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Grauer November

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Obiges Bild zeigt die aktuelle Wettervorhersage für Stockholm von yr.no und obwohl der gerade anhaltende Nieselregen “vergessen” wurde, sieht man sofort, warum der Novembermonat eher unbeliebt ist. Grau und nass ist er, meist noch ohne Schnee und allgemein etwas bedrückend.

Heuer war der November mit fünfeinhalb Grad Durchschnittstemperatur vergleichsweise mild, dafür recht regnerisch. Vor allem gab es noch weniger Sonnenlicht als sonst. Nur vierzehn (14!) Stunden lang, war diesen Monat in Stockholm die Sonne zu sehen. Letztes Jahr waren es immerhin 60.

Die Hoffnung auf einen “guten” Winter lebt jedoch weiter und es schneit sicher bald. Ich will auch wieder auf Langlauf-Schlittschuhen zur Arbeit fahren können, aber dazu braucht es natürlich erst ein paar Wochen Minusgrade.

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Stockholm goes Creative Commons

Madeleine Sjöstedt, Rätin im Stockholmer Kultur- und Sportausschuss, schreibt in ihrem Blog, dass man beschlossen hat, die Bilder des Stadtarchivs und des Stadtmuseums unter Creative Commons-Lizenzen zu stellen und damit zugänglicher und weiterverwertbarer zu machen – ganz im Sinne des Öffentlichkeitsprinzips. Sehr schön.

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The Real Group im Stockholmer Konzerthaus

Wir hatten gestern abend das Vergnügen, The Real Group live im Stockholmer Konzerthaus zu sehen. Das Ensemble, das seit 25 Jahren ein breites musikalisches Spektrum a capella auführt, hat meine schon hohen Erwartungen deutlich übertroffen. Mit richtig beeindruckenden Stimmen (nicht zuletzt der Bass von Anders Jalkéus), einer gesunden Portion Humor und Musik von Mozarts 40., einem Country-Stück, jede Menge eigener Lieder, die die Jazz-Wurzeln durchscheinen ließen, bis zu Oops, I did it again und einem Michael Jackson-Medley in der Zugabe, brachten die fünf den Konzertsaal zum Toben – trotz des eher hohen Altersdurchschnitts im Publikum.

Selbst reinhören kann man auf Last.fm und auf der Band-Homepage.

Kommendes Wochenende gibt die Real Group zwei Konzerte im Wiener Metropol und ich kann sehr empfehlen, dass sich noch um Karten bemüht, wer in der Gegend wohnt.

Mit dem wunderbaren Stück *Göta* endete der gestrige Abend: [Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=5gyj5RdcDSg) [Wikipedia-Link](http://de.wikipedia.org/wiki/The_Real_Group) [The Real Community](http://www.therealcommunity.se/)

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Erstes Verbot für Reifen mit Spikes

Die Diskussion für und wieder Winterreifen mit Spikes ist eine anhaltende in Schweden und bisher sind sie generell erlaubt. Die Straßenbehörde versucht mit Reklamkampagnen, zumindest Großstadtbewohner davon zu überzeugen, auf die Metallnoppen zu verzichten, denn sie gelten als Hauptverursacher der hohen Feinstaubwerte in Städten zur Winterzeit.

Nachdem man mit der EU geklärt hat, dass es in Ordnung ist, lokalen Verwaltungen per Gesetzesänderung die Macht zu geben, selbst über solche entsprechende Verkehrsverbote zu entscheiden, hat die Regierung eben dies auch gleich getan und das erste Verbot von Spike-Reifen wird schon zum Jahreswechsel in Kraft treten: auf der Hornsgatan im Stockholmer Södermalm.

Das ist zwar nur eine Straße, aber erstens eine wichtige und zweitens ein deutliches Signal, das gerade noch rechtzeitig kommt, bevor alle Autofahrer der Hauptstadt die Wahl für oder gegen Spikes treffen. Nächsten Winter soll ganz Södermalm frei von Spikes bleiben. Göteborg will nachziehen.

Fabian schreibt auch zum Thema.

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Der Hochzeitsfotograf in der Filmstadt

Am Samstag waren wir im Kino, nicht in irgendeinem, sondern im für die schwedische Filmgeschichte wichtigen Filmstaden in Solna/Råsunda im nördlichen Stockholm. Auf dem Gelände wurden von 1920 bis 1968 hunderte von Filmen gedreht und es steht heute unter Denkmalschutz. Mehr dazu weiß die Wikipedia.

