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Fildelning

Das schwedische Wörtchen fil kann vielerlei bedeuten.

  • Eine Spur einer Straße.
  • Eine Reihe.
  • Eine Feile.
  • Eine verkürzte Form von filmjölk, die schwedische Mischung aus Dickmilch und Joghurt.
  • Eine Datei auf dem Computer. *Fildelning* (wörtlich: Dateiteilen) ist dementsprechend der Dateitausch von vor allem Musik und Filmen über das Internet. Die letzten beiden Bedeutungen muss man kennen, um den Witz in folgender Werbung zu verstehen: [![Fildelning](/pic/fildelning_s.jpg "Fildelning")](/pic/fildelning_l.jpg) *Lange lebe der Dateitausch!* lautet die Überschrift und illustriert sehr schön, wie akzeptiert diese offiziell verbotene Tätigkeit in der schwedischen Gesellschaft ist. Ob die Anordnung der Pakete, so dass sich die in Chat-Kreisen übliche Abkürzung “afk” (away from keyboard) ergibt, Zufall oder Absicht ist, wissen wohl nur die Macher. ([via](http://www.falkvinge.com/2007/02/kul-annons-frn-arla-idag.html))
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Schweden lernen Deutsch

Man begegnet erstaunlich vielen Schweden, die Deutsch sprechen, zumindest rudimentäres. Im Vergleich zu vor einigen Jahrzehnten hat Deutsch als Fremdsprache an schwedischen Schulen heute jedoch an Bedeutung verloren. Dennoch wird es in der Regel mit Wahlmöglichkeit als zweite oder dritte Sprache unterrichtet und das Weilburger Tageblatt hat einen netten Artikel darüber, wie junge Schweden Deutsch lernen, inklusive Dialekten.

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Die Doppelbetonung und schwedische Namen

Eine Eigenheit des gesprochenen Schwedisch, die viel zur charakteristischen Melodie beiträgt, ist die Betonung auf der ersten und zweiten Silbe eines Worts. Nehmen wir als Beispiel nalle, den Teddybären. Ein Deutscher würde die Betonung auf die erste Silbe legen und die zweite unbetont lassen.

Schweden betonen die zweite Silbe fast genauso stark wie die erste, ohne sie in die Länge zu ziehen. Das ist in Worten schwer zu beschreiben, aber sehr einfach zu hören und – wenn man es zu Beginn permanent im Hinterkopf behält – auch gar nicht so schwer nachzuahmen. Diese Doppelbetonung beschränkt sich nicht auf zweisilbige Wörter und es gibt meines Wissens keine Regel, wann sie vorkommt und wann nicht. In einigen wenigen Ausnahmefällen entscheidet sie bei ansonsten gleich geschriebenen Wörtern sogar über die Bedeutung.

Und weil sie die Melodie des Schwedischen so angenehm macht, wird die zweifache Betonung gern verwendet. Das beste Beispiel dafür sind Spitznamen, vor allem männliche. Selbst kurze einsilbige Namen können so verlängert werden, dass sie mit der als freundlich empfundenen Doppelbetonung ausgesprochen werden können:

  • Nisse klingt netter als Nils.
  • Karl wird zu Kalle.
  • Lars zu Lasse.
  • Jan zu Janne.
  • Per zu Pelle.

  • Bo zu Bosse.

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Kalle Anka

Die Disney-Figuren Donald Duck und Mickey Mouse sind auch in Schweden sehr populär. In der deutschen Übersetzung wurden zwar viele der Nebenfiguren mit anderen Namen versehen, bei den Hauptfiguren Donald und Mickey blieb man jedoch beim Original. In Schweden ging man einen Schritt weiter und hat auch diese verschwedet.

Nach dem Klick gibt es die Liste mit den schwedischen Namen der wichtigsten Figuren.

Deutsche und schwedische Namen aus Entenhausen; wo möglich in Klammern jeweils die Rückübersetzung:

  • Donald Duck – Kalle Anka (Karl Ente)
  • Daisy Duck – Kajsa Anka
  • Tick, Trick und Track – Knatte, Fnatte och Tjatte
  • Onkel Dagobert – Joakim von Anka
  • Der Geldspeicher – Pengabingen
  • Gustav Gans – Alexander Lukas
  • Franz Gans – Mårten Gås
  • Daniel Düsentrieb – Oppfinnar-Jocke (Erfinder-Joachim)
  • Die Bande der Panzerknaker – Björnligan (die Bärenliga)
  • Mac Moneysac – Guld-Ivar Flinthjärta
  • Klaas Klever – Pontus von Pluring
  • Entenhausen – Ankeborg
  • Mickey Mouse – Musse Pigg (etwa: wachsame Maus)
  • Minnie – Mimmi
  • Kater Karlo – Svarte Petter (schwarzer Peter, direkt nach dem englischen Original Black Pete)
  • Goofy – (Jan) Långben (Langbein)

  • Pluto und Klarabella haben ihre Namen wie im Deutschen behalten.

