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Ehrendoktoren II

Nach der ersten Runde mit Vorträgen am Morgen, hörte ich gestern nachmittag noch zwei weiteren Menschen zu, die heute ihre Linné-Ehrendoktoren verliehen bekommen.

Da war zuerst der deutsche Kardinal Walter Kasper, laut Begründung einer der international meistbekannten Theologen. Von meiner Ablehnung gegenüber Religion einmal ganz abgesehen, kann ein Theologe natürlich prinzipiell schon Interssantes von sich geben. Leider war dem nicht so bei Herrn Kasper. Neben Name-Dropping von berühmten Philosophen war seine Hauptaussage lediglich, dass es der heutigen Zeit an Vision und Hoffnung mangelt und dass Religion, vor allem natürlich das Christentum, dazu einiges beitragen kann. Das Ganze wurde äußerst verschwurbelt und in fast unverständlichem Englisch über eine Stunde lang vorgetragen. Leute verließen den Saal vorzeitig und ich gönnte mir zwischenzeitlich ein paar Minuten Schlaf. Kasper war der einzige der Redner gestern, der sich nicht für die Einladung und die Möglichkeit zu reden bedankte.

Auch der Ehrendoktor der juristischen Fakultät geht übrigens an einen Deutschen: Christian von Bar, der an der Uni Osnabrück lehrt.

Am späteren Nachmittag gab es dann das schon erwähnte Gespräch zwischen Kofi Annan und Jan Eliasson, die nach beiderseitiger Aussage eine besonders enge Zusammenarbeit aus der Zeit verbindet, als Eliasson Vorsitzender der UN-Vollversammlung war. In dieser Runde war es verzeihlich, dass sich alle gegenseitig Honig um den Mund schmierten. Sinn der Veranstaltung war kein Streitgespräch und auch nicht die Vermittlung von sonderlich viel Information, sondern die Möglichkeit, die entscheidenden Personen selbst ihre Sicht der Dinge erzählen zu lassen.

Die
Gesprächsrunde
(v.l.n.r: Peter Wallensteen, Professor für Friedens- und Konfliktforschung in Uppsala und Moderator des Gesprächs; Kofi Annan; Jan Eliasson; Anna Kläppe, Studentin)

Ein Schwerpunktthema war die von Annan initiierte “responsibility to protect”, die einerseits die internationale Gemeinschaft dazu anhält, nicht tatenlos Verbrechen gegen die Menschlichkeit zuzusehen, und gleichzeitig Regierungen ermahnt, dass sie sich nicht auf ihre staatliche Souveränität berufen können, wenn sie ihr Volk misshandeln, sondern dass sie mit Einmischung von außen zu rechnen haben. Bis dieses Prinzip konsequent angewandt werde, wird jedoch noch einige Zeit vergehen, bedauerte Annan.

Ich habe das Gespräch aufgenommen (MP3, 24MB), mit dem internen Mikrophon des MP3-Players und der vollbesetzten Aula wurde die Audioqualität jedoch leider ziemlich mies. Ich habe wenig Ahnung von Audiobearbeitung, aber wenn sich jemand, der sich damit auskennt, an der Originaldatei (WMA, 33MB) versuchen würde und mir das verbesserte Ergebnis zukommen ließe, würde ich (und alle späteren Hörer) mich natürlich freuen.

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Ehrendoktoren

Von Ehrendoktoren, also Doktortiteln, die man ohne eine entsprechende Arbeit verliehen bekommt, mag man halten, was man will. Die Liste mit Namen, die die Uni Uppsala ausgesucht hat, um ihnen anlässlich der Linnéfeierlichkeiten eben solche Titel zu verleihen, lässt sich jedoch sehen.

Die formelle Verleihung ist morgen, aber heute geben die Empfänger ihre Vorträge. Ich sitze gerade in der Universitätsaula und höre zu.

