blix und hat dieses herrliche Tribut vollauf verdient.
Es ist ziemlich absurd, dass in Norwegen, dem reichsten Land Europas (der Welt?), zu Weihnachten die Butter ausgeht. Ursachen scheinen erhöhter Bedarf – mehr Fett und weniger Kohlehydrate sind im Trend, auch in Schweden – und schlechte Planung beim norwegischen Quasimonopolisten zu sein. Außerdem nimmt sich Norwegen als Nicht-EU-Land die Freiheit, die eigene Landwirtschaft mit Zöllen auf Importe zu schützen, was den Nachschub weiter erschwert.
Diese Zölle sind auch der Grund, warum jetzt tatsächlich Schweden im Nachbarland verhaftet werden, weil sie Butter schmuggeln. Bei über 30 Euro pro Pfund ist das lukrativ. Wenigstens können Schweden jetzt schadenfroh sein und einen gewissen Ausgleich dafür verspüren, dass sie dem Nachbarn und ehemaliger “Provinz” heute wirtschaftlich unterlegen sind und nicht selten für die einfacheren Arbeiten dort herangezogen werden, die kein Norweger mehr machen will. Immerhin hat man hier ordentliches Weihnachtsgebäck.
Wer die neue Flugverbindung Oslo – Karlstad nutzt, bekommt jetzt ein Kilo Butter geschenkt.
Nachtrag: Jetzt auch auf tagesschau.de
(irgendwie auch via fefe )
[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=EsuNz4yeWLc) [Madrugada](http://de.wikipedia.org/wiki/Madrugada) sind Norweger, [Ane Brun](http://de.wikipedia.org/wiki/Ane_Brun) auch, lebt aber hier in Stockholm.
Täglich ist zur Zeit etwas über Vattenfall in den schwedischen Zeitungen zu lesen. Der Energiekonzern ist im schwedischen Staatsbesitz und hat in den letzten zehn Jahren viel auf dem Kontinent investiert, nicht zuletzt in Kohle und Kernkraft in Deutschland. Und der dortige Aufruhr um Krümmel hat nicht wenig zum Vertrauensverlust in die Führung des Konzerns beigetragen.
Nicht nur dass nicht laufenden Kraftwerke viel Geld kosten und die Bilanz verhageln; auch dass Schweden durch die Verträge indirekt haftbar für Unfälle in Deutschland ist, sorgt für Unmut. So lustig wie Fefe finde ich das zwar nicht, andererseits sind eben solche Staatsgarantien eine übliche Subvention der Kernindustrie – denn eine normale Versicherung gegen einen GAU wäre unbezahlbar. Hat jetzt Deutschland einen Deal gemacht, das finanzielle Risiko auf Schweden abzuschieben, oder Schweden, indem es das reale Risiko eines Unfalls lieber ins Ausland trägt als daheim zu haben? Ansichtssache.
Als dann vorige Woche Pläne an die Öffentlichkeit kamen, dass Vattenfall das schwedische Stromnetz verkaufen wolle, um mehr in Kernenergie in Großbritannien zu investieren, war das Maß voll. In Schweden funktioniert die Trennung von Netzabgabe und Stromproduktion eigentlich recht gut: Man zahlt die Rechnung für den Transport an den Netzbetreiber (meist Vattenfall) und sucht sich seinen Stromproduzenten aus übersichtlichen Vergleichen wie elprisguiden aus und kann mit 10 Minuten Aufwand den Anbieter wechseln. Vattenfall hat in Schweden also die Doppelrolle als Netzbetreiber und Stromproduzent und ersteres ist ein gutes Argument für den Staat als Besitzer der Infrastruktur, genauso wie das Banverket als Betreiber des Schienennetzes in Staatsbesitz ist, während allerlei private Zugbetreiber auf den Gleisen fahren.
Kurz und gut: Vattenfall hat einiges an Vertrauen verspielt und die schwedische Regierung sah sich entgegen ihrer Maxime, staatliche Firmen nicht im Detail zu Steuern, gezwungen zu agieren. Und was tut man, um Kritik loszuwerden? Man wechselt den Chef aus. Der bisherige Geschäftsführer Lars G Josefsson wird vom Norweger Øystein Löseth abgelöst.
