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Kernkraft: Risse, Überlast und Brand

Das Kernkraftwerk Forsmark, an der Ostseeküste der Region Uppland gelegen, war wegen des Störfalls Ende Juli und anderer Pannen schon mehrmals Thema hier. Doch die Geschichte geht weiter.

Neulich wurden Risse in der Reaktorhülle von Forsmark entdeckt, aus denen Strahlung austrat. Unterlagen, die die vorgeschriebene regelmäßige Überprüfung belegen sollten, konnten nicht aufgetrieben werden. Außerdem wurde das Kraftwerk über einen Zeitraum außerhalb der Spezifikation unter zu hoher Last betrieben. Deswegen wird jetzt zwar ermittelt, trotzdem wirft das Ganze kein gutes Licht auf die Kontrolleure – von den Betreibern ganz zu schweigen (Monty Burns?).

Trotzdem denkt man, dass bei Forsmark ein guter Platz ist, Atommüll, endzulagern.

Noch nicht genug? Heute nacht brannte (S) nach einer Explosion in Ringhals, einem anderen schwedischen Kernkraftwerk, ein Transformator, was die Anlage stilllegte. Nachtrag: Artikel bei tagesschau.de.

Und wer jetzt denkt, deutsche Kernkraftwerke seien besser, der irrt.

Nachtrag: Um schnell wieder ans Netz gehen zu können, bekommt Ringhals einen Transformator ausgeliehen. Von Forsmark (S). Ironie? Lachen? Weinen?

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Demo gegen Rassismus

![Demo](/pic/demo1.jpg)

Ich war heute nachmittag auf meiner ersten schwedischen Demonstration. Dass ich das erst nach über vier Jahren in Schweden sagen kann. liegt wohl vor allem daran, dass in Schweden weniger demonstriert wird als in Deutschland oder gar Frankreich. Statistik habe ich dazu zwar keine, aber ich fand meine Vermutungen bestätigt.

Die heutige Demo war gegen Rassismus. Der Erfolg der Schwedendemokraten bei der Wahl vor einigen Wochen und natürlich auch deren Einzug ins hiesige Rathaus waren dafür ein guter Anlass.

Als Unterstützer wurden sowohl die etablierten Parteien und deren Jugendverbände, als auch unabhängige, meist linke, Jugendverbände genannt. Organisator war der Verein Uppsalabor mot Rasism (S), der dieses Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen feiert und schon nächste Woche ein “Volksfest gegen Rassismus” veranstaltet.

![Demo](/pic/demo3.jpg)

Das klang jetzt sicher alles sehr groß, war es aber leider nicht. Die wenigen hundert Teilnehmer wurden vor Abmarsch gebeten, in Viererreihen zu marschieren, so dass dann auch nur eine Straßenseite gebraucht wurde und der Zug wenigstens seine knappen hundert Meter lang war. Es reichten etwa fünf Polizisten als Begleitung und um an Kreuzungen den Verkehr aufzuhalten. Zwei Menschen mit Megafonen gaben Kampfparolen vor, die brav wiederholt wurden. Deren Texte reichten von harmlos (_Keine Rassisten auf unseren Straßen_) bis martialisch (_Der Kampf geht weiter – zermalmt den Rassismus_, oder so ähnlich).

Spruchbänder gab es weniger als zehn und die Aussagen darauf waren nicht sonderlich überraschend, bis auf Vernichtet den Staat – freie Einwanderung. Neben einer “Gegen Nazis”-Flagge (ja, auf Deutsch) wurden viele rot-schwarze Flaggen geschwenkt, die, wenn ich mich nicht irre, dem syndikalistischen Jugendverband (S) zuzuordnen sind, einer nach eigener Aussage “sozialistischen und freiheitlichen Vereinigung”.

Der Zug bestand zum Großteil aus Jugendlichen, Ältere und Kinderwägen waren jedoch keine Seltenheit. Man bewegte sich vom Schloßhügel in einer Schleife zum zentralen Marktplatz, dessen eine Ecke für die Abschlusskundgebung ausreichte. Ich war nicht sehr angetan von der ganzen Sache, wahrscheinlich am meisten wegen der geringen Anzahl Teilnehmer. Ich denke aber nicht, dass die Veranstalter unzufrieden waren. Schwedische Demos sind vielleicht einfach so.

Die restlichen Bilder gibt es hier.

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Forsmark, die unendliche Geschichte

Wie man Vertrauen aufbaut, dass Kernkraftbetreiber wissen, was sie tun:

  • Vor zwei Monaten: Störfall im Reaktor 1 von Forsmark, Abschaltung, Fehlersuche.
  • Vor zwei Wochen: Forsmark 1 und 2 sollen wieder ans Netz, doch diesmal hakt es im Reaktor 2.
  • Heute: Ein Routinetest der Notstromversorgung, [legt erneut](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=967843) (S) Forsmark 1 lahm, weil sich der planmäßige Teilstopp nicht zurücksetzen ließ. Man lese auch in der ZEIT, warum [Kernengergie ins Technikmuseum](http://www.zeit.de/2004/32/Kernenergie?page=all) gehört.
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Fight Club in Stockholm

Als Film mochte ich Fight Club.

In Stockholm gibt es auf einem Boot an Södermalm ein reales Pendant (E) dazu. Männer, die sich freiwillig mit blanken Fäusten auf die Rübe hauen bis einer blutend am Boden liegt. Andere Männer, die sich das gerne anschauen.

