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Pengar från Vetenskapsrådet

Der schwedische Vetenskapsrådet (“Wissenschaftsrat”) ist die staatliche Behörde zur Förderung von Wissenschaft und in vieler Hinsicht das Äquivalent zur DFG. Wissenschaftler können dort also Anträge einreichen, um ihre Forschungsprojekte zu finanzieren. Das können Betriebs- und Reisekosten sein, aber auch ganze Stellen sprich Lohnkosten. Viele Universitätslehrer, die eigentlich zum unterrichten angestellt sind, nutzten Geld vom VR, um einen Teil ihrer Zeit zum Forschen “freizukaufen”. Das nennt man dann friköp.

Gestern wurde bekanntgegeben, welche Projekte aus der letzten Antragsrunde bewilligt wurden und die Liste ist natürlich öffentlich. Vom Versprechen der neuen Regierung, viel mehr Geld für Wissenschaft bereitzustellen, sieht man jedoch nicht sehr viel. Etwa eine Milliarde Kronen wird im nächsten Jahr innerhalb Naturwissenschaft und Technik ausgeschüttet und eine große Mehrheit der Anträge wurde abgelehnt.

Nichtsdestotrotz war unser astronomisches Institut mit vier Anträgen erfolgreich. Zusätzlich hat ein Kollege aus Stockholm, mit dem ich zusammenarbeite, eine Stelle für die nächsten vier Jahre ergattert. Sehr schön.

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Dänemark hat gewählt

Gestern war Wahl in Dänemark. Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wird dieses Amt wohl auch in Zukunft innehaben, denn obwohl seine bürgerlich-liberale Partei mit dem irreführenden Namen Venstre (“links”) Stimmen eingebüßt hat, wird er mit etwas Hilfe weiterregieren können.

Das was viele in Schweden als Schandfleck im kleineren Nachbarn betrachten, nämlich die an der Regierung beteiligte ausländerfeindliche Dansk Folkeparti, hat jedoch sogar leicht Stimmen hinzugewinnen können. Allerdings kam auch eine neue Partei, die sich explizit als Gegenpol gegen den Rechtspopulismus gegründet hat, ins Folketing geschafft. Ihr Ziel, die Dansk Folkeparti zu entmachten, ist jedoch fehlgeschlagen und Rasmussen kann ohne die Hilfe der Ny Alliance auskommen. Zwei gegensätzliche Parteien als Koalitionspartner zu haben, wäre ihm wohl auch schwer gefallen.

Mehr hier, hier und hier.

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Neuer "Skandal"

Die schwedische Regierung hat wieder einmal einen Skandal mitsamt Rücktritt. Am besten nachzulesen bei Radio Schweden.

Es ist wieder eine Frau, die das Handtuch wirft, nachdem die Abendzeitungen die Sache genüsslich ausgeschlachtet haben. Ob es bei einem Mann das Gleiche gewesen wäre? Ich finde immer noch, dass der Arbeitsmarktminister bessere Gründe hätte, zurückzutreten.

Nachtrag: Und “die Neue” bringt gleich noch ihren eigenen Skandal mit. *seufz*

Nachtrag 2, 071106: Viele kleine Skandale addieren sich zu einem großen und zehren an der Glaubwürdigkeit der regierenden Moderatpartiet.

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2 x Energie

  • Der schwedische Energiekonzern [Vattenfall macht mehr Gewinn](http://www.sr.se/cgi-bin/international/nyhetssidor/artikel.asp?nyheter=1&programid=2108&Artikel=1689517): > Zurückzuführen ist die Steigerung nach Konzernangaben fast > ausschließlich auf die positive Geschäftsentwicklung in Deutschland. > Dort stieg der Gewinn im dritten Quartal von etwa 200 Millionen auf > etwa 350 Millionen Euro. Allerdings hat Vattenfall in Deutschland nach > den Zwischenfällen in den Kernkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel fast > 200 Tausend Kunden verloren.
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Sture Linnér und Sverker Åström

Sture Linnér und Sverker Åström geben heute nachmittag die diesjährige Vorlesung zu Ehren von Dag Hammarskjöld, der aus Uppsala kam, unter anderem zweiter Generalsekretär der UNO war und den Friedensnobelpreis kurz nach seinem Tod erhielt (das ging damals noch).