Der Film, den wir sahen, war Bröllopsfotografen, zu Deutsch “Der Hochzeitsfotograf”. Es ist die Geschichte von Robin, Sohn des Vorarbeiters einer Fabrik in Värmland, in der das ganze Dorf arbeitet und die stillgelegt wird. Robin landet in der Stockholmer High Society und wird zunächst als Landei belächelt. Er lernt jedoch schnell und entwickelt sich vom einigermaßen sympathischen Underdog zum intriganten Ekel, das bei seinem ersten Heimatbesuch Streit mit seiner Familie sucht.

Der Film ist sicher kein Meilenstein, aber ich fand ihn überraschend gut. Denn neben der erwarteten Komödie, die sich an der überspitzten, doch nicht ganz falschen Bizarrheit sowohl der Land- als auch der Stadtbevölkerung ergötzt, regt Bröllopsfotografen auch zum Nachdenken an. Keine der beiden Seiten kommt gut weg und keine der Hauptfiguren ist Identifikationsfigur oder reiner Bösewicht.

Sprache spielt eine wichtige Rolle durch Gegensatz zwischen dem deutlichen Dialekt aus Värmland und Stockholm-Oberschicht-Schwedisch. Das würde beim Übersetzen verloren gehen und ich denke auch nicht, dass es für diese Art von Filmen Export-Pläne gibt.

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Klaviertreppen

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=2lXh2n0aPyw), via [@erdgeist](http://twitter.com/erdgeist/statuses/4753810513)

Tolle Idee! Ein wenig schade, dass es sich am Ende als Werbung herausstellt.
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Das schwedische Herbstbudget

Jedes Frühjahr und jeden Herbst legen schwedische Regierungen feierlich ihr Budget fürs kommende halbe Jahr vor. Dazu trägt es der Finanzminister in einer Prozession^^ vom Finanzministerium zum Reichstag, dem es vorgelegt wird und in einer Parlamentsdebatte auseinander gepflückt wird.

Gestern war die Zeit des Herbstbudgets gekommen. Im Frühling hieß es noch, es gäbe wegen der Wirtschaftskrise so gut wie keinen Platz für Reformen. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht gekommen und jetzt stehen einige Milliarden für Ausbildungs- und Arbeitsmarktmaßnahmen auf dem Programm. Die Kommunen bekommen auch einiges mehr Geld, um dort Entlassungen entgegenzuwirken.

Am meisten Widerstand regt sich gegen die geplanten Steuersenkungen. Für rund 15 Milliarden sollen Steuern für Arbeitnehmer, Rentner und Selbständige gesenkt werden. Das alles auf Pump: das Budget weist ein Defizit von knapp 80 Milliarden Kronen aus. Die Opposition hält die Senkungen für unverantwortlich und hätte das Geld lieber zur Krisenbekämpfung verwendet. Schließlich erwartet man für das nächste Jahr über 11 Prozent Arbeitslose.

Diese Grafik fasst die Zahlen zusammen.

Zur Verschuldung ist zu sagen, dass Schweden im Vergleich zu den meisten entwickelten Ländern sehr gut dasteht. Die Staatsverschuldung wächst zwar von 33 auf gut 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, aber das liegt nicht zuletzt daran, dass letzteres 2009 um 5 Prozent schrumpft. Zum Vergleich liegt die deutsche Staatsverschuldung bei über 60 Prozent und einen Haushaltsüberschuss in besseren Zeiten wie in Schweden sucht man dort vergeblich.

^★^ Dazu war heute ein sehr lustiges Foto in der Zeitung, das Finanzminister Anders Borg auf dem Weg zeigt – vor einem Tax Free-Schild

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Hans Rosling bei TED und KI

Hans Rosling ist Arzt, Professor für internationale Gesundheitsfragen am Karolinska Institutet und Mitbegründer der schwedischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Weltweite Bekanntheit hat er 2006 durch seinen Vortrag bei TED erhalten, in dem er auf äußerst unterhaltsame Weise mit allerlei Mythen über Entwicklungsländer aufräumt und eine sehr schicke Visualisierung von Daten präsentiert (die mittlerweile von Google gekauft wurde und für jedermann auf gapminder.org verfügbar ist).

