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Vickning

Es kommt nicht mehr oft vor, dass ich ein schwedisches Wort höre, das ich noch nicht kenne beziehungsweise nie aktiv wahrgenommen habe, und natürlich freue ich mich immer, wenn mir ein solches unterkommt.

Am Samstag auf einer Party erklärte der Gastgeber nach einer Weile, dass es Zeit für etwas vickning wäre. Dass es dabei um Essbares ging, war zwar zu erraten, aber das Wort war mir neu. Es bezeichnet als Überbegriff all die kleinen Dinge, die man Gästen am späteren Abend zum Essen anbietet. Alles von Käse und Keksen bis zu einem kleinen Buffet oder Auflauf (Janssons Versuchung ist ein typisches Beispiel) kann vickning sein. Bloße Chips und ähnliches rechtfertigen den Begriff nicht, etwas mehr muss es schon sein.

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Wort der Woche: Sportlov

Das schwedische Wort lov hat vier Bedeutungen: Erlaubnis, Lob, Versprechen und Ferien.

In Verbindung mit Sport ist es die letztgenannte, die zählt. Es handelt sich beim sportlov also um eine Woche Schulferien, die in dieser Zeit des Jahres liegen. Ursprünglich (in den 1940ern) ging es darum, Heizmaterial in den Schulen zu sparen und man nannte die Woche noch kokslov. Heutzutage wird die Gelegenheit vielerorts für wintersportliche Aktivitäten genutzt. Als Nicht-Schüler und Nicht-Elter bekomme ich davon zugegebenermaßen wenig mit, die spätnachmittäglich eh schon überfüllten Pendlerzüge zwischen Stockholm und Uppsala müssen jedoch während des sportlov zusätzlich die Familien mit Kindern aufnehmen, die von diversen Ausflügen heimkehren.

Nicht zuletzt um Verkehr und Wintersportorte nicht zu konzentriert zu fordern, sind diese Ferien nicht überall zur gleichen Zeit, sondern sind übers Land auf mehrere Wochen verteilt. Uppsala hatte beispielsweise letzte Woche sportlov, Stockholm diese.

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Flüchtlingsvertrag mit dem Irak

Meines Wissens hat sich in den letzten Monaten nichts daran geändert, dass Schweden einen Großteil der irakischen Flüchtlinge aufnimmt, die nach Europa kommen, etwa genauso viele wie die anderen EU-Länder zusammen. Knapp 20.000 Menschen aus dem Irak haben 2007 in Schweden Asyl beantragt und das Land hat für seine Großzügigkeit international große Anerkennung bekommen und wohl auch verdient.

Doch nicht alle Fälle werden angenommen und manchmal kommt die Einwanderungsbehörde (migrationsverket) zu dem Schluss, dass keine konkrete Bedrohung das Asylgesuch rechtfertigt, und lehnt ab. Für 400 Iraker ist das bisher der Fall. Heute wurde in Bagdad ein Vertrag zwischen Schweden und dem Irak unterzeichnet, der die Heimkehr (und die Abschiebung) von Flüchtlingen überhaupt erst ermöglicht. Für Rückkehrer zahlt Schweden rund 2.000 Euro pro Person als Hilfe für den Neuanfang im Heimatland, aber nur sehr wenige haben das bisher in Anspruch genommen.

Für bewilligte Einwanderer sollen gleichzeitig die Anforderungen an das Unterrichtsprogramm Svenska för invandrare (SFI, Schwedisch für Einwanderer) angehoben werden – auf beiden Seiten der Schulbank. Die Zeit bis zum Erreichen des Lernziels von SFI soll nur noch in Ausnahmefällen über drei Jahren liegen. Wie auch immer das deutsche Äquivalent aussehen mag, mein Eindruck ist, dass das hiesige System mit staatlichen Sprachkursen in Vollzeit bei gleichzeitiger Sozialhilfe für Einwanderer, damit sie dann so schnell wie möglich Arbeit finden können, besser funktioniert. Nachtrag: Mehr dazu hier.

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Eindrücke aus Deutschland

Ich lebe ja jetzt schon eine ganze Weile in Schweden: seit Herbst 2001 mit etwa neun Monaten Unterbrechung nach einem Jahr. Etwa einmal pro Jahr komme ich für ein paar Tage in die alte Heimat, um Freunde und Familie zu besuchen, und es ist jedes Mal wieder ein wenig spannend. Ich bin gerade zurück und mir erscheinen ein paar Dinge erwähnenswert.

