Ich glaube, ich habe es noch nie hier erwähnt: Ich bin Mitglied im
Hospitality Club (HC)
und bei Couchsurfing
(CS) und habe deshalb regelmäßig Gäste bei mir zu Hause. Das läuft
folgendermaßen ab. Man registriert sich bei der Seite und füllt sein
Profil aus (meine da und
da).
Dann können Reisende bei einem anfragen, ob man ihnen denn einen
Schlafplatz zu einer gewissen Zeit anbieten könnte, und umgekehrt.
Verpflichtungen geht man natürlich keine ein und es gibt mehrere
Sicherheitsvorkehrungen. So werden zum Beispiel neue Profile von
Freiwilligen auf Duplikate und Plausibilität geprüft, der eigene Name
und die Adresse lassen sich (auch vor anderen Mitgliedern) verstecken,
wenn man dies will, so dass erst man diese erst bei persönlicher
Kontaktaufnahme preisgeben kann. Das Wichtigste finde ich jedoch die
Möglichkeit, auf den Profilseiten Kommentare zu Leuten zu hinterlassen,
die man getroffen hat. Diese Kommentare können andere Mitglieder dann
lesen, bevor sie jemandem zu- oder absagen. Vor einem Jahr habe ich auch
schon einmal woanders über den HC
geschrieben.
Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren dabei und hatte mittlerweile über
50 Gäste. Im Sommer kommen mehr Anfragen als man erfüllen kann und dann
sagt man verständlicherweise oft nein. Aber da wir ein Arbeits- und
Gästezimmer bei uns haben, in dem es ein Bett und eine Matratze gibt,
ist es für uns sehr einfach, Gäste zu haben. Man gewöhnt sich so sehr
daran, dass es ziemlich wenig mit dem eigenen Tagesablauf kollidiert,
wenn man seinen Gästen diesen mitteilt, damit sie sich danach richten
können. Oft spart man sogar Zeit, weil Gäste freiwillig den Abwasch
übernehmen. ;)
Zu Gast mit dem HC war ich bisher zwei mal. Vor zwei Jahren in London
teilte ich mir für ein Wochenende eine kleine Wohnung mit dem Gastgeber
und vier weiteren Gästen. Diesen August war ich dann für drei Nächte in
Prag bei einem netten Pärchen zu Gast, das mir eines ihrer Betten
überließ. Als Gast hat man natürlich außer der kostenlosen Übernachtung
auch noch den Vorteil, dass man einen Ortskundigen zum Ausfragen hat.
Höhepunkte als Gastgeber waren sicherlich die größeren Gruppen, die wir
hier hatten. Sechs Franzosen aus Lyon war wohl die Höchstzahl bisher. Da
hatten wir jedoch zwei zu einer Nachbarin ausquartiert. Die gemeinsamen
Abendessen, zu denen wir in unserer Küche französisch bekocht wurden,
sind erinnerungswürdig. Ähnliches gilt für die vier Griechen und auch
viele der dominierenden Nationalität – Deutsche. Negative Erfahrungen
haben wir bisher keine gemacht, außer dass man mit gewissen Personen
nicht auf einer Wellenlänge liegt, so dass man sich wenig zu sagen hat
und sie vergisst, sobald sie aus der Tür sind.
Nun endlich zum Punkt: Auch mit meinen vier deutschen Gästen, die ich
gestern für eine Nacht aufnahm, hatte ich eine gute Zeit. Wir gingen
zusammen aus und da drei der vier Skandinavistik studierten, hatten wir
etwas weitergehende Gesprächsthemen als die üblichen “Anfängerfragen”
über Schweden. Lustigerweise redeten wir überwiegend Englisch, denn es
war auch ein Schwede dabei, der kein Deutsch konnte und nicht alle der
Gäste konnten Schwedisch.
Trotzdem füllten die Eigenheiten der schwedischen Sprache und ihre
Dialekte einen nicht kleinen Anteil des Abends. Außerdem bekam ich ein
weiteres Mal bestätigt, dass die kleinen Hochschulen (högskolor), die
die Sozialdemokraten in den letzten zehn Jahren in viele Kleinstädte des
Landes ausgestreut haben, nicht wirklich auf Universitätsniveau
unterrichten. Zwei der vier studierten an einer solchen im Niemandsland
zwischen Stockholm und Södertälje und wussten wenig Gutes zu berichten.
Sie hatten außerdem das Problem, das jeder hat, der nach Schweden kommt,
um die Sprache zu lernen: Man muss schon recht gut Schwedische sprechen,
damit der Gesprächspartner nicht sofort auf Englisch wechselt. Mein
Tipp: Einfach konsequent weiter auf Schwedisch antworten – irgendwann
leuchtet es ihnen ein.
Der Abend endete dann bei mir zu Hause mit schwedischer Musik und einem
starken süßen Likör, den mir andere HC-Gäste irgendwann einmal aus
Estland mitgebracht hatten. Falls ihr vier das hier lest, kann ich das
Foto von euch hier auf diese Seite stellen? :)
Nachtrag: Die Erlaubnis kam: