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Herbststimmung

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es übertrieben finde, oder ob ich zustimme. Sobald es, wie jetzt gerade, im August ein paar Tage lang kühl und regnerisch ist, hört man von allen Seiten leicht melancholische Äußerungen über das Ende des Sommers.

Ganz falsch ist es nicht, der Herbst liegt in der Luft, es riecht danach. Sandalenwetter ist nicht mehr, auch wenn die Sonne scheint. Kräftskivor, die Gruppen mit neuen (Austausch-)Studenten in der Stadt, der wieder erstarkte Flogsta-Schrei, der halb ausverkaufte Supermarkt (die meisten Schweden sind gerade aus dem Urlaub zurück), die Dohlen über der Stadt: alles hösttecken – Boten des Herbstes.

Ich hatte auf jeden Fall einen guten Sommer und hoffe ihr auch.

Für mich hat heute die Uni wieder angefangen. Ich besuche den Intensivkurs Pedagogik för universitetslärare, auf dass ich meine Studenten in Zukunft besser -quäle- unterrichte. Bei der Vorstellungsrunde wurde wieder einmal sehr deutlich, wie viele junge Akademiker in Schweden Kinder haben: geschätzte 70% der teilnehmenden Doktoranden beiderlei Geschlechts. Wenn jemand Zahlen aus Deutschland kennt, bitte melden, aber ich würde den Anteil auf unter 20% schätzen.

Wie oft ich wegen des Kurses bis Anfang September dazu komme, hier zu schreiben, wird sich zeigen…

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Sommerloch

Es ist Sommer in Schweden. Das sagt zwar nicht unbedingt etwas über das Wetter aus, aber über die Mentalität der Leute. Im Juli passiert in Schweden nicht viel. Die meisten haben Urlaub, um den kurzen Sommer auszunutzen. Geschäfte und Firmen schließen, sogar einige Restaurants. In den Städten ersetzen Touristen die Einheimischen (s.u.), die stattdessen irgendwo auf dem Land sind.

Trotzdem wollen Zeitungen gefüllt werden und so blättert man sich allmorgendlich durch typische Sommerlochmeldungen wie die, dass ein Pilz die Eschen auf Gotland bedroht oder dass bei einem “Spreng-Attentat” zwei Bretter der Veranda eines Kommunalpolitikers zerbrochen wurden.

Ein paar Dinge sind vielleicht trotzdem erwähnenswert:

  • Christer Fuglesang, der bisher einzige schwedische Astronaut darf nach seinem einzigen Flug vor anderthalb Jahren nun doch noch einmal mit dem Space Shuttle der USA zur ISS fliegen, und zwar Juli 2009. Nur kurz nach dieser Meldung meldete er sich prominent in DN zu Wort und forderte mehr schwedisches Engagement im Weltraum.
  • Das umstrittene Abhörgesetz hält sich hartnäckig in den Debatt-Seiten und sechs Frauen aus der liberalen Folkparti wollen gegen die Regierung, an der sie beteiligt sind, meutern und eine zukünftige Motion der Opposition für Änderungen am Gesetz unterstützen. Eine Klausel, dass nur bei Verdacht abgehört werden darf, ist im Gespräch, würde die massenhafte Überwachung Unschuldiger verhindern und die Behörde FRA praktisch arbeitslos machen. Was jedoch genau in dieser Richtung passieren wird, ist noch unklar.
  • Im größten Freizeitpark des Nordens, Liseberg bei Göteborg, ist letzte Woche ein Fahrgeschäft havariert und es gab ein paar Verletzte.

  • Der Tourismusboom hält weiter an und jedes Jahr ist ein neues Rekordjahr. Im Mai kamen ganze 17 Prozent mehr Leute nach Stockholm als letztes Jahr. Allerdings ist mein persönlicher Eindruck, dass unser kostenloses Gästezimmer (siehe auch hier) bisher etwas weniger nachgefragt ist.

