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Wort der Woche: Allsång på Skansen

Man nehme eine Bühne im Skansen, dem Freilichtmuseum mitten in Stockholm. Darauf lasse man an -Donnerstagen- Dienstagen im Sommer, jedes Jahr, schwedische Prominenz singen und kalauern. Dazwischen lasse man den Showmaster gemeinsam mit dem Publikum Lieder anstimmen und übertrage das Ganze live im Fernsehen. Voilà Allsång på Skansen.

Ich hatte mir fest vorgenommen, etwas darüber zu schreiben, muss aber feststellen, dass ich eigentlich unqualifiziert bin, denn ich habe diese Veranstaltung bisher weder “in echt” noch im Fernsehen gesehen. Wikipedia-Artikel und kurze Ausschnitte auf YouTube, die wahrscheinlich nur die Perlen beinhalten, reichen nicht.

Was mich bisher abgehalten hat, eine Sendung des Allsång anzusehen, ist zuallererst, dass ich den Fernseher seit Jahr und Tag nicht mehr eingeschaltet habe. Und dann natürlich noch die Befürchtung, dass The Local recht hat, wenn er schreibt:

Das Ganze trieft dermaßen vor kuscheliger Nettigkeit, dass es bei gewissen Personen Tobsuchtsanfälle auslösen kann.
(Übersetzung von mir)

Alleine die Tatsache, dass ein knappes Viertel aller Schweden (!) dieses Spektakel im Fernsehen verfolgt, sollte wohl trotzdem genug Anlass für mich sein. Schließlich lernt man dabei sicher noch etwas über die Leute, mit denen man im selben Land lebt. Empfehlungen oder Warnungen irgendwer?

Nachtrag, 070702: Der SR schreibt heute auch darüber.

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Schwedische Erdbeeren

Bin ich eigentlich der einzige, der schmunzeln muss, wenn er irgendwo “svenska jordgubbar” liest?

Es geht jedes Jahr um zwei Fragen:

  • Werden die schwedischen Erdbeeren rechtzeitig zu Mittsommer reif? Das scheint mit dem frühen Frühling dieses Jahr kein Problem zu sein. Die ersten Schälchen mit dem begehrten Inhalt sind mir schon vor einigen Wochen aufgefallen.
  • Sind es auch wirklich schwedische oder nicht doch umpaketierte Erdbeeren aus Deutschland? [Hinweise](http://www.sr.se/cgi-bin/ekot/artikel.asp?Artikel=1415082) auf Betrügereien gibt es; der Beweis ist schwer zu führen. Korrekte Lebensmittelauszeichnungen sind natürlich wichtig, nicht nur bei Erdbeeren, aber dass die Schweden gerade hier so großen Wert auf einheimische Ware legen, hat mir bisher niemand erklären können. Es ist halt so. Abgesehen davon, finde ich das Herkunftsland weniger wichtig als die Unterscheidung zwischen “groß und wässerig” und “klein und reich an Geschmack”.
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Mash-Up

Es scheint, als wurden zwei Traditionen jüngeren Datums miteinander vermischt: Rondellhunde und das Anzünden des Julbocks in Gävle. Schwedens größter Rondellhund, vier Meter hoch in Trelleborg, stand nämlich gerade einmal einen Tag, bevor ihn Jugendliche in Brand setzten.

Ist das der Beginn einer wundervollen Freundschaft?

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Die Tankstelle in Grissla

Wer schon einmal die E4 von Uppsala ein Stück nördlich gefahren ist, hat sie sicher gesehen, die alte verfallene Tankstelle am westlichen Straßenrand, etwas südlich von Tierp. Nach etwa 40 Jahren Betrieb wurde die Mack Ende der 80er Jahre eingestellt und seitdem verfällt das Gebäude. Es ist so herrlich fehlplatziert im ordentlichen Schweden, dass es eine gewisse Bekanntheit erlangt hat. Angeblich ist die Tankstelle sogar auf einem CD-Cover von Kent zu sehen, das ich jedoch weder kenne noch im Netz finden kann.

Erstaunlicherweise scheint sich die ganzen Jahre kaum jemand am Anblick gestört zu haben, aber jetzt haben Bewohner von Grissla sich in einem Brief an die Gemeinde beschwert. Leute würden dort Müll abladen und ihr Geschäft verrichten. Außerdem ist das Dach mittlerweile einsturzgefährdet. Vielleicht schaffe ich es ja noch zu einem “Fototermin” mit der Tankstelle, bevor sie verschwindet. Interessante Bilder dürften das werden, auch wenn ich nicht der erste mit dieser Idee bin.

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Verblüffung

Wenn man ein Paket bei der Post abholen will und einem der Mensch hinterm Tresen das Paket reicht, bevor man ein Wort gesagt hat oder den Zettel hinübergereicht hat, geht einem in Sekundenbruchteilen so einiges durch den Kopf. Zuerst ein baffes “Hä?”, dann die Frage “Kenn ich den?” mit der Antwort “Nein”. Selbst wenn er mich kennt, wie hat er dann das Paket so schnell zur Hand gehabt? Hat er auf mich gewartet?

Ich muss ziemlich verwirrt geschaut haben, was ihn jedoch keineswegs störte. Erst auf meine Nachfrage erklärte er, dass er mich in der Tat aus Fotografenkreisen kennt und ab und zu meine Bilder im Netz anschaut. Ich tat höflich, als ob ich mich jetzt mit Zusammenhang auch an ihn erinnern würde, habe aber keinen Schimmer ob und wann wir uns einmal getroffen hatten.

