Tagged with Verkehr

Bleifuß in Schweden

Nach einem neuen Vorschlag der Regierung sollen Schweden bald richtig aufs Gaspedal treten dürfen. Auf einigen Strecken soll die generelle Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h auf ganze 120 km/h erhöht werden (E).

Tagged , ,

Deutschland-Beobachtungen

Ich war über Neujahr fünf Tage in Deutschland, um Freunde und Familie zu besuchen. Ein paar Dinge fallen einem doch ins Auge, wenn man länger nicht dort war. All das ist natürlich regional (Aschaffenburg und Umgebung) und subjektiv.

  • Der Verkehr ist immer das erste Auffällige, wenn man am Flughafen in den Mietwagen steigt. Es ist mehr und schneller in Deutschland, zumindest wenn kein Stau ist. Etwas zum Autobahnwirrwar um Frankfurt Vergleichbares gibt es in Schweden nicht. Auch wenn ich den Reiz des Schnellfahrens durchaus nachvollziehen kann, kann ich mich den Leuten, die ein generelles Tempolimit fordern, nur anschließen. In Schweden fährt es sich entspannter.
  • Bunte Häuser. Ich hatte Häuser daheim immer in Weiß oder allenfalls schwachen Pastelltönen in Erinnerung und fand die knalligen Farben der Häuser hier in Schweden gut. Mir sind jetzt aber einige neu angemalte Altbauten auf den Dörfern aufgefallen, die sich durch angenehme Farbenfreude auszeichneten. Ein Trend?
  • Reklame. Auch die riesigen Reklamwände fielen mir ins Auge, besonders ein nicht-so-billiger Elektronik-Großmarkt. Vielleicht ist meine Wahrnehmung verklärt, aber ich glaube, in Schweden weniger Werbung ausgesetzt zu sein.
  • Alles ist billig. Ein Klassiker der Klischees: Schweden ist teuer. Ja, ist es, aber ich dachte, der Abstand zu Deutschland hätte sich in den letzten Jahren verringert. Jetzt kam mir jedoch wieder alles sehr billig vor. Ob es an der starken Krone liegt?
  • Deutsche Flaggen. Nach der dritten schwarz-rot-goldenen Flagge, die ich aus Fenstern oder an Autos hängen sah, dämmerte es mir: es war Fußball-WM. Der Gedanke ließ mich zufrieden grinsen, schließlich bin ich immer noch froh, zu dieser Zeit nicht in Deutschland gewesen zu sein. Beim Essen mit einem alten Freund kam dann die Frage auf, wie die WM denn im Ausland wahrgenommen wurde. Ich fing mit der Diskussion über Zwangsprostitution an, die im Vorfeld in Schweden geführt wurde. Das war den anderen neu. Als ich dann auf die, auch in Deutschland aufgeflammte, Debatte ums Flaggenschwenken und Patriotismus zu sprechen kam, entwickelte sich eine hitzige Diskussion. Da ich ja nicht selbst bei der WM dabei war, hielt ich mich mit definitiven Aussagen zurück und ich hatte auch Fußballfans nicht mit Neonazis über einen Kamm geschert, aber darauf hingewiesen, dass ein kollektives euphorisches Wedeln mit Fahnen in Deutschland durchaus mulmige Gefühle im Ausland verursachen kann. Als ich auf meine Frage, ob Kritiker der WM es wirklich, wie ich gelesen hatte, so schwer hatten und mit harten Worten als Spielverderber abgetan wurden, jedoch die Reaktion bekam, dass die Kritiker doch bitte wegbleiben sollten, am besten aus Deutschland raus, wurde mir einmal mehr klar: Massenveranstaltungen sind böse, lassen den Einzelnen aufhören zu denken und diskriminieren Abweichler.
  • Baumärkte. Bilde ich mir das nur ein, oder macht gerade in jedem Nest in Deutschland ein riesiger Baumarkt auf?
  • Essen. Ich sage nur: Schwarzbrot, Haspel, hausgemachte Blut- und Leberwurst, Sauerkraut, Leberklößchensuppe, Schlappeseppel, Lebkuchen und vieles mehr. Eine Gelegenheit pro Jahr, die wenigen Versäumnisse auszugleichen, mit denen man in Schweden leben muss, reicht mir.
  • **Kinder-Boom.** Schweden ist um Einiges kinderfreundlicher als Deutschland und die Geburtenrate ist auch etwas höher. Bisher dachte ich, ich könnte das auch subjektiv bestätigen, zum Beispiel aus dem Bekanntenkreis. In der alten Heimat unter alten Bekannten stellte ich dann aber fest, dass die dort auch alle Kinder haben und dass es nicht an Schweden liegt, dass man von so vielen Leuten hört, die Kinder kriegen, sondern am Alter. ;-) *Nachtrag, 7. Jan, 14:15:* Einen wichtigen Punkt habe ich doch glatt vergessen. **Filme werden übersetzt.** Das ist natürlich nichts Neues, aber es wird nach einiger Zeit in Schweden so selbstverständlich, die Originalfassung (ob Englisch oder was auch immer) zu hören und Untertitel eingeblendet zu bekommen, dass man trotzdem wieder überrascht ist, wenn man in Deutschland den Fernseher anschaltet oder ins Kino geht. Ein besonders sinnloses Beispiel kam mir im erfreulicherweise wiedereröffneten und sehr hübsch renovierten [Casino](http://www.casino-aschaffenburg.de/) unter. Dort sahen wir uns [Babel](http://www.imdb.com/title/tt0449467/) an, ein (übrigens zu empfehlender) Film, in dem Sprachbarrieren eine große Rolle spielen. Alle Sprachen ins Deutsche zu übersetzen, hätte den Film unverständlich gemacht und das hatte man auch eingesehen. Man hörte das Original mit Untertiteln – bis auf die englische Tonspur, denn die war synchronisiert. Das ist ziemlich absurd!
Tagged , , , , , ,