Mit dem Zug zu fahren habe ich nicht bereut und kann es weiterempfehlen. Ich konnte in den Nachtzügen gut schlafen und kam ausgeruht an. Dass es, obwohl in der Minderheit, Deutsche waren, die sich nachts lautstark auf dem Gang oder im Nachbarabteil unterhielten, entspricht dem Klischee. Ich hatte auch Gelegenheit, die neuen ICE in Deutschland mit dem schwedischen Pendant, dem X2000, zu vergleichen. Das Essen im Restaurant des ICE ist besser und man bekommt ordentliches Geschirr und Gläser. Der Kiosk im X2000 kann da nicht mithalten, dafür hat es Internet an Bord zu vernünftigen Preisen und Steckdosen an jedem Platz. Außerdem gab es nur im X2000 die Sitznachbarin, die mir anbot, mir ihr einen Film auf dem Laptop zu sehen.

Ich vergesse meine Muttersprache. Das klingt albern, nicht zuletzt weil dieses Blog ja eine gute und ständige Übung ist. Aber im Alltag denke und träume ich auf Schwedisch und wenn es plötzlich darum geht, mit Großeltern oder alten Freunden so zu reden “wie früher”, muss ich mich anstrengen. Und zwar nicht nur bei der Betonung des Dialekts, sondern auch bei all den Wörtern, die man in der Schriftsprache nicht verwendet. Ich grinste einige Male, als ich bestimmte Wendungen und Ausdrücke hörte und mir ein freudiges “Stimmt, so sagte man das!” durch den Kopf ging. Ich glaube auch, dass es unfreiwillig als steif und überheblich ankommt, nicht mehr die sympathische Mischung aus Frängisch un Hessisch zu redde.

Das Nichtrauchergesetz war gerade in Deutschland in Kraft getreten und man hörte Stimmen von aufgebrachten Rauchern im Radio und auf den Straßen. Als Raucher in Schweden fand ich das natürlich sehr amüsant, denn hier ist schon seit ein paar Jahren striktes Rauchverbot in Kneipen und Gaststätten. Kaum einer findet das noch seltsam oder falsch und ich bin mir sicher, dass das in Deutschland auch sehr schnell der Fall sein wird. Auf die Idee, Aschenbecher vor den Türen aufzustellen, war man zwar noch nicht gekommen, aber in Anbetracht dessen, wie einige Straßen deswegen aussahen, wird sich auch das schnell ändern. Bei meiner Abreise am Frankfurter Südbahnhof gab es sogar noch eine Spelunke, in der eifrig gequalmt wurde.

Im Kino war ich auch. Ich gehörte ja bisher eher zu denen, die zwar die Originalversionen von Filmen bevorzugten, aber auch nichts allzu Schlimmes an der Synchronisierung finden konnten. Beim “Goldenen Kompass” störte es mich aber und ebenso als ich kurz in den Herrn der Ringe zappte, der im Fernsehen lief. Die Stimmen sind viel ausdrucksloser und die Atmosphäre verliert dabei (Gollum war eine rühmliche Ausnahme). Außerdem versucht man unweigerlich zurückzuübersetzen, was das Original gesagt hat, wenn es nicht ganz mit den Lippenbewegungen passt.

Und als ich mit salziger Erwartung aus der Popcorntüte des Nachbarn probierte, wurde ich abrupt daran erinnert, dass das in Deutschland ja meistens süß ist. Ich finde salzig mittlerweile besser und es ist einfacher zu machen: einfach Öl und Mais in den Topf, aufpoppen lassen und Salz drüberkippen.

Weihnachtsschmuck war diesmal in Schweden eher dezent, sowohl an privaten Häusern als auch in der Stadt und in Geschäften. Man fängt damit erst im Dezember an und Buntes und Blinkendes sah man fast gar nicht. Ich fand das angenehm. In Deutschland sah ich mehr Geschmacklosigkeiten.

Die Sonne steht höher. Das ist mir als Astronom natürlich bewusst und ich kann es ausrechnen, nichtsdestotrotz ist es erstaunlich wie viel Unterschied die zehn Grad machen, die die Sonne in Frankfurt Ende Dezember höher steht als in Uppsala (17 anstatt 7 Grad über dem Horizont). Dabei meine ich nicht so sehr die Tageslänge als dass es richtiges Tageslicht ist statt tiefstehender “Abendsonne” mitten am Tag.