  • Der erste Redner war Michel Major von der Uni Genf, eine der herausragenden Figuren in der Suche nach Planeten um andere Sterne als die Sonne. Seine Gruppe hat etwa die Hälfte der bisher gut 200 gefundenen Planeten enteckt und zuletzt war er wieder in den Schlagzeilen mit einem Planeten, der nicht viel schwerer als die Erde ist und sich in einem Abstand zu seinem Stern befindet, der prinzipiell flüssiges Wasser erlaubt. Da ich ihm schon vorgestern bei anderer Gelegenheit zugehört hatte, habe ich seinen Vortrag heute ausgelassen.
  • James D. Watson ist als einer der Entdecker der Helix-Struktur der DNA ebenfalls kein Unbekannter und zusammen mit Crick und Wilkins hat er ja auch schon 1962 den Nobelpreis bekommen. Heute sprach er jedoch allgemeiner über Rules for Important Science. Ich kam etwas zu spät, habe aber noch mitbekommen, wie er für den Austausch auch unter konkurrierenden Wissenschaftlern argumentierte und dafür, einen Backup-Plan bereit zu haben, wenn man keinen Erfolg hat. Denn wenn man große Fragen angeht, sei scheitern wahrscheinlich, aber es sei viel besser an einer wichtigen Frage zu scheitern als an einer unwichtigen.
  • Danach sprach Robert A. Weinberg über Krebs und wie er entsteht. Das war ein sehr interessanter und gut gehaltener Vortrag. Ich traue mich kaum, ihn zusammenzufassen, aber glaube, jetzt ein wenig mehr über Krebs zu wissen.
  • Elinor Ostrom spricht gerade über Why Institutional Diversity Is Important but Often Mistaken for Chaos. Sie ist Politikwissenschaftlerin und bei dem Titel des Vortrags war ich doch überrascht, dass sie vor allem über Entwicklungshilfe und Konzepte zur Bewahrung von Naturreservaten in mehreren Teilen der Welt sprach. In ihrem Schlussplädoyer sprach sie sich gegen institutionelle Regulierung und für Eigenverantwortung aus und dafür, die Komplexität von Entscheidungsprozessen nicht als Feind zu sehen, sondern zu versuchen, sie zu verstehen.

  • Jane Goodall ist die weltbekannte Affenforscherin, deren Bücher sehr lesenswert sein sollen. Sie grüßte die Zuhörer mit einem “Hallo” auf Schimpansisch, das sie während ihrer Zeit mit Schimpansen benutzt hatte. Nachdem sie kurz erzählte, wie sie dazu kam, mit Menschenaffen zu arbeiten, und einige biologische Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede erwähnt hat, geht sie auf das Sozialsystem ein und erzählt Geschichten aus solchen Gemeinschaften. Starke lebenslange Familienbindungen, die Rangordnung und mit welchen Strategien, abseits von Aggression, ein sozialer Aufstieg angestrebt wird. Ihre Entdeckung, dass Schimpansen Werkzeuge herstellen und benutzen und dass diese Fähigkeiten von älteren in der Gemeinschaft erlernt werden, hat die “Grenze” zwischen Menschen und Affen weiter verwischt. Auch von den schockierenden Erlebnissen, wie dem Bezeugen eines “Krieges” gegen eine andere Gruppe, erzählt sie. Dass die Menschheit nicht so unterschiedlich vom Rest der Tierwelt ist, könne einerseits die Anfänge des Menschen verstehen lernen und bringe automatisch eine weitergehende Verantwortung gegenüber der Umwelt mit. Einige traurige Beispiele dafür werden genannt und sie schließt mit einem sehr emotionalen Plädoyer gegen die Unvernunft und fehlende Weisheit in heutigen Entscheidungsprozessen. Goodall hält den Druck des Geldes für den entscheidenden Faktor und hofft auf eine neue Generation von jungen Menschen, die andere Wege gehen.

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Linné på spex

Spex-Linné

Linné-Darsteller in der Spex von neulich.

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Die Linné-Woche

Heute vor 300 Jahren wurde Carl Nilsson Linnaeus alias Carl von Linné in Småland geboren und hier in Uppsala, wo der Botaniker hauptsächlich tätig war, wird das diese Woche mit unzähligen Veranstaltungen gefeiert.

