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Leiser Asphalt

Wenn man bewusst hinhört, stellt man fest, dass Straßenlärm zum Großteil aus dem Rollgeräusch der Reifen auf der Straße besteht. Was liegt also näher als “leiser Asphalt” anstatt Schallschutzwänden?

Ein entsprechender Versuch (S) auf einer Autobahn bei Stockholm wird sehr positiv bewertet. Neun Dezibel machen einen großen Unterschied und angeblich fühle man sich als Autofahrer wie plötzlich in Wolle eingepackt, wenn man auf den leisen Abschnitt kommt.

Technisch funktioniert das ganze durch eine zweilagige Struktur, die Eigenschaften einer Drainage haben und den Schall aufnehmen. Willkommener Nebeneffent ist, dass auch Wasser einfließen kann und zum Fahrbahnrand geleitet wird. Das verringert Aquaplaning und verbessert die Sicht bei Regen, weil es weniger Spritzwasser gibt.

Der Nachteil, wer hätte es gedacht, ist der Preis, sowohl im Aufbringen als auch im Unterhalt. Deswegen wird es auf absehbare Zeit keinen größeren Ausbau der leisen Strecken in Schweden geben. Holland ist da schon weiter: 70% des Wegenetzes sind schon heute leise und bis 2012 soll der Rest nachgeholt werden.

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Herr Gårman

Am 21. Juli starb (S) Kåge Gustafson im Alter von 89 Jahren. Dieser Mensch hatte den wunderbaren Beruf, Straßenschilder zu zeichnen. Er hat über 200 Stück für Schweden entworfen, darunter auch das bei Deutschen so beliebte Elchwarnschild.

Auch das Schild, das auf einen Zebrastreifen hinweist, ist von ihm und sieht dem deutschen Pendant ziemlich ähnlich. Dieses Schild, bzw. der Mann darauf, hat in Schweden einen sehr lustigen und zweideutigen Namen: Herr Gårmann. Auf deutsch wäre das der Herr Gehmann – er geht ja schließlich.

Wenn man den Namen aber ausspricht, klingt das genauso wie “Här går man”, was “Hier geht man” bedeutet. Eine Glanzleistung skandinavischer Pädagogik. :)

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Citymaut in Stockholm zu Ende

Die Maut, die Anfang des Jahres in Stockholm eingeführt wurde, wurde hier schon zweimal erwähnt. Was ich damals allerdings vergaß zu erwähnen, ist, dass sie von vornherein als zeitbegrenzter Versuch angelegt war.

Dieser ist jetzt vorbei, und am Montag werden die Kameras, die an bestimmten Ein- und Ausfahrtstraßen Nummernschilder erfassen, abgeschaltet. Mitte September gibt es dann eine Volksabstimmung, bei der die Stockholmer entscheiden können, ob sie die Citymaut behalten wollen, oder nicht.

Das Projekt war wohl insofern erfolgreich, als dass der Verkehr in der Innenstadt um rund 20% abnahm. Auch die Akzeptanz hat sich erhöht und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Kameras nach der Abstimmung wieder aktiv werden. Dass die Bürger die Wahl haben, ist natürlich eine gute Sache, es dürfen aber meines Wissens nur die teilnehmen, die direkt in Stockholm wohnen und somit vom verminderten Verkehr profitieren. Die ebenfalls betroffenen Pendler der Vororte bleiben außen vor.

Auch frage ich mich gerade, ob es schlau ist, den Versuch zu beenden, bevor abgestimmt wird. Falls es zu einem merkbaren Wiederanstieg des Verkehrs kommt, ist wohl ein Votum für die Maut wahrscheinlicher. Falls nicht kann es andererseits passieren, dass die jetzigen Befürworter sehen, dass es ohne auch nicht viel schlechter ist.

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Lösung des Elchschilddiebstahls

ElchSchildEin einfaches Mittel, den Klau der bei Touristen beliebten Warnschilder zu verhindern, ist, vor dem Anbringen Löcher in den Elch bohren (S) und so den Wert des Schildes zu verringern.

Die Schilder sind übrigens nötig. Es gibt fast eine halbe Million Elche in Schweden und im Gegensatz zu Kleinwild, bei dem versuchte Ausweichmanöver gefährlicher sind als das Überfahren, sind Unfälle mit Elchen (mittleres Gewicht um 500kg; bis zu 1,2t) auch für Autofahrer gefährlich. An vielbefahrenen Wegen gibt es deshalb oft Zäune. Wo diese enden ist das Risiko besonders hoch und dort stehen beispielsweise diese Schilder.

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Fingerabdrücke bei Inlandsflügen

Die Fluggesellschaft SAS plant, bei Inlandsflügen in Schweden künftig per Fingerabdruck zu kontrollieren, ob die Person, die das Gepäck aufgibt, dann auch wirklich dieselbe ist, die fliegt. Die Abdrücke sollen zwar nach dem Vergleich sofort wieder gelöscht werden, aber trotzdem fragt man sich, was der Extranutzen sein soll im Vergleich zur Ausweiskontrolle.

Ich halte das für keine gute Idee, schon aus Prinzip.