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A mit Rüssel

Das @-Zeichen heißt auf Schwedisch snabel-a, also “Rüssel-A”. Eine kreative und korrekte Beschreibung, finde ich. Sagt in Deutschland heute noch jemand “Klammeraffe” oder hat sich “Ät” vollends durchgesetzt?

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Wort der Woche: Medelsvensson

Die Bildung von Nachnamen mit der Endung son, an einen Vornamen angehängt, ist sehr üblich in Schweden. Tausende Menschen heißen Andersson, Karlsson, Eriksson, Olsson oder eben Svensson. Letzterer hat zusätzlich eine sprichwörtliche Bedeutung erhalten und steht für alles, was typisch für einen Schweden ist. Die Vorsilbe medel- bedeutet “Durchschnitts-” und verstärkt den Ausdruck.

Gebraucht wird dieser Präfix nicht, denn jeder weiß hier, was gemeint ist, wenn man jemanden einen “richtigen Svensson” nennt, nämlich, dass derjenige nicht aus der Masse herausfällt, sondern ein überaus angepasstes Leben führt. Die Bezeichnung hat vor allem negative Assoziationen, denn auch in Schweden sagt kaum jemand freiwillig von sich, dass er der perfekte Durchschnittsbürger ist. In Wirklichkeit gehören Villa, Volvo, Vovve (Haus, Auto, Hund) natürlich doch zu dem von vielen angestrebten Lebensstil.

Letzte Woche ging die neueste Statistik mit den Merkmalen und Eigenschaften der Familie Medelsvensson durch die Medien (D, D, E, S). Zuallererst heißt sie nicht Svensson, sondern Johansson. Volvo fährt sie aber in der Tat und zwar Baujahr 2000. Er nennt sich Lars und ist 39, seine Frau Anna ist 42. Die Kinder heißen Johan und Emma und es gibt ein Haustier im gemeinsamen Eigenheim. Und so weiter.

Statistiken dieser Art können unterhaltsam sein. Es wird jedoch in der Regel nur der Mittelwert angegeben und man erfährt nichts über die Streuung der Daten. Prinzipiell können sich diese Mittelwerte ergeben, ohne dass es auch nur eine Familie in Schweden gibt, die diesem Bild nahe kommt. Außerdem werden die Daten sprachlich so umformuliert, dass sich kleine Fehler einschleichen. Zum Beispiel könnte man aus dem letzten Absatz, der ähnlich überall zu lesen war, die Schlussfolgerung ziehen, dass in schwedischen Ehen der Mann jünger ist, als die Frau.

Das ist aber nicht der Fall. Wie in der ursprünglichen Pressemitteilung des statistischen Zentralbüros zu lesen ist, sind die Altersangaben lediglich der Mittelwert des Alters aller Männer beziehungsweise aller Frauen. Und weil Frauen im Schnitt länger leben, ist dieser Wert bei ihnen eben höher. Erst heute stand in einem Nebensatz in der Zeitung, dass – wie man vermutet hätte – auch bei schwedischen Ehepartnern der Mann im Durchschnitt drei Jahre älter ist als die Frau.

Statistiken sind wichtig und interessant, aber es muss immer dazugesagt werden, was genau und wie gemessen wurde. Außerdem wäre die Verteilung der Ergebnisse viel spannender als bloß der Mittelwert. Was man aus dem Statistischen Jahrbuch (S, pdf, 784 Seiten) noch so alles herauslesen kann, muss auf ein andermal warten.

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Big, small, stor, liten

In den Bildbeiträgen gebe ich den Dateien, die angezeigt werden, Namen wie “blabla_s.jpg” und den verlinkten, größeren Versionen “blabla_l.jpg”. Dabei stehen “s” und “l” natürlich für small und large. Im Zusammenhang mit Computern denke ich nun einmal oft auf Englisch.