Winterfahrrad

Diese Konstruktion ist vielleicht etwas übertrieben, aber Fahrradreifen mit Spikes sind in Fahrradstädten wie Uppsala keine Seltenheit. Wir sind hier nämlich nicht nördlich genug, dass der Schnee nicht ab und zu antaut. Dann wird die feste und nicht rutschige Schneeschicht auf den Fahrradwegen mit Reifenspuren durchfurcht und nachdem das alles sich in Eis verwandelt hat, ist Radfahren weniger angenehm.

Vielleicht raffe ich mich dieses Jahr ja einmal auf und lege mir Winterreifen fürs Fahrrad zu.

Tagged , ,

Wort der Woche: Rondellhund

Rondell bezeichnet im Schwedischen einen Kreisverkehr und ein hund ist, nun ja, ein Hund eben. Gibt es in Schweden Hunde im Kreisverkehr? Ja, in der Tat, aber der Reihe nach.

Alles fing damit an, dass die Künstlerin Stina Opitz im Auftrag der Stadt Linköping eine Skulptur in der Mitte eines dortigen Verkehrskreisels aufstellte. Ein Teil dieser Skulptur war ein Hund aus Beton. Der fand leider nicht das Wohlwollen aller Bürger und wurde im Frühherbst Opfer von Vandalismus, wobei er seinen Kopf einbüßte. Der Hund wurde abgebaut und die Künstlerin erhielt den Auftrag, eine stabilere Version aus Metall herzustellen.

Ein Rondellhund, Bildquelle:
http://sv.wikipedia.org/wiki/Bild:Rondellhund3.JPG In der Zwischenzeit jedoch bastelte jemand aus Sperrholz einen Hund, malte ihn bunt an und stellte ihn auf die verwaiste Stelle, angeblich als Protest dagegen, dass Künstler teuer für etwas bezahlt werden, das offensichtlich jeder kann. Die Lokalpresse berichtete und Nachahmer fanden sich schnell. Deshalb tauchten Hunde in verschiedensten Variationen, Farben oder Gruppen bald nicht nur in den Kreiseln von Linköping auf, sondern in ganz Östergötland.

Zu Anfang argumentierte man noch, dass die Hunde die Sicht im Kreisverkehr behindern und vom Verkehrsgeschehen ablenken würden, und sammelte viele der Hunde ein. Doch die überwiegend positiven Reaktionen der Menschen auf die Laienkunstwerke haben sicherlich dazu beigetragen, dass sie mittlerweile stehengelassen werden und auch schwedenweit erlaubt (S) sind.

Und ihre Verbreitung wächst weiterhin rapide, wozu die landesweite Presse (S,E) sicherlich viel beiträgt. Rondellhunde gibt es inzwischen von Malmö bis in den hohen Norden und natürlich im Internet (S). Auch hier in Uppsala vermehren (S) sie sich seit wenigen Wochen.

Tagged , , ,

Maut für Umgehungsstraße

Parallel zur Wahl im September wurde in und um Stockholm auch über die City-Maut abgestimmt, deren Testbetrieb schon vor der Wahl zu Ende ging. Das Ergebnis war zweideutig.

Die Diskussion ist mittlerweile fortgeschritten und es scheint, als ob die Maut schon im ersten Halbjahr 2007 wieder eingeführt werden soll (S, D). Welches Gebiet dann betroffen sein wird, ist noch unklar und wird sich wohl vom Testbetrieb unterscheiden. Der wirkliche Knackpunkt ist jedoch, wofür das eingenommene Geld dieser Steuer verwendet werden soll. Obwohl das Projekt nämlich als umweltfreundlich dargestellt wird, sollen die Einnahmen nicht dem Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, sondern ausschließlich dem Straßenbau zugute kommen, unter anderem auch einer Umgehungsstraße um Stockholm.

