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Nobelpreise 2009

Es ist wieder so weit. Diese und nächste Woche wird bekannt gegeben, wer im Dezember einen Nobelpreis verliehen bekommt.

  • Medizin: Elizabeth H. Blackburn, Carol W. Greider und Jack W. Szostak, alle aus den USA, teilen sich zu je einem Drittel den Preis für die Entdeckung, wie Chromosomen von Telomeren geschützt werden, und des Enzyms Telomerase. Link
  • Physik: Die eine Hälfte geht an Charles K. Kao (China und UK) für bahnbrechende Leistungen in Glasfaser-Optik, die die Durchlässigkeit von Fasern für Licht betreffen. Die andere Hälfte teilen sich Willard S. Boyle und George E. Smith aus den USA für die Erfindung eines bildgebenden Halbleiterschaltkreises – des CCD-Sensors. Beides sehr wichtige Dinge für moderne Technik. Alle Digitalkameras haben einen CCD-Chip und ohne Glasfasern wäre schnelle weltweite Kommunikation, wie wir sie heute gewohnt sind, nicht möglich. Würdige Preisträger also. Als Astronom weiß ich den Wert von CCDs nocheinmal mehr zu schätzen – so gut wie alle Teleskopinstrumente verwenden sie, um Licht zu sammeln. Link
  • Chemie: Der diesjährige Preis geht zu je einem Drittel an Venkatraman Ramakrishnan (UK), Thomas A. Steitz (USA) und Ada E. Yonath (Israel) für ihre Studien der Struktur und Funktionsweise der Ribosomen. Link und Link
  • Der Literaturpreis geht dieses Jahr an die Deutsche Herta Müller, die mit ihrer Verdichtung von Poesie und Direktheit in Prosa die Landschaft der Mittellosen beschreibt. Link und Link
  • Mit dem Friedenspreis wird Barack Obama ausgezeichnet. Für seine außergewöhnlichen Anstrengungen, internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit der Völker zu stärken. Überraschende Wahl, finde ich; nicht so die schwedischen Medien. Link
  • **Wirtschaft:** Den Preis teilen sich je zur Hälfte Elinor Ostrom und Oliver E. Williamson, beide aus den USA. Sie werden *für ihre Analysen der wirtschaftlichen Regierungsführung* ausgezeichnet. Ostom *im besonderen für die der Allmende*, Williamson *im besonderen für die der Grenzen von Firmen*. [Link](http://nobelprize.org/nobel_prizes/economics/laureates/2009/) und [Link](http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,654594,00.html) Man gibt sich vonseiten der Stiftung sehr Web-affin: [Twitter](http://twitter.com/Nobelprize_org), [Youtube](http://www.youtube.com/thenobelprize), [Facebook](http://www.facebook.com/Nobelprize.org), ein [Widget](http://nobelprize.org/nobelweb/pressroom/widget/index.html) für die eigene Webseite und natürlich ein [RSS-Feed](http://nobelprize.org/contact/rss/index.html).
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In aller Kürze

Was ist gerade aktuell in Schweden?

  • Freischulen. In Schweden können Firmen Schulen betreiben und bekommen pro Schüler das gleiche Geld wie kommunale Schulen. Das ist ein gutes Geschäft und die Diskussion darum ist nicht neu. Gerade handelt sie vor allem davon, inwieweit es gerechtfertigt ist, wenn auf diese Weise Steuergelder direkt an Aktieninhaber ausgeschüttet oder im Ausland investiert werden.
  • Schnellzüge. Die Regierung würde gerne Hochgeschwindigkeitszüge (Snälltåg) auf den Weg bringen, doch Kritiker meinen, das sei aus Umweltgesichtspunkten (Stichwort: klimatsmart) Unsinn.
  • Israel ist empört über einen schwedischen Zeitungsartikel, in dem behauptet wird, palästinensische Opfer würden für Organhandel missbraucht. Die Forderung nach einer Entschuldigung oder Distanzierung der schwedischen Regierung lehnt man hierzulande jedoch ab. Schließlich könne man nicht die Verfassung brechen und gegen die eigene Pressefreiheit vorgehen. Außenminister Bildt nutzt wie üblich sein Blog zur Stellungname (1 2) und fügt hinzu, dass eine Distanzierung von einem bestimmten Artikel eine Zustimmung zu all dem anderen Unsinn, der gedruckt werde, impliziere.
  • Schweinegrippe-Impfungen stehen auch in Schweden an und damit die Diskussion über Sinn und Unsinn derselben, samt welche Gruppen bevorzugt werden sollten.
  • Christer Fuglesang, der einzige schwedische Astronaut, wird – vorausgesetzt alles geht gut – morgen zu seiner zweiten Reise im Space Shuttle zur Internationalen Raumstation aufbrechen. Er twittert darüber: @CFuglesang (schwedisch und englisch).
  • Ein neuer Botschafter der USA ist in Stockholm eingetroffen und willkommen geheißen worden. Matthew Barzun ist mit 38 Jahren einer der jüngsten Botschafter und der Netz-Welt unter anderem von CNet bekannt. Der Posten ist Obamas Dank für Barzuns erfolgreiches Engagemang in seiner Wahlkampagne.

