Das Thema Integration hat in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit in
Deutschland erfahren. In Schweden ist die Situation wieder einmal
besser: Es wird viel für die Integration der Ausländer getan und es
zahlt sich z.B. insofern aus, als dass die Kinder von Einwanderern in
ihren schulischen Leistungen lange nicht so weit zurückliegen wie ihre
“Kollegen” in Deutschland und somit weniger häufig Probleme auf dem
Arbeitsmarkt haben werden. Auch die gefühlte Integration ist stärker und
es kommt beispielsweise kaum vor, dass eine “ausländisch aussehende”
Gruppe, die man auf der Straße trifft, nicht schwedisch miteinander
spricht.
Erst heute morgen las
ich (S) über das
diesjährige Einwanderungsbarometer: 80% der Schweden finden es
vorteilhaft für das Land, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen
miteinander gemischt werden, und neun von zehn Schweden wollen in
Schweden lebenden Menschen die gleichen Rechte wie Schweden geben.
Obwohl die Integration oft als unzureichend angesehen wird, geht der
Trend zu mehr Akzeptanz von Ausländern. Der frisch zum Feiertag erhobene
Nationaldagen
am 6.Juni wird unter anderem dazu benutzt, neu eingebürgerte Willkommen
zu heißen.
Also alles in Butter? Leider nein.
Denn es gibt sie auch in Schweden: Nationalisten, Xenophobe, Rassisten
und, ja, auch Neonazis. Ein Professor an der hiesigen Uni Uppsala, der
sich mit Integrationsfragen beschäftigt, wurde erst neulich Opfer eines
rassistisch motivierten
Angriffs.
Es gibt auch Gruppen, die es gar nicht gern sehen, wozu der
Nationalfeiertag genutzt wird (s.o.), und so gab es am Dienstag in
Stockholm eine Demo der Rechtsextemisten. Es gab zwar eine
Gegendemonstation der Linken, diese war aber kleiner. Die Polizei
verhinderte Zusammenstöße der beiden Gruppen und nahm einen der Rechten
wegen Volksverhetzung fest.
Die politische Partei der Nationalisten nennt sich
Sverigedemokraterna, die “Schwedendemokraten”. Auf deren Agenda steht,
wer hätte es gedacht, eine Rückbesinnung auf nationale Qualitäten,
Begrenzung der Einwanderung, und so weiter – eben Schweden den
Schweden in vielerlei Form. Obwohl sie in der wirklichen Politik eine
sehr kleine Rolle spielen – sie kamen 2002 mit 1.4% der Stimmen nicht
ins Parlament und sind nur in drei Kommunalvertretungen beteiligt –
schaffen sie es regelmäßig in die Schlagzeilen.
Neulich wollten sie an Schulen Propaganda verteilen, was meines Wissens
verhindert wurde. Entsprechende Postwurfsendungen wurden vorübergehend
von Briefträgern
boykottiert
(S) und es gibt Aktivisten, die Aufkleber verteilen, die man sich an den
Briefschlitz kleben kann, um keine solche Reklame zu bekommen und ein
Zeichen zu setzen. Leider scheint es, als ob die Schwedendemokraten
gerade bei (v.a. männlichen) jungen Menschen hinzugewinnen können und
eine nicht-repräsentative, internetbasierte
Testwahl
(S) unter 15- bis 21-jährigen, die heute bekannt wurde, sah die
Schwedendemokraten mit über 10% als drittstärkste Partei.
Dass die Wahl im Herbst so ausgeht ist zwar sehr unwahrscheinlich,
trotzdem ist die Existenz und Sichtbarkeit der schwedischen Rechten
betrüblich. Erfreulich ist es andererseits, dass ihr Rückhalt in der
breiten Bevölkerung gering ist und viele ansonsten unpolitische Schweden
aktiv und böse werden, wenn man sie auf die Schwedendemokraten
anspricht.