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Nykteristen-Kongress in Uppsala

Erinnert ihr euch an den Text über die Nykteristen? Der größte diesbezügliche Verband in Schweden, der IOGT-NTO, hält gerade einen Kongress mit tausend Teilnehmern in einer Schule hier in Uppsala.

Als ich neugierig auf die lange Abkürzung wurde und nachschaute, war ich doch etwas überrascht, dass sie für “Independent Order of Good Templars – Nationaltemplarorden” steht, also für die Guttempler aus den USA.

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Utmanarrätten

Die bürgerliche “Allianz”, die letzten Herbst auch in der Kommune Uppsala das Ruder in die Hand genommen hat, versucht auf Lokalebene das gleiche wie die Regierung landesweit: Staatliche Aktivitäten sollen privatisiert werden. Deswegen hat man das Utmanarrätt, zu deutsch “Herausforderungsrecht”, eingeführt.

Das bedeutet, dass Firmen das Recht haben, einen kommunalen Aufgabenbereich herauszufordern, also zu sagen “wir können das besser und billiger”. Der Antrag muss dann geprüft werden. Man dachte dabei vor allem an Dinge wie Straßeninstandhaltung oder Landschaftsgärtnerei, aber auch daran, dass kommunale Angestellte selbst beispielsweise den Betrieb von Altenwohnungen übernehmen. Als es dann aber soweit war und die Chefin für die kommunalen Kindergärten eben diese mit einer privaten Firma weiterführen wollte, sah man plötzlich einen Interessenkonflikt und ließ sie vorerst nicht weiterarbeiten. Inzwischen wurde die Herausforderung zurückgezogen und die Opposition spottet über die “geglückte” Personalpolitik.

Auch ohne tieferen Einblick zu haben, bin ich skeptisch gegenüber solchen Privatisierungen, vor allem wenn es um öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken geht, die zu Recht Verlustgeschäfte sind. Gerade bei Kindergärten und Schulen sollte der Staat ein großes Interesse daran zeigen, die Kontrolle nicht aus der Hand zu geben.

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Toter Astronom entdeckt

Im hiesigen Dom wird gerade für eine neue Orgel ein wenig umgebaut. Dabei hat man unter dem Boden eine bislang unbekannte Grabkammer entdeckt. Es wird vermutet, dass es sich um Anders Spole und seine Familie handelt, die im 17. Jahrhundert lebten.

Zu Anders Spole kann ich meinen Brötchengeber zitieren, denn Spole war der “erste richtige Astronom in Uppsala” und außerdem der Großvater von Anders Celsius:

Spole studied mainly at the german Greifswald University, where he received his degree, also including military arts and navigation. He made his “grand tour”, around Europe, in the years 1664-1667 where he met such men as Huygens, Hooke, Boyle, Mercator, Boullieau, Cassini and Riccioli. He was called as professor in astronomy when Lund University was founded and later became professor at Uppsala University in 1679.
He was a succesful teacher, he also published his own text-books, and presided at around 50 disputations. Spole was a competent instrument maker and built an observatory on the top of his house in the centre of Uppsala which, however, was completely destroyed together with his instruments and papers in the great city fire of 1702. He observed the great comet of 1680, where he could observe dust lanes in the tail, and sunspots, which he regarded as the origins of comets. He also made many geographical observations for the Swedish General Map.

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König der Gastwirte

Eine der Auswirkungen davon, dass die Steuerklärungen von Personen und Firmen in Schweden öffentlich sind, sind Zeitungsrecherchen, in denen lokale Branchen unter die Lupe genommen werden. Zum Beispiel hat die hiesige Lokalzeitung Upsala Nya Tidning (UNT) die Gastwirte untersucht und berichtet, dass 19 von ihnen keinen zu versteuernden Gewinn ausgewiesen haben. Man vermutet schwarz bezahlte Löhne als Ursache.

Gleichzeitig kann UNT den neuen König der Gastwirte krönen. Abdallah Fathallah Youssef hat zuletzt 900.000 Kronen Gewinn versteuert. In den letzten Jahren hat der “Neuling” syrischer Herkunft mit seiner Familie drei Restaurants in Uppsala gekauft und renoviert. Zwei davon, ein griechisches direkt am Fluss und ein italienisches in der Nähe der Universität, besuchen wir selbst sehr gerne. Das Essen ist prima und weil sie so beliebt sind, muss man immer einen Tisch vorbestellen. Qualität setzt sich eben auch gegen etablierte Strukturen durch. Youssefs Aussage, dass er sein Lebenswerk bestimmt nicht aufs Spiel setzen werde, indem er Steuern hinterzieht, kann man nur zustimmen und es dürfte schwer fallen, Leute wie ihn nicht als positives Beispiel für Einwanderung anzuführen.

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Brandgefahr

Wegen des anhaltenden schönen Wetters herrscht in einigen Teilen Schwedens Brandgefahr. In vielen Kommunen im Süden des Landes und auch in Stockholm ist offenes Feuer verboten. Gegrillt werden darf dort also nur noch auf Privatgrundstücken.

Man kann nur hoffen, dass das nicht noch auf auf Uppsala ausgeweitet wird. Hier feiern nämlich gerade unzählige Studenten das Ende des Semesters und das tolle Wetter damit, auf jeder freien Fläche zu grillen. In einer, spätestens aber in zwei Wochen zu Mittsommer, wird die Stadt leergefegt sein.

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Busfahren mit SMS

Ab heute kann man seine Fahrkarte für die Stadtbusse in Uppsala per SMS kaufen. Weil man Bargeld beim Fahrer vermeiden will, kostet es dort anderthalbmal so viel wie per SMS (30 bzw. 20 Kronen). Mit 15 Kronen pro Fahrt ist jedoch die anonyme und an vielen Kiosks wiederaufladbare Wertkarte, von der an einem kleinen Automat am Eingang des Busses der Betrag abgebucht wird, immer noch am billigsten. Praktischer finde ich sie als Handymuffel sowieso.

Vielleicht werde ich trotzdem einmal das mobilen anwerfen und meine erste SMS seit Jahren schreiben – alleine um zu sehen, wie man denn dem Fahrer klar macht, dass man bezahlt hat.

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Freidenker unerwünscht?

Über dem Eingang der Universitätsaula in Uppsala steht der Leitspruch

Tänka fritt är stort. Men tänka rätt är större.

zu Deutsch

Frei zu denken, ist groß. Aber richtig zu denken, ist größer.

So ein Unsinn. Und nicht nur das, es ist auch noch gefährlicher Unsinn. Denn richtig und falsch sind normative Begriffe und werden von der Gesellschaft festgelegt. Der Spruch fördert also konformistisches Denken und entmutigt die, die aus der Masse herausstechen wollen. Äußerst unpassend für eine Universität. Wäre man bösartig, könnte man schon wieder die Parallele zum Jantelagen ziehen.

An der Uni Heidelberg steht, nachdem es zwischenzeitlich einmal “Dem deutschen Geist” hieß, heute wieder “Dem lebendigen Geist”. Besser.

(Erinnerung durch Agnes. Mehr zur Herkunft des Spruchs auf Schwedisch )

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