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Prominenz

Menschen, die nur bekannt sind, weil sie bekannt sind, betrachte ich als medialen Spam. Es gibt aber auch Menschen, die zu Recht Aufmerksamkeit genießen und gegenüber denen man eine gewisse Bewunderung nicht zu verhehlen braucht.

Am 25. Mai kommen zwei solche in die Universitätsaula hier in Uppsala, um die Zukunft der internationalen Gemeinschaft zu diskutieren: Kofi Annan und Jan Eliasson.

Beim letzten Besuch von Kofi Annan gab es ein ziemliches Besucherchaos und ich schaffte es nur in einen der kleineren Säle, in den die Rede live per Video übertragen werden sollte. Leider haben die Organisatoren den Ton nicht hinbekommen. Dieses Mal scheinen sie besser zu planen und man muss schon heute die kostenlosen Eintrittskarten abholen. Ich komme gerade von da und falls ein Uppsalabo mitliest: noch bis 16.00 in der Aula, aber ich vermute, dass die Karten vorher ausgehen.

Zwei Tage davor, am 23., ist Carl von Linnés 300. Geburtstag und der Höhepunkt des Linné-Jahres. Der schwedische König und der japanische Kaiser werden in Uppsala erwartet und während letzterer sein Mittagsschläfchen hält, soll ersterer angeblich uns Astronomen einen Besuch abstatten. Ich weiß ja nicht ganz, was ich davon halten soll, aber ein paar Bilder fürs Archiv und für zukünftige Artikel an dieser Stelle würden sicher dabei herausspringen.

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Bildt und Persson

Als die Sozialdemokraten Mitte der Neunziger wieder die Macht von den Konservativen übernahmen, sagte Göran Persson über seinen Vorgänger Carl Bildt:

Natürlich frage ich mich, was aus ihm wird, dem Jungen. Was er wohl machen wird? Ich bemitleide ihn ein wenig.

Das Interview mit diesem Zitat wurde erst neulich ausgestrahlt und sorgte für Schlagzeilen. Heute ist Carl Bildt Außenminister und Persson hat sich gänzlich aus der Politik zurückgezogen. Vorgestern wurde bekannt, dass er zukünftig für eine PR-Firma arbeiten wird, was wohl nicht ganz zu seinen früheren Aussagen passt und wiederum heiß in den Medien diskutiert wird. Bildt kommentiert (S) trocken:

Ist doch prima, dass der Bursche eine Arbeit gefunden hat, damit er sich nicht so verloren in der Welt fühlt.

(via Carl Bildt)

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Schwedendemokraten regieren mit

In Landskrona in Südwestschweden bekamen die rechtsextremen Schwedendemokraten bei der Wahl im Herbst so viele stimmen, dass weder die rechten Parteien noch die linken jeweils zusammen eine Mehrheit haben. Als wäre das nicht schlimm genug, arbeiten die Konservativen entgegen früherer Aussagen mittlerweile eifrig mit den Schwedendemokraten zusammen (S).

Nicht wenige Fragen bringen die Konservativen mit Hilfe der Stimmen der Schwedemokraten durch. Der Vergleich mag etwas hinken, aber man stelle sich vor, in Sachsen gäbe es keine große Koalition, sondern die CDU nutzte lieber die Stimmen der NPD, um eine Mehrheit zu erlangen. Die Konservativen in Landskrona hingegen sehen das ganz pragmatisch: Das Ergebnis allein zähle.

Ich finde es jedoch schon bezeichnend und bedenklich, dass die bürgerlichen Parteien sich lieber mit Rechtsaußen zusammentun, als auf die Sozialdemokraten zuzugehen. Diese spotten derweil, dass man kaum noch einen Unterschied zwischen den Schwedendemokraten und den bürgerlichen Parteien sehe – sie stimmen ja immer gleich ab.

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Die Pirate Bay von Rassisten finanziert?

Spiegel Online hat sich ja schon etwas verändert, seit ich aufgehört habe, dort zu lesen. Der Artikel Rechtspopulist finanziert Internet-Tauschbörse über die schwedische Pirate Bay hat das Originalvideo von YouTube eingebunden und verlinkt im Text auf Quellen in anderen Medien und Sprachen. Nicht schlecht.

Zum Thema selbst. Carl Lundström, der mit Wasa-Knäckebrot und dem Snackproduzenten OLW reich geworden ist, ist also ein extremer Rechter und hat die Pirate Bay mit Servern unterstützt. Die Meldung scheint nicht ganz frisch zu sein, denn schon letzten Juni ging das Thema kurz durch Medien und Blogs. Damals hatte ich das allerdings verpasst.

Ich finde das natürlich äußerst unschön, nicht zuletzt, weil ich mich an dieser Stelle schon häufiger sympatisierend über Pirate Bay und die Piratpartiet geäußert habe. Interessant zu wissen wäre, ob Lundström weiterhin an der Pirate Bay beteiligt ist und zum Beispiel auch von deren Werbeeinnahmen profitiert. Außerdem dürfte es viele vor der Piratenpartei abschrecken, wenn herauskäme, dass Lundström auch dort seine Finger im Spiel hat.

Andererseits gibt es die grundlegende Frage, inwieweit man sich die Ansichten eines Geldgebers durch die Annahme des Geldes zu eigen macht. Muss man als Firmengründer die politischen Ansichten des Chefs einer investierenden Firma kennen und gutheißen?