Ein Auszug, aus dem Programm (S, E):

  • Der formelle Teil heute besteht aus einer Kranzniederlegung mit Konzert am Grab von Linné im Dom und anschließender Feier mit Reden und mehr Musik in der imposanten Universitätsaula. Abends dann ein Festessen für geladene Gäste im Schloss.
  • Der Rektor der Uni Uppsala vergibt fleißig Orden und Ehrendoktoren zu Linnés Ehren. Letztere werden zusammen mit der üblichen Frühlingspromotion am Samstag an bekannte internationale Forscher verliehen. Dazu später mehr.
  • In der Unibibliothek Carolina Rediviva hat gestern eine Ausstellung eröffnet, die Originalmanuskripte und Erstauflagen der Werke Linnés zeigt. Eine gute Gelegenheit, nach fünf Jahren in Uppsala endlich einmal einen Blick in das Gebäude zu werfen.
  • Während der ganzen Woche findet ein Festival für Jugendliche in der trädgårdsgatan statt, unter dem Motto “Love is in the air”.
  • Es werden zahlreiche geführte Wanderungen in und um Uppsala angeboten, jeweils mit Botanik als Thema und Linné im Hintergrund.
  • Das Museum Gustavianum hat sein Stockwerk für wechselnde Ausstellungen ebenfalls dem Carl gewidmet und es gibt täglich Führungen auf Schwedisch und Englisch. Morgen um halb zwei wird dort Musik aus dem 18. Jahrhundert gespielt.
  • Auch das Evolutionsmuseum beim botanischen Garten hat eine Ausstellung, ebenso das Upplandsmuseet, das mit Kaos von Linné die Rolle der Ordnung in der heutigen Gesellschaft beleuchtet. Im botanischen Garten selbst gibt es mehrere Ausstellungen und der Linné-Garten hat sich herausgeputzt.
  • Das angrenzende Wohnhaus von Linné und Linnés Hammarby außerhalb der Stadt laden natürlich ebenso auf einen Besuch ein.
  • Auf verschiedenen Marktplätzen in der Stadt finden Theateraufführungen und ein Markt zum 18. Jahrhundert statt. Viele Plätze und Straßen sind mit Blumen geschmückt.
  • Es wurde sogar ein Film gedreht. Der bekannte schwedische Naturfotograf Mattias Klum hat zusammen mit Folke Rydén “*Expedition Linné*” gedreht, einen Dokumentarfilm über die Lust, die Natur zu erforschen. Auf der [Filmhomepage](http://www.expeditionlinne.se/) gibt es einen Trailer zu sehen. Alles in allem also sehr viel zu sehen diese Woche in Uppsala – und ich habe weder Zeit noch Kamera. :( Gut 26 Millionen Kronen sind Uppsala die Feierlichkeiten [wert](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=1377410), etwas mehr als die Hälfte davon bezahlt die Universität. Vom Auffrischen der Erinnerung an Linné erhofft man sich sowohl Werbeeffekte als auch ein gesteigertes Interesse für Naturwissenschaften, nicht zuletzt bei Jugendlichen. [Spiegel Online berichtet](http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,484171,00.html) auch und erwähnt einige der Veranstaltungen, die in Deutschland zum Linné-Jubiläum stattfinden. Wofür Linné eigentlich bekannt ist, liest man am besten [in der Wikipedia nach](http://de.wikipedia.org/wiki/Linn%C3%A9#Linn.C3.A9s_Taxonomie).
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Was war?

Bevor es hier im normalen Takt weitergeht ein kurzes Update, was in Schweden so alles in den Nachrichten war während meiner Abwesenheit:

  • Die rechtsextremen Schwedendemokraten hielten ihren Parteitag in Karlskrona und parallel dazu wurde bekannt, dass jeder dritte derer Kommunalpolitiker von Sozialhilfe lebt, ein Vorwurf, den die Ausländerfeinde üblicherweise gegen Einwanderer vorbringen.
  • Die Buchbranche boomt. Das ist nicht neu, aber trotzdem erfreulich.
  • Der Verkauf von Alkohol im Systembolaget wächst ebenso. Zehn Prozent Steigerung gegenüber dem Vorjahr findet das Gesundheitsamt aber eher weniger gut.
  • Auch vom Arbeitsmarkt hört man nur Erfolgsmeldungen. 4% mehr Angestelle im Vergleich zum Vorjahr und 23% mehr offene Stellen.
  • An Busfahrern mangelt es schon und man will deshalb die Altersgrenze von 21 Jahren aufweichen. Wie wäre es mit Import aus Deutschland? Bei Ärzten scheint das ja gut zu funktionieren.
  • Schweden hat einen Terrorverdächtigen an Deutschland ausgeliefert.
  • 56 Prozent ihrer Zeit im Internet oder durchschnittlich sieben Stunden pro Woche surfen Schweden zum Privatvergnügen vom Arbeitsplatz aus, ergab eine Untersuchung.
  • Die Anzeige gegen Außenminister Bildt wegen volksverhetzender Kommentare in seinem Blog liegt mittlerweile beim Staatsanwalt.
  • Gefriertrocknung als Bestattungsmethode. Warum nicht?
  • Das größte schwedische Rockfestival in Hultsfred streitet sich mit der Gemeinde um die Lärmbelästigung und droht, das Ganze abzublasen.
  • Ich dachte ja bisher, dass der Spaß am Jagen ein Defekt auf dem Y-Chromosom sei, aber der Anteil der Frauen unter den Jägern in Schweden wächst. Außerdem wird das Jagen wegen einer Regeländerung des Jagdscheins für viele teurer. Gut so.