Ganz allgemein genoss ich es, Tourist “daheim” zu sein. Die Fachwerkhäuser in den Altstädten von Aschaffenburg, Seligenstadt und Miltenberg werden erst sehenswert, wenn man von da weg ist. Gleiches gilt für die Landschaft und das Essen. Nach einer Woche reicht es dann aber auch wieder. Bilder werden verlinkt, sobald ich mit der Nachbearbeitung durch bin.

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God Jul

Frohe Weihnachten, liebe Leser! Beziehungsweise: God jul, kära läsare!

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Wort der Woche: Julrim

An Weihnachten (schw. jul) wird in Schweden gereimt (schw. rimma). Ganz traditionell auf dem Land würde man schon morgens gemeinsam beim Frühstück mit Reisbrei (gröt) reihum um den Tisch gemeinsam reimen. Wer die einzelne Mandel im Brei erwischt darf sich übrigens etwas wünschen (alternativ muss er/sie heiraten). Ein Schälchen des Breis wird vor die Tür gestellt, als Dank für den Wichtel (tomten).

Viel weiter verbreitet sind immer noch die Reime auf den Geschenken, mit denen der Schenkende dem Beschenkten einen Hinweis auf den Inhalt des Paketes gibt und seinen Gedanken mit dem Geschenk mitteilt. Vom Zweizeiler bis zu ganzen Geschichten ist alles erlaubt, solange nicht wörtlich verraten wird was es ist.

Das gemeinsame Geschenkeauspacken wird also zu einer kleinen Lesung aller Reime mit anschließender Auflösung des Rätsels – zumindest dort, wo die Tradition des julrims gepflegt wird.

Zeitungen und Radiosender haben jedes Jahr eine rimstuga (z.B. Dagens Nyheter), wo sich Leute Reime zu einem bestimmten Geschenken schreiben lassen können und wo selbige veröffentlicht werden. Zusätzlich gibt es lustige Aktionen wie die, dass alle Überschriften der Weihnachtsausgabe einer Zeitung in Reimform gehalten sind.

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Wort der Woche: Måttsats

In schwedischen Küchen gibt es keine Küchenwaagen, sondern einen måttsats. Mått bedeutet nichts anderes als “Maß” und der måttsats ist deswegen ein “Satz mit Messbechern”. Hier ist unserer:

Måttsats

Zu sehen sind hinten die Maße für einundeinviertel Deziliter, 1dl, und einen halben. Vorne sind der matsked (abgekürzt msk, zu Deutsch “Esslöffel”, 15ml), der tesked (tsk, “Teelöffel”, 5ml) und das kryddmått (1ml), das wörtlich “Gewürzmaß” heißt und wohl der deutschen Kücheneinheit “Messerspitze” am nähsten ist.

Damit solche Maßeinheiten eine Waage ersetzen können, müssen Rezepte natürlich Volumen anstatt Gewicht angeben und genau das ist in Schweden der Fall. Das ist auch praktisch, weil man zum Beispiel beim Backen Milch, Mehl und Zucker in den gleichen Einheiten misst und mit dem gleichen Werkzeug dosiert. Das Maß mit 1dl ist hierbei zweifelsohne das wichtigste.

Zu beachten ist auch, wenn man ein schwedisches Rezept befolgt, dass Tee-und Esslöffel wirklich die Mengen der oben gezeigten Becherchen meint und nicht ein beliebiges Besteck mit dem gleichen Namen; die sind nämlich meist kleiner.

Wenn man hierzulande ein Rezept aus Deutschland backen will, ist also erst einmal rechnen angesagt. Wie viele dl sind ein kg Mehl? Etwa 17, wie man mit der Information auf dem Mehlpaket, dass 1dl 60g entspricht, herausfindet. Die Angabe meiner Mutter zu Backpulver und Vanillezucker in “Päckchen” oder “Tütchen” im Plätzchenrezept meiner Kindheit sind ziemlich wertlos, weile beide in Schweden in größeren wiederverschließbaren Behältern kommen. Augenmaß (schw. ögonmått) ist also angesagt.

Wir backen übrigens gerade die eben genannten Plätzchen und lussekatter.