Ich muss mich aber immer wieder selbst daran erinnern, dass ich mich für diese Variante entschieden habe, denn im Schwedischen ist es genau umgekehrt. Stor ist “groß”, liten ist “klein”. Somit bedeuten die Anfangsbuchstaben das Gegenteil zur englischen Variante. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist Eins zu Achthunderdeinundvierzig.

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Neue schwedische Worte 2006

Der schwedische Sprachrat (Språkrådet) gibt jährlich eine Liste mit neuen Wörtern heraus. Meines Wissens finden diese jedoch nicht automatisch ihren Weg in die SAOL, weil auch umgangssprachliche Begriffe enthalten sind und solche, die voraussichtlich nur eine kurze Lebensdauer haben.

Trotzdem ein paar Beispiele für Wörter, die es 2006 ins Schwedische geschafft haben:

  • bloggosfären, die Blogosphäre, also alles rund um Blogs, die auch in Schweden letztes Jahr stärker in die Öffentlichkeit gerückt sind.
  • rondellhund, der Hund im Kreisverkehr. Ich glaube, die Idee hat sich mittlerweile abgenutzt und der Rummel ist versiegt.
  • sverka. Dieses Verb leitet sich von Sverker Olofsson ab und bezeichnet die Tätigkeit, für die er bekannt ist: Waren zu kritisieren, weil sie Anforderungen oder Werbeversprechen nicht erfüllen. Genau dies tut Sverker Olofsson in seiner Fernsehsendung Plus.
  • flexidaritet, ein Kunstwort aus solidaritet und flexibilitet und Schlagwort der Centerpartiet während des letztjährigen Wahlkampfs.
  • genuskänslig, aufmerksam sein auf die unterschiedlichen Bedingungen für Männer und Frauen.

  • Odellplatta, eine nach Kommunal- und Finanzmarktminister Mats Odell benannte Bodenplatte, die bei geplanten Neubauten noch schnell angelegt wird, bevor sich die Zuschussregeln ändern.

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Wort der Woche: Tjugondag Knut

Wenn ich verrate, dass tjugo^1^ im Schwedischen “zwanzig” bedeutet, und gleichzeitig an den Trettondagen vor einer Woche erinnere, kann man es wohl selbst erraten: Heute ist der zwanzigste Tag nach Weihnachten, der tjugon(de)dag jul. Außerdem hat Knut in Schweden heute Namenstag, daher die Zusammensetzung.

Mit dem heutigen Tag sind die Weihnachtsfeierlichkeiten endgültig vorbei, denn der traditionelle Spruch besagt

Tjugondag Knut dansas julen ut,

was soviel bedeutet wie “Am Knut, dem zwanzigsten Tag, wird Weihnachten zu Ende getanzt”. Heutzutage sieht man das etwas nüchterner und der Satz

Tjugondag Knut åker granen ut,

ist geläufiger. Heute wird also der Tannenbaum (_gran_) aus der Wohnung geworfen. Das kann durchaus einmal wörtlich gemeint sein und, wie in der Werbung^2^, durch das Fenster geschehen. Für die Entsorgung muss man meines Wissens jedoch trotzdem selbst sorgen.

Nachtrag, 15. Jan: Tjugondag Knut ist vor allem für Kinder etwas Besonderes, denn dann dürfen sie den Weihnachtsbaum plündern, bevor er verschwindet. In Häusern mit Kindern besteht der Baumschmuck nämlich meist aus Süßigkeiten.

^1^ Das spricht man wie “chügo” mit “ch” wie in “Küche”.
^2^Ich glaube das war eine IKEA-Werbung, in der entlang einer Straße die Bäume aus den Fenstern fliegen. Ich finde sie gerade nicht online, aber bin bei der Suche auf eine andere lustige IKEA-Werbung gestoßen:

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Svengelska

Svengelska ist das schwedische Äquivalent zu “Denglisch”. Obwohl man in Schweden im Durchschnitt besser Englisch kann und Filme in der Regel im Original mit Untertiteln laufen, ist mein persönlicher Eindruck, dass einem gravierende Fälle von Svengelska eher selten unterkommen. Vielleicht kann man mit der besseren Kenntnis der Fremdsprache sie auch besser abtrennen?

Trotzdem ein Beispiel für Svengelska: Das englische Wort “nice” wird von einigen auch im Schwedischen verwendet, um sich positiv über etwas zu äußern. Ich bin mir jedoch sicher, dass – falls das je in die Schriftsprache aufgenommen wird – es konsequent auf schwedische Art geschrieben würde: najs.

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