  • In Uppsala ist diese Woche die Linné-Woche mit zahlreichen Veranstaltungen zum 300. Geburtstag des Botanikers. Am hiesigen Bahnhof hat man deswegen sogar Palmen gepflanzt. Mehr zu den Feierlichkeiten im Laufe der Woche.

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Prominenz

Menschen, die nur bekannt sind, weil sie bekannt sind, betrachte ich als medialen Spam. Es gibt aber auch Menschen, die zu Recht Aufmerksamkeit genießen und gegenüber denen man eine gewisse Bewunderung nicht zu verhehlen braucht.

Am 25. Mai kommen zwei solche in die Universitätsaula hier in Uppsala, um die Zukunft der internationalen Gemeinschaft zu diskutieren: Kofi Annan und Jan Eliasson.

Beim letzten Besuch von Kofi Annan gab es ein ziemliches Besucherchaos und ich schaffte es nur in einen der kleineren Säle, in den die Rede live per Video übertragen werden sollte. Leider haben die Organisatoren den Ton nicht hinbekommen. Dieses Mal scheinen sie besser zu planen und man muss schon heute die kostenlosen Eintrittskarten abholen. Ich komme gerade von da und falls ein Uppsalabo mitliest: noch bis 16.00 in der Aula, aber ich vermute, dass die Karten vorher ausgehen.

Zwei Tage davor, am 23., ist Carl von Linnés 300. Geburtstag und der Höhepunkt des Linné-Jahres. Der schwedische König und der japanische Kaiser werden in Uppsala erwartet und während letzterer sein Mittagsschläfchen hält, soll ersterer angeblich uns Astronomen einen Besuch abstatten. Ich weiß ja nicht ganz, was ich davon halten soll, aber ein paar Bilder fürs Archiv und für zukünftige Artikel an dieser Stelle würden sicher dabei herausspringen.

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Wort der Woche: Spex

Die C-Men Ein spex ist ein lustiges Theaterstück, meist von einer studentischen Gruppe Amateure aufgeführt. Das Wort selbst kommt von “Spektakel”.

Die bekanntesten Spex kommen aus Lund (lundaspexet), aber es gibt zahlreiche Gruppen in den anderen Universitätsstädten. Im Gegensatz zur Lunder Schule, sind Spex nach Uppsala-Art in Reimform. Das Ganze ist eine äußerst unernste Angelegenheit und kann von wenige Minuten langen Einlagen während einer Gasque bis zu mehrstündigen Aufführungen reichen.

Gestern waren wir beim diesjährigen TekNat-Spex der Studenten von Technologie und Naturwissenschaften. Der Titel war “C-Men – Ett spex med genvägar som artar sig” und das Thema war Evolution und “intelligentes Design”. Die Handlung ist schnell erzählt. Die C-Men sind ein Abklatsch der X-Men mit ziemlich sinnlosen Superkräften. Ihr Boss will verhindern, dass Darwin auf die Idee der Evolution kommt und hat dazu einen “Dummstrahl” erfunden, mit dem er die Menschheit für immer an die “Wissenschaft des intelligenten Design” glauben lassen will.

