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Wort der Woche: Drulleförsäkring

Jemanden, der gegen Türpfosten läuft, Dinge fallen lässt, Kaffee über seine Tastatur schüttet oder der auf andere Arten tollpatschig ist, nennt man in Schweden klant, klåpare oder auch drulle.

Man kann sich hierzulande gegen seine eigene Tollpatschigkeit versichern und zwar mit einem Zusatz zur Hausratsversicherung, die dann auch abdeckt, wenn man sein Laptop ins Klo fallen lässt. Dieser Zusatz nennt sich passender- und niedlicherweise drulleförsäkring.

(Bevor jemand fragt: Nein, ich habe keine.)

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Wort der Woche: Snälltåg

Snäll bedeutet “nett”.
Snabb bedeutet “schnell”.
Tåg beudeutet “Zug”.

Trotzdem ist ein “Schnellzug” auf Schwedisch ein snälltåg, vermutlich eine Art “phonetische Übersetzung” aus dem Deutschen. Das Wort verwendet man aber nicht mehr so oft, sondern man benennt die Art des Zuges, also X2000, so wie man im Deutschen sagt “ich fahre ICE” anstatt “Schnellzug”.

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Wort der Woche: Spettekaka

Spettekaka, spettkaka, spiddekaga und spiddekage sind alles Schreibweisen einer Nachtisch-Spezialität aus Skåne (Schonen), von der ich zwar schon gehört hatte, die ich aber gestern auf einer Hochzeitsfeier bei Helsingborg zum ersten Mal zu Gesicht und Zunge bekam. Ich war nicht alleine damit; einige Schweden hatten auch noch nie spettekaka probiert.

Wikipedia weiß:

Hergestellt wird Spettekaka aus Eiern, Kartoffelstärke und Zucker. Den flüssigen Teig lässt man – ähnlich wie bei der Herstellung von Baumkuchen – ringförmig auf einen rotierenden Holzspieß vor einem offenen Feuer laufen. Der Kuchen ist sehr trocken und muss bis kurz vor Verzehr in seiner durchsichtigen, luftdichten Tüte aufbewahrt werden.

... weil er sehr schnell Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt, will ich ergänzen. Weniger groß und aufgetürmt, jedoch geschmacklich ähnlich sind Baiser, die in Schweden maräng heißen und damit ein sehr schönes Beispiel für eingeschwedischte Schreibweisen sind.

Ich fand spettekaka lecker. Viel kann man davon aber nicht essen.

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Koknäppargränd

Sträßchen in
Mora

Ein idyllisches Sträßchen mit seltsamem Namen in Mora. Ko ist die “Kuh”, knäppa bedeutet “schnalzen” oder “schießen” und ein gränd ist eine “Gasse”. Was der Mensch, nach dem diese Gasse benannt wurde, genau mit der Kuh gemacht hat, kann ich nur raten. Vielleicht war er Schlachter.

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Wort der Woche: Tretydig

Dass Wörter im Schwedischen Doppelbedeutungen haben, ist keine Seltenheit. Ren kann das “Rentier” sein und als Adjektiv “sauber” bedeuten, hopp ist die “Hoffnung” aber auch der “Sprung”, eine våg kann eine “Welle” sein und eine “Waage”. Fil ist die “Spur” einer Straße, eine “Feile”, eine “Datei” im Computer und die Kurzform von filmjölk, dem joghurt- und buttermilchähnlichen Milchprodukt. Hier ließen sich unzählige weitere Beispiele finden.

Ein bekanntes Wortspiel ist: Får får får? Nej, får får lamm. Dabei wird ausgenutzt, das “Schaf” und die Präsensform von “bekommen” auf Schwedisch beide får lauten. Der Satz bedeutet also: “Bekommen Schafe Schafe? Nein, Schafe bekommen Lämmer.”

