Sozialdemokraten suchen Vorsitzende. Das Ringen um die Nachfolge von
Göran Persson im Parteivorsitz der Sozialdemokraten ist geht weiter.
Mittlerweile ist es wahrscheinlich, dass Mona
Sahlin das Rennen machen
wird, weil die anderen, die im Gespräch waren, kein Interesse zeigen und
weil Sahlin vom wichtigen Göteborger Landesverband der Sozialdemokraten
unterstützt wird. Mona Sahlin war die Hauptperson in der sogenannten
Toblerone-Affäre. Dazu ein Zitat aus Rainers
Blog:
Ihr schnappte die Männergarde in der eigenen Partei anno 1995/96 den
schon längst versprochenen Posten an der Parteispitze weg, weil sie
mit der Kreditkarte des schwedischen Reichstags mal Toblerone und
Windeln eingekauft hatte und eine Menge privater Rechnungen zu spät
bezahlt hatte. Wochenlang veranstalteten die Medien eine Hetzjagd auf
Mona, so dass sie letztlich klein beigeben musste, das war die Zeit,
als das Wort “Time-Out” ins Schwedische kam. Männliche
Politikerkollegen besuchten sogar Striplokale in Paris und zahlten mit
der Kreditkarte der Steuerzahler und als sie von Journalisten darauf
hingewiesen wurden, reagierten sie erstaunt, es sei so verraucht
gewesen, dass sie damals nicht gesehen hätten, dass fast alle
anwesenden Frauen nackt gewesen seien. Mona Sahlin musste ins zweite
Glied zurücktreten und HSB wurde Ministerpräsident. Und nun hat Mona
zehn Jahre gewartet und die Zeit ist gekommen.
Bildt unter Druck. Die Geschichte um den Gewinn des schwedischen
Außenministers Carl Bildt aus Beteiligungen an einer russischen Ölfirma
ist zwar nicht
neu, aber
jetzt wurde er wegen Korruptionsverdacht angezeigt und der oberste
schwedische Ankläger
ermittlelt
(S). Eine gute Zusammenfassung auf Englisch hat The
Local. Ich spekuliere einmal,
dass eine Frau deswegen schon längst zum Rücktritt bewogen worden wäre,
während Bildt sich sicher aus der Sache herausreden wird.
Schlamperei mit Entwicklungshilfegeldern? Anscheinend kam es noch zu
Zeiten der sozialdemokratischen Regierung zu Unregelmäßigkeiten bei der
Zahlung von 22 Millionen Kronen Entwicklingshilfe. Die damaligen Außen-
und Entwicklungshilfeministerinnen Laila Freivalds und Carin Jämtin
sollen den Betrag für ein Projekt in Südafrika bewilligt haben, bevor
das schwedische Amt für Entwicklungshilfe, SIDA
dies beschlossen hatte und klar war, wozu das Geld verwendet werden
solle.
Nachtrag, 21:00: Jetzt schreibt auch der SR auf Deutsch über die
Anklagen gegen Carl
Bildt.
Und mir fällt noch etwas ein: Gewerkschaft blockiert Salatbar. Ich
halte Gewerkschaften an sich ja für wichtig, aber ob das Verhalten der
Hotel- und Restaurantgewerkschaft in Göteborg noch legitim ist, finde
ich fraglich. Dort blockiert
sie (S) seit Wochen
eine Salatbar, weil sie sich weigert, dem Tarifvertrag beizutreten. Die
Besitzerin des kleinen Geschäftes hat eine Angestellte, die mehr
bezahlt bekommt, als nach Tarif vorgesehen. Die Blockade bedeutet, dass
Gewerkschafter vor dem Eingang stehen und Kunden vom Besuch abhalten und
dass der Müll nicht mehr abgeholt wurde. Für letzteres wurde zwar
mittlerweile jemand zwangsbeordert, aber die ganze Geschichte ist eine
ziemliche Farce. Mit Hilfe der langjährigen sozialdemokratischen
Regierung ist ihr Gewerkschaftsbund LO sehr mächtig
geworden. Nicht einmal der Arbeitsmarktminister der neuen bürgerlichen
Regierung erkennt
(S) jedoch ein Fehlverhalten bei den Gewerkschaften. Abgesehen davon,
gibt es aber sehr wohl Proteste aus dem konservativen Lager gegen die
Aktion der Gewerkschaft.