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Handyfrei in der U-Bahn

Schweden war, genauso wie Finnland, Vorreiter in der massenhaften Verbreitung von Mobiltelefon und schon lange hat so gut wie jeder eins^1^. Eigentlich dachte ich, dass sich keiner daran stört, wenn in öffentlichen Verkehrsmitteln telefoniert wird. Warum auch? Der einzige Unterschied für Außenstehende zu einem Gespräch zwischen zwei Anwesenden besteht doch darin, dass man nur die Hälfte mitbekommt – und das spielt nur eine Rolle, wenn man heimlich zuhört…

Nichtsdestotrotz gibt es wohl in schwedischen Zügen Wagons, die handyfrei sein sollen, auch wenn mir das noch nie aufgefallen ist. Jetzt sollen auch in der U-Bahn in Stockholm 15 bis 30% der Plätze handyfrei werden (S). Wahrscheinlich hat eine kleine Lobbygruppe da lange genug genörgelt. Die Nachfrage wird wohl, wie schon bei den Zügen, verschwindend sein.

[1] Ich selbst hatte nur mal vor 5-6 Jahren eins und seitdem lebe ich glücklich ohne. :-)

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Helmpflicht für Radfahrer

In Schweden ist gerade eine Diskussion im Gange, ob man eine Helmpflicht für Fahrradfahrer einfrühen soll:

Bislang gilt eine Helmpflicht lediglich für Kinder unter 15 Jahren. Während die Zahl im Strassenverkehr getöteter Kinder seit Einführung der Helmpflicht gesunken ist, bleibt sie bei erwachsenen Radfahrern unverändert. Die Strassenverkehrsbehörde rechnet damit, dass der Anteil getöteter Radfahrer durch den Helmzwang halbiert werden kann.

Man könnte das als typisch schwedische Reglierungswut sehen und argumentieren, dass es die freie Entscheidung eines jeden ist, sich dem erhöhten Risiko auszusetzen. Andererseits gibt es keinen prinzipiellen Unterschied zur Gurtpflicht in Autos, die sich bewährt hat und weitläufig akzepiert ist. In beiden Fällen gibt es wohl bestimmte Arten von Unfällen, in denen Gurt oder Helm nachteilig sind, für den Großteil der Unfälle ist der Effekt jedoch positiv.

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Noch einmal zur Citymaut in Stockholm

Den Autoverkehr in Großstädten einzuschränken, halte ich für eine gute Idee. Dass Stockholm eine Maut für den Innenstadtbereich eingeführt hat, habe ich neulich schon erwähnt und dabei auch den Überwachungsaspekt angeschnitten. Denn leider wurde die Maut nicht anonym umgesetzt, sondern es werden Nummernschilder gelesen und gespeichert.

Natürlich gibt es auch in Schweden ein Datenschutzgesetz (PUL (S)), aber sobald Daten über Personenbewegungen aufgezeichnet werden, entstehen eben auch Begehrlichkeiten von Seiten der Polizei, damit Bösewichte zu fangen – genauso wie bei der LKW-Maut in Deutschland. Nun sagt ja ein Nummernschild noch nicht notwendigerweise etwas über den Fahrer aus, aber obwohl es gesetzlich nicht erlaubt ist, können Gesichter mitfotografiert werden (S).

Alles in allem scheint der Verkehr in Stockholm aber tatsächlich weniger geworden sein und die baldige Volksabstimmung darüber, ob die Maut wieder abgeschafft werden soll, wird wohl fürs Beibehalten ausgehen (S). Das ist vielleicht nicht verwunderlich, weil nur Bewohner des Stadtgebietes abstimmen dürfen, die auch vom verringerten Verkehr profitieren, nicht aber die Pendler aus den weitläufigen Vororten, die weniger gut auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen können, und damit eher gegen die Maut sind.

In Göteborg ist ein ähnliches System geplant. Allerdings werden dort die Bewohner wahrscheinlich gar nicht erst gefragt (S).

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Brücke zwischen Schweden und Finnland

Karte des bottnischen MeerbusensUm von Schweden ins nahegelenene Finnland zu kommen, gibt es einige Möglichkeiten: Fähren von Stockholm aus über Åland, Flugzeuge und den verständlicherweise wenig genutzten Landweg rund um den bottnischen Meerbusen.

Eine direktere Wegverbindung gibt es allerdings nicht und dass man da auf die Idee kommt, eine Brücke oder einen Tunnel durch die Ostsee zu bauen liegt nahe. Vor einigen Jahren wurde untersucht, ob soetwas an der engsten Stelle zwischen dem schwedischen Umeå und dem finnischen Vaasa (siehe Karte) machbar ist, und die Antwort war Ja – im Prinzip.

Auch wenn jetzt eine schwedisch-finnische Arbeitsgruppe die Sache weiter untersuchen will, bezweifle ich, dass solche Pläne je in die Tat umgesetzt werden. Und zwar aus einem einfachen Grund: Der Bedarf ist nicht groß genug, weil so weit nördlich die Bevölkerungsdichte auf beiden Seiten sehr klein ist. Umeå und Vaasa sind Städtchen mit 50 bzw. 80 Tausend Einwohnern und es wäre völlige Geldverschwendung, ein solch großes Verkehrsprojekt in einer menschenarmen Gegend durchzuführen.

Nachtrag: In diesem schwedischen Blogeintrag sieht man eine genauere Karte der Brückenplanung (grün) und im Vergleich dazu die Öresundbrücke (orange). Der Schreiber kommt zu dem gleichen Schluß wie ich: Nur weil es möglich ist, ist es noch lange keine gute Idee.

(Quellen: Meldung (S), Karte)

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