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Schwedische Abkürzungen

Abkürzungen (schw. förkortning) findet man im Schwedischen genauso wie im Deutschen, wenn nicht sogar ein wenig häufiger. Man ist hier nicht wirklich konsequent dabei, wie sie gebildet werden. Bei Abkürzungen mit mehr als einem Punkt steht kein Leerzeichen innerhalb der Abkürzung und oft lässt man alle bis auf den letzten Punk oder gleich alle weg. Man sieht also zum Beispiel bl.a., bl a, seltener auch bla. oder bla.

Weiterhin werden einige Wörter verkürzt, indem man den oder die ersten Buchstaben, dann einen Doppelpunkt und dann den letzen Buchstaben des Worts schreibt, zum Beispiel c:a für circa. Auch die Ordungszahlen fallen hierunter: 13:e für trettonde, aber 22:a für tjugoandra.

Vor einiger Zeit machte folgender Text, der für den kreativen Umgang mit Abkürzungen argumentiert, via Email die Runde. Leider lässt sich so etwas nicht übersetzen und auch ich brauchte an einigen Stellen ein paar Sekunden, um den Witz zu verstehen:

Inga andra förkortningar än sådana som är allmänt vedertagna bör få användas. Men dessa bör användas i desto större utsträckning. Just därför blir man nästan upprörd, när en skolyngling fått bock i kanten på en uppsats, därför att han använt sig av en förkortning felaktigt. Ynglingen hade skrivit: Den som alltid varit frisk, vet inte vad dvs. att vara sjuk. Varför är det fel? För min del anser jag skrivsättet vara helt korrekt. Finns det en vedertagen förkortning för det vill säga, så bör den självfallet kunna användas i alla sammanhang. Dibarnet kan inte tala även om dvs. något. Bra. Gymnasisten förtjänar en extra eloge därför att han gjort sig fri från vanetänkande och öppnat nya möjligheter för förkortningarnas användning. Om exempelvis förkortningen f.d. betyder före detta och o.d. betyder och dyligt, så bör man rimligtvis ha fria händer att använda dessa som man vill: Det var uselt f.d., sade skidlöparen, som åkte på ett fält, som var träskartat o.d. Varför inte? Kyss mig m.m. glöd sade fästmön till fästmannen. Fullt korrekt. Då hustrun misstänkte att mannen skulle gå bort någonstans med någon annan, ansåg hon sig ha rätt att fråga både t.o.m. vem han tänkt gå. Oklanderligt! Jag tar inte droskan utan släden, ty i snö är m.fl. gånger bättre än hjul, sade godsägaren, och s.k. han på kusken. Efter middagen beslöt bonden sig för att gå ut o.s.v. tills han sått färdigt.

Zum Abschluss noch eine unvollständige und unsortierte Liste mit gebräuchlichen schwedischen Abkürzungen, deren Bedeutung und Übersetzung.


Abk. bl.a. kl. Ausgeschrieben bland annat klockan Übersetzt unter anderem Uhr


Zu nennen wären auch noch die Noten, wie sie zumindest teilweise an Schule und Uni üblich sind: mvg, vg, g und ig stehen für mycket väl godkänd (wörtlich: “sehr gut bestanden”), väl godkänd, godkänd und icke godkänt (“nicht bestanden”).

Ergänzungen in den Kommentaren sind wie immer willkommen.

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Svenska Akademien - Du Vill Så Du Kan

[Videolink](http://youtube.com/watch?v=rneQpsiFt_0), [Liedtext](http://www.lyricsandsongs.com/print_song/561035.html)

Man nehme Reggae, mische es mit Hiphop, positiven aber bestehende Verhältnisse kritisierenden Texten, in unüberhörbarem *skånska* vorgetragen, und man hat eine ungefähre Vorstellung von der *Svenska Akademin*. Nein, nicht [die](http://www.svenskaakademien.se/), sondern [die](http://www.svenskaakademien.just.nu/). Schön, dass auch heute noch Bands erfolg haben, die die Welt verbessern wollen.
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Wort der Woche: Bråttom

Jag har bråttom.

ist die gewöhnlichste Art, auf Schwedisch zu sagen, dass man es eillig beziehungsweise keine Zeit hat. Es ist kein Zufall, dass heute das Wort der Woche ist und demnach etwas kurz ausfällt.

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