  • Die schwedische Wirtschaft hat ebenso wie die deutsche aufgehört zu schrumpfen, bis zu einem echten Aufschwung erwartet man aber weiter steigende Arbeitslosenzahlen. Die Regierung verspricht weitere Steuersenkungen zum Jahreswechsel und hält sich mit Konjunkturprogrammen zurück. Die Sozialdemokraten in der Opposition fordern mehr öffentliche Eingriffe in den Arbeitsmarkt. Da wirft die Parlamentswahl in einem Jahr schon ihre Schatten voraus. Gleichzeitig wird diskutiert, ob “die Krise” nicht maßlos überbewertet ist, schließlich habe die große Mehrheit der Bevölkerung nichts von ihr mitbekommen und durch die Zinssenkungen auf die Wohnungs- und Häuserkredite sogar mehr Geld in der Tasche. Politik solle den Wohlstand der Menschen und nicht das Bruttosozialprodukt optimieren.

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Jahr der Astronomie

Vor 400 Jahren begann Galileo Galilei seine systematischen Beobachtungen mit seinem Teleskop und deshalb ist 2009 das “Internationale Jahr der Astronomie”. Es gibt unter anderem eine internationale eine deutsche und eine schwedische Webseite. Letztere ist unter meinen Fittichen und hat die letzten Tage viel Arbeit in Anspruch genommen, weil das Jahr mit viel Medienaufmerksamkeit in Gang kam.

alttextGestern war die Einweihungsfeier in Stockholm. Der größte kugelförmige Bau der Welt, der Globen, wurde dazu den Abend lang mit einem Lichtspiel angeleuchtet und es gab eine interessante Veranstaltung mit einem Vortrag in Form eines Dialogs zweier Professoren aus Uppsala.

Der Globen repräsentiert gleichzeitig die Sonne im größten maßstabsgetreuen Modell unseres Planetensystems. Das Sweden Solar System erstreckt sich übers ganze Land (siehe Bild). Die Modelle der inneren Planeten, inklusive der Erde, liegen im Stadtgebiet Stockholms. Jupiter ist am Flughafen Arlanda, das bisherige symbolische Blumenbeet dort wird im Laufe des Jahres durch ein richtiges Modell ersetzt. Saturn wird hier in Uppsala seinen Platz finden. Die äußeren Planeten liegen in Städten weiter nördlich und ganz “oben” in Kiruna ist der Terminalschock; bis dahin reicht der Einfluss des Sonnenwindes.

Der Veranstaltungskalender auf www.astronomi2009.se hat über hundert Einträge und ich mache mich gleich daran, noch mehr einzutragen.

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Nobelpreise 2008

Wie jedes Jahr (2007, 2006) kommt hier eine Zusammenstellung der diesjährigen Nobelpreise, die im Laufe dieser Woche bekannt gegeben wurden und werden.