Dann gibt es auch einige wenige Wörter, die drei unterschiedliche Bedeutungen in drei verschiedenen Arten von Wörtern haben. Diese würde ich wirklich tretydig nennen, also “dreideutig”. Die Beispiele, die mir (mit viel Hilfe eines Muttersprachlers) einfielen, sind folgende:

  • bar
    • als Substantiv: die Bar
    • als Adjektiv: nackt, bloß, kahl
    • als Verbform: Imperfekt von bära, tragen.
    • Ein eigenes Wortspiel dazu: Barbaren bar bara bara Barbara ur baren. Der Barbar trug nur die nackte Barbara aus der Bar, siehe auch Rhabarberbarbara. ;)
  • skära
    • Substantiv: Sichel, auch die des Mondes.
    • Adjektiv: Pluralform von skär, auf Deutsch pink oder magenta.
    • Verb: schneiden
    • Skär anstatt skära funktioniert auch als Beispiel, dann ist es die Imperativform für das gleiche Verb und als Substantiv bezeichnet es eine Insel im “Schärengarten”:http://www.fiket.de/2006/06/04/wort-der-woche-skaerdard/.
  • lett
    • Verb: Partizipfrom von le, lächeln.
    • Substantiv: jemand aus Lettland.
    • Adjektiv: Neutrumform von le, was böse, gemein bedeutet.
  • vred
    • Verb: Vergangenheitsform von vrida, drehen.
    • Substantiv: ett vred ist der Türgriff, kann aber auch ein Teil eines Motors sein, das sich dreht.
    • Adjektiv: Wenn man vred ist, dann ist man böse auf etwas oder jemanden.
  • led
    • Adjektiv: veraltete Form von less, müde oder überdrüssig.
    • Substantiv: ein Gelenk oder Scharnier, aber auch ein Weg.
    • Verd: Vergangenheitsform von lida, leiden. Oder Imperativ von leda, führen.
    • Partikel: so
    • Verb: säen
    • Substantiv: die Tränke für Vieh.
  • kalla
    • Adjektiv: Plural von kall, kalt.
    • Verb: rufen, nennen
    • Substantiv: ein Pflanzenname, zu Deutsch “Drachenwurz”.
  • breda
    • Adjektiv: Pluralform von bred, breit.
    • Verb: (aus)breiten
    • Substantiv: ein Brett, aber nur wenn man breda mit dem Dialekt aus Norrland ausspricht. Dann klingt es nämlich wie bräda, “Brett”.
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Wort der Woche: Paj

Das Wort paj ist eines der zahlreichen Lehnworte, deren Schreibweise eingeschwedischt wurde – es kommt vom englischen pie. Weitere Beispiele für solche Wörter findet man hier. Paj hat keine direkte deutsche Entsprechung; je nach Art und Zutaten würde man “Pastete”, “Auflauf” oder “Kuchen” sagen.

Eine paj kann nämlich sowohl herzhaft als auch süß mit Früchten sein. Gemeinsam ist ihnen lediglich, dass sie als Boden oder Decke den gleichen Teig haben, pajdeg, und dass sie in der Regel in einer Auflaufform in den Ofen kommen. Der Teig ist simpel und besteht aus Mehl, Butter, Wasser (in ungefähren Gewichtsverhältnissen 10:15:2) und ein wenig Salz. Variationen dieses Grundrezepts sind gängig.

Mit dem Teig legt man Boden und Rand der Form aus und befüllt das Ganze womit man Lust hat. Zum Beispiel Schinkenwürfel und geriebener Käse, die man mit einer Soße aus Milch, Eiern und Gewürzen übergießt und die beim Backen fest wird. Schon hat man eine ost- och skinkpaj. Wenn man nicht will, dass der Teig sich vollsaugt, kann man ihn alleine in der Form zehn Minuten vorbacken.

RabarberpajDie Früchtevariante der paj ist eine bevorzugte Art der Schweden, Beeren zu essen (außer Erdbeeren, die isst man roh). Man kann hierbei den Teig unter den Beeren weglassen: einfach die Beeren (auch tiefgefroren) in die Form und den pajdeg darüber streuseln. Damit das besser geht, macht man diesen mit Haferflocken und nur ein bisschen Mehl. Das Bild zeigt die Reste einer solchen smulpaj mit Rhabarber, die mich vorhin auf die Idee zu diesem Artikel gebracht hat. Mit Heidelbeeren ist das auch sehr zu empfehlen. Man isst sie mit Sahne oder Vanilleeis oder -soße.

Und dann hat paj noch eine ganz andere Bedeutung, und zwar als Adjektiv, das für “kaputt” steht. Das Verb dazu ist paja und bedeutet dementsprechend “kaputt gehen”. Woher diese beiden sich ableiten, weiß ich nicht, aber ich vermute fast, dass obige paj damit zu tun hat. Umgangssprachliche Essensmetaphern sind nicht selten (det blev bara pannkaka; vilken röra/soppa).

