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Teure Busse

Konsequent sind sie ja, die Wahlgewinner des letzten Herbstes, allen voran die Moderaterna. Nachdem sie schon in Stockholm die öffentlichen Verkehrsmittel verteuert haben, ziehen die Kollegen in Uppsala jetzt nach: Ein Einzelfahrschein in den Stadtbussen soll bald 30 anstatt 20 Kronen (S) kosten.

Abmildernd sei angemerkt, dass die Preise mit den sehr praktischen aufladbaren Chipkarten nur schwach angehoben werden und es auch andere billigere Fahrkarten in Automaten und via SMS-Kauf geben soll. Man will also vor allem Leute davon abbringen, bar beim Fahrer zu bezahlen, weil die dort mitgeführte Menge Geld Räuber anlockt. Die Gewerkschaft der Busfahrer begrüßt deshalb die Preiserhöhung.

Trotzdem merkt man den Konservativen eine autofreundlichere Politik an – es sollen weitere Straßen in Uppsala für den allgemeinen Verkehr freigegeben werden und trotz überteuerter leerstehender Parkhäuser mehr Parkplätze geschaffen werden. An eine stärkere Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel, die sich meiner Meinung nach keineswegs rentieren müssen, oder sogar die Inangriffnahme der manchmal diskutierten Straßenbahn für Uppsala ist derzeit also nicht zu denken.

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Führerschein in Schweden

Fabian beschreibt, wie es ist, in Schweden Führerschein zu machen. Beim seinem letzten Satz musste ich arg schmunzeln.

Generell machen in Schweden immer weniger (S) junge Leute den Führerschein. Nur 60% der 18 bis 24-jährigen haben ihn. Ich habe keine Vergleichszahlen für Deutschland, aber ich vermute, dass bei weitem nicht vier von zehn Leuten auf der Deutschen liebstes Kind verzichten.

Das mag mit der größeren Verstädterung Schwedens zu tun haben, denn dort kommt man meist sehr gut ohne Auto aus.

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Der blaue Bus kostet nix

Ich bin gestern von der Arbeit einmal mit dem Bus ins Zentrum gefahren. Normalerweise fahre ich überallhin Fahrrad.

Man muss wissen, dass die Stadtbusse in Uppsala alle grün sind, um meine Verwunderung zu verstehen, als mit der richtigen Liniennummer ein dunkelblauer Bus auftauchte, der zudem an den vorderen oberen Ecken mit einem mir unbekannten Logo beflaggt war und mit dem Schriftzug “Willkommen an Bord der größten Limousine Uppsalas” versehen.

Skeptisch stieg ich ein und zückte meine Buskarte, nur um vom Fahrer weitergewunken zu werden. Das koste nichts.

Auf meinem Sitzplatz angekommen, erklärte sich das Ganze. Das Logo von den Flaggen war nämlich auch auf den Reklametafeln im Bus zu sehen und die verrieten, dass es um das Gränby Centrum geht, ein Einkaufszentrum am nordöstlichen Rand von Uppsala. Jenes bezahlt offensichtlich diesen einen Bus, der zusammen mit “normalen” Bussen auf der Linie verkehrt, die auch zum Gränby Centrum führt. Man muss also Glück haben, damit man kostenlos fährt.

Meine erste Reaktion war: Das ist aber mal eine nette Werbeaktion, von der man auch wirklich etwas hat. Aber dann fragte ich mich schon, wie weit man werbetreibende Firmen ins öffentliche Leben eingreifen lassen sollte. Wann kommt der Fahrradweg, der die Gemeinde nichts gekostet hat, aber dafür mit Werbung bedruckt ist?

Bild vom Bus nach dem Klick.
Blauer
Bus

Einen Bus im üblichen Grün sieht man im Hintergrund.

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Schnellzug Oslo-Göteborg-Kopenhagen-Berlin

Die Überschrift sagt es eigentlich schon. Es wird ein Schnellzug geplant (S), der die 12 Millionen Menschen in den Regionen um die genannten Städte miteinander verbindet. Bei 250 km/h Reisegeschwindigkeit soll die gesamte Strecke in sieben Stunden bewältigt werden.

Ich fände das eine brauchbare Alternative zum Flugzeug, aber leider soll der Zug erst ab 2025 fahren.

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Gerade Zahlen retten Leben

So ganz folgen kann ich der Argumentation wohl nicht, aber das schwedische Straßenamt geht davon aus, dass Vierzig bis Fünfzig Unfalltote pro Jahr vermieden (S) werden können, weil man jetzt auch Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 40, 60, 80, 100 und 120 km/h erlaubt. Bisher gab es nur die ungeraden Vielfachen von Zehn mit maximal 110 km/h. Von der Anhebung der Höchstgeschwindigkeit hätte ich eher den gegenteiligen Effekt erwartet.

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Größter Fahrradparkplatz des Nordens

Uppsala ist, nicht zuletzt wegen der vielen Studenten, eine Fahrradstadt. Und weil außerdem viele ins nahe Stockholm pendeln, scharen sich alltäglich mehrere tausend Fahrräder am Bahnhof – in einem hübsch-hässlichen Chaos. Jetzt wird dort ein neues “Reisezentrum” gebaut und man versucht, Ordnung in die Flut der Zweiräder zu bringen. Es soll eine unterirdische Fahrradgarage geben und 7000 überdachte Plätze im freien. Das wäre der größte Fahrradparkplatz des Nordens.