Åström und Linnér sind beide über 90 Jahre alt und gehören zu den wichtigen alten Herren der schwedischen Außenpolitik. Linnér war unter anderem enger Mitarbeiter Hammarskjölds und saß im gleichen Flugzeug wie dieser auf dem Weg nach Rhodesien, bis Hammarskjöld ihn von Bord schickte, weil es ein Fehler sei, zusammen zu reisen. Der Flieger stürzte kurz vor der Landung ab und Hammarskjöld kam um.

Sverker Åström ist neben seinen zahlreichen diplomatischen Aktivitäten und Auszeichnungen auch präsent in öffentlichen Debatten, nicht zuletzt als Leitartikler für Dagens Nyheter. Außerdem ist er offen homosexuell und wegen seines hohen Alters und Status ein Aushängeschild der Bewegung. Er moderierte letztes Jahr sogar kurze Zeit die Fernsehsendung Böglobbyn (“Schwulenlobby”). Mehr Info zu den Vortragenden auch hier und hier.

Ich weiß noch nicht, ob ich selbst um 5 Uhr in die Aula des Unihauptgebäudes gehe oder stattdessen der Liveübertragung übers Netz vertrauen soll.

Nachtrag: Ich war doch selbst da und habe ein paar Fotos gemacht. Die Reden waren sehr interessant. Åström begann mit einem Schwerz, in dem er nebenbei seinen 22-jährigen Partner erwähnte, hielt dann eine brennende Anklage gegen den Angriff der USA auf den Irak 2003 und legte dar, wie Dag Hammarskjöld das Vorgehen verurteilt hätte. Er lobte den damaligen Generalsekretär Kofi Annan, der übrigens 2001 auch schon diese Gedächtnisvorlesung gehalten hat, dafür, meist in Hammarskjölds Sinn gehandelt zu haben.

Linnér erzählte von der Kongo-Krise, die ihn und Hammarskjöld die Monate vor dessen Tod beschäftigte und die leicht zu einem überregionalen Konflikt hätte werden können. Die damaligen Anfeindungen sowohl von sowjetischer als auch amerikanischer Seite fanden ebenso Erwähnung wie die letzte Diskussion vor dem Unglücksflug und das Argument, mit dem Hammarskjöld Linnér dann wieder aus dem Flugzeug aussteigen ließ. Später lud Kennedy Linnér zu sich ein, entschuldigte sich für den Druck von seiner Seite und nannte Hammarskjöld einen “größeren Mann als ich es bin”.

Beide Redner waren an den Stellen, an denen es um die Person Hammarskjöld ging, zu Tränen gerührt und für die zahlreichen Zuhörer bestätigte sich einmal mehr, dass Dag Hammarskjöld einer der Schweden des 20. Jahrhunderts war und dass man zu Recht auf ihn stolz ist.

Sverker Åström und Sture
Linnér

Sverker Åström und Sture Linnér – man beachte die Socken.

Nachtrag 071022: mehr Bilder hier.

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Aus alt mach neu, mach alt

Eine der Reformen, auf die die jetzt ein Jahr alte schwedische Regierung immer Wert gelegt hat, betrifft die Immobiliensteuer, schwedisch (und sogar wörtlich) fastighetsskatt. Und zwar soll sie abgeschafft werden, weil sie angeblich als ungerecht empfunden wird.

Nach einiger Diskussion liegt jetzt der Vorschlag auf dem Tisch, die Steuer abzuschaffen und durch eine kommunale Abgabe zu ersetzen. Abgesehen davon, dass Abgaben anstatt Steuern die Besserverdienenden bevorzugen, soll sie mit bis zu 6000 Kronen auch nicht allzu gering ausfallen. Aber die Immobiliensteuer wird abgeschafft.