Aus irgendwelchen Gründen kann man zu einer “Lederjacke” auch skinnpaj oder läderpaj sagen.

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Halbe Wörter

Schwedische Abkürzungen hatten wir ja schon. Zusätzlich kommt es häufig vor, dass man ein Wort einfach auf einen Teil desselben verkürzt. So wie das “Automobil” in Deutschland zum “Auto” wurde, setzte sich hierzulande die letzte Silbe durch: man fährt bil.

In einigen Fällen, wie beim bil, hat die Kurzform die lange vollständig ersetzt. In anderen ist die Verkürzung nur im gesprochenen Schwedisch zu Hause. Ein paar Beispiele, einige weniger lustig als andere:

  • Biograf wird zu bio, zu Deutsch “Kino”.
  • Rea liest man oft in Schaufenstern und bedeutet “Ausverkauf”. Es ist die Kurzform von realisation.
  • Man sagt pers (sprich: “persch”) anstatt personer.
  • Die repetition (“Wiederholung”, aber auch “Probe”) wird zur rep. Mit genrep meint man kein “Gen-Seil” (rep bedeutet auch Seil), sondern eine “Generalprobe”.
  • Fotografera ist den Schweden zu lang, man fotar lieber. Das ist nicht mit “füßeln” zu übersetzen, auch wenn fot das schwedische Wort für “Fuß” ist.
  • Ex ist als Kurzform von exemplar sehr gebräuchlich. Seine(n) Ex-Partner(in) kann man ebenso mitt ex nennen.
  • Mens ist die übliche Abkürzung der Menstruation.
  • Der Kühlschrank, kylskåpet, wird im Allgemeinen kylen genannt. Analog dazu frysen, die “Gefreiertruhe”. Frysskåp sagt man kaum noch.
  • El bedeutet “Strom”, natürlich von elektricitet.
  • Zuletzt das Wort, das den Anstoß für diese Liste gegeben hat: *livs*, wörtlich “Lebens”. Da fehlt natürlich die zweite Hälfte eines zusammengesetzten Wortes. Diese ist aber weder ”-versicherung” noch ”-gefahr”, sondern ”-mittel”. *Livs* steht für *livsmedel* und man liest das oft auf Schildern über kleineren Lebensmittelgeschäften.

    Andere Beispiele wie immer gern in die Kommentare. Ich bin mir sicher, dass es noch mehr gute gibt, die mir nur gerade nicht einfallen.
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Wort der Woche: Sommarpratarna

Sommarpratarna (wörtlich “die Sommerredner”) ist der umgangssprachliche Name für eines der, wenn nicht das beliebteste Radioprogramm Schwedens: Sommar i P1.

Seit 1959 wird die Sendung ausgestrahlt, die sich Tage Danielsson ausgedacht hat. Jeden Tag ab Mittsommer bis Mitte August bekommt ein Sommarpratare anderthalb Stunden Radiozeit, in der er oder sie selbst bestimmt, welche Musik gespielt wird und was sie sagt. Die Auswahl der Menschen, die diese Chance bekommen, ist dabei natürlich entscheidend und es wird jedes Jahr mit Spannung erwartet, wenn die Liste eine Woche vor dem ersten Abschnitt bekannt gegeben wird.

Sei es Ingmar Bergman, der um Briefe mit Hörermeinungen bittet, um diese dann ungelesen zu verbrennen oder das (angeblich, ich habe es nicht gehört) ergreifende Mutterportrait von Mustafa Can, das Telefonleitungen zusammenbrechen lies: Es gibt unzählige Anekdoten zu diesem Radioprogramm, die Reaktionen der Hörer sind zahlreich und es gibt sogar Bücher dazu. Sommarpratare gehört seit 2006 auch laut SAOL offiziell zum schwedischen Wortschatz.

