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Die Rundfunkgebühren und das Gewissen

Drei der neuen schwedischen Minister sind unter Druck, unter anderem weil sie keine Rundfunkgebühren gezahlt haben. Das ist in Schweden strafbar. Und da das in den letzten Tagen so sehr in den Medien war, wurden über 6000 Schweden jetzt von ihrem Gewissen gepackt und zum Anmelden des Apparates überredet.

Falls sich jemand fragt: Ja, wir haben einen angemeldeten Ferseher, obwohl ich mich schon manchmal frage, ob es 500 Kronen im Quartal wert ist, zweimal pro Woche Nachrichten zu sehen. Denn eigentlich haben Computer das Medium Fernsehen für mich vollständig ersetzt.

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Forsmark, die unendliche Geschichte

Wie man Vertrauen aufbaut, dass Kernkraftbetreiber wissen, was sie tun:

  • Vor zwei Monaten: Störfall im Reaktor 1 von Forsmark, Abschaltung, Fehlersuche.
  • Vor zwei Wochen: Forsmark 1 und 2 sollen wieder ans Netz, doch diesmal hakt es im Reaktor 2.
  • Heute: Ein Routinetest der Notstromversorgung, [legt erneut](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=967843) (S) Forsmark 1 lahm, weil sich der planmäßige Teilstopp nicht zurücksetzen ließ. Man lese auch in der ZEIT, warum [Kernengergie ins Technikmuseum](http://www.zeit.de/2004/32/Kernenergie?page=all) gehört.
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Forsmark darf wieder ans Netz

Kernkraftwerk
Forsmark

Rund zwei Monate ist es her, dass sich im Kernkraftwerk Forsmark hier um die Ecke ein ernstzunehmender Störfall ereignete. Jetzt ist die staatliche Aufsicht zufrieden mit den Maßnahmen und beide Reaktoren dürfen unter verschärften Auflagen wieder ans Netz (S). Ich verstehe ja immer noch nicht, warum dieses Thema die meisten Schweden so gleichgültig gelassen hat und auch nicht zur Wahlkampffrage wurde.

Nachtrag: Forsmark 1, in dem sich der Störfall ereignete, wurde in der Nacht zum Samstag wider hochgefahren. Beim Starten von Forsmark 2 wurden jedoch neue Fehler entdeckt (S), die dessen Wiederinbetriebnahme um einige weitere Tage verzögern.

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Hitlerschnurrbart

Der Zugewinn der rechtsextremen Schwedendemokraten (SD) in den vorgestrigen Wahlen wird von der Mehrheit der Schweden als Katastrophe gesehen und bringt auch solche Geschichten hervor: In der Druckerei einer Regionalzeitung in Blekinge wurde eine Druckplatte so manipuliert, dass das Bild eines Schwedendemokraten ein Hitlerbärtchen aufwies (Bild). Ein Viertel der Auflage war betroffen. He was not amused (E). ;-)

Nachtrag: Die Überschrift des Artikels mit dem Bild lautet übrigens: SD-Kandidaten haben keine Ahnung von Politik. Die Auszählung läuft noch und entgegen anfänglich geschätzter 1,5% scheinen die SD auf fast drei Prozent zu kommen. Warum das alles so lange dauert? Deswegen.

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Veraltete Wahlauszählung

Obwohl die Wahllokale am Sonntag nach Schließung ihre vollständigen Auszählungen zur Wahlbehörde melden werden, kann das amtliche Endergebnis bis Mittwoch auf sich warten lassen. Der Grund dafür ist, dass das zentrale Auszählungssystem nur die Parteien sofort analysieren kann, die jetzt schon im Parlament vertreten sind, und somit die kleinen Parteien vorerst ignoriert werden.

Mir fällt kein technischer Grund für diese Einschränkung ein. Sollten Behörden etwa auch im hochtechnisierten Schweden mit veralteten Werkzeugen arbeiten?

