Da war es soweit: Der erste Schnee dieses Winters liegt auf den Dächern
Stockholms.
Heute Nacht war der erste richtige Nachtfrost in Stockholm, laut Zeitung auch im Rest des Landes. Das Herbstlaub wird Tag für Tag lichter und der erste Schnee kommt sicher bald.
Dass ich hier seit drei Wochen nichts geschreiben habe, war nicht geplant. Ab und zu gibt es einfach wenig zu erzählen.
Wir befinden uns mitten in der – wie ich finde – hässlichsten Zeit des Jahres, geprägt von hohen schmutzigen Schneebergen die noch Wochen zum Tauen brauchen werden, von der Farbe Grau wohin man schaut und von Hundehaufen, die aus den schmelzenden Wegesrändern auftauchen. Schwedische Stadtbewohner sind in der Regel sehr gut darin, ihren Vierbeinern mit “Hundetüten” (hundpåsar) hinterherzulaufen, doch für die Schneeberge am Wegesrand scheint das nicht zu gelten. Was in den letzten Monaten darin versteckt lag, kommt jetzt zum Vorschein.
Immerhin scheint die Sonne in Östergötland, wo ich über Ostern bin, und ich habe die ersten Schneeglöckchen und Krokusse zwischen den immer schneller schrumpfenden Schneeverwehungen erspäht. Frühling will ich das allerdings noch nicht nennen. Auf der Ostsee liegt noch Eis so weit das Auge reicht.
Frohe Ostern euch allen!
Drei volle Monate, in denen das Thermometer nicht einmal über Null ging, sind vorbei. Es taut dank der wieder höher stehenden Sonne. Bis die Schnee- und Eismasses weg sind, wird es aber noch einige Zeit dauern.
Mit 75 Schlitten pro Stunde und 1 800 Stück täglich wurden seit Oktober im Dreischichtbetrieb dreimal so viele Schlitten produziert wie in einem Normaljahr. Sämtliche Schlitten sind ausverkauft [...]
schreibt Radio Schweden.
Das ist bei weitem nicht die einzige Meldung über gute Geschäfte in Schweden mit dem außergewöhnlich kalten und schneereichen Winter. Warme Kleidung, Schuhe und Wintersportausrüstung aller Art verbuchen Umsatzrekorde – über 20% Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Irgendwie auch kein Wunder, wenn auf einmal nicht nur die Landbevölkerung, sondern auch die Bewohner der Ballungsgebiete optimale (Langlauf-) Skibedingungen vor der Haustür haben.
Falls jemand übrigens findet, ich schriebe hier zu viel über das Wetter, dem sei gesagt, dass das recht gut der öffentlichen Diskussion hierzulande in den letzten Wochen entspricht. Das und die olympischen Winterspiele dominieren die Nachrichten.
Für den Rest des Tages soll bei um die -12° der bisher heftigste
Schneesturm dieses Winters über Stockholm kommen. Als ob der Winter
dieses Jahr noch irgendetwas zu beweisen bräuchte…
(Bild: nachbearbeitetes Bildschrimfoto von
smhi.se)
Nachtrag 2010-02-22: Das Wort “Sturm” war vielleicht übertrieben, aber es hat ordentlich geschneit – und zwar diese kleinen Flocken, die bei zehn Minus kommen. Die werden sehr leicht vom Wind getragen und bilden Verwehungen. Das hat zu den größten Verkehrsproblemen bisher geführt: Der Zugverkehr von und nach Stockholm war gestern stundenlang ausgesetzt; Verspätungen bis 15 Stunden und reihenweise eingestellte Züge. Für heute rieten die Stockholmer Verkehrsbetriebe, wenn möglich zu Hause zu bleiben. Meine U-Bahn-Linie (die rote) fuhr jedoch, allerdings in größeren Abständen und deshalb so überfüllt, dass ich nicht mit der erstem mitkam.
Das Wetter dominiert zur Zeit die schwedischen Nachrichten.
Wovor warnt dieses Schild?
Rasrisk besteht aus ras und risk, wobei letzteres, unschwer zu erraten, “Risiko” bedeutet. Ras kann zweierlei sein: “Rasse” oder “Sturz, Einsturz, Lawine”. Was gemeint ist, kann man entweder am grammatikalischen Geschlecht des Wortes erkennen oder muss es sich – wie hier, wo man dieses nicht sieht – aus dem Zusammenhang ableiten.
Zur Zeit wird in Stockholm selbstverständlich nicht an jedem zweiten Haus vor einem “Rassenrisiko” gewarnt, sondern vor herabfallendem Eis und Schnee.
Mit Minusgraden seit Mitte Dezember und regelmäßig mehr Schnee fällt so einiges von den Dächern der Stadt und ich bin erst heute wieder von einem Passanten angesprochen worden, weil er fand, ich ginge zu nah an der Hauswand. Ihn habe erst dieser Tage ein Eiszapfen an der Jacke gestreift.
An bekannten Stellen werden Schilder wie das obige aufgestellt und teilweise auch der halbe Bürgersteig abgesperrt. Außerdem gibt es den Beruf des Takskottare, dessen Aufgabe ist, auf Dächern Schnee zu schippen, um das Herabfallen kontrolliert zu verursachen. Wer meint, ein potentiell gefährliches Dach entdeckt zu haben, kann die Eiszapfen-Hotline anrufen, die dann den Hausbesitzer dazu auffordert, Takskottare anzuheuern. Firmen in dieser Branche haben diesen Winter Hochkonjunktur.
Man beachte die vorbildliche Ausrüstung: