Tagged with Schlechter

Mehr schwedischer CO2-Ausstoß

Wer hätte es gedacht: die schwedischen Emissionen an Treibhausgasen haben 2010 im Vergleichzum Vorjahr um 11 Prozent zugenommen. Das ist ganz schön viel und nicht sehr klimatsmart. Die Abnahme in den Jahren davor war demnach weniger auf Klimaschutzmaßnahmen denn auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen. Letztes Jahr wurde dann wieder mehr produziert und transportiert, außerdem waren die Winter an beiden Enden von 2010 ungewöhnlich kalt und man musste mehr heizen. Siehe auch.

Tagged , , ,

Tote Nerze

Dieses Bild ist beileibe kein schöner Anblick. Es zeigt einen riesigen Berg toter, enthäuteter Nerze. Auch das ist Schweden.

Dass so etwas Empörung hervorruft, kann ich nachvollziehen, finde es aber wichtiger, wie die Tiere gelebt haben und gestorben sind, als dass. Das Anprangern von leidensvollen Zuständen in den Pelzfarmen ergibt Sinn, deren generelle Ablehnung nur, wenn man jegliche Art von Nutztieren schrecklich findet.

Außerdem verspielen selbsternannte Tierschutz-Aktivisten viele Sympathien mit Freilassungsaktionen, bei denen ein Großteil der Tiere stirbt und der umgebenden Natur schadet.

Siehe auch das Wort der Woche: Mink.

Tagged , ,

9 von 10 bleiben weg

Wie erwartet hat die Einführung von Studiengebühren für Nicht-Euopäer an schwedischen Unis verheerende Auswirkungen: deren Anzahl ist von 16600 auf 1200 gesunken, die Einnahmen sind dementsprechend gering und Ausbildungsprogamme in Naturwissenschaft und Technik müssen deshalb gestrichen werden. Kompetenz geht verloren und man riskiert die Zukunft der hiesigen Hochtechnologie.

Tagged , , , ,

Kernkraft ist sicher!

Die TAZ schrieb neulich über den x-ten Fall von Mängeln in den schwedischen Kernkraftwerken. Den hiesigen Medien war das nur eine kurze Agenturmeldung wert, obwohl die Aufregung um Fukushima gar nicht lange her ist.

Generell ist bemerkenswert, wie wenig Eindruck die Katastrophe in Japan auf die hiesige Politik gemacht hat – ganz im Gegensatz zur deutschen. Der Beschluss zum “Ausstieg aus dem Atomausstieg” steht fest. Erst dieser Tage hat die mitregierende Folkpartiet auf ihrem Kongress neu bestätigt, dass man neue Reaktoren will, um die auslaufenden zu ersetzen.

Statt die ständigen Mängel als inhärente Unsicherheit zu sehen, sorgt sich lieber darum, dass der Strompreis diesen Winter auf neue Höhen klettern könnte, weil die Hälfte der Reaktoren still steht.

Tagged , , ,

Deutschland ist wie Schweden - nur besser

Unter dieser Überschrift schreibt Ebba Witt-Brattström heute im Kulturteil von DN. Dass Kultur und Bildung dort ernst genommen werden und nicht mit Unterhaltung vermischt werden, ist ihr Hauptargument und sie zieht sogar den deutschen Feminismus dem hiesigen vor. Seltsam.

Tagged , ,

Gesetze auf Bestellung

Golem kam mir zuvor damit zu erwähnen, dass Rick Falkvinge, vormals Chef der Piratenpartei, in den zuletzt veröffentlichten Wikileaks-Dokumenten Hinweise darauf gefunden hat, dass so gut wie alle Verschärfungen von schwedischen Gesetzen im Zusammenhang mit Urheberrechtsverstößen im Internet von den USA in Auftrag gegeben wurden.

Tagged , , ,

Unwillkommen

Da dachte man schon, man hätte diejenige Hälfte des Jahres erreicht, in der das nicht mehr vokommt. Doch vor unserem Fenster fällt der Regen gerade etwas zu langsam. Und zu weiss.

Tagged , ,

Schlechte Nachrichten fürs Netz

Gestern und heute kamen zwei für schwedische Netznutzer betrübliche Meldungen. Ein Mann wurde wegen Bruch des Urheberrechts verurteilt, weil er auf einen Video-Stream zu einem Hockey-Spiel bei Canal Plus gelinkt hat. Richtig gelesen, er hat nichts geschütztes weitergegeben oder verbreitet, sondern lediglich einen Link zu Canal Plus veröffentlicht, der in keiner Weise per Passwort oder ähnlichem geschützt war.