Meine spontane Auswahl, was ich mir aus dem diesjährigen Programm wohl anhören werde:

  • Max Tegmark, Physiker/Kosmologe am MIT.
  • Lars Winnerbäck, Musiker.
  • Margot Wallström, Vize von EU-Kommissionschef Barroso), Bloggerin.
  • Elisabeth Massi Fritz, Anwältin, die die Grenzen von Gesetzen austestet.
  • Peter Wallenberg, einer aus der wohl wichtigsten Industriellenfamilie Schwedens.
  • Jonas Wahlström, Tierexperte, den jeder (außer mir) aus dem Fernsehen kennt.
  • Michael Segerström, Schauspieler, u.a. Darling vom letzten Jahr.
  • Björn Ulvaeus, ex-ABBA, Mit-Humanist.
  • Antonia Ax:son Johnson, Großunternehmerin.
  • Mattias Klum, international bekannter Naturfotograf.
  • Dolph Lundgren, wieder einmal ein Fall von “Ach, der ist Schwede!?” für mich.
  • Annika Söder, Chefin eines Teils der Welternährungorganisation.
  • Göran Hägglund, Parteichef der Christdemokraten. Den höre ich mir nur an, wenn ich mich aufregen will.
  • Annika Norlin, Musikerin: Säkert!, Hello Saferide.
  • Pia Johansson, Schauspielerin, auch bei Parlamentet dabei.
  • Boris Grigorjev, KGB-Oberst, den muss man wohl einfach hören.
  • Carin Götblad, Polizeichefin.
  • Mikael Tornving, Komiker, auch bei *Parlamentet*.

    Die Abschnitte sind 30 Tage in voller Länge auf der Webseite des SR [anhörbar](http://www.sr.se/cgi-bin/P1/program/sandningsarkiv.asp?programID=2071) und danach auch noch als [Podcast](http://www.sr.se/cgi-bin/P1/program/artikel.asp?ProgramID=2071&Artikel=2139202), allerdings mit gekürzter Musik. Die *Sommarpratarna* seien hiermit allen empfohlen, die Schwedisch können oder dabei sind es zu lernen, denn man lernt dabei auch eine Menge Menschen des öffentlichen Lebens in Schweden kennen. Integration pur.
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Syren

Flieder

Es gibt einen Strauch, der im Schwedischen fläder heisst. Das ist aber nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, der “Flieder”, sondern “Holunder”. Flädersaft ist in Schweden beliebt. “Flieder” heißt auf Schwedisch syren.

Im Hintergrund sieht man eine typisch falurot-schwarz-weiße Scheune. Weiße Hausecken und Fenstereinrahmungen sieht man eher an Wohnhäusern. An Schuppen und ähnlichem sind sie oft schwarz.

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Wort der Woche: Smörgåstårta

[![alttext](/pic/smorgastarta1_s.jpg)](/pic/smorgastarta1_l.jpg)

Bild: [Wikipedia](http://sv.wikipedia.org/wiki/Bild:CrayfishSandwichLoaf.jpg)

Das Wort smörgåstårta (sprich “smöhrgohs-tohrta”) setzt sich aus smör, gås und tårta zusammen und diese bedeuten “Butter”, “Gans” und “Torte”. “Buttergänsetorte”? Nein, denn smörgås ist ein feststehender Begriff und benennt in Schweden belegte Brote aller Art. Also eine Torte aus belegten Broten? So ähnlich.

Eine smörgåstårta ist eine kalte Speise, die gern auf Festen mit Freunden oder auf Empfängen gereicht wird. Sie besteht aus mehreren Lagen Brot beziehungsweise gebackenem Teig, zwischen denen eine Füllung liegt. Diese ist oft Mayonnaise-basiert, kann aber ebenso stark variieren wie die Garnierung. Von Eiern über Schrimps, Kaviar, Lachs, Schinken bis zu Salat und Gemüsen reichen die Zutaten. Und weil man das meiste davon auch auf einem smörgås der kleineren Art haben kann, ist der Begriff “Belegte Brote-Torte” wohl nicht mehr so weit hergeholt.

[![alttext](/pic/smorgastarta2_s.jpg)](/pic/smorgastarta2_l.jpg)

Bild: Flickr/[oskarlin](http://flickr.com/photos/oskarlin/513272466/)

Ich habe selbst noch keine smörgåstårta gemacht, kann also leider keine Tipps geben. Ich kann allerdings versichern, dass sie in den meisten Fällen sehr lecker ist. Wie auch bei anderen Torten gilt, dass man immer nur sein eigenes Stück schneidet und auf keinen Fall das Kunstwerk, auf das der Gastgeber zu Recht stolz ist, ganz durchschneidet. Es gilt, ein möglichst intaktes Stück mit allen Lagen herauszunehmen, wie auf dem zweiten Bild zu sehen.

Mehr Bilder zum Mund wässrig machen hat Google.

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