Die “Union von Kalmar” war ein von Dänemark dominierter Zusammenschluss der skandinavischen Länder und bestand von 1397 bis 1523. Schwedens Austritt aus der Union, die Wahl Gustav Vasas zum König und die damit einhergehende Emanzipation von Dänemark war der letzte große Bruch in der schwedischen Geschichte und ist noch heute Grund für den Nationalfeiertag am 6. Juni. Viel mehr Details zur Kalmarer Union findet man in der Wikipedia.
Gestern war in der Zeitung ein Plädoyer für eine neue Kalmarunion zu lesen und obwohl dieser aus schwedischer Sicht eher zwiespältige Begriff explizit verwendet wurde, fielen die Reaktionen anscheinend eher positiv aus. Argument dafür, die nordeuropäischen Länder zusammenzuschließen, ist zum einen die gewachsene EU, in der die kleineren Länder alleine weniger Gewicht haben. Gemeinsam könne man “skandinavischen Werten” mehr Einfluss geben und Entwicklungen entgegenwirken, die man im Norden für die falsche Richtung hält. Zum anderen wäre ein skandinavischer Staat wirtschaftlich der zehntgrößte der Welt, vor Russland und Brasilien, was für einen sicheren Platz bei Treffen wie den G20 und Einfluss auf der internationalen Bühne sorgen würde.
Praktisch-pessimistisch kann man den Vorschlag, Norwegen, Dänemark, Island, Finnland und Schweden zu einem einzigen Staat zu machen, sicherlich als unrealistisch abtun. Andererseits sind große Ideen für die Zukunft natürlich willkommen, wenn sie so positiv sind wie diese. Der Rückhalt in der schwedischen Bevölkerung scheint da zu sein und mein Eindruck ist, dass es auch in den anderen ein skandinavisches Zusammengehörigkeitsgefühl gibt.
Leider ohne Quellenangabe las ich heute Morgen eine kurze Notiz in der Zeitung, die das allgemeine Bild von Skandinavien zu bestätigen scheint: Norwegen, Dänen, Finnen und Schweden führen (in dieser Reihenfolge) die Liste an, wenn es um die Frage geht, ob man andere Menschen generell für vertrauenswürdig hält. Über zwei Drittel (in Norwegen fast vier Fünftel) denken so und unter einem Sechstel der Bevölkerung haben eine skeptische Grundhaltung gegenüber Mitmenschen. In Westeuropa sind Portugiesen die skeptischsten (57%), jedoch weit geschlagen vom ehemaligen Ostblock. Aus Bulgarien werden zum Beispiel genau umgekehrte Zahlen zu Schweden berichtet, also zwei Drittel skeptisch und nur ein Sechstel vertrauensvoll.
Die Schlussfolgerung der Zeitungsnotiz, dass Vertrauen Erfolg mit sich zieht (die anderen nordischen Länder sind reicher und vertrauensvoller als Schweden) würde ich mit Blick aufs restliche Europa jedoch eher umkehren: Wohlstand aller als Voraussetzung für einen entspannten und vertrauensvollen Umgang miteinander.
Wer erinnert sich noch an die Nachrichten vom “Staatsbankrott” in Island von vor ein paar Monaten? Seitdem gab es dort einen Regierungswechsel und ein gründliches Überdenken der Einstellung zur EU.
Gestern trafen sich die nordischen Außenminister in Reykjavik und heute liest man in der Zeitung (leider nicht online), dass Island schon nächsten Monat den Antrag zur Mitgliedschaft einreichen will. Dass Schweden dann die EU-Ratspräsidentschaft innehat, ist wohl ein Glücksfall und Außenminister Bildt will diesem Thema hohe Priorität einräumen und Island so schnell wie möglich in die Gemeinschaft holen.
Und es kann wohl wirklich schnell gehen mit Island. Das Land ist zum Beispiel schon in der europäischen Wirtschaftszone und beim Schengen-Abkommen zur Reisefreiheit dabei. Man hofft also, dass Island auf der “Überholspur” beitritt und an den Wartenden Kroatien und Türkei vorbeizieht. Mit der Bevölkerung einer mittleren Großstadt dürfte die Integration nicht allzu schwer fallen und bei den restlichen Mitgliedern auf wenig Widerstand stoßen. Nichtsdestotrotz stehen bei Themen wie dem Fischfang schwierige Verhandlungen an.
