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Schwedische Bücher

Zugegeben, ich bin keine Leseratte. Dazu kommt, dass ich eher Sachbücher als Literatur anfasse, so dass sich mein jährliches Pensum an Skönlitteratur in Grenzen hält. Nichtsdestotrotz habe ich über die Jahre ein paar schwedische Bücher gelesen; es ist an der Zeit, sie zu erwähnen.

Kallocain von Karin Boye könnte man als schwedisches Brave New World bezeichen. Es ist eine Weile her, aber die düstere, dystopische Stimmung ist mir noch in Erinnerung.

Astrid Lindgrens Vi på Saltkråkan. Was soll man sagen? Mindestens eins von ihr sollte man gelesen haben und Saltkråkan ist mit dem Schärengartenthema schwedischer als schwedisch.

Aniara von Harry Martinsson war ein echtes Erlebnis, sprachlich, vor allem wenn man es vorliest oder vorgelesen bekommt. Kein Wunder, dass er dafür den Nobelpreis bekommen hat. Es ist in Versen geschrieben und erzählt die Geschichte des Raumschiffs Aniara, das ziellos durchs Weltall treibt. “Eine Revue von Menschen in Zeit und Raum”, so der Untertitel, die ganz klar den ersten Platz dieser Liste einnehmen würde, wäre sie geordnet.

Mikael Niemis Populärmusik från Vittula war vor ein paar Jahren sehr in. Kurzweilig und mit ein paar Einblicken in das Leben ganz weit im Norden.

Hemsöborna von August Strindberg ist so etwas wie der böse ältere Bruder von Vi på Saltkråkan, es handelt zumindest ebenfalls vom Leben im Schärengarten. Heuer ist Strindberg-Jahr; man feiert bezeichnenderweise den 100. Todestag, nicht den Geburtsag, des noch heute umstrittenen schwedischen “Nationalpoeten”. Ich habe mit den Hemsöborna meine kulturelle Schuldigkeit getan und war sogar positiv überrascht.

Von Jonas Gardell habe ich sowohl Mormor gråter als auch En komikers uppväxt gelesen, wenn ich mich recht erinnere. Gardell ist Komiker und seine eher ernste, bittere Art von Humor baut auf die Absurditäten der Wirklichkeit.

Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann war vor zwei Jahren der schwedische Bestseller schlechthin. Jonas Jonasson erzählt die Lebensgeschichte von Allan Karlsson, der auf absurde und groteske Weisen in die Weltgeschichte stolpert und sie beeinflusst. Wirklich sehr sehr lustig, wenn man sich darauf einlässt.

Gerade erst ausgelesen habe ich Onda Sagor (“dunkle Geschichten”) von Pär Lagerkvist, ebenfalls Nobelpreisträger. Die paar Novellen aus diesem Büchlein haben mir sehr gut gefallen.

Fast hätte ich Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige von Selma Lagerlöv vergessen. Das habe ich allerdings nach etwa der Hälfte zur Seite gelegt; dass es als Schulbuch geschrieben wurde, ist sehr deutlich und es kommt mit endlosen Beschreibungen sehr belehrend daher. Besser fand ich Lagerlövs Gösta Berlings saga, das ich letztes Jahr als Theateraufführung auf dem Rottneros herrgård in Värmland gesehen habe, der als Vorlage für das Ekeby im Buch gilt.

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Picasso valde Kristinehamn

Die Picasso-Statue in
Kristinehamn

Diese 15 Meter hohe Statue ist von Pablo Picasso, stellt seine Frau Jacqueline dar und steht vor Kristinehamn am Strand des Vänern. Der Kommune in Norwegen, wo sie ursprünglich hin sollte, war die Skulptur zu hässlich; Kristinehamn hat sie jedoch ins Herz geschlossen. Der Werbespruch der Stadt lautet

Picasso valde Kristinehamn. Välkommen du också!

übersetzt

Picasso hat sich für Kristinehamn entschieden. Tu es ihm gleich!

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Wort der Woche: Varg

Varg (gesprochen: warj) ist das schwedische Wort für den Wolf. Das Verhältnis der Schweden zu diesem Tier ist hochaktuell und hat in den letzten Monaten sowohl meterweise Zeitungsspalten gefüllt, als auch zu zahllosen lebhaften Diskussionen geführt. Anlass ist, dass zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Wölfe gejagt werden.

Doch der Reihe nach. Wölfe gab es geschichtlich schon immer in Schweden. Über die Jahrhunderte musste man seine Haustiere vor ihnen schützen, konkurrierte mit ihnen um andere Wildtiere und jagte sie als “Schädlinge”. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde man so gut darin, dass man Wölfe in Südschweden ausrottete. 1900 gab es nur noch um die 100 Tiere im Land und 1965, als man das “Kopfgeld” gegen gesetzlichen Schutz vor der Ausrottung eintauschte, nur noch etwa 10 Tiere. Seitdem versucht man einerseits, eine auf Dauer haltbare Wolfspopulation aufzubauen, und andererseits die Akzeptanz unter Schweden zu erhöhen.

Beides ist nicht einfach. Die Angst vor dem Wolf sitzt tief, wenn auch völlig unbegründet: Ein einziger Fall ist in Schweden bekannt, in dem ein Wolf einen Menschen getötet hat. Das war 1821 und der Wolf war in Gefangenschaft aufgewachsen. Unfälle mit Braunbären sind viel häufiger, deren Wahrnehmung ist jedoch eher vom Teddy-Bären geprägt denn vom Inbegriff des Bösen in volkstümlichen Geschichten und Märchen. Schwedens gefährlichste Tiere sind Wespen und Kreuzottern. Außerdem Elche – durch die zahlreichen Verkehrsunfälle.