Nachtrag: Wie die Platzvergabe genau abläuft kann man bei The Local (E) nachlesen. Kurz gesagt: Es ist ein Verhältniswahlrecht mit nur einer Stimme, die primär die Partei bestimmt und auch Präferenzen für einzelne Kanditaten zulässt, aber keine Überhangmandate wie in Deutschland. Es gibt eine 4%-Sperre; eine Partei kann dennoch ins Parlament einziehen, wenn sie lokal viele Stimmen bekommt, aber schwedenweit darunter bleibt.

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Leiser Asphalt

Wenn man bewusst hinhört, stellt man fest, dass Straßenlärm zum Großteil aus dem Rollgeräusch der Reifen auf der Straße besteht. Was liegt also näher als “leiser Asphalt” anstatt Schallschutzwänden?

Ein entsprechender Versuch (S) auf einer Autobahn bei Stockholm wird sehr positiv bewertet. Neun Dezibel machen einen großen Unterschied und angeblich fühle man sich als Autofahrer wie plötzlich in Wolle eingepackt, wenn man auf den leisen Abschnitt kommt.

Technisch funktioniert das ganze durch eine zweilagige Struktur, die Eigenschaften einer Drainage haben und den Schall aufnehmen. Willkommener Nebeneffent ist, dass auch Wasser einfließen kann und zum Fahrbahnrand geleitet wird. Das verringert Aquaplaning und verbessert die Sicht bei Regen, weil es weniger Spritzwasser gibt.

Der Nachteil, wer hätte es gedacht, ist der Preis, sowohl im Aufbringen als auch im Unterhalt. Deswegen wird es auf absehbare Zeit keinen größeren Ausbau der leisen Strecken in Schweden geben. Holland ist da schon weiter: 70% des Wegenetzes sind schon heute leise und bis 2012 soll der Rest nachgeholt werden.

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Gratis drahtlos surfen in Stockholm

Ein ganz toller Service: In und um einen Park mitten in Stockholm (Kungsträdgården) wird man sehr bald umsonst drahtlos surfen (E) können. Die WiFi-Station soll 1Mbit Bandbreite haben und zunächst vorübergehend aufgebaut werden. Ich denke und hoffe aber, dass das sehr schnell ein Renner wird, nicht nur bei Einheimischen und Studenten, und dass das Gebiet ausgeweitet wird.

Anonym surft man aber nicht: Man muss sich im Netzwerk einloggen und den nötigen Zugangscode bekommt man, indem man eine SMS an eine bestimmte Nummer schickt. Außer dieser SMS kostet das Surfen nichts.

Umzugsgrund ist das für mich allerdings keiner, schließlich habe ich nicht einmal ein Handy. Außerdem habe ich in Uppsala vielerorts drahtloses Internet durch das Stundentennetzwerk.

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Citymaut in Stockholm zu Ende

Die Maut, die Anfang des Jahres in Stockholm eingeführt wurde, wurde hier schon zweimal erwähnt. Was ich damals allerdings vergaß zu erwähnen, ist, dass sie von vornherein als zeitbegrenzter Versuch angelegt war.

Dieser ist jetzt vorbei, und am Montag werden die Kameras, die an bestimmten Ein- und Ausfahrtstraßen Nummernschilder erfassen, abgeschaltet. Mitte September gibt es dann eine Volksabstimmung, bei der die Stockholmer entscheiden können, ob sie die Citymaut behalten wollen, oder nicht.

Das Projekt war wohl insofern erfolgreich, als dass der Verkehr in der Innenstadt um rund 20% abnahm. Auch die Akzeptanz hat sich erhöht und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Kameras nach der Abstimmung wieder aktiv werden. Dass die Bürger die Wahl haben, ist natürlich eine gute Sache, es dürfen aber meines Wissens nur die teilnehmen, die direkt in Stockholm wohnen und somit vom verminderten Verkehr profitieren. Die ebenfalls betroffenen Pendler der Vororte bleiben außen vor.

Auch frage ich mich gerade, ob es schlau ist, den Versuch zu beenden, bevor abgestimmt wird. Falls es zu einem merkbaren Wiederanstieg des Verkehrs kommt, ist wohl ein Votum für die Maut wahrscheinlicher. Falls nicht kann es andererseits passieren, dass die jetzigen Befürworter sehen, dass es ohne auch nicht viel schlechter ist.

