Wie bringt man die Stimmung auf einer Insel, an der man eine Pipeline vorbeilegen will und deren Bewohner sich sträuben, zum Umschwung? Ganz einfach: Man kauft sie und verspricht Geld für ansonsten unfinanzierbare Projekte.
Wie bringt man die Stimmung auf einer Insel, an der man eine Pipeline vorbeilegen will und deren Bewohner sich sträuben, zum Umschwung? Ganz einfach: Man kauft sie und verspricht Geld für ansonsten unfinanzierbare Projekte.
Letzten Oktober schrieb ich, dass ich bei meiner Milch zum Frühstück auf die fettarmere Variante ausweichen musste, weil die ökologische mit 3% Fett nicht mehr verkauft wurde. Daran hat sich seitdem nichts geändert und ökologisch produzierte Milch ist in Schweden wegen der großen Nachfrage weiterhin knapp.
Deswegen will der dänisch-schwedische Molkereikonzern Arla bald dänische Milch nach Schweden importieren. Schwedische Bauern finden das nicht gut und haben natürlich Recht, dass der längere Transport dem ökologischen Gedanken zuwiderläuft. Gleichzeitig stellen viele schwedische Bauern nicht auf Ökoproduktion um. Gründe seien der höhere Flächenbedarf, das finanzielle Risiko und Zweifel daran, dass ökologische Landwirtschaft wirklich besser ist.
Als Laie würde ich vermuten, dass hohe Nachfrage bei geringem Angebot die Preise steigen lässt und somit langfristig dafür sorgt, dass ökologische Produktion auch für Landwirte attraktiver wird.
Der Fabian kam mir zuvor, den Konkurs des schwedischen Kinobetreibers Astoria zu kommentieren.
Mir bleibt daher nur hinzuzufügen, wie ich erst vorgestern überrascht festgestellt habe, dass das Royal in Uppsala seit letzten Herbst schon zu SF gehört, das damit hier – von zwei sehr kleinen unabhängigen Kinos abgesehen – ein Quasimonopol innehat. Die Lokalzeitung UNT berichtet auch.
Radio Schweden schreibt:
Das Amtsgericht Stockholm verkündete an diesem Dienstag ein mit Spannung erwartetes Urteil. Nach dem bisher gröβten schwedischen Kartellbildungs-Prozess muss eine Reihe namhafter Baufirmen nun Strafen in Millionenhöhe zahlen.
und befasst sich außerdem mit der weit verbreiteten Schwarzarbeit.
Gestern kam mein neuestes Spielzeug an und der schwedische Internetladen hat sich etwas Nettes einfallen lassen, um nicht vergessen zu werden: Im Karton war auf einer Seite nicht das übliche Füllmaterial zur Polsterung, sondern ein Schokoriegel der Marke, die in Schweden noch bis ins Jahr 2000 Raider hieß. Dieser hatte seinen Zweck erfüllt und war etwas zerdrückt – schmeckte deswegen aber nicht schlechter.
Auf Dosen mit Bier, Cider oder Mischgetränken wird es ab Herbst Warnhinweise geben. Darauf haben sich die Mitglieder der Branchenorganisation Sveriges Bryggerier geeinigt. Die Texte sollen aus einer der Fragen Schwanger? Unter 18? Im Verkehr? Auf der Arbeit? bestehen, die jeweils mit Verzichte auf Alkohol! beantwortet werden.
Etwas ähnliches meine ich neulich schon gesehen zu haben, aber sehr klein gedruckt und in keiner Weise den prominenten Aufdrucken auf Zigarettenschachteln ähnlich.
Nach dem Urteil von neulich wurde klar, dass die Beschlagnahme der privaten Alkohollieferungen, die Schweden im Internet bestellt hatten, illegal war. Deshalb gibt der Staat die 350.000 Liter an die 7000 Besteller jetzt frei. Weil jedoch in der Zwischenzeit viele der Waren schlecht geworden sind, rechnet man mit Schadenersatzforderungen, über die noch zu entscheiden sein wird.
Umgekehrt wehrt sich der schwedische Staat, indem er gleichzeitig die Steuer auf die Waren verlangt – inklusive saftiger Verspätungsgebühr. Schließlich hatte der europäische Gerichtshof schon vor einem halben Jahr in einem anderen Urteil entschieden, dass Schweden die landeseigene Alkoholsteuer auf private Importe erheben darf. Empörung darüber, dass beide und nicht nur das für den Verbraucher bessere Urteil retroaktiv gelten sollen, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn, dann beide.
Eine Regelung dafür, wie schwedische Kunden, die Alkohol im Ausland bestellen, die Steuer einfach bezahlen können, gibt es wohl noch nicht und die Lieferanten zeigten sich nicht kooperationsbereit. Das Steuerformular wurde immerhin schon angepasst und selbst wenn es für den schwedischen Zoll schwierig ist zu versteuernde Alkohollieferungen zu kontrollieren, muss man mit Bußgeldern rechnen, wenn man sich ums Bezahlen drückt und erwischt wird.
Interessantes zu Chefs in Deutschland und Schweden:
Über 80 Prozent der Arbeitnehmer erwarten [in Deutschland] von ihren Chefs Entschlusskraft, Durchsetzungsstärke und Souveränität. Jeder Zweite will klaren Vorgaben folgen können. Vorgesetzte sollen außerdem Wert auf Wettbewerb und Leistung legen. Nicht so in Schweden. Dort mag nur jeder Sechste von seinem Chef genaue Anweisungen erhalten. Genauso wenige Mitarbeiter betrachten es im Gegensatz zu jedem zweiten deutschen Kollegen als positiv, wenn sich ihr Vorgesetzter nicht von abweichenden Vorstellungen oder äußeren Veränderungen beeinflussen lässt.
Ich habe wenig Einblick in die außeruniversitäre Arbeitswelt in Schweden, aber was hinter obigem Link geschrieben steht, klingt keinesfalls abwegig. Nicht kritikfähige Menschen gehören verboten.
Gerade habe ich in der Zeitung gelesen^1^, dass Norwegen mit seinen zur Zeit fusionierenden Ölfirmen stark in arktische Gasvorkommen investiert. Innerhalb weniger Jahre will man die Produktion um 50% steigern und dann genauso viel Gas exportieren wie Russland. Schwer vorstellbar, dass Norwegen die eigenen Energievorkommen zu politischen Zwecken einsetzen wird wie der Nachbar im Osten, weshalb das Ganze aus politischer Sicht wohl sehr zu begrüßen ist.
^1^ Der Artikel scheint leider nicht online zu sein.