Es wäre natürlich trotzdem zu begrüßen, wenn die Pirate Bay jetzt die nötige Offenheit an den Tag legen würde und zum Beispiel in groben Zügen darlegt, wohin denn die Werbeeinnahmen fließen, die auf etwa eine Million Kronen pro Monat geschätzt werden. Dass, wie SpOn schreibt, noch keine Anklage gegen die Macher der Pirate Bay erhoben wurde, nachdem letztes Jahr ihre Server beschlagnahmt wurden, ist richtig.

Aber erst heute stand (S) in der Zeitung, dass dies mit Sicherheit bald geschehen werde. Neulich wurde entschieden, Polizei und Staatsanwaltschaft nicht dafür verantwortlich zu machen, dass bei der Razzia auch viele unbeteiligte Server beschlagnahmt wurden. Ob die Betroffenen Schadenersatz erhalten, ist noch ebenso unklar wie die Frage, ob die erwiesene Einflussnahme der amerikanischen Rechteinhaber noch Folgen für den ehemaligen Innenminister Bodström haben wird.

(Danke an Piet für den Hinweis auf den SpOn-Artikel)

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Estland, Russland und Schweden

Radio Schweden befasst sich mit der diplomatischen Posse, die da gerade zwischen Estland, Russland und Schweden abläuft. Kriegt euch ein, Kinners.

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Steuer erklären

An die mitlesenden Schwedenbewohner: Ihr habt noch drei Stunden, eure Steuererklärung loszuwerden. Sonst tragt ihr zu den fast 100 Millionen Kronen bei, die Schweden jährlich an Verspätungsgebühren einnimmt.

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Die ängstlichen Schweden

Wer dies noch nicht getan hat, lese jetzt ganz schnell Angstlust im Sehnsuchtsland, den dritten und letzten Artikel der ZEIT-Reihe Im Norden alles besser?, diesmal über Schweden. Es geht darum, wie Leute in einem der sichersten Länder der Welt eine irrationale Angst vor Kriminalität entwickeln und wie Delikte trotz niedriger und weiter sinkender Zahlen die Medien füllen. Der Palme-Mord und der “Haga-Mann” dienen als Beispiele.

Ich kann die im Artikel beschriebene Stimmung im Prinzip bestätigen und störe mich schon länger daran. Zum Beispiel hatten gestern 11 von 60 Meldungen von SvD Inrikes mit Kriminalität zu tun, meist nicht einmal Mord, sondern Dinge wie Raufereien oder Sachbeschädigung, die trotzdem landesweit berichtet werden. Dazu kamen noch 6 Unfälle oder Unglücke. Ekot berichtete in der Lokalausgabe davon, dass hier in Uppsala jemand beim Stehlen in einem Supermarkt erwischt wurde. Lästig.

Es interessiert mich nicht, wer wen gestern vermöbelt oder umgebracht hat – dazu hat der Rechtsstaat ausreichende und geeignete Mittel zur Hand. Es interessiert mich sehr wohl, wenn ohne vernünftigen Grund die Mittel und Strafen verschärft werden, nur weil Politiker sich nicht trauen, der allgemeinen Ängstlichkeit entgegenzuhalten. Das ist allerdings kein schwedisches Problem allein, sondern gilt in gleichem Maße für Deutschland.

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Wein im Supermarkt?

Angeblich hat die Stockholmer Zentrumspartei auf ihrem Frühlingstreffen am Dienstag beschlossen, darauf hinzuarbeiten, dass Wein und Bier in Zukunft in Lebensmittelläden verkauft werden dürfen. Außerdem will man in der Regierung anregen, einen Fahrplan aufzustellen, wie man die Alkoholsteuer auf europäisches Niveau senkt. (S, S)

Dass es dazu kommt, glaub’ ich erst, wenn ich es sehe. Und ich weiß nicht einmal, ob ich es gut fände.

(mehr zum Thema Alkohol)

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Weniger EU-Ablehnung in Schweden

Radio Schweden schreibt:

Die Schweden schätzen ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Union so sehr wie noch nie seit dem Beitritt des Landes 1995. [...] Ganze 43 Prozent der schwedischen Bevölkerung befürworten demnach die Mitgliedschaft im Staatenbündnis. Damit klettert Schweden von den hinteren Rängen der 27 Mitgliedstaaten immerhin auf Platz 18, wenn es um die Zustimmung zur EU geht.

Da stimme ich Rainer zu, dass das gute Neuigkeiten sind. Mehr bei Radio Schweden.

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Kommentare in Bildts Blog - Skandal?

Etwas seltsam ist es schon, ein Bildschirmfoto des eigenen Blogs woanders als Beleg für etwas zu sehen. Der Mensch, der wie beschrieben die Kommentare im Blog des schwedischen Außenministers Carl Bildt anprangert, die zum Völkermord an Palästinensern aufrufen, nimmt meinen kleinen Beitrag als ein Beispiel (S) dafür, dass die “Affäre” sich über die Grenzen von Schweden hinweg ausweitet.

Er geht soweit, den Vergleich mit den Mohammed-Karikaturen aus Dänemark zu ziehen, und fragt, wann Leute im nahen Osten zu demonstrieren anfangen und die erste Botschaft brennt. Ich bezweifle, dass es dazu kommen wird und auch, dass es dem Blogger gelingen wird, Bildt einen Strick aus der Sache zu drehen. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass dieser sehr wohl darauf achtet, die Bloggerei auf dem Niveau des Privatvergnügens zu halten und keinen offiziellen Anschein zu erwecken.

Auch wenn man ihm deshalb zugestehen sollte, nicht alle Kommentare vor Veröffentlichung zu lesen, ist es allerdings etwas unverständlich, warum auch nach Kenntnisnahme nicht gelöscht wird.

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