Der Clou ist jedoch, dass der Lagrådet, die Behörde, die wichtige Gesetzesvorschläge prüft, bevor sie ins Parlament gehen, findet, dass der Begriff “kommunale Immobilienabgabe” nicht zutrifft, weil einerseits die Kommunen keine Gegenleistung erbringen und das Niveau vom Staat festgelegt wird. Zum anderen handelt es sich in der Praxis doch um eine Steuer^1^, weshalb der Lagrådet vorschlägt, die Abgabe doch besser fastighetsskatt zu nennen.

^1^Die Abgabe wächst mit dem Wert des Hauses, ist aber gedeckelt.

(via)

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Kritik am König

Das Verhältnis der Schweden zu ihrem Monarchen lässt sich nicht in wenige Worte fassen. Manche wollen ihn abschaffen, oder zumindest der Tochter das Amt ersparen. Andere belächeln König Carl Gustav, haben Mitleid mit ihm, aber finden das Ganze doch irgendwie sympathisch. Wieder andere finden Monarchie durchweg prima.

Kritik an den wenigen Dingen, die der König noch machen darf, hört man immer wieder. Zwei aktuelle Beispiele: Carl XVI. Gustav darf Orden nicht nur verleihen, sondern auch entscheiden, wer einen bekommt. Und er tut das nicht in der einzig akzeptierten Weise, nämlich an Männer und Frauen gleichermaßen. Von den 1600 Medaillen, die er in seiner Amtszeit vergeben hat, gingen nur 20 Prozent an Frauen. Je höher die Auszeichnung, desto weniger weibliche Träger. Es wird diskutiert, dem König dieses Privileg zu entziehen.

Eine andere Aufgabe des Monarchen ist es, dem sogenannten “außenpolitischen Rat” vorzusitzen. Genau das kritisiert jetzt ein alter Hase der schwedischen Außenpolitik in seinem Buch:

Das Außenministerium vergeudet Ressourcen, nur um dem Rat gerecht zu werden. Außerdem sollten wir als Anhänger der konstitutionellen Monarchie, diese Regierungsform verfeinern. Das bedeutet, dass der König eine rein repräsentative Rolle hat.

Der Autor Lars Danielsson ist jedoch Sozialdemokrat und zudem immer noch arg in der Kritik wegen seiner langsamen Reaktion beim Tsunami in Thailand vor einigen Jahren. Deshalb wird in dieser Legislaturperiode wohl alles beim Alten bleiben.

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Burma och Bullar

Außerdem ist heute noch Kanelbullens dag in Schweden und der internationale Free Burma Blogger-Aktionstag.

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Weiterhin keine Anklage

Anderthalb Jahre ist die Razzia bei der Pirate Bay jetzt her. Eine Anklage gibt es immer noch nicht und der Staatsanwalt hat gerade weiteren Aufschub angekündigt. Immerhin werden jetzt die meisten Server zurückgegeben, darunter viele, die nicht das geringste mit der Pirate Bay zu tun hatten.

Warum man 18 Monate brauchte, die Festplatten zu kopieren, erfährt man nicht und die Vermutung, dass wie erwartet nichts illegales gefunden wird, bleibt noch eine Weile unbestätigt.

Nachtrag: Fast hätte ich es vergessen. Vor kurzem ist eine große Menge Email-Korrespondenz an die Öffentlichkeit gelangt, die zu belegen scheint, dass Platten- und Filmfirmen aktiv Hacker angeheuert haben, um die Pirate Bay zu sabotieren. Diese hat deswegen eine eigene Klage eingereicht. Die Liste mit beschuldigten Firmen hinter diesem Link liest sich wie das “Who’s who” der Industrie.

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Der Carnegieskandal

Schweden hat zur Zeit einen Banken- und Finanzskandal. Carnegie, die auch die Regierung bei den anstehenden Privatisierungen berät, hat Bilanzen gefälscht. Es gab die ersten Rücktritte und die Opposition schlachtet das Thema genüsslich aus.

Details interessieren mich bei solchen Dingen meist wenig und meine intuitive Meinung schwankt zwischen “Kein Wunder” und “Gut, dass es wenigstens rauskommt”. Dass bei Privatisierungen der Staat Geld verschwendet, im Großen wie im Kleinen, ist nicht neu. Passend zum heutigen Feiertag in Deutschland, sei an die Treuhand erinnert.

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