Der Dummstrahl auf Darwin
gerichtet

Darwin reist zusammen mit Piraten, deren einer Jack Sparrow sehr ähnlich sieht, auf die Galapagos, wo er – passend zum Jubiläum – auf Carl von Linné trifft, der ihm die Evolution erklärt. Darwin findet das ganz toll und will es als eigene Idee ausgeben. Die ganze Zeit sind ihm die C-Men und der ~~Schiffspriester~~ Pfarrer am Stock auf den Fersen.

Klingt absurd? Ist es in echt noch viel mehr. Nicht zuletzt, weil das Publikum ermuntert wird, mitzumachen und Regianweisungen an die Darsteller zu rufen. Wenn eine Szene gut war, ruft man omstart!, damit sie wiederholt wird – mit einiger Abwandlung. Die Schauspieler sind darauf natürlich vorbereitet und oft kommen sie erst nach bei der dritten oder vierten Variante in Schwierigkeiten. Auch beliebt war es gestern, bestimmte Dialekte oder Sprachen zu fordern. Wenn der ernste Dialog dann plötzlich mit norwegischer Betonung fortgesetzt wird, ist das einige Lacher wert.

Für Amateurtheater war die Vorstellung mit Orchester, Chor und zahlreichen Tanz- und Musikeinlagen sehr aufwendig und dauerte inklusive Pause drei Stunden. Spex ist eine sehr schwedische und studentische Form der Unterhaltung und allemal wert anzusehen, vor allem wenn man sich an Absurdem erfreut und an Widersinnigem nicht allzu sehr stört.

Nachtrag, 9.5.07: mehr Bilder.

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Galaxienplausch

refraktor

Gestern Abend habe ich einen kleinen Vortrag über Galaxies gegeben. Zuhörer waren Leute vom Verein Humanisterna, bei dem ich auch Mitglied bin. Es ist immer wieder schwierig, das richtige Niveau für so etwas zu finden, aber ich glaube es ist mir gelungen. Dass viele Fragen gestellt werden ist immer gut, dann kann man das was man sagt noch während des Vortrags anpassen.

An drei oder vier Stellen fehlten mir die adäquaten schwedischen Worte für astronomische Dinge. Denn auch wenn wir hier am Institut meist Schwedisch reden, werden doch viele Fachausdrücke einfach aus dem Englischen übernommen, ohne sich über die vielleicht existierenden schwedischen Wörter Gedanken zu machen. Zwei Beispiele:

  • spiral galaxy – skivgalax (wörtlich: Scheibengalaxie)
  • big bang – stora smällen (aber “big bang” ist auch nicht ungewöhnlich)

    Nach dem Vortrag hatte ich eigentlich vor, den Leuten Venus, Saturn und den Mond in unserem alten Linsenteleskop (siehe Bild) zu zeigen, aber leider wurde gestern Nachmittag – nach mehreren klaren Sonnentagen – das Wetter wieder schlecht. Einen Blick aufs Teleskop werfen und Historie schnuppern durften sie trotzdem.
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The Original ABBA Orchestra

Gestern Vormittag bekam ich die Email eines Bekannten, der fragte, ob ich noch am gleichen Abend mit auf ein ABBA-Konzert wolle. Er habe überraschend ein paar Freikarten bekommen. “Wie bitte? ABBA gibt es nicht mehr!” war natürlich mein erster Gedanke. Als ich aber dem beigefügten Link folgte, wurde etwas klarer, worum es ging: nämlich um ein paar Mitglieder der ehemaligen Band um ABBA, die zusammen mit einigen Gastmusikern eine abendfüllende Show mit dem Titel The Original ABBA Orchestra in Concert auf die Bühne bringen.

Es war die “Premiere” gestern in Uppsala und man wird damit in den nächsten Wochen durch verschiedene größere Hallen in Schweden touren. Von den “richtigen” ABBA-Leuten Agnetha, Björn, Benny och Anni-Frid ist natürlich keiner dabei, die haben ja vor einigen Jahren sogar das Angebot von einer Milliarde Dollar für eine gemeinsame Tournee abgelehnt.