Nicht zuletzt durch den Euro, den Island nach den Turbulenzen mit der eigenen Krone jetzt als Landeswährung anstrebt, kann die EU Island Stabilität bieten. Im Ausgleich bringt Island unter anderem die Präsenz in der Arktis mit. Außerdem munkelt man, dass erfolgreiche Verhandlungen mit Island, gerade beim Thema Fischfang, die Stimmung in Norwegen zum kippen bringen könnte, so dass kurz nach der isländischen vielleicht auch die norwegische Mitgliedschaft in der EU ansteht.
Freuen würde mich natürlich beides.
Der Dorschbestand in der Ostsee ist in Schweden immer eine Nachricht wert und wurde ja auch an dieser Stelle schon öfter erwähnt. In den letzten Tagen las man allenthalben, dass sich der Bestand erholt hat und wieder auf dem Niveau der 60er Jahre liegt. Man brauche also kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, im Supermarkt zuzugreifen.
Die Journalistin Isabella Lövin, die für ihr Buch zur Überfischung der
schwedischen und angrenzender Gewässer den Großen Journalistenpreis
bekommen hat, relativiert jedoch die
Erfolgsmeldung:
Die Senkung der Fangquoten und die bessere Kontrolle illegaler Fischerei
hätten zwar sicherlich ihren Beitrag geleistet, aber man habe vor allem
Glück gehabt. Denn die Vermehrung des Ostseedorschs hänge stark von
Zuflüssen mit Salzwasser in die
Ostsee ab und 2003 und 2005 fanden eben diese statt, so dass es jetzt
wieder mehr erwachsene Fische gibt. Dorsch wird bis zu 20 Jahren alt.
In den 90ern gab es nur einmal einen solchen Zufluss und damit viele Jungfische. Dieser Jahrgang war mit den damaligen Quoten aber innerhalb weniger Jahre wieder weggefangen. Jetzt gilt es also, die Chance zu nutzen und den Bestand auch langfristig auf sicherem Niveau zu halten, was eigentlich auch im Interesse der Fischindustrie sein sollte, die jedoch immer den Eindruck erweckt, nur ans kurzfristige Geld zu denken.
Als Randnotiz sei noch die bizarre Geschichte erwähnt, wie deutsche Touristen vor ein paar Wochen eine dreiviertel Tonne (!) Dorschfilet aus Norwegen über Schweden schmuggeln wollten und vom Zoll erwischt wurden. Etwa drei Tonnen Fisch mussten für so viele Filets gefangen werden und die Polizei glaubte ihnen nicht wirklich, dass die illegale Fracht für Freunde zu Hause bestimmt war.
Ich bekam kurz einen Schreck, als ich die Nachricht las, dass die seriöse, eher konservative Tageszeitung Svenska Dagbladet und das Boulevardblatt Aftonbladet zusammenziehen. Dass beide zum gleichen Konzern, Schibsted aus Norwegen, gehören, wusste ich nämlich bisher nicht. Beim genaueren Lesen stellte sich die genannte “Nachricht” des Konkurrenten Dagens Nyheter jedoch als übertrieben heraus, denn die Redaktionen sollen freilich weiter eigen bleiben. Bei der Verwaltung und den IT-Abteilungen will man durch die Zusammenarbeit jedoch sparen.
Zu Schibstedt gehören auch zwei der meistbesuchten schwedischen Internetseiten, die hier neulich Erwähnung fanden: hitta.se und blocket.se.
Ich besitze selbst kein Produkt der Firma Apple. Bei Computern benutze ich ausschließlich Linux und mein MP3-Player muss das Ogg/Vorbis-Format können. Nichtsdestotrotz gebe ich zu, dass die Apple-Sachen schick aussehen und für viele Leute gut funktioneren. Viele Astronomen sind in den letzten zwei Jahren auf Apple-Computer gewechselt, weil auf dem darunterliegenden Unix auch alle Programme laufen, die man schon hat. Windows war in unserem Umfeld (zum Glück) schon immer ein Nischenprodukt.
Vielleicht ist sogar der Hype um das iPhone gerechtfertigt, wenn all das stimmt was man so liest. Auf jeden Fall gab es das iPhone bisher weder in Schweden noch in den Nachbarländern zu kaufen. Heute kam jedoch die Meldung, dass sich TeliaSonera mit Apple geeinigt hat und ab Herbst das iPhone in Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Litauen, Lettland und Estland vertreiben wird.
TeliaSonera ist übrigens der Zusammenschluss der schwedischen Telia und der finnischen Sonera, die beide vormals die staatlichen Telekom-Unternehmen der jeweiligen Länder waren.