Die andere Nachricht betrifft die Vorratsdatenspeicherung. Wir erinnern uns, dass Schweden die umstrittene europäische Richtlinie bisher nicht in nationales Recht umgesetzt hat und sich dafür schon einen Rüffel aus Brüssel eingefangen hat. Jetzt da die Wahlen vorbei sind, ist es also an der Zeit, unpopulären Dinge durchzubringen und heute wurde der Gesetzesvorschlag vorgestellt. Dieser ignoriert – von der mangelnden Nützlichkeit einmal ganz zu schweigen – sowohl, dass die EU-Kommission unter der schwedischen Kommissarin für Inneres, Cecilia Malmström, die Richtlinie mittlerweile Kritisch sieht und auf den Prüfstand stellt, als auch die Empfehlung des Expertenausschusses, der empfiehlt, nur die Mindestanforderungen umzusetzen. Der Vorschlag von Justizministerin Ask geht nämlich über die Richtlinie hinaus und will zum Beispiel auch nicht zustandegekommene Telefonate und die Aufenthaltsorte von Teilnehmern speichern.

Tagged , , , , ,

Die deutsche Einwandererdebatte

Abgestoßen verfolge ich gerade die wieder einmal aufgeflammte Debatte um Einwanderer in Deutschland. Schon lange nicht mehr habe ich so viel Unsinn gelesen und es scheint, als ob man lediglich alle paar Jahre die gleichen Pseudoargumente durchkaut, ohne das Thema voran zu bringen.

Wenn Frau Merkel Dinge sagt wie

Wer sich nicht am christlichen Menschenbild orientiere, sei fehl am Platz, sagte sie unter großem Beifall.

dann bin ich in der Tat froh, nicht mehr in Deutschland zu leben, denn laut Kanzlerin wäre ich ja fehl am Platz, weil ich das Menschenbild des aufklärerischen Humanismus – dessen ehemals stolze Tradition in deutschen Landen schon länger geschändet wird – bevorzuge.

Haben CDU/CSU so viel Angst vor einer neuen Partei rechts von ihr, dass sie sich immer wieder ganz weit in diese Richtung lehnen müssen? Vielleicht hat der Spiegelfechter ja recht, dass das völlig normal ist.

Ganz bestimmt hat er Recht damit, dass die Prämissen der Debatte falsch sind. Deutschland ist mittlerweile Auswanderungsland und wenig attraktiv für Ausländer. Kein Wunder, denn willkommen sein ist eine Grundvoraussetzung, über deren Fehlen man in Deutschland eher selten spricht.

Macht Schweden es besser? Ich finde ja, allein schon die Zahlen belegen das: Als ich hierher kam gab es eine halbe Million weniger Meschen im Land als heute (knapp 6% Zuwachs in 8 Jahren), Deutschland hat im gleichen Zeitraum 600.000 Menschen verloren. Laut hiesigen Statistiken tragen Einwanderer einen signifikanten Teil zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung bei und federn diverse Probleme der alternden Bevölkerung (Rentensystem etc.) ab. Und die meisten politischen Parteien sind vollen Herzens für Einwanderung und diskutieren, was man selbst tun kann, damit Integration noch besser gelingt, anstatt populistische Forderungen an Einwanderer zu stellen. Das mag zur Folge haben, dass die immer vorhandene ausländerfeindliche Minderheit eine eigene Partei ins Parlament bringt, doch das ist immer noch besser als dass die große regierende “Volkspartei” die entsprechenden Ansichten vertritt.

Tagged , ,

Parteispendenzwist

Auch im Land, dem das Öffentlichkeitsprinzip und die Ermunterung zum Aufdecken von Missständen zu internationalen Bestnoten in Korruptionsfreiheit verholfen hat, gibt es einen schwarzen Fleck bezüglich der Transparenz, bei dem sogar Deutschland besser abschneidet: die Parteispenden. Dort gibt es nämlich dank der diversen Spendenaffären mittlerweile eine Veröffentlichungsplicht für Spenden über 10.000 Euro.

In Schweden gibt es kein solches Gesetz, jedoch eine freiwillige Übereinkunft der meisten Parteien im Reichstag, Spenden über 20.000 Kronen (≈2150 EUR) offen zu legen. Zwei der Regierungsparteien widersetzen sich jedoch. Die kleine Partei der Christdemokraten und die größte bürgerliche Partei, die Moderaterna. Gute Gegenargumente haben sie keine, denn durch die Ausnahme von Kleinspenden wird für die meisten Spender nicht öffentlich, wie sie wohl wählen, und das Wahlgeheimnis bleibt gewahrt.

Musterland Schweden hat sich wegen der undurchsichtigen Parteienfinanzierung eine Rüge vom Europarat eingefangen und angesichts der Spendenaffäre in Finnland neulich werden jetzt Fragen laut, was die beiden widerspenstigen Regierungsparteien zu verbergen haben. Die Sozialdemokraten, die bisher die freiwillige Regelung bevorzugt hatten, wollen deshalb nun doch ein diesbezügliches Gesetz einführen. Das ist wahlkampftechnisch geschickt, weil es einerseits berechtigtes Misstrauen gegen Reinfeldt aufkommen lässt und andererseits den bürgerlichen Block spaltet, denn die liberale Folkpartiet und das Zentrum sind wie die Opposition für offene Parteispenden.

Tagged , , , ,