Ich sagte trotzdem freudig zu, denn ich hatte wie immer meine Kamera dabei und im schwachen und wechselhaften Licht von Konzerten zu fotografieren, ist immer eine Herausforderung. Außerdem wollte ich sehen, ob das Ganze meine Erwartungen einer peinlich-nostalgischen Veranstaltung noch unterbieten konnte. Schließlich ist das Konzept eher ablehnenswert, mit dem verblassten Ruhm, an dem man damals am Rande teilnahm, heute noch zu hausieren und Geld verdienen zu wollen. Um das zu kaschieren, wurden eben noch ein paar halbwegs bekannte Gäste ins Boot geholt und man macht nicht nur ein Konzert (Eintritt 300 bis 500 Kronen) sondern verkauft auch teuere Tickets (1500 Kronen) für ein Abendessen davor und den “VIP-Bereich”.

Insgeheim hoffte ich wohl auch, dass es vielleicht gut und unterhaltsam werden könnte, denn gegen die Musik von ABBA habe ich an sich nichts. Die Halle war mit einigen tausend Menschen gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Wenig überraschend lag das Durchschnittsalter des Publikums etwa 20 Jahre über meinem und wahrscheinlich sind es genau diejenigen, die damals mit ABBA aufgewachsen sind, die man mit dieser Nostalgieshow erreichen will.

Die Halle

Und nostalgisch wurde es. Das lag weniger an der Musik, sondern am “Showmaster”, der nach jedem zweiten Lied olle Kamellen aus der Zeit mit ABBA zum Besten gab. Die Geschichten, was bei Konzerten so alles schief ging, welche Konzertjacke er gerade anhat (und was sie bei eBay bringen würde) waren das Überflüssigste des ganzen Abends und der Applaus für diesen Menschen ebbte auch sehr ab, wenn er zu lange redete und vergeblich versuchte, das Publikum zu animieren.

Dass das Gefühl der Nähe zu ABBA, das erzeugt werden sollte, eher fadenscheinig war, zeigte sich an Details wie dem großen Schriftzug “ABBA” hinter der Bühne, der – vermutlich aus rechtlichen Gründen – nicht einmal das spiegelverkehrte B des Originals trug. Auch die alten Interviewschnipsel, die der Conférencier in seine Anekdoten einstreute, wirkten aufgesetzt und rochen nach Zeitschinderei.

Der
Geschichtenerzähler

Die Musik selbst und der Klang war ordentlich. Die bekannten ABBA-Lieder waren recht nahe am Original und es wurde eifrig mitgeklatscht. An einigen Stellen hatte ich den Eindruck, dass trotz der fünfzehn Menschen auf der Bühne ein Teil Playback war, aber da kann ich mich täuschen. Die Bühnenshow, wechselnde Kleidung und Choreographie der Auftretenden und wirkten wenig zusammenhängend und einigermaßen lieblos, wenn nicht sogar plump.

Choreografie

Warum zum Beispiel zwischenzeitlich Clowns auftraten, die unkoordinierte hastige Bewegungen ausführten, blieb mir ein Rätsel.
Sinnlose
Clowns

Die zweite Hälfte des Abends (nach der Pause) war besser, vor allem weil der Märchenonkel nur noch ein Mal kurz auftrat, um stolz zu verkünden, dass mit Erlaubnis die Orginalaufnahme des Chors bei Take A Chance On Me mit eingespielt wurde. Trotz aller Kritik gab es auch ein paar gute Momente, nicht zuletzt dank Thomas Di Leva (S), der die charismatischsten Auftritte hatte und mit The Winner Takes Tt All den größten Applaus des Abends bekam.
Thomas Di Leva singt The Winner Takes It
All

Es mag sein, dass ich aufgrund meiner recht weitgehenden Ignoranz, was alles rund um ABBA angeht, die Veranstaltung nicht genug zu würdigen weiß und vielleicht sogar den Beteiligten mit meinem Urteil Unrecht tue. Bezahlt hätte ich für den Eintritt jedenfalls nicht. Ich konnte mich aber hinter den Rängen frei bewegen und bin mit der Ausbeute an Fotos recht zufrieden. Bis alle anderen aussortiert und bearbeitet sind, wird es aber noch ein wenig dauern.

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The Ark haben gewonnen

  • The Ark: Gut.
  • Das Lied, mit dem The Ark gestern Abend das Finale der schwedischen Vorausscheidungen zum Eurovision Song-Contest gewonnen haben: Weniger gut.
  • Das Schlagerfestival an sich: Uninteressant.

  • Das Aufhebens, das in Schweden um dieses “Ereignis” gemacht wird: Völlig unverständlich.

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