Wer das Video noch nicht gesehen hat, dem sei dies hiermit sehr ans Herz gelegt:

[Videolink](http://www.ted.com/talks/hans_rosling_shows_the_best_stats_you_ve_ever_seen.html)

Morgen Abend hält Rosling einen [öffentlichen Vortrag](http://www.gapminder.org/uncategorized/open-lecture-with-hans-rosling-in-swedish/) am KI in Solna. Ich glaube, ich geh’ da hin. Außerdem twittert er: [@hansro](http://twitter.com/hansro). *Nachtrag:* Ich bin gerade von dem Vortrag zurück, der sich auch als erste Vorlesung eines Kurses erwies und damit über rund 100 Minuten ging. Rosling war auch auf schwedisch beeindruckend. Durchweg hohes Tempo und hohe Informationsdichte, aufgelockert mit Anekdoten, die jedoch immer einen Zweck hatten. Der Bogen von der Weltgesundheit zur -wirtschaft und zurück, zur Politik und allerlei, was eben zum (nicht-)funktionieren unserer Welt dazugehört. Der Besuch hat sich gelohnt. *2. Nachtrag:* Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass Rosling nicht nur einen Vortrag auf TED gehalten hat. Man findet alle in der rechten Spalte [dieser Seite](http://www.ted.com/speakers/hans_rosling.html). Außerdem hat er gerade im auf eine Reihe von Fragen aus der Netzwelt geantwortet, anzusehen [im TED-Blog](http://blog.ted.com/2009/09/ted_and_reddit_2.php).
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Verkehrsgroßprojekte in Stockholm

In Stockholm wird eifrig an Straßen und Schienen gebaut, und zwar vor allem unterirdisch. Eine kleine Übersicht.