Erst als ich wieder auf der Straße war, verflog meine Verwirrung und ich fand die Szene doch ganz nett.

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Zucker bei die Elche

Aus mir nicht ganz erklärlichen Gründen soll es für Umwelt und Autos weniger schädlich sein, wenn man dem Salz im Winter Zucker beimischt. Die Befürchtung ist aber, dass man damit Wildtiere anlocken und so mehr Unfälle provozieren könnte.

Deshalb wird jetzt getestet (S), wie sehr Elche auf den Zucker stehen. Wenn sie die Zucker-Salz-Mischung ablehnen, spräche einem künftigen Einsatz wenig entgegen.

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Alkoholtest für "Kranke"

Als die Parteien der bürgerlichen Allianz sich vor der Wahl letzten Herbst sehr sozialdemokratisch gaben und die Moderaten sogar “die neue Arbeiterpartei” ausriefen, kauften ihnen das nicht wenige ab. Schließlich wurden sie gewählt und übernahmen die Macht. Seitdem wird jedoch immer mehr klar, wie sehr die konservative Regierung doch ihre Klientel der Wohlhabenden bedient und das Leben für die ärmeren Schichten der Bevölkerung erschwert.

Museen kosten wieder Geld. Die Arbeitslosenversicherung ist teurer und leistet weniger. Öffentliche Verkehrsmittel kosten mehr. Umwelt- und Kulturausgaben wurden gekürzt. Die Vermögenssteuer wird abgeschafft. In der Gewerkschaft zu sein, ist teurer geworden. Unternehmer sollen begünstigt werden. Das Motto ist also: Die Leute sollen Arbeit haben. Und sie sollen auch wirklich arbeiten, denn sonst funktioniert das System auch für die Reichen nicht mehr.

Neben den strengeren Regeln für Arbeitslose trifft es jetzt auch die Kranken. Fabian hat ja erst neulich das Problem des “Krankfeierns” in Schweden beschrieben und die Regierung scheint das ähnlich zu sehen. Den vorab durchgesickerten (S) Plänen nach, soll eine neue gemeinsame Einheit von Polizei und Gesundheitsamt geschaffen werden, die stichprobenartig Krankgeschriebene aufsucht und Alkoholtests durchführt.

Das sei im Rahmen der strengen schwedischen Alkoholgesetzen vertretbar und gerade an populären Feiertagen sollen die Kontrollen die “falschen” von den echten Kranken unterscheiden helfen und so die dann üblicherweise hohe Krankenquote senken. Die Höhe des geplanten Bußgeldes oder andere Sanktionen sind bisher nicht bekannt. Als Nebeneffekt will man auch die wirklich Kranken vom Trinken abhalten, da dies den Heilungsprozess beeinträchtige.

Dieser Text war ein Aprilscherz, wie ein Klick auf den letzten Link von Anfang an verriet.

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Stockholmer unerwünscht

Auf den ersten Blick ist es eine absurde Geschichte: Ein Mensch bekommt eine Stelle in Lund an der Südspitze Schwedens nicht, weil er aus Stockholm kommt (E). Diese Begründung ist nicht einmal rechtswidrig, weil Stockholmer keine ethnische Minderheit sind.

Um das zu verstehen, muss man auf den Unterschied zwischen “aus Stockholm sein” und “wie ein typischer Stockholmer sein” hinweisen. Stockholmer haben im restlichen Schweden den Ruf, arrogant zu sein und sich zu wichtig zu nehmen. Ihnen fehle die schwedentypische Bescheidenheit. Genau dieses selbstbewusste Auftreten wurde dem Bewerber zulasten gelegt.

Auf deutsche Maßstäbe übertragen heißt das, dass Stockholmer etwas weniger schwedisch als die restlichen Schweden sind. Oder andersrum: Deutsche wirken auf Schweden oft wie Über-Stockholmer. Das hat alles mit dem Jantelagen zu tun.

Nachtrag, 14:15 : Rainer schreibt auch darüber und erinnert in diesem Zusammenhang an die liebevolle Bezeichnung Noll-Åtta.

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Déjà Vu?

Kann mir jemand erklären, warum die Meldung, dass die anonyme Gehaltsauskunft per Internet bald insofern abgeschafft werden soll, als dass derjenige, über den Daten abgefragt wurden, danach darüber benachrichtigt wird, jetzt noch einmal durch die Medien geht? Hatten wir doch schon.

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Flaggentage

Schwedische
Flagge

In Schweden ist es per Verordnung geregelt, wann die Flagge auf den Fahnenmasten gehisst wird. Sogar die Stadtbusse tragen dann blau-gelbe . Unter den Anlässen für die so genannten Flaggentage findet man natürlich den Nationaltag, aber auch den 1. Mai, Mittsommer, Weihnachten und Neujahr.

Besonders schön finde ich, dass man auch am Wahltag Flagge zeigt, und die Ausübung der Demokratie feiert, anstatt sie als Pflicht anzusehen. Die Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember ist den Schweden ebenfalls eine Flagge wert.

Etwas seltsam finde ich jedoch, dass sowohl die Geburts- als auch Namenstage von König, Königin und Kronprinzessin zu den Flaggentagen gehören. Heute wehen zum Beispiel überall schwedische Flaggen, weil Viktoria Namenstag hat. Goldig.

(danke an Fabian für die Erinnerung und an strcmp dafür, meinen Wortschatz um Stander zu bereichern.)

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