([YouTube DirektPer](http://youtube.com/watch?v=yR24-N3OEuI), [mehr zu
*Gyllene Tider*](http://de.wikipedia.org/wiki/Gyllene_Tider))
Jeder kennt es, nicht wenigen stellen sich die Haare zu Berge, wenn sie
es hören. *Gyllene Tider* ist die Band von Per Gessle, mit der er schon
vor *Roxette* in Schweden bekannt wurde. Das Lied *Sommartider*
(wörtlich: “Sommerzeiten”) ist von 1982 und hat den Status eines
permanenten Sommerhits. Immerhin passend zum aktuellen Wetter.
Im småländischen Jönköping eine Pop-Gruppe mit 29 Mitgliedern
aufzumachen, diese "\_I'm From Barcelona\_" zu nennen und dann ein Lied
mit dem Titel "We're From Barcelona" aufzunehmen -- wie könnte man sie
nicht mögen?
[**Anders och Måns**](http://sv.wikipedia.org/wiki/Anders_och_m%C3%A5ns)
ist wohl das Witzigste, das ich aus dem schwedischen Fernsehen kenne.
Das sagt zwar nicht viel, weil ich kaum fernsehe, aber glaubt mir:
Anders und Måns sind fast auf dem Niveau von Monty Python, was den
absurden Humor angeht, und gleichzeitig sehr schwedisch. Wenn es nicht
so schwer wäre, Humor zu übersetzen, wären sie schon oft Thema hier
gewesen.
Das obige Video zeigt einen Ausschnitt aus der Sendung und es geht um
*Pingis*, also Tischtennis. Die schwedisch-norwegische Rap-Metal-Band
*Clawfinger* ist dabei, weil das ja typische Pingis-Musik ist. Sie haben
ihren Klassiker [*Nigger*](http://youtube.com/watch?v=IcX9Jq_vMjs) auf
*Pingis* umgedichtet und erzählen, dass sie nie gegen *Rage Against The
Machine* gewonnen hätten, weil sich die Bälle immer in den Dreadlocks
des Sängers verfingen. Ich lag am Boden vor lachen, als ich das zum
ersten Mal gesehen habe.
Tolles Video von einem der besseren Stücke von *Silent Shout*, dem
neuesten Album von [*The
Knife*](http://de.wikipedia.org/wiki/The_Knife). Auch wenn sie mit
diesem groß bei den schwedischen Musikpreisen [abgeräumt
haben](http://www.fiket.de/2007/01/31/grammis-verliehen/), finde ich
*Deep Cuts* immer noch besser.
([YouTube DirektLink](http://youtube.com/watch?v=9L4lm5Yrhqs),
[schwedische Wikipedia über
Sundström](http://sv.wikipedia.org/wiki/Stefan_Sundstr%C3%B6m))
Ich bin erst neulich auf Stefan Sundström aufmerksam geworden, der ein
schwedischer “Singer-Songwriter” mit eigensinnigen
realitätsbeschreibenden beziehungsweise -kritischen Texten zu sein
scheint. Sehr interessant.
([YouTube DirektLink](http://youtube.com/watch?v=vIC_SNtYpxQ),
[Wikipedia-Artikel über
Garmarna](http://de.wikipedia.org/wiki/Garmarna))
Vorhin bei [Radio Paradise](http://www.radioparadise.com/) gehört.
Dieser Internet-Sender im Familienbetrieb aus Kalifornien hat mich schon
auf richtig viel Musik aufmerksam gemacht, auch schwedische. Ich gehöre
zu den “Supporting Listeners” und schicke regelmäßig Geld.
Progg ist der schwedische Vorläufer des Punk. Progg ist der Beweis, dass
Schweden in den Siebzigern cooler war als Deutschland. Progg ist
politisch. Progg ist links. Progg ist tot. Progg lebt. Progg ist
musikalisch anspruchslos. Progg ist alternativ. Progg ist zeitlos. Alles
Aussagen, die gleichzeitig zutreffen und falsch sind – zumindest jedoch
eine unzureichende Beschreibung abliefern.
Es geht also um Musik. Das Wort kommt sprachlich zwar von “progressiv”,
progg hat aber nur wenig mit dem Musikgenre progressive rock zu
tun. Progg ist nicht einmal ein einheitliches
Genre, sondern eine schwedische Musikbewegung der 70er Jahre, die viele
Stile umfasst. Die Bandbreite reicht von Folkmusik über vorwiegend
instrumentalen Rock bis zu Blues.