Allerdings wird darüber nachgedacht (S), die Garage und vielleicht sogar die Aussenplätze kostenpflichtig zu machen und zu bewachen, damit die recht häufigen Diebstähle aufhören und keine Fahrradwracks mehr die Plätze blockieren. Für die Garage mag man eine Gebühr vertreten können, aber ich fände es eine Frechheit, wenn man sein Rad nicht mehr kostenlos am Bahnhof abstellen könnte, auch aus praktischen Gründen, wenn man es eilig zum Zug hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass dann viele Fahrräder außerhalb der Bezahlplätze abgestellt würden und man das “Chaos” nur verlagert.

Das Problem mit alten und kaputten Fahrrädern wird übrigens alle paar Jahre auf eine intelligente Weise gelöst: Jedes Fahrrad bekommt einen Zettel angehängt, auf dem angekündigt wird, dass die Räder, die ihn in einem Monat noch haben, weggeräumt werden. Wer einen solchen Zettel an seinem Fahrrad findet, macht ihn einfach ab.

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Wort der Woche: Kungens Kurva

Rainer schrieb gestern:

So und jetzt mache ich mich auf den Weg zu IKEA in Kungens Kurva, wo es wahrscheinlich von Menschen nur so wimmelt.

Kungens Kurva? In der Tat nennt sich der Platz in Huddinge, etwas südlich von Stockholm, an dem heute das Einkaufszentrum mit einem IKEA, dem Vergnügungszentrum Heron City und Filialen der verschiedenen Elektronikgroßmärkte liegt, Kungens Kurva, also die “Kurve des Königs”.

Das kam so. Der Urgroßvater des heutigen Königs, Gustav V., war 1946 auf dem Heimweg von der Jagd auf Schloss Tullgarn und aß im Fond des großen Cadillac mit einigen Mitreisenden zu Mittag. Die Stimmung war gut und Gustav wies den Chauffeur an, schnell zu fahren. Der Weg war damals noch nicht autobahnartig ausgebaut und es fanden Bauarbeiten statt, so dass der Fahrer wegen der hohen Geschwindigkeit leicht vom Weg abkam und die Kontrolle über das Auto verlor. Man landete im sumpfigen Straßengraben. Niemand kam zu Schaden und der König wurde im nachfolgenden Wagen seiner Söhne mitgenommen. Trotzdem war der Unfall die Sensationsnachricht des nächsten Tages.

Als kurz darauf an dieser Stelle eine Tankstelle aufmachte, bekam sie den Namen Kungens Kurva, der heute für das gesamte Viertel verwendet wird. Der Ursprung des Namens gerät derweil in Vergessenheit.

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Trängselskatt reloaded

Letztes Jahr wurde in der Stockholmer Innenstadt ein Mautsystem getestet, nach Ende des Probebetriebs abgeschaltet und für gut befunden: die so genannte trängselskatt (frühere Artikel dazu). Die Idee an sich finde ich ja gut. Weniger Autos, mehr öffentlicher Nahverkehr, gut für die Umwelt und die Anwohner und so weiter.

Der Vorschlag (S), der jetzt zur Wiedereinführung der Maut im Sommer vorliegt, ist jedoch schändlich. Von den Datenschutz- und Überwachungsaspekten, die dadurch ins Spiel kommen, dass das System auf nummernschildlesenden Kameras basiert, einmal abgesehen, soll das Geld nicht in die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel fließen sondern in den Straßenbau. Im Gegenteil wurden gerade die Preise für Busse und U-Bahnen in Stockholm kräftig erhöht.

Nimmt man dann noch hinzu, dass die Maut für Pendler von der Steuer absetzbar sein soll, fragt man sich, ob es überhaupt noch zu einer Verringerung des Autoverkehrs kommen wird, oder ob das Ganze nur noch eine Geldumverteilungsmaßnahme ist. Die Straßenbaugelder können anderswo eingespart werden, die Geringverdiener, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, sind die Verlierer und eine Umweltmaßnahme ist die Maut nur noch auf dem Papier.

Konservative Politik, wie man sie erwartet hat?

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Segways für die Polizei

Das Bild in diesem Artikel (S) sagt eigentlich alles. Die schwedische Polizei hat testweise vier Segways angeschafft und sie in Polizeifarben angemalt. Sie sollen für Bombenspezialisten bereitstehen, die sich mit schwerer Schutzkleidung und Ausrüstung bewegen müssen.

Ich würde ja gern einmal so ein Ding fahren.

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Teurere U-Bahn

Ich hatte ja schon im Zusammenhang mit der City Maut in Stockholm darüber geschrieben, dass ich es unsinnig finde, dass die Einnahmen daraus nicht dem öffentlichen Verkehr zukommen. Die zusätzlichen Buslinien, die es während des Testbetriebs der Maut gab, sind abgeschafft und gegen Monatsende werden die Preise des Stockholmer Verkehrsbetriebs SL kräftig erhöht (S). Eine Einzelfahrkarte wird 40 anstatt 20 Kronen kosten und das Zonensystem wird so verändert, dass es für viele teurer wird.

In Stockholm hatten die Moderaten im Herbst die Wahl gewonnen.

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