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Höstväder

Nachdem letzte Woche hier in Uppsala noch feinstes Spätsommerwetter mit Sonne und über zwanzig Grad war, fühlte es sich heute morgen doch sehr herbstlich an, bei unter zehn Grad gegen kräftigen Wind anzukämpfen und in Regenjacke und -hose zur Arbeit zu radeln. Diese werden in den nächsten Wochen ständige Begleiter sein.

Man sieht jetzt immer mehr Herbstlaub – die Birken sind unter den ersten – und die Nächte sind wieder richtig dunkel. Fünf Minuten gewinnt die Nacht zur Zeit täglich hinzu, knapp doppelt so viel wie beispielsweise in Frankfurt. Am 21 September, zur Tag- und Nachtgleiche haben wir die südlicheren Gefilde eingeholt und nähern uns mit fast sechs Minuten pro Tag der dunklen Jahreszeit.

Es lässt sich wohl nicht verleugnen: Der Sommer ist so gut wie vorbei.

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Das Wetter

Der Sommer war ein wechselhafter dieses Jahr. Es gab ungewöhnlich früh, im Mai, ein paar sonnige Tage über 25 Grad. Seitdem war es sehr durchwachsen mit viel Regen im Süden, nur wenigen Sonnentagen und meist nur knapp über 20 Grad. Das hat zu Rekordverkäufen von Gummistiefeln und Antidepressiva geführt. In Norrland soll es besser gewesen sein und im Gegenzug so trocken, dass es dieses Jahr kaum Hjortron gibt. Dafür umso mehr Heidelbeeren.

Mit Betrüben habe ich gestern die ersten Brauntöne an einem Baum gesehen. Auf ein paar mehr Sommertage darf man wohl trotzdem noch hoffen. Heute zum Beispiel, pünktlich zum ersten Arbeitstag vieler Schweden, ist keine Wolke am Himmel zu sehen und es sollen 28 Grad hier in Uppsala werden. Morgen ebenso.

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Status der Ostsee

Dass es der Ostsee nicht gut geht, ist keine Neuigkeit. Vor allem überflüssiger Dünger aus der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren häufig zu kräftigen Algenblüten geführt. Die braune Suppe ist in der Tat kein erfreulicher Anblick. Paradox für Urlauber ist es außerdem, dass langanhaltendes Badewetter auch für die Algen günstig ist.

Und weil der Sommer bisher recht verregnet war, ist dieses Problem heuer nicht so groß. Wie schmutzig die Ostsee genau ist und inwiefern Maßnahmen für die Verringerung der Verschmutzung greifen, scheint aber relativ unbekannt zu sein. Heute kam zum Beispiel die Meldung, dass die Messungen der Landwirtschaftsuni in Uppsala ziemlich ungenau seien.

Ich wollte manchmal, ich könnte eine Ungenauigkeit von zwanzig Prozent in meinen astronomischen Daten für “schlecht” halten.

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Regierungsurlaub

Seit letzter Woche und bis Mitte August schließt sich die schwedische Regierung dem Rest des Landes an und macht Urlaub. Immerhin koordiniert man unter den Ministern soweit, dass immer fünf von ihnen im Dienst sind und nach einem festen Plan die jeweils anderen Ministerien mit übernehmen. So wird der Finanz- auch einmal Außenminister und Arbeitsminister Littorin, der den Skandal um sein Examen erfolgreich ausgesessen zu haben scheint, darf sich um die Finanzen kümmern.

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Wort der Woche: Allsång på Skansen

Man nehme eine Bühne im Skansen, dem Freilichtmuseum mitten in Stockholm. Darauf lasse man an -Donnerstagen- Dienstagen im Sommer, jedes Jahr, schwedische Prominenz singen und kalauern. Dazwischen lasse man den Showmaster gemeinsam mit dem Publikum Lieder anstimmen und übertrage das Ganze live im Fernsehen. Voilà Allsång på Skansen.