  • Der Preis für Medizin geht zur Hälfte an Harald zur Hausen (Deutschland) für die Entdeckung des Papillomaviruses, das Gebärmutterhalskrebs hervorruft. Die andere Hälfte teilen sich Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier, beide aus Frankreich, dafür das menschliche Immunschwächevirus entdeckt zu haben.
  • Die Hälfte des diesjährigen Physikpreises geht an Yoichiro Nambu (USA), für die Entdeckung des Mechanismus hinter der spontanen Symmetriebrechung in der subatomaren Physik. Je ein Viertel bekommen Makoto Kobayashi und Toshihide Maskawa aus Japan für die Entdeckung des Ursprungs der Symmetriebrechung, die die Existenz von mindestens drei Quarkfamilien in der Natur voraussagt.
  • Der Nobelpreis für Chemie geht zu je einem Drittel an Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Y. Tsien aus den USA, für die Entdeckung und Entwicklung des grün fluoreszierenden Proteins, GFP.
  • Der Literaturpreis geht dieses Jahr an den Franzosen Jean-Marie Gustave Le Clézio, den Autor der neuer Aufbrüche, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, den Erkunder des Menschlichen über die herrschende Zivilisation hinaus und darunter hinweg.
  • Den Friedenspreis erhält der ehemalige finnische Präsident Martti Ahtisaari für seine wichtigen Anstrengungen über mehrere Kontinente und über drei Jahrzehnte hinweg, internationale Konflikte zu lösen. Dieser Preis freut mich weit mehr als Al Gore letztes Jahr und ich bedaure es jetzt noch mehr, die diesjährige Dag Hammarsköld-Vorlesung von Ahtisaari vor drei Wochen hier in Uppsala verpasst zu haben.
  • Der [**Wirtschaftspreis**](http://nobelprize.org/nobel_prizes/economics/laureates/2008/), der eigentlich kein richtiger Nobelpreis ist, sondern später von der schwedischen Reichsbank dazugestiftet wurde, geht an den [bloggenden](http://krugman.blogs.nytimes.com/) Paul Krugman aus den USA *für seine Analyse von Handelsmustern der Orte wirtschaftlicher Aktivität*. Was auch immer das bedeuten mag. Die Preisverleihung findet wie jedes Jahr am 10. Dezember statt, dem Todestag von [Alfred Nobel](http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Nobel).
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Sonnenstand

Gestern Nacht habe ich zum ersten Mal bewusst wieder Sterne am Nachthimmel wahrgenommen. In den Wochen um Mittsommer ist es dafür zu hell, auch wenn Uppsala nicht so weit nördlich liegt, dass die Sonne gar nicht untergeht. Zur Zeit gewinnt die Nacht hier fünf Minuten an Länge jeden Tag. Über die Dunkel- und Helligkeit habe ich vor längerem ausführlicher geschreiben.

Morgen Vormittag um etwa halb Zwölf kann man in Schweden eine teilweise Sonnenfinsternis beobachten, das heißt der Mond wird einen Teil der Sonne verdecken. Die Details zur Uhrzeit und dem Aussehen an unterschiedlichen Orten kann man sich hier anzeigen lassen. Um in den Kernschatten des Mondes zu kommen und eine “totale Sonnenfinsternis” zu erleben, müsste man nach Spitzbergen, Sibirien oder China reisen. Die einzige solche, die ich gesehen habe, war vor einigen Jahren in Süddeutschland.

Wenn das schöne Wetter anhält und ich die Papierbrille mit der passenden Folie wiederfinde, werde ich morgen den Blick nach oben richten. Allen, die gerade auch in Schweden sind, rate ich auch dazu, aber nur mit Sichtschutz, denn der unbedeckte Teil der Sonne ist immer noch zu hell fürs bloße Auge.

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Ältester Baum der Welt in Schweden

Seit ein paar Wochen macht in Schweden die Meldung die Runde, dass man in Dalarna den ältesten Baum der Welt gefunden hat – eine Fichte mit stolzen 9550 Jahren. Dieser Baum und einige in seiner Nähe, die auch ein stattliches Alter vorzuweisen haben, scheinen schnell zur Touristenattraktion zu werden.

Radio Schweden nimmt mir wieder einmal die Arbeit ab, die schwedischen Berichte zusammenzufassen:

Fichten können sich vermehren, indem sie Äste im Boden zu Wurzeln verwandeln. Damit schaffen diese Bäume exakte Kopien von sich selbst. [...] Dadurch, dass die Pflanze mal als niederes Gebüsch und mal als Baum wuchs, konnte sie sich den jeweiligen klimatischen Gegebenheiten der verschiedenen Epochen anpassen.

Den ganzen Artikel gibt es hier zu lesen.

