Wie dunkel ist es eigentlich im Winter in Schweden? Wird man dann
depressiv? Und wie hell ist es im Sommer? Warum ist es eigentlich im
Winter so dunkel und im Sommer so hell? Diese Art Frage gehört
zweifelsohne zu den häufigsten, die man in Schweden lebend von deutscher
Seite zu hören bekommt. Eine Antwort.
Jahreszeiten an sich entstehen dadurch, dass die Achse, um die sich
unsere Erde täglich dreht, gegenüber der Bahn, die wir jährlich um die
Sonne beschreiten, um 23 Grad geneigt ist (siehe Bild). Gäbe es diese
Neigung nicht, hätten wir keine Jahreszeiten und die Sonne ginge am
Äquator immer senkrecht zum Horizont auf und unter, während sie sich an
den Polen ständig am Horizont entlang bewegen würde. Genau das ist der
Fall zur Tag- und Nachtgleiche am 21. März und am 23. September, wenn
die Erdachse weder zur Sonne hin noch von ihr weg geneigt ist. Dann ist
der Winkel, den die Sonne zur Mittagszeit über dem Horizont steht, 90
Grad minus dem Breitengrad, auf dem man sich befindet. Also steht sie am
Äquator (nullter Breitengrad) senkrecht über dem Boden und am Nordpol
(90. Breitengrad) sitzt sie auf dem Horizont – schließlich ist der Boden
auf dem man am Nordpol steht, 90 Grad gegenüber dem Boden am Äquator
geneigt.
Uppsala liegt auf dem 60. Breitengrad und ist im Bild jeweils mit einem
gelben Symbol markiert. Hier steht die Sonne Ende März und Ende
September also 30 Grad über dem Horizont, während sie beispielsweise in
Frankfurt (50. Breitengrad) zehn Grad höher steht. Im Sommer und Winter
muss man jetzt nur noch berücksichtigen, dass die Erdachse 23 Grad
geneigt ist: Ende Dezember steht sie eben 23 Grad tiefer als Ende
September und das heißt dass sie hier in Uppsala nur sieben Grad über
den Horizont schaut und dementsprechend wenig Licht und Wärme spendet.
Sonnenauf- und Untergang sind am 21. Dezember um 8:50 und um 14:45. Ab
sieben Grad weiter nördlich geht die Sonne dann gar nicht mehr auf und
man nennt diese Grenze den Polarkreis.
Im Sommer kann man die 23 Grad Neigung der Erdbahn addieren, anstatt sie
abzuziehen. Die Sonne steht somit 53 Grad hoch am 21. Juni und geht
nachts nur sieben Grad unter den Horizont. Das heißt, obwohl die Sonne
um 22:10 untergeht, dass es nicht vollständig dunkel wird und es am
Horizont noch (bzw. schon) dämmert. Denn um 3:30 geht die Sonne wieder
auf.
Die größeren Unterschiede in der Tageslänge von Sommer zu Winter
bedeuten, dass es in der Übergangszeit sehr schnell gehen muss. Über 30
Minuten pro Woche verliert man im September und Oktober, was dazu führt,
dass es schon im November ziemlich dunkel ist.
Ob man deswegen bedrückt oder gar depressiv wird, hängt sicher von der
jeweiligen Person ab, es gibt aber in der Tat viele, die den November
wegen seiner Dunkelheit nicht mögen, denn oft liegt noch kein Schnee,
der hilft, das rare Sonnenlicht besser auszunutzen. Ich persönlich finde
März und April “schlimmer”, weil man nach einem halben Jahr Winter
endlich Frühling und Grün haben will, dieses aber im Unterschied zu
Süddeutschland nicht schon Anfang März, sondern erst Ende April kommt.