Ich hatte mir fest vorgenommen, etwas darüber zu schreiben, muss aber feststellen, dass ich eigentlich unqualifiziert bin, denn ich habe diese Veranstaltung bisher weder “in echt” noch im Fernsehen gesehen. Wikipedia-Artikel und kurze Ausschnitte auf YouTube, die wahrscheinlich nur die Perlen beinhalten, reichen nicht.

Was mich bisher abgehalten hat, eine Sendung des Allsång anzusehen, ist zuallererst, dass ich den Fernseher seit Jahr und Tag nicht mehr eingeschaltet habe. Und dann natürlich noch die Befürchtung, dass The Local recht hat, wenn er schreibt:

Das Ganze trieft dermaßen vor kuscheliger Nettigkeit, dass es bei gewissen Personen Tobsuchtsanfälle auslösen kann.
(Übersetzung von mir)

Alleine die Tatsache, dass ein knappes Viertel aller Schweden (!) dieses Spektakel im Fernsehen verfolgt, sollte wohl trotzdem genug Anlass für mich sein. Schließlich lernt man dabei sicher noch etwas über die Leute, mit denen man im selben Land lebt. Empfehlungen oder Warnungen irgendwer?

Nachtrag, 070702: Der SR schreibt heute auch darüber.

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Schwedische Erdbeeren

Bin ich eigentlich der einzige, der schmunzeln muss, wenn er irgendwo “svenska jordgubbar” liest?

Es geht jedes Jahr um zwei Fragen:

  • Werden die schwedischen Erdbeeren rechtzeitig zu Mittsommer reif? Das scheint mit dem frühen Frühling dieses Jahr kein Problem zu sein. Die ersten Schälchen mit dem begehrten Inhalt sind mir schon vor einigen Wochen aufgefallen.
  • Sind es auch wirklich schwedische oder nicht doch umpaketierte Erdbeeren aus Deutschland? [Hinweise](http://www.sr.se/cgi-bin/ekot/artikel.asp?Artikel=1415082) auf Betrügereien gibt es; der Beweis ist schwer zu führen. Korrekte Lebensmittelauszeichnungen sind natürlich wichtig, nicht nur bei Erdbeeren, aber dass die Schweden gerade hier so großen Wert auf einheimische Ware legen, hat mir bisher niemand erklären können. Es ist halt so. Abgesehen davon, finde ich das Herkunftsland weniger wichtig als die Unterscheidung zwischen “groß und wässerig” und “klein und reich an Geschmack”.
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Blauerer Himmel

Ab und zu hört man den Satz: “In Schweden ist der Himmel einfach blauer.”

Man ist irgendwie geneigt, dem zuzustimmen, auch wenn man weiß, dass der subjektive Eindruck oft weit neben der Wahrheit liegt. Mir fallen zwei mögliche Erklärungen ein:

  • Im Mai, wenn in Deutschland das Thermometer an einem sonnigen Tag das erste Mal die 20 Grad überschreitet, ist der Himmel auch viel blauer als im Hochsommer. Höhere Temperaturen bringen Schwüle und Diesigkeit mit sich, weil mehr Wasser verdunstet. In Schweden wird es nur selten so heiß und drückend, so dass hier auch im Sommer trotz starkem Sonnenschein die Luft recht kühl und damit der Himmel blauer ist.

  • Dass die Tage im schwedischen Sommer viel länger sind, ändert nichts daran, dass die Sonne tiefer am Himmel steht (siehe auch hier). Wenn man sich jetzt noch in Erinnerung ruft, warum der Himmel überhaupt blau ist – blaues Licht wird in stärkerem Winkel von der Atmosphäre gestreut als rotes – dann merkt man, dass ein größerer Teil des Himmels, vor allem beim Blick senkrecht nach oben, einfach “weiter weg” von der Sonne ist und damit eben blauer.

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