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Preis für "Virtuelles Wasser"

Tagesschau.de schreibt über den Engländer Allen, der die Auszeichnung “Stockholmer Wasserpreis 2008” für seine Methode, den Gesamtwasserverbrauch zur Herstellung von Lebensmitteln und Produkten zu errechnen, erhalten wird. Mehr dazu auch in der deutschen Pressemitteilung des Stockholmer Internationalen Wasserinstitues.

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Im Radio

Zugegeben, es ist unwahrscheinlich, aber wenn vorhin jemand zufällig Radio Uppland, das Lokalradio des schwedischen Rundfunks für die Gegend um Uppsala, gehört hat, dann durfte er mir zuhören, wie ich etwas über die Mondfinsternis heute Nacht erzählt habe.

Es sind solche kleinen Dinge, die den Alltag als Astronom beleben. Das Radio ruft jemanden bei uns an und will etwas zu einem bestimmten Thema wissen. Der Angerufene glaubt, er wüsste dazu nichts und klappert die Nachbarbüros nach jemandem ab, der das übernehmen will, und da ich wohl den Ruf habe, zu allem irgendwie halbwegs vernünftigen Senf abgeben zu können, landet es bei mir. Die Moderatorin ruft mich kurz darauf an und eröffnet mir, dass ich doch kurz dranbleiben soll, bis wir gleich live auf Sendung gehen. Obwohl ich etwas überrumpelt war, habe ich mich ganz gut geschlagen, glaube ich. Nicht zuletzt, weil ich noch schnell spicken konnte.

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Nobelpreise verliehen

Gestern war der 10. und deshalb die Preisverleihung der diesjährigen Nobelpreise und das zugehörige Bankett.

Übermorgen kommen die beiden Physikpreisträger wie jedes Jahr nach Uppsala, um noch einmal eine Vorlesung zu geben, nachdem sie morgens von der Stockholmer Lucia geweckt wurden. Im Gegensatz zum letzten Jahr wo der Preis an Astronomen ging und wir deshalb reservierte Plätze bekamen, gilt es dieses Jahr wohl wieder, rechtzeitig da zu sein, denn es wird üblicherweise sehr voll.

Die Rede der Literaturpreisträgerin Lessing (auf Englisch oder Deutsch) ist übrigens auch lesenswert, trotz ihrer negativen Bemerkung über das Internet und das Bloggen.

Nachtrag, 071213: Ich habe – trotz halber Stunde zu früh – nur auf den Stufen Platz gefunden und wie erwartet nicht viel verstanden. Erwähnenswert ist vielleicht noch der Pomp und das Formelle rund um die Preisträger. Vor dem Labor waren, den Nationalitäten der beiden entsprechend, französische und deutsche Flaggen gehisst und sie kamen in zwei schwarzen Stretch-Limousinen, natürlich von Volvo.

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Pengar från Vetenskapsrådet

Der schwedische Vetenskapsrådet (“Wissenschaftsrat”) ist die staatliche Behörde zur Förderung von Wissenschaft und in vieler Hinsicht das Äquivalent zur DFG. Wissenschaftler können dort also Anträge einreichen, um ihre Forschungsprojekte zu finanzieren. Das können Betriebs- und Reisekosten sein, aber auch ganze Stellen sprich Lohnkosten. Viele Universitätslehrer, die eigentlich zum unterrichten angestellt sind, nutzten Geld vom VR, um einen Teil ihrer Zeit zum Forschen “freizukaufen”. Das nennt man dann friköp.

Gestern wurde bekanntgegeben, welche Projekte aus der letzten Antragsrunde bewilligt wurden und die Liste ist natürlich öffentlich. Vom Versprechen der neuen Regierung, viel mehr Geld für Wissenschaft bereitzustellen, sieht man jedoch nicht sehr viel. Etwa eine Milliarde Kronen wird im nächsten Jahr innerhalb Naturwissenschaft und Technik ausgeschüttet und eine große Mehrheit der Anträge wurde abgelehnt.

Nichtsdestotrotz war unser astronomisches Institut mit vier Anträgen erfolgreich. Zusätzlich hat ein Kollege aus Stockholm, mit dem ich zusammenarbeite, eine Stelle für die nächsten vier Jahre ergattert. Sehr schön.

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