  • **Norra länken**, die “nördliche Verbindung”, [Info](http://vv.se/norralanken), [Karte](http://vv.se/vagarna/Vagprojekt/Stockholms-lan/Vag-E-20-Norra-lanken/Dokument/Vagstrackning/). Einer von fünf Straßenkilometern ist schon in Betrieb, der Rest der Strecke besteht vor allem aus Tunnel und soll 2015 fertig sein. Zusammen mit dem *Södra länken* und dem *Essingeleden* ergibt sich damit ein dreiviertel Ring um die Innenstadt und der wichtige Freihafen hinter Östermalm wird besser an die Autobahnen E18 und E4/E20 angeschlossen. Kosten: gut 11 Milliarden Kronen. Weil der Stockholmer Uni-Campus über der Strecke liegt, sind die Sprengungen dort fast täglich zu spüren.
  • **Förbifart Stockholm**, [Info](http://www.vv.se/Vagarna/Vagprojekt/Stockholms-lan/Forbifart-Stockholm/), [Karte](http://www.vv.se/vagarna/Vagprojekt/Stockholms-lan/Forbifart-Stockholm/Om-projektet/Vagstrackning/). Die “Vorbeifahrt Stockholm”, also eine weitläufige Umgehung, um den Durchgangsverkehr auf Schwedens wichtigster Nord-Süd-Verbindung (E4) der Stadt und dem überlasteten *Essingeleden* abzunehmen, ist eines der umstrittensten Projekte. 25 Milliarden Kronen sollen die 21 km von *Kungens kurva* im Süden bis *Häggvik* im Norden der Stadt kosten. Es wird ein weiter Bogen westlich an der Stadt vorbei geschlagen – 80 Prozent davon wiederum unterirdisch, vor allem aus Umweltschutzgründen. Erst gestern fiel die [Entscheidung](http://www.sr.se/cgi-bin/international/nyhetssidor/artikel.asp?nyheter=1&programid=2108&Artikel=3074672) der Regierung, den Bau in Angriff zu nehmen. Geplante Bauzeit ist 2012-2020.
  • **Citybanan**, [Info](http://www.banverket.se/sv/Amnen/Aktuella-projekt/Projekt/1867/Citybanan-i-Stockholm/Om-projektet.aspx), [Karte](http://www.banverket.se/pages/21666/Karta_stor.jpg). An der “City-Bahn” wird wie am *Norra länken* schon eifrig gegraben und gesprengt. Es geht hierbei um einen 6 km langen Eisenbahntunnel unter der gesamten Innenstadt, von *Södermalm* gen Norden unter dem Wasser und der Altstadt hindurch zum (ausgebauten) Hauptbahnhof, dann weiter zum *Odenplan* (der eine neue Haltestelle für die Pendelzüge bekommt), um dann beim *Karolinska institutet* wieder auf die bisherigen Gleise zu stoßen. Hintergrund ist das chronische Kapazitätsproblem der Schienen zum Hauptbahnhof, der ziemlich eingeklemmt liegt. Sowohl nach Norden als auch nach Süden gibt es deshalb immer wieder Probleme. Die Citybanan wird die Kapazitäten verdoppeln. Wegen der Bauarbeiten ist die blaue Linie der U-Bahn noch bis Oktober unterbrochen und es wird im Dreischicht-Betrieb gearbeitet, um diese Zeit so kurz wie möglich zu halten. 16 Milliarden Kronen sind veranschlagt; 2017 sollen die ersten Züge durch den Tunnel rollen.
  • **Centralstationen**. Der Hauptbahnhof selbst soll bis 2012 für eine knappe Milliarde Kronen aufgerüstet werden, unter anderem um den Energieverbrauch um ein viertel zu senken und um wiederum der wachsenden Anzahl Reisender gerecht zu werden.
  • **Slussen**, [Info mit Bildern](http://www.dn.se/sthlm/vinnare-korad-i-arkitekttavling-om-slussen-1.846367). Die Umgebung um die Schleuse zwischen Södermalm und der Altstadt, die das Seengebiet *Mälaren* von der Ostsee trennt, ist auch für den Autoverkehr ein Nadelöhr (dem man zudem noch ansieht, dass es für Linksverkehr gebaut wurde) und beileibe keine Perle im Stadtbild. Schon 1992 gab es den ersten Architektenwettbewerb für einen neuen *Slussen*. Es sollte nicht der letzte bleiben. Dieses Frühjahr hat sich die Verwaltung jedoch durchgerungen, für 6 Milliarden Kronen eine vereinfachte Version des geschwungenen und offen wirkenden Architektenvorschlags vom letzten Jahr zu bauen. Keine Hochhäuser oder ein gewaltiges Opernhaus, sondern Wohnungen, Geschäfte und Flaniermeile sollen die Betongwüste bis 2018 ablösen (siehe Bilder). In diesem Zusammenhang taucht auch immer wieder der Vorschlag auf, die hässliche U-Bahn-Brücke an der Altstadt vorbei loszuwerden, indem man sie in einem weiteren Tunnel unter dem Wasser, also neben der Citybanan, vergräbt. Studien halten das jedoch leider für undurchführbar.
  • **Tunnelbana**. An der Stockholmer U-Bahn und den Pendelzügen wird auch immer gebaut. Neben dem schon erwähnten Citybana-Tunnel, der für letztere relevant ist, soll zum Beispiel die grüne Linie von Odenplan aus einen Abstecher zum Krankenhaus *Karolinska* bekommen. Eine nördliche Verbindung der grünen und roten Linie ist auch manchmal im Gespräch und würde mir persönlich sehr gefallen. Außerdem soll die “Quer-Bahn” (*Tvärbanan*) nach Norden verlängert werden und so den Westen der Stadt näher mit dem Süden zusammen bringen. Bei Großprojekten gehen die Meinungen ja immer auseinander und ich bin beileibe nicht informiert genug, echte Kritik zu üben, sondern finde alles oben genannte irgendwie sinnvoll. Vor allem, weil man die Mehrkosten für lange Tunnel in Kauf nimmt, und so das Stadtbild schont. Natürlich geht es um große Summen, aber die Tunnel muss man nur einmal graben und sie sind damit eine echte Zukunftsinvestition. Der Beginn des Mälaren westlich von Stockholm ist kein Weltkulturerbe, wie es das Elbtal bei Dresden war. Trotzdem tunnelt man hierzulande lieber über richtig lange Strecken die Umgehung, als die Landschaft mit dicken Autobahnen und Brücken zu verschandeln. Um sich die Kosten in schwedischen Kronen zu veranschaulichen, braucht man übrigens nicht umzurechnen. Deutschland ist etwa zehn Mal so groß wie Schweden was Wirschaftsleistung und Bevölkerung angeht. Der Wechselkurs von Kronen zu Euro ist ungefähr das Gegenteil. Wenn Schweden eine Milliarde Kronen ausgibt, schmerzt das also etwa genauso, wie wenn Deutschland eine Milliarde Euro ausgibt.
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