Das ist widersinnig, finde ich, denn auf diese Weise fördert man genau die Art des Transports, die man mit der Maut angeblich verringern möchte.

Verkehrsminister Andreas Carlgren schlägt außerdem vor, das Stockholmer Modell auf Malmö und andere Städte ausweiten (S).

Tagged , , ,

Tipp für Radler

Ich vermute, dass auch ein paar der neuen Austauschstudenten hier in Uppsala mitlesen. Ein Tipp für diejenigen, die den Winter über Rad fahren wollen:
Weil es die letzten Tage viel geregnet hat, stehen viele Pfützen auf den Radwegen. Merkt euch auf euren täglichen Wegen, wo genau. Denn genau dort werden sich verstärkt spiegelglatte Eisschichten bilden, die man unter Schnee auch nicht unbedingt sieht. Dann helfen auch Fahrradreifen mit Spikes nur bedingt.

Tagged , , ,

Ein weiterer Grund für einen Volvo

Manchmal zahlt sich die automatisch aktualisierte Suche nach allem Schwedischen in Blogs doch aus und jetzt ist es spät genug, so etwas zu schreiben: Eine englische Autoversicherung befragt seine Kunden nach fahrzeugbezogenen Sexgewohnheiten und ermittelt nebenbei das beliebteste Fahrzeug dafür. Der Gewinner ist ein Volvo (E) und verweist zwei deutsche Kleinbusse auf die Plätze.

Tagged , , ,

Gratis Busfahren

Anscheinend haben sich in letzter Zeit – sowohl hier in Uppsala, als auch in Stockholm – die Fälle gehäuft, in denen Busfahrer um des mitgeführten Bargeldes willen ausgeraubt wurden. Die Gewerkschaften machen Druck auf die Verkehrsbetriebe und so wurde heute für die Busse in Uppsala ein sofortiger Bargeldstopp beschlossen (S).

Außer ortsfremden bezahlt normalerweise keiner bar beim Fahrer, denn es gibt berührungsfreie und anonyme Karten, die man einfach an einen Kasten am Eingang hält und vielerorts aufladen kann. Mit dieser Karte kostet die Fahrt nur wenig mehr als die Hälfte des Barpreises.

Trotz der neuen Regel will man niemanden am Straßenrand stehen lassen und greift zur einzigen Alternative: Leute, die mit Bargeld bezahlen wollen, fahren kostenlos!

Ich fahre zwar normalerweise mit dem Rad, werde das aber bei Gelegenheit ausprobieren. ;-)

Nachtrag: Schon wieder vorbei (S), das ganze.

Tagged , , ,

Flugsteuer kommt nicht

Die Flugsteuer, die die alte Regierung im Herbst einführen wollte und die die Billigfluglinie Ryanair als Grund für Streckenkürzungen anführte, wird nicht eingeführt werden. Darüber waren sich die Allianzparteien schon vor ihrem Wahlsieg einig und haben das jetzt bestätigt (E).

Ich bezweifle ja, dass Ryanair die beschlossenen Streckenkürzungen jetzt rückgängig macht, was zu meiner damaligen Vermutung passt, dass der Zusammenhang zur Flugsteuer nur ein willkommener Vorwand war.

Tagged , , ,

Citymaut oder nicht?

Während die endgültige Auszählung (S) der Wahl am Sonntag noch andauert, scheint sich die Maut in Stockholm (wörtlich trängselskatt, Ballungssteuer) als erste Probe für die Wahlsieger herauszustellen. Wie bereits erwähnt haben die Leute aus Stockholm selbst zwar knapp für die Wiedereinführung der Maut gestimmt, die bis vor kurzem testweise eingeführt war und mit nummernschildlesenden Kameras an den Ein- und Ausfahrtstraßen der Innenstadt arbeitet.

Allerdings durften auch einige der angrenzenden Kommunen mit abstimmen und dort fiel das Votum negativ aus. Nimmt man alle Stimmen ungewichtet zusammen, landet man bei einer Ablehnung und es ist deshalb bei weitem nicht so sicher, dass die Maut wirklich kommt, wie die Tagesschau behauptet.

Die neue Chefin des Stadtrates – Bürgermeister gibt es nicht – von Stockholm, Kristina Axén Olin von den Moderaten, hat versprochen, dass sie dem Votum der Stockholmer folgen wird. Einige der neuen Regierungsparteien wollen (S) dagegen dem Gesamtergebnis Rechnung tragen. Es ist also nicht so einfach (S) und in der schwedischen Konsenskultur wird wahrscheinlich am Ende ein Kompromiss herauskommen.

Ganz nebenbei: Diejenigen, die Schwedisch können und die der Blick einer in Berlin lebenden Schwedin auf die vorgestrigen Wahlen dort und in Mecklenburg-Vorpommern interessiert, gehen bitte hier entlang.

Tagged , , , , , ,