In den Sechzigern war es wohl recht schwer für schwedische Bands,
Plattenverträge zu bekommen, wenn sie andere Musik machten als die
Labels für Hitverdächtig hielten. Gegen Ende des Jahrzehnts bildete sich
also ein alternative Szene mit eigenen Plattenlabels, die in den
Siebzigern ihre kurze Blütezeit erlebten. Die Ansichten der linken 68er
dominierten die politische Anschauung der Bewegung, sorgten aber auch
dafür, dass unpolitischere Bands ausscherten.
Gemeinsamkeit war auf jeden Fall, dass auf Schwedisch gesungen wurde und
dass man sich als Gegengewicht gegen kommerzielle Musik sah. Musik wie
ABBA senke das politische Bewusstsein und richte alles auf den
Massenkonsum aus, dachten nicht wenige. Passend zum gestrigen Abend sei
angemerkt, dass man im Progg das Schlagerfestival verachtete. 1975 gab
es als Gegenveranstaltung ein Alternativfestival in Stockholm, auf dem
Ulf Dageby vom Nationalteatern sich im Lied Doin´ the Omoralisk
Schlagerfestival über selbiges auslässt.
Die zunehmende Politisierung führte dann gegen Ende der 70er zu
Uneinigkeiten und als 1980 das zur Bewegung gehörende Magazin Musikens
makt (Macht der Musik) eingestellt wurde, war Progg zu Ende. Der Punk
hatte übernommen – und zwar nicht nur die Aufmerksamkeit der
Jugendlichen, sondern auch die politisch linke Systemkritik. Zum
Beispiel ist Staten och Kapitalet, das neulich schon im Zusammenhang
mit Ebba Grön und Joakim Thåström Erwähnung
fand ein Cover von
Blå Tåget, bei denen es viel zahmer klang.
Seit den 90er Jahren stößt der schwedische Progg wieder auf mehr
Interesse und einige der Künstler sind wieder auf Tour und spielen mit
viel Zuspruch auf Festivals. Es wird respektiert, dass die Bewegung ein
sehr wichtiger Beitrag zur schwedischen Musikgeschichte war, auch wenn
man einige der extremeren kommunistischen Texte eher belächelt. Im
Gegensatz zur Schlagerbewegung kann man vieles von dieser Musik heute
noch hören.
Es gab und gibt zu viele Musiker, die man zum Progg rechnet, als dass
ich sie hier alle aufzählen könnte, geschweige denn kennen würde. Ein
paar der Protagonisten sollen aber zumindest erwähnt werden: Träd,
Gräs och Stenar, die Hoola Bandoola Band mit Mikael Wiehe,
Kebnekaise, Björn Afzelius, Peps Persson mit Peps
Blodsband, Samla Mammas Manna und natürlich Nationalteatern.
Letztere habe ich sogar in meinem ersten Jahr in Schweden auf einem
Festival gesehen, natürlich ohne damals je von ihnen gehört zu haben.
Peps Persson habe ich neulich verpasst, als er in Uppsala gespielt hat,
aber ich hoffe, das irgendwann nachzuholen.
Nach so viel Text jetzt endlich zur Musik. Videos nach dem Klick.
Leider findet sich nur recht wenig der oben genannten bei YouTube und
dann meist in zweifelhafter Audioqualität. Trotzdem hier die drei
“besten”, die ich finden konnte, abgesehen von denen im gestrigen
Artikel und in
Rainers.
Mikael Wiehe war mir bisher nur im Zusammenhang mit der Hoola Bandoola
Band bekannt, der
schwedischen Progg-Band. Was “Progg” ist, erkläre ich am besten morgen
im Wort der Woche, das geht nicht in drei Sätzen.
Als Vorgeschmack hier der Mitschnitt eines Konzerts zu Wiehes Ehren (er
sitzt am rechten Bühnenrand und ist kurz im Bild), in dem Lars
Winnerbäck und Dregen “Vem kan man lita på?” spielen.
Dregen war
früher bei den Hellacopters und ist auch mit den Backyard Babies
recht erfolgreich. Die beiden zusammen auf der Bühne zu sehen, ist eine
ziemlich obskure Zusammenstellung, aber sehr witzig.
Das ist bei weitem nicht der dümmste
[Liedtext](http://www.lyricsdownload.com/ark-the-echo-chamber-lyrics.html),
den eine Pop-Gruppe je hervorgebracht hat. Ein unterhaltsames fiktives
Zwiegespräch mit Anekdoten über The Ark hat der Local gestern
[veröffentlicht](http://www.thelocal.se/7228/20070507/).