Die Wolfspopulation wieder aufzupäppeln stieß auf vielerlei Schwierigkeiten. Zum einen basiert sie auf so wenigen Individen, dass Inzucht ein Problem ist. Die allermeisten schwedischen Wölfe sind stärker miteinander verwandt als Vollgeschwister. Einwanderung von Osten her über Finnland wird durch illegale Jagd erschwert. Die Rentier-Züchter im Norden haben ein Problem mit Wölfen, denn die seit etwa hundert Jahren (dank der faktischen Ausrottung der Raubtiere) mögliche Tierhaltung auf großen ungeschützten Flächen wird von den Samen vehement als “traditionell” verteidigt. Dass noch bis Ende des 19. Jahrhunderts stattdessen die Jagd auf wilde Rentiere Alltag war, wird bei der Diskussion um die Vorrechte der schwedischen Urbevölkerung oft unterschlagen.

Jedenfalls scheint unter mindestens einem Teil der Jäger und Waffenbesitzer das Motto sjkut, gräv och tig! (schieß, vergrab und schweig!) zu gelten, wenn es um Wölfe geht, und manche Wolfsspur im Schnee endet plötzlich auf der schwedischen Seite der Grenze zu Finnland. Etwa ein Zehntel der Wölfe wird jedes Jahr gewildert und es ist jedes Mal eine landesweite Nachricht wert, wenn ein Übeltäter erwischt wird.

Nichtsdestotrotz wurde letztes Jahr das vom Reichstag beschlossene Ziel erreicht, zweihundert Wölfe mit zwanzig Würfen in Schweden zu haben. Diese leben vorrangig nicht im nördlichen, sondern in Mittelschweden mit Konzentrationen in Värmland und Dalarna. Sogar ins Stockholmer Umland ist vor nicht allzu langer Zeit ein Pärchen gezogen.

Die Debatte, ob 200 Wölfe viel zu viel oder viel zu wenig sind, wie man Haustiere (v.a. Schafsherden) am besten schützt und wie man entstandene Schäden mit Steuergeldern ersetzen soll, ist andauernd und die Meinungen gehen stark auseinander. Von Forscherseite sieht man kein Problem mit ein paar tausend Wölfen und verweist auf Osteuropa, wo das ohne groß Aufhebens funktioniert. Die starke Lobby der Jäger bestärkt dagegen regelmäßig das Klischee der Schießwütigkeit; man möchte so gerne Wölfe schießen und sie außerdem schon gar nicht den Jagdbedarf an anderem Wild dezimieren lassen.

Verhärtet werden die Fronten in der Wolfsfrage zusätzlich dadurch, dass sie die Stadt- und die Landbevölkerung teilt. Schweden ist sehr urbanisiert und Umweltschutz ein wichtiges Thema. Die Zustimmung zu mehr Wölfen ist bei Stadtbewohnern größer als auf dem Land, von wo man das Argument hört, dass Städter ja leicht reden haben, sie aber nicht mit Wölfen vor der Haustüre leben müssten. Das Gegenargument, dass man seinen Wohnort den eigenen Vorlieben anpassen kann (wer Stadtlärm nicht mag, zieht aufs Land; wer irrationale Angst vor Wölfen hat, sollte vielleicht nicht in Värmland wohnen), wird dennoch von vielen als zynisch gesehen.

Weil das 200-Wölfe-Ziel überschritten war und um die Akzeptanz zu erhöhen, hatte die zuständige Behörde für diesen Winter 27 Wölfe zum Abschuss freigegeben. Das ist die erste legale Jagd auf Wölfe seit 45 Jahren. 4500 (!) Jäger meldeten sich dafür an und dementsprechend war die Quote nach zwei Tagen erfüllt und die Jagd vorbei. Doch sie war Öl ins Feuer der öffentlichen Diskussion. Die Rechtfertigung von Umweltminister Carlgren, dass die Jagd gut für die von Inzucht geschädigte Population sei, wurde mehrfach widerlegt. Zum einen von Forschern, die darlegen, dass mehr eingewanderte Wölfe der einzig gangbare Weg sind; zum anderen durch die Untersuchung der geschossenen Wölfe, die sich als völlig gesund erwiesen. Außerdem gab es keinerlei Vorgaben, die Nachkommen der wenigen Neuankömmlinge (die es durch Norrland nach Mittelschweden geschafft haben) von der Jagd auszunehmen. Dass keine von diesen “genetisch wertvolleren” Tieren geschossen wurden, war Zufall. Kritik an der Jagd kam zusätzlich von so gut wie allen nationalen und internationalen Naturschutzorganisationen: Schweden hat schließlich die Jagd auf eine bedrohte Tierart erlaubt.

Wie geht es nach dem Proteststurm weiter? Über eine Fortsetzung der Jagd ist noch nicht entschieden, aus dem Umweltministerium hört man jedoch, dass eine Voraussetzung der (künstlich verursachte) Zuzug von 20 Wölfen ist, um “frisches Blut” in den Wolfsstamm zu bringen und ihn damit robuster zu machen. Dies soll schon kommenden Winter geschehen. Vielleicht war es berechnende Taktik, mit der Jagd den Widerstand gegen mehr neue Wölfe bei der starken Jäger-Lobby aufzuweichen und ihnen durch den begleitenden Proteststurm gleichzeitig klarzumachen, wie viele Menschen mehr Wölfe in Schweden für eine gute Sache halten.

Die Öffentlichkeit hält jedenfalls ein wachsames Auge auf das Thema und es wird auch in kommenden Jahren nicht als medialer Dauerbrenner verebben.

Links und Quellen zum Thema: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19.

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