Natürlich ist das legal, schließlich geht es nicht um (verbotenes) Profiboxen, sondern um privat arrangierte Amateurkämpfe. Dass aus soetwas jedoch ein Event werden kann (inklusive prominenten Zuschauern), lässt die Frage aufkommen, ob die realweltliche Bedienung der morbiden Faszination an solchen Dingen die Grenze zur Barbarei überschreitet. Ich finde schon.

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Gift im Essen

Der SR schreibt:

In einem Vergleich von Nahrungsmitteln aus sieben EU-Ländern schneidet Schweden am schlechtesten ab. [...] Die Untersuchung [des WWF] ergab unter anderem, dass schwedische Ostsee-Heringe den höchsten Gehalt an dem Umweltgift PCB aufweisen.

Dass die Ostsee nicht gerade gesund ist, wusste ich ja, trotzdem sind das natürlich betrübliche Nachrichten. Mehr hier auf Schwedisch.

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Schweden und der Nahe Osten

Der aktuelle Konflikt im Nahen Osten ist auch in Schweden tägliches Thema in den Zeitungen und man verfolgt das Geschehen aufmerksam. Für die Zeit danach, hat Premier Göran Persson jetzt schon einmal die Welt zu einer Wiederaufbaukonferenz für den Libanon eingeladen (S). Da ist nicht viel gegen einzuwenden.

Ich glaube aber, dass es berechtigt ist zu sagen, dass in Schweden die Berichterstattung häufig einseitig ist. Es werden Opfer und Einzelschicksale auf der libanesischen Seite gezeigt und Israel wird scharf für sein hartes Vorgehen kritisiert. Das ist konsequent in Linie mit der langjährigen Haltung im Konflikt mit den Palästinensern, zu dem man viel häufiger die Seite der vermeintlichen Underdogs als die des mächtigen und unterdrückenden Israel zu hören bekommt.

Sind Schweden antisemitisch? Manche vielleicht, aber normalerweise weiß man schon zwischen berechtigter Kritik und blinder Hetze zu trennen. Ich würde mir allerdings doch wünschen, dass die sehr verständliche Position Israels weniger kurz käme.

Nachtrag: Es kommt Kritik am schwedischen Vorstoß:

Persson habe die Initiative nicht mit dem aussenpolitischen Sprecher der EU Javier Solana diskutiert, sagte Solanas Pressesprecherin. Vorerst sei zudem an eine internationale Geberkonferenz nicht zu denken. Einer solchen Konferenz müsse eine UN-Resolution über das Ende der Kampfhandlungen und die Entsendung einer Friedenstruppe vorausgehen.

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Livets Ord Konferenz

Livets Ord, die hiesigen Extremchristen, halten diese Woche ihre Europakonferenz (S) in Uppsala und es wird eine fünfstellige Besucheranzahl erwartet. Sogar der Parteichef der schwedischen Christdemokraten ist sich nicht zu schade, durch ein Gespräch mit dem radikalen Oberprediger auf dem Programm der Konferenz zu stehen.

Was wird auf so einem Treffen abseits der Mythenpropaganda beredet? Neueste Methoden, den säkularen Staat zu unterwandern? Wie man Kindern in den eigenen religiösen Schulen am besten das kritische Denken abgewöhnt?

Ich glaube, das ist ein guter Anlass, diesem Schandfleck von Uppsala diese Woche endlich einmal einen Besuch abzustatten. Wer sich für das “Problem Religion” interessiert, findet vielleicht auch meinem Blog zu diesem Thema interessant: www.atheistundgut.de.

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Fingerabdrücke bei Inlandsflügen

Die Fluggesellschaft SAS plant, bei Inlandsflügen in Schweden künftig per Fingerabdruck zu kontrollieren, ob die Person, die das Gepäck aufgibt, dann auch wirklich dieselbe ist, die fliegt. Die Abdrücke sollen zwar nach dem Vergleich sofort wieder gelöscht werden, aber trotzdem fragt man sich, was der Extranutzen sein soll im Vergleich zur Ausweiskontrolle.

Ich halte das für keine gute Idee, schon aus Prinzip.

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Schlechte Musik

Auf Spreeblick hat man eine besondere Perle schwedischer Popmusik gefunden. Zum Glück bekomme ich so etwas üblicherweise nur sehr selten mit – vielleicht hat es ja sogar etwas Gutes, gegenhalten zu können, wenn man mal wieder auf die Sünden deutscher Popmusik angesprochen wird.

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Als Raucher in Schweden

Da der Verkauf von Zigaretten an Minderjährige schon lange verboten ist, gibt es konsequenterweise keine Zigarettenautomaten in Schweden. Seit ziemlich genau einem Jahr ist in Schweden per Gesetz das Rauchen in allen Kneipen und Restaurants verboten. Kaum einer hat sich darüber aufgeregt und viele, mich eingeschlossen, haben sich damit abgefunden und finden es gut, dass man nach einem Abend im Pub nicht nach Rauch stinkt.

Als Raucher finde ich es aber natürlich schon unpraktisch und mochte die alte Regelung vieler Pubs besser, bei der es Raucher- und Nichtraucherbereiche gab. Nur wenige Stellen haben ein kleines Raucherzimmer, das besonders belüftet sein muss und in das man sein Getränk nicht mitnehmen darf.

Solange es warm genug ist, gibt es natürlich einen Ausweg: im Freien sitzen. Durch die strengen Alkoholgesetze ist auch das sehr reglementiert und es darf nur in abgegrenzten Bereichen serviert werden, aber immerhin. Ich habe nicht nachgezählt, aber ich glaube, dass eine ganze Reihe Cafés und Bars auf die Straße expandiert haben, seit es das Rauchverbot gibt. :-)

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