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Störfall im Kernkraftwerk

Vorgestern kam es im Reaktor 1 des schwedischen Kernkraftwerks bei Forsmark (in Uppland) zu einer Störung, die die automatische Abschaltung einleitete. Insofern funktionierte zwar das Sicherheitssystem gut genug, aber es wurde in diesem Zusammenhang z.B. entdenkt, dass die Hälfte der Reservegeneratoren nicht funktionierte. Auf einer Skala von 0 bis 7 wird dieser Unfall mit 2 bewertet und ist damit der schwerste dieses Kraftwerks bisher. Es wird abgeschaltet bleiben, bis die Ursachen geklärt sind.

Trotz eines hohen Anteils Wasserkraft ist Kernenergie in Schweden wieder populär. In diesem Zusammenhang fand ich heute auch eine Meldung aus Deuschland interessant:

Wegen der Hitzewelle ist Ökostrom [...] derzeit billiger als Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken.

Update (3.8.): Ich bin gerade aus dem Urlaub zurück und erfahre, dass der Unfall schwerer war als am Anfang angenommen. Es wurde mittlerweile auch der andere Reaktor von Forsmark abgeschaltet und ebenso die beiden in Oskarshamn, die ähnlich gebaut sind. Ein weiteres Kernraftwerk ist routinemäßig zur Wartung vom Netz. Mehr an dieser Stelle, sobald ich durch meine schwedischen Nachrichten gelesen habe…

Update (4.8.): Es scheint, als ob obige Darstellung immer noch richtig ist und sich nicht mehr ereignet hat, das erst später herauskam. Ein Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks sorgte für einen Stromausfall und weil die Notstromversorgung versagte, waren Bildschirme und interne Kommunikation im Kontrollraum tot. Erst nach zwanzig Minuten “blindem” Betrieb wurde endgültig abgeschaltet.

Die Notstromaggregate kamen übrigens aus Deutschland und laut Greenpeace sind deren Probleme lange bekannt. Sie fordern (E) natürlich eine sofortige Abschaltung aller schwedischen Kernkraftwerke.

Wie nahe man an einer Überhitzung des Reaktors und einer echten Gefahr war, darüber streitet man (S). Den Vorfall mit Tschernobyl zu vergleichen ist lächerlich, weil keine radioaktive Strahlung austrat, und dass es der “schwerste Unfall seit Tschernobyl” war, klingt auch nicht ganz glaubwürdig. Nichtsdestotrotz darf so etwas natürlich nicht passieren und das Medienecho, das nach über einer Woche auch in Deutschland in Gang kommt (SpOn, Telepolis), sorgt hoffentlich für den nötigen Druck, Missstände zu beseitigen.

Noch ein Update (4.8. 18:20): Es wurde im Laufe des Tages entschieden, keine weiteren Reaktoren stillzulegen. Das Thema hält sich auf den Titelseiten und wird wohl Wahlkampfthema der in sechs Wochen anstehenden Parlamentswahlen werden. Die Zentrumspartei, die lange gegen Kernkraft war und erst kürzlich auf den langsamen Ausstiegskompromiss der anderen bürgerlichen Parteien eingeschwenkt ist, dürfte sich gerade schwarz ärgern. Die deutsche Redaktion des Schwedischen Radios diskutiert die politischen Auswirkungen etwas ausführlicher.

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Fingerabdrücke bei Inlandsflügen

Die Fluggesellschaft SAS plant, bei Inlandsflügen in Schweden künftig per Fingerabdruck zu kontrollieren, ob die Person, die das Gepäck aufgibt, dann auch wirklich dieselbe ist, die fliegt. Die Abdrücke sollen zwar nach dem Vergleich sofort wieder gelöscht werden, aber trotzdem fragt man sich, was der Extranutzen sein soll im Vergleich zur Ausweiskontrolle.

Ich halte das für keine gute Idee, schon aus Prinzip.

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